Ein Blick hinter heimatPOTTential

13. Juli 2015

Sie bezeichnet sich selbst als typisches „Pottkind“ und hat sich das zum Glück zum „Endgegner“ auserkoren. Sie riskiert lieber den Nasenfall als nichts zu tun und erlaubt neben Schwarz-Weiß ausschließlich Popelgrün und Aubergine in ihrer Wohnung. Wer? Na, Juli! Der Wirbelwind und die Powerfrau hinter heimatPOTTential. Ihren „Blog aus dem Rurhpott“ kenne ihn schon so lange – fast von Anbeginn (also 2011). Jetzt ist es endlich soweit: Juli kommt im Montagsinterview.

Wir reden über „Heimat“ in der „echten“ und in der virtuellen Welt, über die Bedeutung des Wohnens und die Suche nach dem Glück, übers Bloggen, die Blogosphäre und Radreisen im Pott. Aber lest lieber selbst. Manege frei für Juli verbunden mit einem dicken Dankeschön fürs Mitmachen. Ich wünsche allen einen frischen Start in die neue Woche.

Wer steckt hinter heimatPOTTenzial?

Mein Name ist Juli, ich bin ein echtes Pottkind, 37 Jahre alt und wohne in Essen. So. Und jetzt einmal quer durch den Charaktergarten: Ich bin eine Quasseltante mit pottscher Kodderschnauze, die an manchen Tagen bei der Merci-Werbung heult, aber dafür bei keinem einzigen Horrofilm auch nur mit der Wimper zuckt. Ich habe das Glück zu meinem Endgegner auserkoren. Das klingt ein wenig negativ. Fast so, als ob es das Glück zu bekämpfen gälte. Vielmehr ist es aber so, dass ich beschlossen hab, mir das Glück in all seinen Facetten zu erkämpfen, da ich lange Zeit sehr unglücklich mit mir und meinem Leben war. Ich saß Tag für Tag auf dem Sofa und träumte von “DEM schönen Leben”. Es sollte gefälligst einfach vorbeikommen, anklingeln und bleiben. Ist natürlich nicht passiert. Also bin ich rausgegangen, um es zu suchen. Und ich glaube, dass dieser Schritt genau das ist, was mich mittlerweile am meisten ausmacht: die Suche nach und die Freude an den schönen Dingen und Momenten des Lebens, ob groß, ob klein, ob schlicht, ob skurril, ob zart, ob bekloppt. Ich möchte ein schönes Leben leben. Eins, das mich glücklich macht und zu mir passt. Und dafür lege ich mich zwischendurch auch gerne mal ordentlich auf die Nase, denn ich glaube fest an: “Wenn Du nichts riskierst, riskierst Du mehr!”.
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Ich bin grundsätzlich lieber einen Tacken zu ehrlich und zu direkt als wischiwaschi. Ich hocke lieber im Sommerregen am See als mit warmen Füßen aufm Sofa. Ich überlege ständig, welche drei Lieder ich retten würde, wenn alle Musik von der Welt verschwinden müsste und ich genau drei Lieder bewahren dürfte. Ich liebe meine Katzen und Avocados. Ich hasse Small Talk und lasches Händeschütteln. Und ich muss mich immer hinter den Schwächsten stellen und ihn verteidigen, wenn alle draufkloppen – sogar dann, wenn ich denjenigen selbst nicht sonderlich gut leiden kann. Weil niemand ganz allein dastehen sollte.
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Was macht den Ruhrpott (für dich) aus?
