Einsturzgefahr. Oder die Zerbrechlichkeit der Wirklichkeit

2. Januar 2016

Manchmal geschehen Dinge, die bringen die Welt ins Wanken. Und manchmal geschehen Dinge, die bringen die Welt zum Einstürzen. Krieg ist so ein „Ding“. Oder der Tod. Ich kann nur erahnen, was das für einen Menschen bedeutet. 

Am Silvesterabend brannte es in unserem Haus. Alle mussten raus. Es herrschte Aufregung und Panik und Ma weinte. Da flammte plötzlich der Gedanke auf, dass unser Zuhause zerstört werden würde – und ich verlor für einen Moment die Contenance.

Gebannt starrte ich in die Flammen und heulte wieder und wieder: „Ich will das nicht. Ich will das nicht. Ich will das nicht… .“  So als könnten meine Worte die Dinge ungeschehen machen. 

Sie konnten es nicht, doch die Sache ist glimpflich verlaufen. Eine verirrte Rakete, ein Balkonbrand, ein großer Schreck, ein kleines Weltenwanken. Aber dieses Gefühl, dass ein Lauf der Dinge die Welt zum Einstürzen bringt, lässt mich nicht los.

So könnte es sein, wenn Eine/r für immer geht, wenn der Krieg aus- oder eine andere Katastrophe hereinbricht. Und noch etwas geht mir immer wieder durch den Kopf:

Wie zerbrechlich die Wirklichkeit ist. Und stets einsturzgefährdet.

silvester, rakate, balkonbrand, wirklichkeit, fragil, die zerbrechlichkeit der wirklichkeit

26 Comments

  • Hui, was für ein Schreck.
    Als Kind hatte ich imer viel Angst, dass es brennen könnte… un dich hab mir oft überlegt : was nimmst du zuerst mit?
    Heute könnte ich mich nicht so einfach für mein Lieblingskuscheltier und meine Lieblingsbücher entscheiden…

    Ich hoffe ich muss es auch nie….

  • 8 Jahren ago

    Liebe Indre, dass ist ein sehr eindrückliches Erlebnis, das glaube ich gerne. Und der Boden unter den Füßen ist nicht mehr trittfest. Es dauert, bis man sich darauf eingestellt hat und sich anders bewegt. Fragil, das ist unser Leben ( meines seit über zwei Jahren ). Aber ich habe nur dieses eine. Und je kürzer die Zeit wird, umso lieber habe ich es.
    Ich wünsche dir und deiner Familie, dass ihr wieder Tritt fasst!
    Herzlichst
    Astrid

    • 8 Jahren ago

      Danke dir. Das kleine Weltenwanken hallt manchmal noch ein wenig nach. Aber der Boden ist wieder trittfest. Vielmehr bleibt das Gefühl, einmal mehr Glück gehabt zu haben. Herzlich, I.

  • 8 Jahren ago

    Oh, das ist gut, dass es nicht zum Äußersten gekommen ist! Ich habe mir das auch schon gelegentlich überlegt, wie es wäre, wenn alles weg wäre: Die Wohnung, Erinnerungen. Das stelle ich mir schlimm vor.

    Dass ein Mensch stirbt, plötzlich und unerwartet, das habe ich leider schon mehrfach erlebt, auch die andere Variante, lange und qualvoll. Das ist nicht schön, nein. Aber es gehört zum Leben mit dazu. Und wenn man muss, kann man damit leben. Weil man es muss.

    • 8 Jahren ago

      Man kann wohl mit vielem leben, weil man es muss. Aber ich stelle es mir schwer vor, ein neues Leben aufzubauen nach einem Welteneinsturz. Und nicht immer wird es wieder ein glückliches…

      Trotzdem oder gerade deshalb: Alles Liebe.
      I.

  • 8 Jahren ago

    hier kullern gerade sie gerade die wangen hinunter, ob der fürchterlichen vorstellung… vieles gibt es was so viel wichtiger ist und doch ist wohnen so elementar. unser zuhause, unserer höhle.

    die tage erst darüber gesprochen, dass wir nicht mal 20% unseres lebens unter kontrolle haben. wie schwer uns kontrollverlust fällt und wie wichtig das wissen ist, dass wir das meiste überhaupt nicht beeinflussen können.

    habt dennoch einen guten start ins jahr…

    • 8 Jahren ago

      Danke. Du auch. Und ja, ein Zuhause ist elementar. So viele haben keines. Wie das ist? Vielleicht habe ich jetzt eine leise Ahnung.

      Herzlich, I.

