KW 16 #BeinahKitschig
"Könntest du hier leben?", fragt das Kind, "für immer?" "Nein", antworte ich, "aber jetzt."
Gute Orte, schöne Unterkünfte, Wege und Landschaften diesseits und jenseits von Berlin – darum geht es hier. Von der Ostsee über Finnland bis Russland.
"Könntest du hier leben?", fragt das Kind, "für immer?" "Nein", antworte ich, "aber jetzt."
Erinnert ihr euch? Vor gut einem Jahr habe ich mit Markus Tauschek über das subversive Potenzial der Muße gesprochen. Der Direktor des Freiburger Zentrums für Populäre Kultur und Musik forscht u.a.
Aus Batumi und mir konnte nichts werden. Unser Start war völlig verfehlt. Anders erging’s mir mit Kutaissi. Ein Hochhaus nach dem anderen stürzte sich in den Himmel und kaum eines sah so aus, als würde es die nächste Saison überleben.
Die Landschaft flog an uns vorüber; kaum möglich, etwas von ihrer Schönheit zu erhaschen. Berto war im Geschwindigkeitsrausch und die Luft hier oben kalt.
»Jedem Reisenden, der das Glück hatte an einem georgischen Supra (სუფრა; Festmahl) teilzunehmen, wird diese in Erinnerung bleiben.« Silvio Mohr-Schaaf Uns wurde dieses Glück gleich zweimal zuteil.
Von Gurdschaani sahen wir nur unsere Unterkunft – ein »Hotel« laut Ankündigung. Damit hatte das in die Jahre gekommene Wohnhaus am Rande der kachetischen Kleinstadt für meinen prä-georgischen Begriff allerdings wenig gemein.
Reisen bildet, heißt es. Seit unserem »Roadtrip« durch Georgien weiß ich einmal mehr, wie Reisen bildet. Mitunter recht radikal. Mark Twain brachte es auf den Punkt: »Reisen ist tödlich für Vorurteile.« Nicht nur mein Begriff von »Landstraße« hat eine – im wortwörtlichen Sinne – neue Dimension erfahren, auch mein Möglichkeitssinn hat einen Quantensprung gemacht.
Der Wind heult und es krächzt im Gebälk. Wütend schlagen die Äste aufs Dach und wir lassen die Frage, Strandspaziergang ja oder nein, lange unbeantwortet.
Letztes Wochenende war ich in Schwerin. Das dritte Mal seit dem Juli 1990. In jenem heißen Sommer reisten meine Mutter und ich im VW-Bus durch die DDR.
»Es gibt nur zwei Tage in deinem Leben, an denen du nichts ändern kannst. Der eine ist gestern und der andere ist morgen.« Bevor wir die Koffer packen und mit dem Postauto gen Heimat aufbrechen sollten, entschied ich bei meiner frühmorgendlichen Tasse Kaffee, eine kleine Wanderung zu unternehmen.
»Wandern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.« Elizabeth von Arnim {1866 – 1941} Eigentlich bin ich kein »Bergmensch«.
Er kam unverhofft. Entgegen aller Vorhersagen. Und er war so schön: der Sommer auf Usedom. Wenn wir aus dem Fenster sahen, das so groß war, dass es kaum anders möglich war, fiel unser Blick aufs Achterwasser.
© M i MA | 2021