Offenheit, Weite und ein dezenter Mix aus Alt und Neu kennzeichnen Dejans Stil. |
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Das Esszimmer mit Blick ins Wohnzimmer. Der fast 200 Jahre alte Sekretär ist Dejans liebstes Stück. |
Die Sofas sind Original Chesterfield-Sofas, Stühle und Tisch stammen aus dem 19. Jahrhundert. |
Ein Barbetrieb in einem Wohnhaus – das verlief nicht immer störungsfrei. Ich erinnere mich an manche Nacht, in der die Bässe langsam die Wände hochkrochen und mich aus dem Tiefschlaf holten. Doch Dejan wäre nicht Dejan, hätte er nicht nach Lösungen gesucht. Parallel zu seiner Entwicklung zum Profi-Barbesitzer entwickelte sich der 1974 in Berlin-Wilmersdorf geborene Sohn eines mazedonischen ‚Gastarbeiters‘ zum Lärmschutzspezialisten.
2011 wurde das große Ladenlokal im Erdgeschoss unseres Hauses frei. Dejan erkannte seine Chance und griff zu. Er sanierte die Räumlichkeiten, ließ Schallschutzdecken einziehen, isolierte Wände und Boden und eröffnete – inspiriert von den frühen und mittleren 1900er Jahren – im November 2011 das neue Salut!. Außen schwarz mit originalen Art-Déco-Fliesen, innen Schummerlicht aus antiken Lampen, frühen schwarz-weiß Fotografien und alten Ledercouchen aus England. ‚Ich habe mich von der US-amerikanischen Cocktailkultur inspirieren lassen‘, erläutert er und nimmt mich mit auf einen kleinen Exkurs in die Geschichte. ‚Die Entstehung der Cocktail- und Barkultur begann um die 1830er Jahre in den USA und erlebte ihre Blüte von Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. Von 1919 bis 1933 war die Zeit der so genannten Prohibition in den USA – Präsident Wilson hatte Herstellung, Handel und Konsum von Alkohol verboten. Doch der Schwarzhandel florierte und in den Kellern und Hinterhöfen wurden illegal Bars eingerichtet – nie zuvor wurde in den USA so viel Alkohol konsumiert wie in der Verbotsphase‘, erzählt er und schmunzelt. Das Salut! erinnert nicht zufällig an die ‚heimlichen Kellerbars‘ der Prohibition; seine Wohnung hingegen prägt der gediegene britische Stil der 1930er Jahre. An seine kulturellen Wurzeln erinnern nur die alten Familienfotos aus Mazedonien.
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Dejans Wohnzimmer. Aus den Paletten will er ein Podest bauen, auf dem man Herumlümmeln und aus dem Fenster schauen kann. Eine sehr gelungene Balkonkompensation, finde ich.
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Dejans Lieblingsort am Ohridsee: die St. Jovan Kaneo Kirche. Fotocredit: Athena Lao via Wikimedia Commons |
- Die Hauptstadt Skopje ist laut Dejan ein Muss. Die beste Reisezeit ist Mai/Juni oder September/Oktober. Dann sollte man auf jeden Fall die Altstadt besuchen, die nach dem schweren Erdbeben 1963 teilweise neu konzipiert und bebaut wurde. Weitere Sehenswürdigkeiten sind der Vodno-Berg, auf den eine Seilbahn führt sowie der atemberaubend schöne Matka Canyon nahe der Stadt. Dort gibt es zahlreiche Grotten und die weltweit tiefste Unterwassergrotte namens Vrelo. Ein Tipp für Herbstreisende: Anfang Oktober findet das Skopje Jazz Festival statt.
- Auch das Unesco Weltkulturerbe, der Stadt Ohrid samt gleichnamigem See, sollte man – so Dejan – bereisen, am besten von Mai bis Oktober. ‚Es ist eine geschichtsträchtige Region, die neben Badespaß sehr viele, abwechslungsreiche Ausflugsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten bietet!‘, erzählt er, ‚der Ohridsee ist einer der tiefsten, saubersten und schönsten Seen der Welt mit einzigartiger Flora und Fauna. Es heißt, es gäbe rundherum so viele alte Klöster wie das Jahr Tage hat.‘ Seine Lieblingsstelle ist die St. Jovan Kaneo Kirche, die auf einem Felsvorsprung am See liegt. In Ohrid errichtete Clement von Ohrid im 10. Jahrhundert außerdem die erste slawische Universität.
- Weitere Tipps:
- Ausgrabungsstätte Heraklea in der Nähe der 75.000-Einwohner/innen Stadt Bitola. ‚Man sollte sie unbedingt besuchen!‘
- Mavrovo Nationalpark für alle Liebhaber/innen unberührter Natur. ‚Der makedonische Luchs lebt hier nebst Bären und Wölfen in freier Wildbahn.‘
- Allgemeine Informationen zum Reise- und Urlaubsland Mazedonien findet ihr hier:
Rohes Mauerwerk, graue Wände und eine Weltkugel – Dejan weiß, Akzente zu setzen. |
Ein unheimlich guter Blogpost! Eine Wohnungsführung und so viel über die Person dahinter und dazu noch Reisetipps! Wow! Bin begeistert! Lieben Gruß Lisa
Dankeschön! Deine Worte freuen mich sehr.
Ein toller Artikel! Tolle Wohnung, tolle Geschichte und die Bar werde ich auch demnächst ausprobieren…ist nicht weit von mir, bin auch im wunderschönen Schöneberg wohnhaft.
Meine Güte was für eine unglaublich stilvolle Wohnung!
Was für eine herrliche Wohnung und tolle Entstehungsgeschichte der Bar. Würde ich in Berlin leben, würde ich vorbeischauen : ) Und auch vielen Dank für die Mazedonientipps, ich bin ja immer auf der Suche nach Reisegeheimtipps.
liebe Indre, die Goltzstraße! Mon Dieu. Zweieinhalb Jahre habe ich dort gewohnt und die Straße ganz tief in mein Herz geschlossen. Ich kann gut nachvollziehen, was das für ein Gefühl ist, sie erstmal hinter sich zu lassen. Das Salut ist mir von Anfang an aufgefallen, doch tatsächlich war ich erst vor ein paar Wochen dort zum Gin Tonic (was für eine Auswahl!) trinken. Ein schöner Ort! Und die Wohnung von Dejan ebenso. Vielen Dank für den Einblick und das Lust machen auf Makedonien. Liebe Grüße! Theresa
Tolle Wohnung und eine überraschende Erinnerung an eine der schönsten Weltgegenden, die ich vor 35 Jahren besucht und nie vergessen habe. Danke!
Liebe Grüße aus Köln!
Astrid
Wow, mal was ganz anderes. Vielen Dank für die Einblicke und die Geschichten dazu!