Ach, der Ruhrpott! “Ruhrpott ist ein Gefühl” sage ich immer gerne. Am besten kann ich das so erklären: Nach dem Abitur wollte ich nichts wie weg aus dem Ruhrgebiet! Raus in die weite Welt und dabei war mir fast egal wohin genau – Hauptsache raus und weg! Nach 10 Jahren in Stuttgart, Münster, Frankreich, Spanien, Griechenland, Bonn und Braunschweig bin ich dann an die Heimatfront zurückgekehrt, weil ich das vermisst habe, was ich heute “Herzensschmodder” nenne. Ich erinnere mich noch gut an meine Bahnfahrten von Braunschweig ins Ruhrgebiet, wenn ich meine Eltern besuchen wollte. Wann immer der Zug Dortmund passierte, richtete ich mich plötzlich in meinem Sitz auf und klebte mit der Nase an der Scheibe, denn das, was ich dort sah, löste ein Gefühl aus – eben genau dieses Herzensschmodder-Gefühl. Während ich andere Städte meist als sehr clean und steif empfunden habe, sitzt im Ruhrgebiet eine Vielfalt in den Häuserritzen, die ich bislang an keinem anderen Ort entdeckt habe. Der Zug rast vorbei an Schornsteinen, Feldern, Street Art, Altbauten, türkischen Supermärkten, Wäldern, Seen, Trinkhallen oder Buden, Fabriken, Fördertürmen und Pommesbuden. Und überall sitzen, stehen und gehen “diese Pottköppe”, denen ihre schroffe Herzlichkeit geradezu ins Gesicht geschrieben steht. Da haut Kalle seinem Kumpel Jörch erst mal ordentlich auf den Rücken und moppert “Ey, hau ab, Alter!”, wenn er um Hilfe gebeten wird…um dann im nächsten Moment zu lachen und “Na, sach schon! Watt brauchste genau?! Hömma, weiße doch, auf MICH is Verlass!” zu rufen.
Dieses Gemisch aus renaturierter Industrielandschaft, Pommescurrywurst, multikulturellem Miteinander, Grünflächen, Bergbau-Reminizenzen und herzlichen Trinkhallen-Ehrenworten ist in meinen Augen einzigartig in Deutschland und wird viel zu oft belächelt und zum Klischee verdammt, weil die Wenigsten um die Fakten wissen, die sich aus diesem leicht skurillen Cocktail ergeben: Das Ruhrgebiet ist grün wie Hulle (nicht umsonst ist Essen zur “Grünen Kulturhauptstadt 2017” ernannt worden!) und platzt beinahe angesichts unzähliger kreativer (industrie-)kultureller Highlights. Deshalb sage ich: “Berlin? Geh mir wech!”. Denn während Berlin einen auf dicke Kulturhose macht, bleibt das Ruhrgebiet ganz entspannt auf dem Boden der Tatsachen und “macht einfach sein Ding” – ohne Hype, ohne Klimbim und ohne Arroganz. (Aber ganz ehrlich: Berlin mag ich trotzdem!)
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Wo und wie lebst du im „Pott“?
Ich lebe “beie Ommas und Oppas” in einem stadtkernfernen Bezirk names Steele. Wenn ich – wie jetzt – am Esstisch auf meinem Laptop-Stammplatz sitze, habe ich einen schönen Blick über das grüne Ruhrtal und die Ruhr selbst ist nur einen Steinwurf entfernt. Ich wohne gerne hier, auch wenn es mich lange Zeit genervt hat, so weit ab vom Schuss zu sein. Aber eine gleichwertig schöne Altbauwohnung könnte ich mir in einer zentraleren Gegend einfach nicht leisten.
