M i MA zügelt: Vom Pläneschmieden, Panikschieben und Stückschlafen

24. Februar 2015

Der Umzug naht. Ich müsste mich freuen. Und ja, manchmal kommt auch tatsächlich so etwas wie Vorfreude auf. Dann wenn es mir gelingt, mich mitsamt des Mobiliars in die noch rohen Räume zu projizieren. Viel öfter aber kommt etwas anderes auf: Panik. Der Gedanke an die vollgestopften Schubladen löst kalte Schweißausbrüche, der Blick in den Kleiderschrank Schnappatmung und der Anblick der CD-, Bücher- und Magazinstapel Beklemmungen aus. Den letzten Rest gibt mir die Vorstellung, zwei Wohnungen parallel ein- bzw. wieder herzurichten. – Die kleine Indre möchte bitte sofort ins künstliche Koma versetzt und erst wieder zurückgeholt werden, wenn alles vorbei ist.

Sie finden das übertrieben? Ist es auch. Unter normalen Umständen wäre ich auch deutlich gelassener. Um die 15 Mal bin ich in meinem Leben umgezogen. Man könnte also sagen, ich habe eine gewisse Routine im ‚Züglen‚, wie es im Schweizerdeutschen so schön heißt. Das Problem ist nur: Jenseits dessen geht mir gerade jegliche Routine ab – und wie kann man entspannt und locker die nächsten Wochen planen, wenn man nicht mal das Hier und Jetzt ausmachen kann?

Ja, ich weiß: Wie blöd ist es eigentlich, Umzug und Jobwechsel zusammenzulegen? Sehr blöd. Aber es war auch höhere Gewalt und nicht etwa mein Plan (wie machen das eigentlich all die, die für einen neuen Job umziehen?). Der war eigentlich, zum Jahreswechsel umgezogen zu sein. Daraus wurde nichts. Wie auch aus dem zweiten nicht, den Umzug zwischen Ende und Neuanfang zu legen. Brecht hat´s immer schon gewusst: Ja, mach nur einen Plan | sei nur ein großes Licht | und mach dann noch ’nen zweiten Plan | gehn tun sie beide nicht. Jetzt hab ich also das Schlamassel und muss durchs Unbekannte navigieren. Das ist ungefähr so wie nachts ohne Navi in der Uckermark – completely lost.

Würde ich nicht wissen, dass es immer irgendwie geht – wobei irgendwie eben auch irgendwie ist: mit heißer Nadel, auf Kante und knirsch – würde ich wohl gar keinen Schlaf mehr finden. So schlaf ich wenigstens ein paar Stunden. Wenn auch nicht am Stück. Die Wachphasen überbrücke ich mit Franziska Gerstenbergs Minidramen über die Last und Lust des Umziehens. Sie trösten mich über die verlorene Nachtruhe hinweg. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

PS: Wie behält man eigentlich den kühlen Kopf und klaren Blick in solchen Umbruchphasen? An Ritualen festhalten oder neue entwickeln? In den Momo-Straßenkehrermodus schalten? Oder was habt ihr für Erfahrungen?


31 Comments

  • Anonym
    9 Jahren ago

    Liebe Indre,

    kenn' ich auch, das Panikschieben und Stückschlafen. Fühlt sich nicht gut an.
    Was sich aber hoffentlich gut anfühlt: Hier draußen gibt es viele Menschen, die dir mental Kraft und Durchhaltevermögen rüberschicken. Von denen du, davon bin ich überzeugt, sowieso schon über große Portionen verfügst.
    Halte durch!
    Und viel Erfolg im neuen Job.

