EiN BLiCK HiNTER: spruced

13. Mai 2013
Mit einem Blick hinter eines der wenigen Modeblogs, die ich gern und regelmäßig lese, starten wir heute in die neue Woche: spruced. Dahinter steht Marlene Sørensen, die zwei Lieben glücklich miteinander vereinte: Mode und Journalismus. Dass diese Liaison aufging und sie heute dafür bezahlt wird, ‚über Rocklängen und Absatzhöhen nachzudenken‘, wundert mich kaum. Ihr Schreib- und  ihr Kleidungsstil sind einfach umwerfend. Im Interview verrät sie uns unter anderem, was ihre liebsten Orte in Berlin sind und ihr Sommerlook 2013 sein wird, welches Kleidungsstück sie irgendwann einmal besitzen möchte und was ihren persönlichen Stil ausmacht. 


Euch wünsche ich nun viel Spass beim Lesen und dir, liebe Marlene,  sage ich 1.000 Dank fürs Antworten! 



Du lebst und arbeitest in Berlin. Wo beginnt ein typischer Arbeitstag in Deinem Leben und wie endet er?

Der Tag beginnt nie ohne Espresso und meist damit, dass ich beim Kaffeetrinken den Laptop aufschlage. Entweder bleibe ich gleich am Küchentisch sitzen oder ziehe aufs Sofa um. Es kann aber auch passieren, dass ich den Computer einfach zurück mit ins Bett nehme. Das sind die Momente, an denen ich es liebe, von zuhause zu arbeiten. Hier steht auch ein Schreibtisch, ein schöner dazu, und meistens schaffe ich es im Laufe des Tages, dort zu arbeiten. Das ist, zumindest für mich, die Herausforderung am Heimbüro: Arbeitszeiten einzuhalten, statt zwischendurch schnell noch die Wäsche zu machen, das Altglas zu entsorgen, oder den kompletten Kleiderschrank umzuräumen. Je nachdem, wie gut mir das gelingt, endet der Arbeitstag zwischen 19 Uhr – und 2 Uhr früh.
Marlenes Wohnung ist genauso ‚klassisch, entspannt und unkompliziert‘ wie ihr Kleidungsstil.
Bilder: Sandra Semburg

Was sind Deine liebsten Orte in Berlin?

Was ich an dieser Stadt so liebe ist, dass sie nie aufhört, einem neue Lieblingsorte zu schenken. Ein paar, die mir ans Herz gewachsen sind: das Nalu Diner, besser gesagt: der Moment, in dem im Nalu Diner ein Teller Eggs Benedict vor mich gestellt wird. Vonhey, der Laden von Alexa von Heyden und Melanie Petersen, die wunderbaren Schmuck (vonhey) und schmucke Dinge für den Alltag (petersen) entwerfen und nebenbei zum Beispiel auch Mode von Liebig und Motherlover verkaufen. Das Cowshed Spa im Soho House. Die Speedy Pediküre ist der schnellste Weg ins Glück. Ist noch Platz für mehr? Der Imbiss auf der Kastanienallee, der Wochenmarkt auf dem Arkonaplatz, der Buchladen Ocelot, die hübsche Boutique Wald, der Kosmetikladen MDC… Ich könnte ewig so weitermachen.
In Deinem Nachnamen steckt ein durchgestrichenes o. Hast Du Dänische, Norwegische oder Isländische Wurzeln?
Meine Mutter kommt aus Dänemark und aus Verbundenheit zu ihrer Heimat haben mein Bruder und ich ihren Nachnamen bekommen. Die große Zuneigung zu diesem Land hätte ich aber wohl auch ohne den Namen.
Stilbildend. | Bild: James Castle

Du bist Modejournalistin und hättest das vor 10 Jahren kaum geglaubt. Was ist in den 10 Jahren passiert, dass du heute „dafür bezahlt wirst, über Rocklängen und Absatzhöhen nachzudenken“?