Es ist mir wichtig, schön zu wohnen. Früher habe ich immer gesagt: “Andere haben Hobbies. Ich wohne!” …mittlerweile wurde daraus: “Andere haben Hobbies. Ich gehe zum Dentalschlachter!”. Aber mal im Ernst: Mein Zuhause ist mir unheimlich wichtig. Ich mag es, mich mit Dingen, die mir etwas bedeuten, zu umgeben. Vor vielen Jahren habe ich mal ein Interview in einer Zeitschrift gelesen, in dem jemand sinngemäß sagte: “Man sollte sich in seiner Wohnung nur mit Dingen umgeben, die einem entweder etwas bedeuten oder die von praktischem Nutzen sind”. Diese Sicht hat mir sehr gefallen und ich habe sie für mich adaptiert. Ich möchte, dass jedes Bild, jede Vase, jeder Kerzenständer und jede Tasse in meiner Wohnung eine Geschichte erzählt. Meinetwegen auch nur mir…ganz im Stillen. Darüber hinaus ist mir ein Wohnflow wichtig: Elemente und/oder Farben, die sich in allen Räumen wiederfinden. Ach, Farben…eine wesentliche Angelegenheit, denn in meiner Wohnung gibt es Farbgesetze. Ich gestatte neben Schwarz und Weiß ausschließlich Popelgrün und Aubergine als Akzentfarben. Das geht so weit, dass ich fast beleidigt bin, wenn mir jemand, der mich gut kennt, gelbe Blumen schenkt! Ich hätte viel lieber Schleierkraut oder einfach irgendwelche Gräser, die sich folglich meinen Farbgesetzen beugen. Klingt übertrieben?! Finde ich nicht! Man schenkt ja einem Heavy Metal Freak auch keine Techno-CD zu Weihnachten, oder? Zumindest nicht in voller Absicht.
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Es ist mir wichtig, dass meine Wohnung etwas Besonderes hat, etwas, worüber ich mich immer und immer wieder freuen kann. Das kann ein schöner Erker sein oder eine tolle Tür. Oder ausgefallene Fenster oder ein eigenständiges Duschzimmer. In meiner jetztigen Wohnung habe ich all das glücklicherweise sogar gleichzeitig. Licht ist mir wichtig und Weite auch. Ich will in die Ferne und nicht vor irgendwelche Häuserwände gucken, wenn ich aus dem Fenster blicke. Und Ruhe ist mir wichtig. Mitten im Szeneviertel könnte ich niemals wohnen. In meinem Kopf ist es schon laut genug.
Gerne möchte ich eines Tages ländlicher (aber stadtnah) leben. Mit Garten. Und Baumhaus. Oder auf einem Hausboot mit Dachgarten. Ich wünsche mir einen Ort mit wilden Blumen und der Möglichkeit, meine Füße im Wasser baumeln zu lassen. Und das natürlich am liebsten im Pott.
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Du bloggst seit 2011. (Wie) Hat das Bloggen dein Leben verändert?
Das Bloggen hat mein Leben mehr verändert als ich es je hätte ahnen können. Ich habe nicht mit dem Bloggen angefangen, um etwas zu ändern. Ich kannte auch gar keine anderen Blogs. Naja, einen amerikanischen Blog habe ich gelesen, aber den hätte ich nicht mal als solchen benannt. Das war damals für mich einfach nur “eine Seite” im Internet. Ich hatte keine Ahnung von “dieser Bloggerwelt”, vom Netzwerken, von den Freundschaften, die entstehen können, von einem etwaigen Zusammengehörigkeitsgefühl oder von den Möglichkeiten, die sich ergeben können. Ich wollte einfach nur schreiben.