    Herzliche Grüße

    Katja

  • 9 Jahren ago

    Liebe Indre, ach, so gut kenne ich diese Strömungswirbel von Umbrüchen. Mir hilft dann neue Routinen setzen, feste Schreibtischzeiten (mit Timer und Zeitplan) und vor allem: feste Ruhezeiten, Pausen. Auch Denkpausen. Mein Hausarzt sagte mir gestern zu meiner andauernden Insomnia: 'Gehen Sie jeden Tag 20 Minuten spazieren. Und das ziellos!'. Das hat mich sehr berührt. So einfach und doch so kraftvoll. Ich wünsche Dir von Herzen bald einkehrende Ruhe!***

    • 9 Jahren ago

      1000 Dank für deine Wünsche! "Ziellos gehen" – das nehm ich mir zu Herzen. LG I.

  • 9 Jahren ago

    In solchen Phasen, liebe INdre, gab es für mich immer nur eines:
    Einfach leben!
    Will heißen, ich habe geschaut, dass meine Grundbedürfnisse und die der Kinder erfüllt wurden, die Mägen gefüllt und die Körper genügend Schlaf bekommen.
    Es ist nicht wichtig, ob die eine Kiste noch etwas länger unausgepackt steht oder die dritte Pflanze nicht mit ins bestellte Umzugsauto passt. Das kann warten.
    Und ansonsten so viel wie möglich, wenn möglich, an all Jene abdelegieren, die von diesem Dinge was verstehen.
    Es hat mich zwar Geld gekostet, aber meine Nerven enorm geschont, dass meine Umzugskartons von netten Männern transportiert wurden und nicht von Freunden.
    Und Wohnungen übergabereif streichen können andere auch viel schneller und besser als ich, auch wenn sie bezahlt werden müssen.
    Würde ich, wenn finanziell machbar, immer wieder so machen.
    Halt die Ohren steif – manchmal hilft nur der Glaube daran, dass du in ein paar Monaten über all das lachst. 🙂

    Liebste Grüße
    Katja

    • 9 Jahren ago

      Das mache ich. Genauso so 😉 … HG I.

  • 9 Jahren ago

    Ich würde sagen,
    einfach laufen lassen,
    wird schon!
    In Ruhe packen
    und in Ruhe wieder auspacken
    und nicht den Ehrgeiz haben wollen innerhalb von einem Tag – nicht einmal einer Woche – wieder eine Supervorzeigewohnung haben zu wollen…
    Ich habe mir da nie Stress gemacht und bei mir sind Jobwechsel und Umzug beim letzten Mal direkt zusammen gefallen – easy Indre! ; )

    P.S. Wie schaut´s denn mit Deinen Lieben um Dich herum aus? Mir hilft es immer wenn die alle Ruhe bewahren, M hat so eine Grundeinstellung/Ruhe "alles wird gut" – solange die nicht aus den Fugen gerät, weiss ich es ist so! : )

    • 9 Jahren ago

      Ich versuche mir gerade diese Grundeinstellung anzulernen… und mache kleine Fortschritte. Wird schon. Wenn vielleicht auch nicht "easy" ;))

  • 9 Jahren ago

    @all: Ach, ihr seid ja wirklich großartig und toll und überhaupt… ich bin ganz gerührt! DANKE! Sobald ich etwas Zeit habe, melde ich mich ausführlicher bei jeder von euch zurück. Herzlich, I.

  • Ich schicke dir Power und Zuversicht. Und drücke die Daumen, dass sich einfach Eins gut zum Anderen fügt.
    Heute allerliebste Grüße zu dir,
    Eva

  • 9 Jahren ago

    Liebe Indre,
    es macht mich traurig, solche Wort von Dir zu lesen. Ich vermute, der Umzug und der Jobwechsel sind gar nicht das eigentliche Problem. Mit Zügeln hast Du ja Erfahrung. Da weißt Du bestimmt, wie Du es hinbekommst (ausmisten, notalls auch nach dem Umzug, sich helfen lassen, eins nach dem anderen…). Deine Worte erinnern mich eher an mein Leben der letzten Monate – sich zu viel aufhalsen, alles perfekt machen wollen, viel selbst erledigen wollen… Und im Endeffekt schafft man bei Weitem nicht so viel, wie man sich vorgenommen hat. Und das frustriert, demotiviert, macht ohnmächtig.
    Kluge Sprüche nerven erstmal, aber sie sind nunmal k l u g: versuch runterzukommen, schalte einen Gang zurück, mach Dir nicht so viele Gedanken! Es wird alles gut werden. Und wenn es eben ein bisschen länger dauert, bis das neue Heim eingerichtet ist. Wir Leser/innen brauchen auch nicht sofort wunderschöne Wohnungsbilder. Wir warten auf Dich, denken an Dich und freuen uns, wenn Du mit neuer Energie (und die kommt bestimmt wieder) weitermachst.
    Kopf hoch und halte durch!