  • Liebe Indre, wie gut, daß es irgendwie glimpflicher ausgegangen ist. Aber ja, diese Momente machen einem Angst und stellen die kleineren Sörgchen und Probleme ganz schnell in den Hintergrund und lassen uns vieles bewusst (er)leben. Ich hoffe, das Jahr 2016 geht für uns alle trotz alledem besser voran als das vorangegangene. Alles Liebe!

  • 8 Jahren ago

    Was für ein Schreck! Schade, daß Euer Jahr so beginnen mußte und schön, daß nichts Schlimmeres passiert ist. Mögen die restlichen Tage des neuen friedlich für Euch sein und ohne Turbulenzen dieser unangenehmen Art!
    Den Wunsch nach Weltfrieden kannte ich lange Zeit als Running Gag (… auch eine Form von Ignoranz). Mittlerweile komme ich mir dabei kein bißchen lächerlich vor. Alles Liebe für Euch, Annett

    • 8 Jahren ago

      Danke. Auch dir und euch alles Liebe!

  • 8 Jahren ago

    Oh. Ja.
    Weniges hat so viel Wucht wie die Vergänglichkeit, wenn sie sich zeigt.
    Es bleibt ein Grat.
    Ich sende Grüße *

    • 8 Jahren ago

      Die Wucht der Vergänglichkeit…. ein gelungenes Bild. LG I.

  • 8 Jahren ago

    Wie das ist, musste ich vor ein paar Wochen auch erleben. Zur falschen Zeit am falschen Ort und schon steht die Welt still, schon ist dein bisheriges Leben innerhalb einer Zentelsekunde Vergangenheit. Oder tot.
    Das Leben ist so unglaublich fragil, am Leben und unversehrt zu bleiben, sein Zuhause zu behalten jeden Tag von Neuem ein so unglaubliches Glück, dass man es auch jeden Tag dankbar feiern sollte.

    Gut, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

    LG, Katja

  • 8 Jahren ago

    Wwwaaaaas? Wärt ihr doch vorbeigekommen!Hilfe! Drück euch, alu

    • 8 Jahren ago

      Danke, du Liebe. Aber ich hätte gar nicht weggehen können, ohne den Ausgang zu wissen. Wie gesagt, es ist am Ende alles halb so wild gewesen.

  • 8 Jahren ago

    Ein Freund von uns ist Donnerstag Abend mit seiner Freundin ins Auto gestiegen und wollte zu einer Silvesterparty. Dort ist er nie angekommen, da er in einer Kurve von der Straße abkam, sich das Auto überschlug. Die Freundin konnte sich selber aus dem Auto retten, unser Freund ist wenig später im Krankenhaus verstorben.
    Diese Zerbrechlichkeit der Wirklichkeit macht mir ohnehin seit Wochen zu schaffen, da ich mich im November bereits von meiner kleinen Schwester verabschieden musste …
    Seit dem vergeht kein Tag, an dem ich nicht unendlich dankbar bin, wenn am Abend alle meine Lieben sicher & gesund im Bett liegen.
    Und dass wir ein Dach über unserem Kopf haben.

    Ich wünsche Dir ein gutes Jahr und hoffe,
    dass 2016 keine weitere Einsturzgefahr bereit hält!

    • 8 Jahren ago

      Das ist sehr traurig. Ich wünsche dir und euch Trost und Zuversicht. Alles Liebe, I.

  • 8 Jahren ago

    wie ulma – genau das dachte ich auch sofort…

    Wir nehmen viel zu viel als selbstverständlich hin, dabei ist es das nicht. Ich bin froh, dass euch nichts Schlimmeres passiert ist, liebe Indre. Auch wenn der Schrecken tief sitzt. Plötzlich kann man sich ganz anders hineinversetzen in die, deren Welt zerbricht… Ein gutes Jahr dir und euch! Lieben Gruß Ghislana

    • 8 Jahren ago

      Danke. Ja, ich bin froh und dankbar, dass nicht mehr passiert ist. … LG I.

  • 8 Jahren ago

    und viel zu oft und für viel zu viele zerbricht sie.

  • 8 Jahren ago

    Liebe Indre. Danke für dieses eindringliche, persönliche Posting. Die Welt ist so zerbrechlich wie Glas, auch wenn wir sie für stabil und sicher halten, wenn alles in Ordnung erscheint. Wenn die Ordnung zerbricht, sei es auch nur für einen Moment, wird das erkennbar…
    Dass es für Euch glimpflich gelaufen ist, freut mich und erleichtert mich! Bestimmt: Ist dies doch ein sehr wertvolles Ereignis für Dich, auch wenn sich das verrückt anhört. Schätzen, was man hat. Dankbar sein. Diese Dinge bekommen dann eine ganz andere Wichtigkeit.

    Danke, dass Du dieses Erlebnis teilst.

    Marlene

Leave A Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.