Und dann ist es plötzlich passiert. Das mit dem schönen Leben, das irgendwie mit meinem Blog durch meinen Alltag gepflügt ist. Ich habe schnell gemerkt, dass meine Leser – zu Anfang in erster Linie Freunde und Bekannte – besonders viel Freude an meinen Posts hatten, wenn sie einen Heimatbezug aufwiesen. Wenn ich von einem Ausflug oder Restaurantbesuch erzählte, mit dem Tipps verbunden waren. Und weil es mich gefreut hat, wenn sich Andere gefreut haben, habe ich dann schnell meinen Fokus genau auf diese Inhalte gelegt. Das hat mich vom Sofa heruntergetrieben und plötzlich saß ich in meiner Hoffnung auf ein schöneres Leben nicht mehr nur doof rum. Ich wurde aktiv, erlebte tolle Orte und Momente und ging abends mit einem ganz anderen Lebensgefühl ins Bett. Das Schönste aber waren die Menschen. Als ich vor 6 Jahren zurück ins Ruhrgebiet gezogen war, kannte ich so gut wie niemanden. Freunde? Fehlanzeige. Ich hatte allenfalls Bekanntschaften, mit denen man mal ins Kino gehen konnte. Lange habe ich versucht, Menschen zu “finden”, die zu mir passen, damit aus solchen Bekannten auch Freunde werden konnten. Hat aber irgendwie nicht richtig hingehauen, weil die Suche nach Freunden als größter gemeinsamer Nenner eben keine wirkliche Grundlage schaffen kann, die zwei Menschen tiefer verbindet. Das hat dann auf einmal mein Blog wie nebenbei für mich erledigt. Es haben mir wildfremde Menschen geschrieben, die sich in mir wiedererkannt haben. Oder in Teilen von mir. Die mit mir ein Käffchen trinken gehen wollten, weil sie dachten “Boah, die tickt so ähnlich wie ich!” oder “Ha! Wir sind gleich bekloppt!”. Also habe ich die richtigen Menschen gefunden, als ich mit dem Suchen aufgehört und einfach “mein Ding” gemacht habe. Und DAS ist das Wichtigste und Schönste, was mir durch meinen Blog widerfahren ist. Klar, da gäbe es noch eine Menge mehr zu erzählen, aber DAS ist das, was unterm Strich für mich am meisten zählt. Mein Blog wurde somit zu meinem persönlichen Glücksgenerator, denn er schenkt mir Motivation, schöne Erlebnisse und Begegnungen mit wunderbaren Menschen.
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Was hat sich seit 2011 in deiner Blogosphäre getan/verändert?
In MEINER Blogosphäre hat sich viel verändert. Da ist zunächst einmal die Tatsache, dass ich 2011 nicht mal von der Existenz einer solchen wusste! Das hat mich dann erst im Herbst 2012 auf der ersten BLOGST-Konferenz wie ein Schlag getroffen. Da waren plötzlich so viele andere Leute, die für das, was sie auf ihren Blogs machten, brannten. Die ihre eigene Form der Kreativität gefunden hatten und lebten. Dieses Gemeinschaftsgefühl hat meine Freude am Bloggen erst mal ordentlich potenziert. Aber wie das halt so ist: Je länger man sich in einer “Landschaft” bewegt, desto eher sieht man auch ihre Gräben und Stolpersteine, auch wenn man zunächst nur das satte Grün bemerkt hat. Somit hat sich meine Sicht verändert. In der Blogosphäre herrscht nicht nur Friede, Freude Eierkuchen, auch wenn die meisten Blogs dies ausstrahlen. Hinter den Kulissen geht es genauso ab wie überall anders auch. Was die Blogosphäre aber trotz aller Gräben und Stolpersteine meiner Meinung nach sehr besonders macht, ist die allgemeine Hilfsbereitschaft. Ich habe noch nie in vergleichbarer Form erlebt, dass sich Menschen gegenseitig so sehr mit Rat und Tat zur Seite stehen wie es unter Bloggern der Fall ist. Das mag ich sehr. Auch der Schulterschluss mit Blick auf unmögliche oder gar unverschämte Kooperationsangebote ist etwas, was mir sehr gefällt. Man steht zusammen, wenn mal wieder eine Agentur 50 Blogger mit der gleichen undifferenzierten 08/15-Mail anschreibt und sehr viel Arbeit für kein oder sehr kleines Geld “verlangt”.