    Liebe Grüße, Katja

    • 9 Jahren ago

      Danke dir! Sicherlich wird´s hier absehbar ruhiger. Schön zu wissen, dass das "keinen Abbruch tut". Herzlich, I.

  • 9 Jahren ago

    Liebe Indre, es gibt noch eine weitere Variante. Umzug planen für den eigenen Vater. D. h. ein ganzes Leben, welches sich im Haus stapelt, auseinander reißen zu müssen. Weil es der Vater nicht mehr schafft. Das wäre beinahe meine Frühjahrsaufgabe geworden, nun möchte der Vater aber nicht mehr umziehen und der Kelch ist erst einmal an mir vorbeigegangen. Viele schlaflose Nächte liegen hinter mir, ich weiß, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Irgendwann wird es mich ereilen und mir gruselt davor. Du wirst Hilfe brauchen Indre, ich auch. Ansonsten: nicht darüber nachdenken, was in zwei Wochen ist. Sondern den Tag planen und fokussieren. Mehr geht halt manchmal nicht und schonmal die Freunde informieren, falls man in nächster Zeit mit müden Augen, genervten Gesichtszügen und schlechter Laune auffallen sollte. Wünsch Dir viel Energie. LG Andrea Lyß aus Celle

    • 9 Jahren ago

      Das klingt nach einer großen Sache – dann lieber der eigene Umzug, wenn man weiß, was in den eigenen Schubladen steckt… Auf dass die Aufgabe nicht allzu bald auf dich zukommt. Und lieben Dank für die Wünsche!

  • 9 Jahren ago

    Ich bin auch so ein Panikmensch und leider reicht mir dabei eines deiner Projekte. Deine Fragen und Unsicherheiten kann ich so gut nachvollziehen. Ich unterstreiche gern, was schon gesagt wurde: Hilfe organisieren, den Blick auf den nächsten Schritt richten, versuchen, trotzdem kleine Inseln einzubauen für schöne Dinge. Du wirst es schaffen!!! Ich suche mir immer gern in Gedanken ein Ereignis oder ein Datum, an dem alles definitiv gelaufen sein wird. So nach dem Motto: Am 1. Mai ist alles vorbei, am 01. Mai ist alles vorbei, am 01. Mai … can be continued. Ich wünsche dir viel Kraft für alles! Liebe Grüße, Annett

  • 9 Jahren ago

    Unglaublich, wie beim Lesen alles wieder hochkommt, das Grummeln im Bauch, der Berg der unüberweindbar scheint … Ich kann Deine Gedanken gut nachfühlen, so ging es mir im letzten Jahr als mein Umzug bevorstand und das Büro einfach weiterlief. Alles nur auf meinen Schultern. Schritt für Schritt, einen Fuss vor den anderen habe ich es aber geschafft. Es war wahnsinnig anstrengend und es gab immer wieder Unerwartetes zu überwinden, ich konnte monatelang nicht gut schlafen. Im Nachhinein weiß ich, dass ich mich nicht hätte so verrückt machen müssen, das hätte einige Energie gespart … Hilfe von guten Freunden hat geholfen, der Beistand meiner Schwester, Einatmen, Ausatmen, Weitermachen. Es geht!
    Liebe Grüße, Wiebke

    • 9 Jahren ago

      … ich denke auch: Es geht. Und dann ist es ja auch toll: Neue Wohnung, neue Perspektiven etc.