Alles! Das ist die Kurzversion. Die etwas längere Erklärung: Damals wusste ich nur, dass ich schreiben wollte. Ich war mir nicht sicher, ob ich es könnte, oder: so gut könnte, wie ich wollte. Ich habe bei verschiedenen Magazinen gearbeitet, dabei über alles mögliche geschrieben, und mit jedem Job ein wenig mehr darüber rausgefunden, was ich gut kann. Mit dem Vertrauen darin kam irgendwann die Idee, zwei Lieben miteinander zu verbinden, das Schreiben und die Mode. Ein großes Glück – und der Grund, warum ich manchmal nicht fassen kann, dass ich damit tatsächlich mein Geld verdiene.
Was fasziniert dich an Rocklängen und Absatzhöhen? Oder anders gefragt: was bedeutet dir Mode?
Mode kann mich sofort glücklich machen. Sie kann mir ein Gefühl von Geborgenheit geben. Mich stärker, mutiger, erwachsener machen. Sie kann auch unfassbar nerven, wenn ich zum Beispiel morgens vor dem Kleiderschrank mal wieder nichts zum Anziehen habe. Sie ist Verkleidung, Uniform, Spaß. Sie ist ein Hilfsmittel, mit dem ich mich so ausdrücken kann, wie ich mich fühle, oder fühlen möchte. Und manchmal ist sie einfach bloß ein unfassbar scharfes Paar Schuhe.

Die Modeindustrie zählt zu den „schlimmsten“: katastrophale Arbeitsbedingungen, Hungerlöhne und ökologischer Kahlschlag. Spielt das eine Rolle für deine Kaufentscheidungen und/oder in Deinen Artikeln?
Ich kann nicht so tun, als würde ich nicht auch bei den einschlägigen Modemarken einkaufen. Aber es ist ganz klar, dass jemand dafür zahlt, wenn ein T-Shirt nur fünf Euro kostet. Ich kaufe daher weniger, dafür ausgesuchter, und gebe dann auch mehr Geld für die Teile aus. Es gibt inzwischen eine so große Auswahl von Marken, die fair bezahlen und ökologisch verantwortungsvoll arbeiten, dass man sich leicht dafür entscheiden kann. Wie die Industrie arbeitet ist aber nicht die Grundlage jedes Artikels, den ich schreibe.
Weniger ist mehr: ausgewählte Basics wie die weiße Bluse statt übervolle Kleiderschränke ist Marlenes Devise
Bilder: Marlene

Auf spruced schreibst du Geschichten über persönlichen Stil und Mode jenseits des Laufstegs. Was zeichnet deinen persönlichen Stil aus?

Klassisch, entspannt, unkompliziert. Ich mag den Kontrast aus männlichen und weiblichen Elementen, zur Boyfriend-Jeans gehören für mich High Heels, zu einem Herrenhemd zarter Schmuck, zu einem Pencilskirt ein übergroßes T-Shirt.
Was wird dein diesjähriger Sommerlook sein?
Ich weiß zwar noch nicht, wohin es in den Urlaub geht, aber ich habe wie ferngesteuert nur Sachen gekauft, die man am besten an einem Strand trägt. Ein bodenlanges schwarzes Seidenkleid mit Spaghettiträgern, darunter ein Bikini, dazu Panamahut und zarte silberfarbene Sandalen – so möchte ich am liebsten jeden Tag diesen Sommer verbringen.
Foto links: Sabrina Theissen via Wunderweib | Panama-Hut | Bikini | Sandalen

Hast du eine Idee, was die große modische Überraschung in diesem Jahr sein könnte 
(das kann ein neuer Shooting Star, ein neues Revival, ein neues oder wiederentdecktes Label oder etwas ganz anderes sein)?

Persönliche Überraschung: ich bin nun tatsächlich so alt, dass die Mode meiner Jugend ein Revival feiert. Beim zweiten Mal sehen die 90er aber zumindest ein bisschen besser aus als ich bei Fotos von mir von früher angenommen hätte. Ein Revival über das ich mich ungleich mehr freue: Christian Lacroix wird eine Kollektion für Schiaparelli entwerfen, die im Juli gezeigt wird. Große Mode.
Welches Kleidungsstück willst du unbedingt einmal in Deinem Leben besitzen?
Mit einem Trenchcoat von Burberry könnte ich sehr glücklich werden. Irgendwann wird der Trenchcoat das schon noch einsehen.

5 Comments

  • 11 Jahren ago

    schöner einblick! bin schon lange treue leserin und freue mich immer wieder über marlenes schreibe. liebe grüße, wiebke

  • 11 Jahren ago

    aha.
    sieht gut aus.
    will jetzt eine weiße bluse
    muss wohl wieder zu COS…

  • 11 Jahren ago

    So machst Spaß 🙂
    Ich finde es so ganz schön schwer, einen passenden "Modeblog" zu finden, der auch noch auf so eine frische Art schreibt.
    Danke für den Einblick!

  • 11 Jahren ago

    gefällt mir sehr.
    sooo schön! danke!
    kommt auch gleich in den reader.
    hab einen tollen wochenstart!

  • 11 Jahren ago

    OH.
    Als erklärter Fan von Mode Blogs freu ich mich besonders über dieses Interview!

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