Ich finde es wichtig, zu betonen, dass es sich bei diesen Gedanken (und bei denen, die noch folgen) wirklich nur um die Sicht auf MEINE Blogosphäre handelt, denn es gibt nicht nur EINE Blogosphäre, sondern tatsächlich viele unterschiedliche Filterblasen in der Onlinewelt. Momentan habe ich viel Freude daran, auch andere Blasen zu entdecken, um meinen Horizont zu erweitern und um neuen Input zu gewinnen.
In Kurz und Knapp würde ich die Entwicklung “meiner” Blogosphäre wie folgt beschreiben:
2012: Kenne Deinen eigenen Wert und verkauf Dich nicht darunter!
2013: Professionalisierung!
2014: Back to “Besinn Dich auf Deine Leidenschaft!” und “Nimm den Druck raus!”
2015: Entdecke Deine Möglichkeiten über Deinen Tellerrand hinaus!
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Eine kleine SWOT-Analyse: Welche Schwächen und Risiken erkennst du in deiner Blogosphäre für Blogger/innen? Und welche Stärken und Chancen?
Allein schon die Tatsache, dass ich diese Frage als “heißes Eisen” empfinde, sagt vielleicht schon eine Menge aus. Ich glaube mittlerweile nicht mehr an “Love is all around” in der Bloggerwelt. Aber warum sollte es in Bloghausen auch anders sein als im Rest der Welt? Ich tue mich an dieser Stelle wirklich schwer, Tacheles zu reden, weil man – nein, ich spreche lieber nur von mir – weil ICH durchaus auch darauf bedacht bin, mir keine Feinde zu schaffen. Alles, was mit dem Bloggen zu tun hat, soll doch unterm Strich Glück und Freude und bitte keinen Stress und Ärger generieren, aber Stress und Ärger schneien dann ins Haus, wenn sich Andere vors Schienenbein getreten fühlen. Und mit sowas hat man ja ggf. im Offline-Alltag schon genug zu tun.
Aber nun gut: Eine Schwäche sehe ich darin, dass viel wiedergekäut und weichgespült wird und darin, dass meiner Meinung nach immer weniger Blogger/innen eine eigene Stimme haben bzw. ihrem Blog eine eigene Stimme verleihen. Vieles ähnelt vielem und viele Leute scheinen darauf getrimmt, einfach mitschwimmen zu wollen. Darin sehe ich das Risiko homogener Langeweile. Ich möchte von einem Blogger nicht einfach nur ein Rezept geliefert bekommen. Dann kann ich auch ein Kochbuch zur Hand nehmen. Ich möchte ein Rezept in einem persönlichen Stil, mit einer persönlichen Sprache, mit einer persönlichen Message und mit einer persönlichen Randgeschichte vermittelt bekommen. DANN beiße ich an. Und ich habe das Gefühl, dass ich in den letzten Jahren immer weniger anbeißen möchte.
Ein weiteres Risiko sehe ich darin, dass die “großen” Lifestyleblogger immer größer und damit fast schon zu dominant werden. Das Netzwerken führt dazu, dass immer wieder die gleichen Leute bestimmte Jobs, Reisen oder andere Kooperationen angeboten bekommen. Da würde ich mich über mehr Abwechslung freuen. Jemand, der mit seinem Blog nicht originär in das jeweilige Koop-Themenfeld passt, bringt eine ganz andere Sichtweise und somit frischen Wind in Sachen Berichterstattung mit. SOWAS fänd ich mal spannend. Es ist natürlich verständlich, dass sich