      LG I

  • 9 Jahren ago

    Ohje, liebe Indre, das kann ich gut nachempfinden, glaube ich. Wenn die eigentliche Routine abhanden kommt, die selbstgewählten Aufgaben übermächtig wirken, die Freude im Halse stecken bleibt, die gute Schritt-für-Schritt-Planung dennoch Schlaf raubt und Mama's Schoß der sicherste Ort zu sein scheint.

    Glücksinseln helfen mir. Ich weiß was und wer mir gut tut und auch wenn mir überhaupt nicht der Kopf danach steht und ich es in meinem Wust als vertane Zeit/Esgibtwichtigeres abtue – trotzdem machen.

    Soweit mein Rat und meine Wünsche für viel Kraft + erholsamen Schlaf!
    Liebe Grüße . M

    • 9 Jahren ago

      "Glücksinseln" – schön. Versuch ich! Danke.

  • 9 Jahren ago

    Ihr schafft das! Du hast auch noch deinen Job gewechselt? wow. Ohhhmmm ubd krass das wirklich der Umzug in ein paar wochen sein soll. Lg alu

    • 9 Jahren ago

      … aber ich freue mich aufs Kennenlernen! Dann trinken wir mal Kaffee bei dir und mal bei mir und freuen uns über den Perspektivwechsel aufs jeweils andere Haus 😉

  • 9 Jahren ago

    Liebe Indre,
    ich neige zwar auch zu Panikattacken und "Stückschlafen", wenn es rund geht, versuche aber, mich an den Rat zu halten, den man mir mal für solche Fälle gegeben hat: Immer Stück für Stück arbeiten. Nicht an den großen Haufen denken, sondern in einer Ecke anfangen und sich Stück für Stück voranarbeiten. Klappt mit großen Magazinstapeln genauso gut wie mit den großen Stapeln im Kopf 😉
    Du schaffst das!
    Viele liebe Grüße,
    Sonja

    • 9 Jahren ago

      Die Parallele zwischen Magazinstapel und Kopf gefällt mir 😉

      Liebe Grüße!

  • 9 Jahren ago

    Hilfe holen – wer kann mithelfen Kisten zu packen? Ist es finanziell möglich ein Umzugsunternehmen auch dafür zu beauftragen? Eine Freundin hatte ein kleines Baby und einen Umzug, der sich auch verzögert hatte, zu bewerkstelligen. Da ist die Tante gekommen und hat gepackt.
    Wer kann woanders mithelfen?
    Listen schreiben hilft meistens. Pausen einlegen. Tee trinken. Wenns nur 5 Minuten sind. Hilft.
    Liebe Grüße!
    Nanne

    • 9 Jahren ago

      Umzugsunternehmen ist engagiert. Sonst wird ich jetzt wirklich durchdrehen. 😉

  • 9 Jahren ago

    Liebe Indre,
    ich wünsche Dir starke Nerven. Ich bin auch schon 18mal (!) umgezogen – zweimal übern grossen Teich mit Jobwechsel beim Mann. Ich weiß also, was Du durchmachst. Aber immerhin bleibst Du in der gleichen Stadt und musst Dir keine neue Infrastruktur schaffen!
    Küche einpacken z.B. geht ganz schnell, wenn man sich ein paar Freundinnen, Pizza und Wein einbestellt! Zwei Leitsätze, die mich vor dem Wahnsinn bewahrt haben: "One step at a time!" "In der Ruhe liegt die Kraft!"
    Sag Bescheid, wenn Du Hilfe brauchst. Ich liebe Umziehen!
    LG Imke

    • 9 Jahren ago

      Lieben Dank für dein Hilfsangebot! Das ist toll!

  • 9 Jahren ago

    och, das wird schon! ganz bestimmt.
    (sagt die frau, die schon 5 monate vor dem umzug so ziemlich alles überflüssige in kisten verstaut hatte….) mein tipp an mich selbst ist dann immer: nicht nachdenken, einfach weitermachen. klappt mal so mal so 🙂
    liebe grüße!

    • 9 Jahren ago

      So versuche ich es im Moment auch zu handhaben – und zwar quasi alles: nicht nachdenken. Machen. 😉

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