1. Oktober 2012

So lautet der Titel des aktuellen SZ-Magazins. Und ich vibriere. Das Heft spricht mir aus der Seele, vor allem Harald Welzers Artikel Beschränkt euch! Ein Vorschlag, indem er sich für ein neues Designverständnis ausspricht. Eines das im besten Sinne nachhaltig ist.

The new SZ-Magazin deals with a new way of living and a new way of design. Especially the article of Harald Welzers hits the mark. It´s about a new, a transformative design that rearrange the relationship of ressources and products and goes for a ressource light quality of life. 

Der notwendige Richtungswechsel stellt das Design nicht nur vor ganz neue Aufgaben, es stellt das Design, wie wir es kennen – als Styling von Produkten – im Kern infrage. Es kommt nämlich nicht darauf an, grundsätzlich falschen Produkten wie einem SUV ein gutes oder gar grünes Design zu verpassen. Wir brauchen … ein transformatives Design.

Harald Welser

Welzers Designvision ist so klug wie mutig. Mutig, weil er ausspricht, was niemand hören will: Wir kommen ums Verzichten nicht herum, wollen wir unsere Lebensgrundlagen nicht in Hochgeschwindigkeit zunichte machen. Klug, weil er im gleichen Atemzug überzeugend darlegt, dass Verzicht eben gerade nicht moralökologische Tristesse bedeuten muss, sondern ein „Gewinn an Lebensqualität“ – ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr. Welzer nennt es Ressoucenleichtigkeit:

Ressourcenleicht, das heißt: sich nicht die Wohnungen und Häuser und Landschaften mit Dingen vollstellen, die den eigenen Bewegungsraum einschränken. Es gibt Leute, die müssen auf den Balkon gehen,
um das Bild auf ihrem 60-Zoll-Plasma-Flatscreen scharf sehen zu können.

Harald Welzer

Das Design, das ihm für sein Transformationsdesign Modell und Pate steht, finden wir heute immer mehr. Es sind zum Beispiel das Urban Gardening, der Geist des Carsharings, das Prinzip der Umnutzung und des Upcyclings. Und ich pflichte Welzer bei: Dies ist der Anfang eines neuen Designs, einer neuen Haltung zu unserer Umwelt in all ihren Dimensionen: sozial, ökologisch, kulturell, ökonomisch.

umdenken, eine ästhetik der reduktion und des verschwindens - was für eine gestalterische aufgabe

12 Comments

  • 11 Jahren ago

    Oh liebe Indre, ich freue mich schon so auf Deine Gedanken zu "viel Konsum".
    Ich befinde mich in einer ähnlichen Phase mit der zentralen Frage "Was braucht man für sich und seine Familie zum Glücklichsein?". Sind es wirklich all die Produkte, für die täglich geworben wird. Braucht es wundervolle Tassen von Kopjes oder reicht nicht auch genau eine Lieblingstasse? Wie ist das bei den Kindern. Ist es da nicht am wichtigsten, jetzt schon das Glück vom Konsum zu trennen? Eigentlich bestehen doch die glücklichsten Momente aus lieben Menschen. Ein Treffen mit Freunden zum Kaffee. Einfach zu Hause und nicht im hippen Café um die Ecke. Oder ein gemeinsamer langsamer Bastelnachmittag mit den Kindern. Und dafür braucht es nur wenig, bis gar keinen Konsum, finde ich. Und ist es nicht schöner, die Lieblingsbabydecke selbst zu nähen, als dafür 340 Euro auszugeben? Zwar mit gutem Gefühl, weil Fair Trade und Bio. Aber sollte die eigenen Werke, wenn auch nicht perfekt, viel wertvoller sein?

    Und trotzdem bleibt das Gefühl, diese eine tolle Tasse von Kopjes würde das Glück noch abrunden .. Es bleibt also noch einiges zu tun. Ich bin auf den Austausch mit Dir gespannt!

    Alles Liebe und eine schöne Zeit bei Blogst, Sindy

  • 12 Jahren ago

    Danke für den Tipp, das Heft werd ich mir auf jeden Fall noch besorgen!

  • 12 Jahren ago

    "Also: nicht eine coole Flasche für ein Mineralwasser aus Fidschi entwerfen, sondern den Hinweis auf den nächsten Wasserhahn." Wunderbar formuliert.
    Deine Beispiele sind auch sehr schön – wobei ich glaube, dass die Welt es noch besser fände, wenn man gar nicht erst diese Espresso-Kapseln verwendet 😉

    Liebe Grüße!
    Mond

    • 12 Jahren ago

      Ja, das würde die Welt auf jeden Fall viel besser finden. Aber wir haben noch Berge davon. Und was soll man damit sonst tun?

      Liebe Grüße!
      I.

  • 12 Jahren ago

    Sehr, gutes, zeitgemäßes Thema.
    Was mich momentan beschäftigt. Wo fängt "zu viel Konsum" an und wo hört es auf?

    Wie siehst Du dies?

    LG
    Ines

    • 12 Jahren ago

      Schwierige Frage… gute Frage. Ich denke darüber nach.

      LG I.

  • 12 Jahren ago

    Ach, Mensch, der Harald… Bei ihm hatte ich zu Beginn meines Studiums mehrere Seminare. 😉 Danke für den Hinweis. Viele Grüße, Viola

    • 12 Jahren ago

      Ah, was hast du denn studiert? Und wo? Bist du etwa auch Kulturwissenschaftlerin?

      LG I.

    • 12 Jahren ago

      Ich habe Soziologie und Sozialpsychologie in Hannover auf Magister studiert. Ich habe bei Welzer viel gemacht zu narrativen Zeitzeugen-Interviews, das war damals sein Schwerpunkt.

  • 12 Jahren ago

    oh toll! das muss ich mir gleich greifen!

  • 12 Jahren ago

    Oh ja, ich hatte heute morgen das vergnügen mir die Zeit mit lesen zu vertreiben -so viel Gleichklang durch ein ganzes Heft hindurch gibt es selten und der Aufruf "weniger ist mehr" von H.W. hat mich ebenso bewegt. LG Daniela

  • 12 Jahren ago

    genau meine meinung. ich liebe flohmarktsachen nicht nur, weil sie schön sind, ich will auch vermeiden, neue dinge zu kaufen. so sind 80% unserer einrichtung gebraucht.

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