Agenturen (fast) immer an die gleichen Blogger mit großer Reichweite und entsprechender Themenausrichtung wenden, aber als Leser verliert man da meiner Meinung nach schnell die Lust, am Ball zu bleiben. Ebenfalls schwierig finde ich die Zunahme an Kooperationen auf Blogs im Allgemeinen. Auch wenn man seine ehrliche Meinung kund tut, lesen sich solche Posts (meist, nicht immer!) glatt gebügelter und uninspirierter (weil nicht aus eigenem Antrieb erfahren oder erdacht) als solche, hinter denen keine Kooperation steckt. Da nehme ich mich selbst gar nicht aus. Und alles, was glatt gebügelt ist, langweilt (mich) schnell.
Aber mal zu den Stärken und Chancen: Ich finde es gut, dass immer mehr Blogger ein gewisses Kodex-Standing immer stärker nach außen tragen. Damit meine ich die Notwendigkeit, dass gesponserte Posts als solche klar gekennzeichnet werden, dass bezahlte Links nur als No-Follow gesetzt werden, dass man seine Arbeit nicht für einen Appel ohne Ei verkaufen soll. Viele Blogger, vor allem diejenigen, die noch nicht lange dabei sind, haben diesbezüglich einfach noch keine Ahnung. Hat keiner am Anfang. Deshalb ist man auf breite Informationen angewiesen und die werden natürlich am besten von Bloggern mit mehr Erfahrung gestreut. So lange man nicht weiß wie es besser geht oder wie man den eigenen Wert bestimmen soll, besteht nämlich weiter die Gefahr, dass Agenturen genug “Dumme” finden, die sie vor ihre Karren spannen können, ohne irgendwelche rechtlichen oder finanziell angebrachten Aspekte zu berücksichtigen. Außerdem ist es wichtig, dass ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass hinter dem Bloggen in vielen Fällen wirklich sehr viel harte Arbeit steckt. Schöne Foodfotos entstehen zum Beispiel nicht, weil da mal eben was aus der Pfanne auf den Teller geflattert ist und man zufällig die Kamera draufgehalten hat. Wenn dieses Bewusstsein weiter geschärft wird, sollte sich mit der Zeit auch die Wertschätzung von Seiten der Agenturen mit Blick auf die bloggende Zunft immer mehr zum Positiven verändern. Hoffe ich zumindest.
Eine weitere Stärke bzw. Chance sehe ich in dem, was ich oberhalb schon mit “über den Tellerrand gucken” erwähnt habe. Blogger weiten ihre Möglichkeiten rund um den eigenen Blog aus. Es kommen immer mehr Bücher von Bloggern auf den Markt, man wagt sich zunehmend an die Vlogging-Front heran und es werden immer mehr Workshops rund um die eigenen Fertigkeiten (z.B. Kochen oder Fotografieren) oder das Bloggen im Allgemeinen angeboten. Hier gefällt mir die Vielschichtigkeit sehr gut und es ist schön, dass so viele Leute den Mut finden, sich auch an etwas Neues heranzuwagen.
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Zurück in die „reale Welt“: Stell dir vor, ich möchte mit Tochter (6 Jahre) und Mann ein Wochenende im Ruhrpott verbringen und dabei unserer Leidenschaft des Radfahrens nachkommen. Was empfiehlst du uns?
Ha! Das ist ganz einfach! Mit einem Klick auf Ruhrtalradweg ist man direkt im Bilde und mehr sag ich dazu jetzt auch nicht, weil ich oberhalb schon so viel gequasselt habe und das hier ja nicht noch zu einem Roman ausarten soll.

