G U TE MO D E : F O RM A T .

21. Januar 2013
Wie angekündigt will ich mich in diesem Jahr neben ‚guten Dingen‘ auch der ‚guten Mode‘ widmen und euch Modelabels vor, die mit Erfolg auf Nachhaltigkeit setzen. Den Anfang macht zum Wochenstart das in Berlin-Neukölln ansässige Label FORMAT, das mich mit klaren Linien und feinem Humor überzeugt.

Ich wünsch euch eine gute Woche. Wir starten hier mit Neuschnee.

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As I said I will also look for ‚good fashion‘ from now on (beyond ‚good‘, that is to say sustainable things). And I will start with the Berlin-Neukölln based label FORMAT that convinces with pure lines and fine humour. Here you find an Englisch interview with the founder and owner of FORMAT, Mareike Ulmann.

I wish you a good start of a good week. Here we start with fresh-fallen snow.

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     (c) Jan Stradtmann

Wer steht hinter FORMAT?

Hinter FORMAT stehe ich, Mareike Ulman, und die FORMAT-Familie. Seit Herbst 2008 verwirklichen wir unsere Ideen von einer fairen Mode-Welt und arbeiten daran, uns selber und die Mode nicht zu ernst zu nehmen, sondern unsere Kunden und uns selbst als das zu sehen, was wir meistens sind: Menschen in Bekleidung.
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Ich lebe und arbeite in Berlin-Neukölln. Neben meinem Label FORMAT bin ich für verschiedene Auftraggeber und Agenturen im Kostüm-, Styling- und Mode-Eventbereich tätig. Meine Arbeit ist für mich eine spannende Kombination aus theoretischen Gedankenspielen, kreativer Entfaltung und professionellem Handwerk – stets in Veränderung, genau am Schnittpunkt von Individuum, belebter und unbelebter Umwelt.

(c) Marco Floris

2008 hast du FORMAT gegründet – ein Modellabel, das dezidiert auf Nachhaltigkeit setzt. Was hat dich dazu bewegt?
Während meines Studiums habe ich eigentlich erst erfahren, wie Kleidung konventionell bzw. in 99% der Fälle produziert wird. Und unter welchen schlimmen Bedingungen gerade Menschen am Anfang der Produktionskette arbeiten. Das war mir vorher nicht klar und dann wurde es mir unmöglich, mir vorzustellen, dass ich mal als Modedesignerin, ergo Produktentwicklerin, für Firmen arbeite, denen diese Bedingungen egal sind.

Wo produziert FORMAT? Wie stellst du sicher, dass alles fair, ökologisch und ökonomisch ist?
Die Stoffe kommen von zertifizierten Händlern, die in Indien, der Türkei in Deutschland und Österreich arbeiten wie z.B. Lebenskleidung. Da verlasse ich mich auf die Zertifikate (GOTS) und bin regelmäßig in Kontakt mit den Ansprechpartnern der Firmen, die selbst wiederum viel in den Produktionsstätten vor Ort sind.
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Genäht wird dann in Deutschland (momentan in Kreuzberg, Cottbus und ein kleines bisschen bei uns in der Werkstatt), weil wir hier sicher stellen können, dass die Leute in den Nähereien nach Tarif bezahlt werden und die Arbeitsbedingungen einwandfrei sind.

Wie hat sich dein Label seit 2008 entwickelt? Und was freut dich an der Entwicklung am meisten?
2008 war FORMAT ein Teilzeit-Versuchsprojekt mit dem Arbeitsplatz in meiner Wohnung. Mittlerweile haben wir einen Laden-Werkstatt-Lager-Büro-Arbeitsplatz in dem regelmäßig 4 Leute arbeiten. Wir verkaufen mittlerweile an Läden in ganz Deutschland, Österreich, in die Niederlande und in die Schweiz. Ich kann von meiner Arbeit leben und meine Angestellten bezahlen. Ausserdem kann ich mich immer mehr auf Schwerpunkte (z.B. Design, Schnitt und Unternehmensführung) konzentrieren, die mir mehr Spaß machen als andere (z.B. Sales und Marketing, Produktionsorganisation), die jemand anderem in unserem Team eventuell besser liegen.
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Ich mochte meine Arbeit von Anfang an, freue mich heute zu sehen, wie unser Team sich entwickelt und wie wir immer größere Herausforderungen meistern, aus Fehlern lernen und bessere Produkte anbieten können. Das ist wirklich toll und dafür bin ich sehr sehr dankbar. Ich hoffe, dass wir uns weiter so entwickeln, und dass unsere Kunden weiterhin unsere Sachen mögen.

(c) Janna

Was sind deine wichtigsten Inspirationsquellen für die Kollektionen?
Menschen, Bedürfnisse, Berlin, Natur, Freiheit, Bewegung, Neugier, Kunst, Bücher.

Wie deine Wunschbild für die Zukunft der Mode aus? Und wie schätzt du die Zukunft der Mode realistisch ein?
Meine Utopie von der Gesellschaft ist natürlich eine Welt in der alle Menschen, Lebewesen und Dinge so sein können, wie sie sind, ohne sich auszubeuten oder sich gegenseitig ihre Freiheit einzuschränken. Da dies ein Gleichgewicht ist, dass die Welt noch nicht gesehen hat, bin ich nicht naiv genug daran zu glauben, dass es jemals so sein wird, dennoch lohnt es sich, so nah wie möglich an diese Utopie heranzukommen, denke ich bzw. sehe das als eigene Handlungsmaxime.
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Realistisch betrachtet? Da maße ich mir keine Zukunftsprognosen an. Ausser, dass sich in den nächsten 20 Jahren die Welt wohl viel mehr verändern wird als in den letzten – da bin ich mir sicher. Wie genau und in welche Richtung? Hoffentlich eine in der Freiheit, Liebe und Lachen auch eine Rolle spielen…

Vielen Dank, Mareike, für das Interview. Ich wünsche dir für deine Arbeit und dein Label weiterhin so viel Erfolg und Freude!

H i N W E i S: Mareike Ulmann ist mit FORMAT auf der diesjährigen Fashion Week vertreten. Spiegel-Online hat darüber berichtet.

(c) Valeria Mitelmann

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