Nachhaltig, innovativ, jung. Eine Gründergeschichte aus der Berlin. Oder: Unser neues Sofa

21. November 2013
Nachhaltig, innovativ, jung. Eine Gründergeschichte aus der Berlin. Oder: Unser neues Sofa/Alte Liebe

Mein Sofa ist eines meiner liebsten Möbel. Schlicht, schön, bequem und mit vielen Erinnerungen versehen – doch leider nicht nur damit. Nach und nach haben sich allerlei Flecken auf dem guten Stück breit gemacht: Neben den ein oder anderen Kaffeeklecks gesellte sich so manch verschütteter Wein und verschmierte Kinderhand. Durchgesessen und ein wenig abgewetzt ist es mittlerweile auch. Kurzum: Mein liebstes Möbel hat seine besten Tage gesehen, und so begab ich mich vor einigen Wochen auf die Suche nach einem adäquaten Ersatz. Dass es nicht einfach werden würde, hatte ich erwartet. Doch es wurde noch schwieriger. Entweder investiert man nämlich ein halbes Vermögen oder – so mein Eindruck – man muss verzichten lernen: auf Qualität oder auf Ästhetik oder auf beides. Qualität und Ästhetik im Doppelpack bekommt man offenbar nur in wenigen Ausnahmefällen zu einem moderaten Preis.
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Nachhaltig, innovativ, jung. Eine Gründergeschichte aus der Berlin. Oder: Unser neues Sofa/Fofo

Es war also ein echter Glücksfall, dass ich ein Sofa fand, das sowohl in unser Wohnzimmer als auch zu unserem Geldbeutel passt. Gefunden habe ich es bei Sitzfeldt, einem jungen Berliner Unternehmen, das mir genauso gut gefällt wie die Sofas, die es vertreibt. Hinter Sitzfeldt stehen nämlich drei sympathische junge Leute, denen das Thema Nachhaltigkeit genauso am Herzen liegt wie mir. Es sind die Geschwister Anna und Clemens Deyerling und ihr gemeinsamer Freund Julius Martini – alle drei Anfang 30 und entschlossen, aus gutem Design, nachhaltiger Herstellung und fairen Preisen ein erfolgreiches Geschäft zu machen. Das ist ihnen bisher gelungen. Und dabei setzen die ‚Sitzfeldter‘ auf ein Geschäftsmodell, das sie von anderen Start-Ups unterscheidet: Organisches Wachstum statt maximaler Verkaufserlös lautet ihre Devise, die nicht das schnelle Geld, sondern ’nur‘ solides und dauerhaftes Geschäft verspricht. ‚Wir wollen ein nachhaltig wachsendes Geschäft aufbauen‘, berichtet Anna Deyerling, ‚und investieren daher auch viel in unsere Marke. Dazu gehört nicht nur das Image, sondern auch unser Personal und Produktsortiment.‘

Nachhaltig, innovativ, jung. Eine Gründergeschichte aus der Berlin. Oder- Unser neues Sofa/Die Drei

Ich habe einen Heidenrespekt vor dem Mut aller Gründer/innen. Es ist ja nicht getan mit einer klaren Vision und einer ordentlichen Kapitalspritze. Man muss wissen, wie man die Vision erreicht und das Geld einsetzen muss, um innerhalb eines bestimmten Zeitraums in den grünen Bereich zu kommen. Das organische Wachsen á la Sitzfeldt macht das nicht eben einfacher. ‚Es ist insofern schwieriger, weil es langsamer ist als andere Wachstumsstrategien und wir jede Entscheidung genau abwägen müssen‘, erklärt Anna Deyerling, ‚Doch dafür haben wir viel mehr Gestaltungsspielraum und können unsere eigenen Ideen viel besser umsetzen als im Rahmen einer anderen Finanzierungsstrategie.‘ Dieser Gestaltungsspielraum war einer der Gründe, warum sich die Drei im Jahr 2009 entschlossen, ihre gut bezahlten Jobs in verschiedenen Unternehmensberatungen zu quittieren und das sichere Angestelltenverhältnis gegen die ungewisse Selbstständigkeit einzutauschen. Für Anna Deyerling bedeutete dieser Schritt zudem, dass sie sich den Luxus von Kind und Karriere leisten konnte.

Nachhaltig, innovativ, jung. Eine Gründergeschichte aus der Berlin. Oder- Unser neues Sofa/Sitzfeldt

Die 33jährige zieht ihren zweijährigen Sohn alleine groß. Als ihre eigene Chefin kann sie es einrichten, drei bis vier von fünf Tagen um 15 Uhr zur Kita zu fahren und die To-Do-Listen abzuarbeiten, wenn andere vor dem Fernseher sitzen oder schlafen. ‚In den Unternehmen, in denen ich vorher gearbeitet habe, wäre das nicht ohne Verluste möglich gewesen. Die wichtigsten Gespräche fanden Abends statt. Wer daran nicht teilnehmen konnte, war raus aus dem Spiel‘, weiß die ehemalige Projektmanagerin, die sich auf Vorstandsebene bewegte. Von einer Work-Life-Balance sind große Teile der Arbeitswelt noch weit entfernt, wie gut, dass es die neuen Unternehmer/innen anders machen und damit den Wandel forcieren. Auch das gehört in meinen Augen zur Nachhaltigkeit: Dass Arbeit und Privatleben sich nicht mehr unvereinbar gegenüberstehen.
Doch zurück zum Geschäftsmodell. Wie gelingt es eigentlich, schöne Sofas nachhaltig zu produzieren und zu fairen Preisen anzubieten? Sitzfeldt arbeitet mit bekannten Designer/innen wie Steffen Kehrle, Dirk Nachtsheim und Alice Constantinis zusammen und verwendet ausschließlich hochwertige Materialien. Die Stoffe stammen aus alteingesessenen Webereien in Italien, das Leder beziehen sie ausschließlich von der Gerberei Heller – die weltweit erste, die mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ ausgezeichnet wurde. Und produzieren lässt Sitzfeldt in Europa unter fairen Bedingungen. Wie geht das? Die Antwort ist das Internet: ‚Wir produzieren nach Bedarf. So fallen Zwischenhändler, kostenintensive Lager- und Verkaufsflächen weg‘, erklärt Clemens Deyerling.