14 Comments

  • Anna
    4 Jahren ago

    Liebe Juli, ich vermisse dich! Ich hoffe, es geht dir gut! Alles Liebe
    Anna

    • Kati
      4 Jahren ago

      Mir geht es genauso!

  • Ingo Prochazka
    5 Jahren ago

    Tja, tatsächlich gibt es seit Jahren kein (Blogger-)Lebenszeichen mehr von Juli

  • 6 Jahren ago

    Liebe Indre,
    weißt du etwas zu Juli bzw. hast du noch Kontakt zu ihr? Sie hat vor einer Ewigkeit ihren Blog Julipott.de auf Wartungsarbeiten gestellt und ihren Instagram-Account gelöscht. Ich dachte, dass sie bloß eine Pause macht, aber das scheint doch eher endgültig zu sein. Ich habe leider keine Email-Adresse, um sie zu kontaktieren.
    Falls du etwas sagen kannst würde ich mich über eine Nachricht freuen 🙂
    LG Lisa

    • M i MA
      6 Jahren ago

      Oh, leider nein. Ich weiß nichts und habe auch keine Kontaktadressen… 🙁

  • 6 Jahren ago

    Danke für den schönen Artikel. Ach ist das schön, wie früher mal wieder am Bildschirm zu sitzen (und nicht vor dem Handy-Mini-Bildschirm, wenn das Kind dann endlich um halb zehn eingeschlafen ist) und sich festzulesen. Das ist leider etwas was sich bei mir verändert hat und das ist nicht nur Kleinkind-bedingt: ich nehme mir weniger Zeit um bewusst Blogs zu lesen. Die Teilhabe an den Gedanken von Bloggern, das habe ich so geliebt. Ich glaube, das kommt auch daher, was Juli bei der SWOT Analyse anspricht. Ich muss eintauchen können, ein wenig sogar in die Seele der Schreiberin (des Schreibers). Ich verstehe auch, dass man Kooperationen eingehen muss, das Bloggen ist so viel Arbeit! (Ich habe einen kleinen regionalen Blog in Berlin, meine persönliche Regionalentwicklung, hier werde ich nie mit Geld verdienen). Hier und da eine Kooperation ist völlig in Ordnung – aber die Summe der Kooperationen auf den Blogs nervt mich. Ja, es ist meist anders geschrieben. Man merkt es. Und wenn mich nur noch Kommerz auf Instagram anlächelt, bin ich auch genervt (auch wenn ich hier und da auch mal etwas schön finde, was mich dann wieder nervt). M i MA ist einer meiner letzten festen Rituale. Lesen und eintauchen. Danke Indre und danke Juli: Schön, dass ich Dir nun folgen kann. Meine Mama ist in der Nähe von Duisburg (Moers) groß geworden und zweimal im Jahr besuche ich meine Oma dort und tauche ein, in diese schroffe Herzlichkeit (wenn mir einfach der Buggy in den Regio getragen wird, ohne dass ich helfesuchend schaue), Pommes mit Curry Ketchup und jede Menge Kaffee.

  • 9 Jahren ago

    Über den Tellerrand schauen, hinter die Kulissen sehen, auch mal andere Altersgruppen wahrnehmen ( das füge ich jetzt hinzu ) – das sind tatsächlich die Pluspunkte des Bloggens!
    LG
    Astrid

  • 9 Jahren ago

    Verdammt. Hatte das Interview gelesen und mitgedacht, weiter gedacht, zum weiterschreiben … und dann, keine Zeit. Krrrk. Und nu, loswerden muss ich noch was, sage ich einfach: tolle Fragen, gute Antworten, danke x 2 !

    LG M

  • 9 Jahren ago

    Da habe ich mich doch jetzt glatt festgelesen…;-). LG Lotta.

  • 9 Jahren ago

    danke! schönes interview… ich mag juli <3

  • 9 Jahren ago

    Liebe Indre, auch hier noch mal ein herzliches Dankeschön für die Einleidung auf Deinen Blog 🙂 Aber musstest Du das Foto mit dem Staub unter dem Sessel nehmen?! Ich schäääääm mich 😀

    Liebe Schlönzgrüße ausm Pott!
    Juli

    • 9 Jahren ago

      Haha, den Staub hatte ich vorher gar nicht gesehen, jetzt schon 🙂 Aber schön, dass es den nicht nur bei mir gibt 🙂
      Schönes Interview und toller Blog.
      LG, Mecki

    • 9 Jahren ago

      Wäre mir ja nie aufgefallen…aber jetzt, wo du es sagst…;-))). LG Lotta.

  • Danke für das tolle Interview. Ich mag den Blog von Juli sehr und bewundere schon lange die ständig sprudelnde Kreativität. Ihre Swot-Analyse trifft es für mich auf den Punkt – viele meiner Gedanken finde ich dort wieder und ich finde es einfach nur ehrlich und glaubhaft, wenn sie diese Zeilen niederschreibt / ausspricht – und ich bin mir auch sehr sehr sicher, daß viele so denken. In diesem Sinne – hab eine gute Woche und ich gehe noch ein wenig stöbern!

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