Samstagskaffee #57 mit Filmtipp: Finding Vivianne Maier

9. August 2014

Jede Frau hat ein Geheimnis, heißt es. Sie ist eines. Vivianne Maier. Die große Frau mit dem Stechschritt und der Kamera, den französischen Wurzeln und den dunklen Seiten, die ihren Lebensunterhalt als Nanny bestritt und im Laufe ihres Lebens mehr als 100.000 Fotos machte, die niemand – nicht einmal sie selbst in Gänze – zu ihren Lebzeiten zu Gesicht bekam. 
‚Why didn’t she show the work, why was she a nanny, why did she take all these photos?‘ Das fragte sich John Maloof. Durch einen bloßen Zufall war der Regisseur und Filmemacher in den Besitz ihres Nachlasses gekommen: abertausende von Negativen, Filmen, Zeitungsartikeln, Rechnungen, Kleidern, Nippes. Vivianne Maier, die sich mal Viv, mal V. Meier, dann wieder Miss Meyer oder Ms Mayer nannte, schien die Zeit festhalten zu wollen – in Bildern und Dingen. Ihr Sujet war vor allem die Welt der ‚kleinen Leute‘, der Armen und Devianten, zu denen sie offenbar eine große Nähe und einen großen Respekt empfand. 
Maloof begriff intuitiv, dass dieser Bilderfundus ein Schatz, diese Frau eine großartige Künstlerin war. Eine Straßenfotografin der ersten Stunde. Er begann zu recherchieren. Der Film Finding Vivianne Maier erzählt von seiner Suche, auf der er nach und nach ein Puzzleteil nach dem anderen aufdeckt, so dass sich langsam das Bild einer eigensinnigen und zugleich liebenswürdigen Frau herausschält, die am Ende doch nur eine Ahnung bleibt. ‚… to see the things she was photographing, and the humor, and the empathy for people, you get the feeling that this woman … I mean, she was like a punk rock nanny in a way.‘ (Maloof)
Finding Vivianne Maier ist ein wunderbarer Film. Und der Zufall ein Glücksfall. Maiers Bilder machen die Welt um ein Stück reicher. Ich hoffe, sie werden bald einmal in Deutschland zu sehen sein. Bis dahin kann man sie im Netz auf Viviane Meier betrachten – zum Beispiel bei einem Samstagskaffee von und mit Ninja.
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links: Chicago, IL | rechts: May 1953. New York | beide Bilder: Maloof Collection

6 Comments

  • 10 Jahren ago

    Recht herzlichen Dank fürs Teilen!
    Ich glaube, die Vivianne hatte nichts einfach nur
    so angesehen, immer nur gleich kameratauglich
    oder nicht 🙂 Charakterbilder, einfach schön.
    lg
    das Sigi

  • Ich habe den Trailer davon im Kino gesehen. Wenn die Dokumentation auf DVD raus ist, muss ich sie mir unbedingt angucken. Und vorher ziehe ich mir mal ihre Bilder auf der Webseite zu Gemüte. Danke!

  • 10 Jahren ago

    die bilder von ihr sind der hammer, danke für die vorstellung!
    lg, mecki

  • 10 Jahren ago

    Habe erst vor kurzem einen Artikel im Stern gelesen und ein paar ihrer wunderbaren Fotografien gesehen… ein faszinierender Fund… Und jetzt werde ich mir den Film ansehen…
    Schönes Wochenende und lg,
    Kebo

  • 10 Jahren ago

    Die Bilder sind genial! Zeigt es uns eine Zeit die wir so nie kennengelernt haben.
    Ich war ganz gefesselt.
    Danke für die Vorstellung
    Andrea

  • 10 Jahren ago

    Oh, wie wundervoll! Ich bin auch neulich durch Zufall auf ihre faszinierende Persönlicheit und die beeindruckenden Fotos gestoßen. Danke fürs Teilen, der Film ist toll! Ich hoffe, dassihr eBilder bald auch in Deutschland zu sehen sein werden!
    Grüße, Ulrike

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