Nachhaltig, innovativ, jung. Eine Gründergeschichte aus der Berlin. Oder: Unser neues Sofa/De Marti

Wenn unser neues Möbel in einigen Wochen bei uns einzieht, können wir uns also nicht nur über ein schönes Sofa freuen, sondern auch über ein gutes Gewissen. Habt ihr eine Idee, welches Sofa wir ausgewählt haben? Es ist – soviel sei verraten – ein Dreisitzer, der sich in Größe und Stil sowohl in unsere jetzige als auch in unsere neue Wohnung einfügen wird und auf einem der Fotos hier zu finden ist (allerdings in anderer Farbe).

18 Comments

  • 10 Jahren ago

    Ha! So so lange suche ich schon nach einem (meinem) Sofa. Bisher habe ich nur Kompromisssofas gefunden. Oder wahnsinnig teure. Jetzt steht Sitzfeldt auf meiner Liste. Wie überaus toll. Und wie überaus obermegatoll, dass sie auch einen Showroom in Köln haben. Ich bin gespannt. Danke!

  • Anonym
    10 Jahren ago

    Liebe Inder,
    unser Sofa ist mittlerweile über neun Jahre alt und immer noch sehr bequem, nicht durchgesessen und mit mittlerweile zwei Kindern und einem Hund sehr auf
    Familienfreundlichkeit geprüft worden. Es ist das Ecksofa Milano von Bolia und wirklich ein super Sofa. Ich finde die Sitzfeldter sehr sympathisch und die Preise wirklich moderat und vergleichbar mit Bolia. Falls Du nicht schon eine Wahl getroffen hättest (das Ledersofa sieht scharf aus), hätte ich Dir diese Firma empfohlen.

    Liebe Grüße aus Bremen
    Steffi

  • Susanne
    10 Jahren ago

    Danke für den Tipp-wir sind nämlich auch gerade auf der Suche. Und das tollste ist, dass es bei uns im Rheinland mittlerweile auch einen Showroom gibt…..( ok,ok ich muss mich überwinden als Düsseldorfer nach Kölle zu fahren, aber was tut man nicht alles für ein gutes Möbelstück)

    • 10 Jahren ago

      Das freut mich. Die Sitzfelder sind toll und ihre Sofas ebenso. Es lohnt sich also allemal, den Weg nach 'Kölle' zu nehmen. Ich bin gespannt, wie eure Wahl ausfällt.

  • 10 Jahren ago

    ich bin eine so große freundin solcher geschäftsideen. nachhaltigkeit, ja bitte. find ich sehr gut. danke.

  • 10 Jahren ago

    Hihi, das unterste Bild hat Felix Krumbholz – einer unserer Liebenswert-Buch Fotografen – gemacht.

    • 10 Jahren ago

      Die Welt ist so klein 😉

  • 10 Jahren ago

    Sehr schön.
    Mir gefällt das Graue auf dem ersten Foto am Besten.
    Könnte ich mir bei Dir auch gut vorstellen, das Ledersofa ist aber auch toll, bin schon gespannt, wie es bei Dir aussieht.

    Liebe Grüße

  • 10 Jahren ago

    toll!

  • 10 Jahren ago

    Oh super! Danke für die Vorstellung dieses Unternehmens. Die Produkte und Preise und das Konzept sind toll und die drei Inhaber sympathisch. Die merk ich mir. Wenn die Kinder größer sind, wird auch ein neues Sofa fällig sein ;-).
    Hab es schon gelesen, hätte aber auch auf das Ledersofa getippt und bin gespannt, wie es sich in Euren Räumen machen wird.
    Liebe Grüße, Katja

  • 10 Jahren ago

    Tolles Konzept und sehr, sehr unterstützenswert. Ich freue mich immer über solche Adressen, denn wir kaufen schon seit Jahren auch unsere Möbel am liebsten made in Germany / Europe. Herzliche Grüße, Sabine

  • 10 Jahren ago

    Ein wirklich toller Bericht über Nachhaltigkeit auf so vielen Ebenen. So einem Unternehmen kann man nur viel Erfolg wünschen. Bin auf Fotos deines neuen Sofas gespannt und tippe auf das Ledersofa, obwohl ich eigentlich denke, dass du kein Leder, sondern Stoffbezug gewählt hast. LG Rebekka

  • 10 Jahren ago

    ich bin begeistert, mein nächstes sofa ist ein sitzfeldt! vielen dank für die sympathische vorstellung. schöne grüße, wiebke

  • 10 Jahren ago

    Wunderbar!!! Und so ein tolles Foto von den Dreien!!!

    Das Ledersofa ist wunderschön, da hast Du etwas Gutes gefunden und es ist schön, dass Du diese Entdeckung mit uns teilst. Danke.

  • 10 Jahren ago

    Das ist ein ganz toller Tipp von dir – ich bin schon lange auf der Suche nach einem Sofa und das Konzept gefällt mir sehr gut!

    Vielleicht Glanzstück in weiß?

    Liebe Grüße

    Margarete

  • 10 Jahren ago

    Das Ledersofa? Zumindest wäre es mein Favorit…LG Lotta.

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