Ein Blick hinter die Augenschule

8. Februar 2016
Womöglich hat die ein oder der andere von euch die Apfelsinengeschichte gelesen? Falls ja, dann erinnert ihr euch vielleicht, dass sie sich an Mi.s 23. Geburtstag ereignete, und die Apfelsine einst seinem Vater gehörte. Falls ihr sie nicht gelesen habt: Macht nichts. Denn um diesen „EinBlick“ zu verstehen, ist sie höchstens witzig, nicht aber wichtig: Mi. ist mein Sohn. Der einstige Apfelsinen-Besitzer sein Vater. Zusammen sind wir das, was man eine intakte Patchworkfamilie nennt, und das wiederum ist ein großes Glück. 
Mi.s Vater heißt Ulrich Christen. Er ist Heilpraktiker und hat mich schon von so manch fiesen Rückenschmerz befreit. Vor einiger Zeit hat er außerdem eine Augenschule ins Leben gerufen, und was er mir über das Sehen erzählt hat, hat mich so fasziniert, dass ich ihn gefragt habe, ob er nicht hier und heute ein wenig davon erzählen mag. Er mochte. Vielen Dank dafür, Ulrich! 
Euch wünsche ich nun spannende Einsichten ins Sehen und einen guten Start in die Woche.
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Foto: Ieva Jansone

Sehen. Was ist das eigentlich?
Sehen ist unser wichtigster Sinn. Der Sehvorgang liefert uns jeden Augenblick eine unvorstellbare Menge an Informationen über unsere Umwelt und auch über uns selbst. Gleichzeitig ist Sehen auch einer der komplexesten Vorgänge in unserem Körper, der sich ständig verändert und den Anforderungen anpasst.
Unsere Augen sind die Organe, die proportional zu ihrer Größe am meisten Energie verbrauchen. Und auch die Vorgänge im Gehirn, die aus den gelieferten Bildern eine sinnvolle Ansicht erstellen, sind faszinierend und wunderbar zu entdecken. 
Warum sollten wir das Sehen (neu) erlernen?
Weil wir mehr und anders sehen als wir meist denken. Wir nutzen unsere Augen sehr einseitig und eingeschränkt und oft auch angestrengt. Dazu kommt unsere Einstellung zu unserem Sehen: Viele Menschen mit einer Fehlsichtigkeit denken, ihre Augen seien „schlecht“. Das ist kein förderlicher Gedanke, denn er blockiert Wahrnehmungen.
Die Augen freuen sich mehr über eine vielseitige Betätigung ohne Leistungsdruck und natürlich auch über liebevolle Zuwendung in Form von Entspannung. Das alles kannst du mittels eigener Erfahrung lernen!
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Foto: Ieva Jansone

Was lernt man in deiner Augenschule?
Die Augenschule ist einmal eine Wahrnehmungsschule. Du entdeckst die Möglichkeiten des Auges, erforschst die Funktionen des Sehapparates und erlebst, wie du ganz persönlich in die Welt schaust. Außerdem ist die Augenschule eine konkrete Anleitung zur Selbsthilfe. Du lernst, Ausgleich für besondere Belastungen (zum Beispiel Bildschirmarbeit) zu schaffen.
Das geschieht mit einfachen Übungen (eigentlich sind es eher Sehspiele), deren Wirkung sofort erfahrbar ist. Du lernst, die Bedürfnisse deiner Augen wahrzunehmen und wie du ihnen schnell und einfach etwas Gutes tun kannst.

Ich war gerade am Meer und habe gemerkt, dass die Weite meinen Augen wohl tat. Ist Weitsicht für die Augen besser als Nahsicht?
Das Auge kann beides und liebt es, beides zu tun. Für uns Stadtmenschen hört die Welt meist, wenn nicht schon am Bildschirm, dann an der nächsten Hauswand auf. Deswegen ist es so wohltuend, in die Weite zu schauen. Das Meer eignet sich dafür ganz besonders, denn es gibt nichts zu erkennen. Auch das lieben Auge und Gehirn.
Wahrnehmen, ohne zu analysieren, das ist Urlaub!
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Bildschirm und Auge – wie verhält sich das zueinander?
Wahrscheinlich sind wir Menschen die einzigen Säugetiere, die freiwillig stundenlang in eine Lichtquelle starren. Dafür sind unsere Augen nicht gemacht, es ist Hochleistungssport gepaart mit Stress und erhöhtem Energieverbrauch. Der Blick auf den Bildschirm ist starr, eindimensional, immer in der gleichen Distanz zum Objekt und das Gesichtsfeld wird lediglich zentral genutzt.
Daher gebe ich Kurse speziell für bildschirmarbeitende Menschen, in denen sie lernen, Ausgleich zu schaffen. Denn um die Bildschirme kommen wir alle nicht mehr herum. Die Verträglichkeit ist also eine Frage der Dosis und des Ausgleichs.

Hast du einen einfachen Tipp für Bildschirmarbeiter/innen, wie sie ihre Augen täglich ein klein wenig verwöhnen können?
Ja, eine der wirkungsvollsten Augenübungen ist das sogenannte Palmieren. Dabei bedeckst du die geschlossenen Augen mit den Handflächen so, dass die Augäpfel nicht berührt werden, aber vollständig abgedunkelt sind.
Die Netzhaut braucht Dunkelheit, um zu regenerieren. Es ist wie Kurzurlaub. Wenn du dass regelmäßig ein paar Atemzüge oder sogar ein paar Minuten lang machst, werden es dir deine Augen danken. Und auch für den Kopf ist es sehr erholsam.
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Foto (c) Volker Gerling „Sara“

Und nun noch ein paar Sätze zu dir. Wer bist? Wie lebst du? Wie siehst du?
Mein Name ist Ulrich Christen, ich bin Jahrgang 1967 und lebe eine Hälfte der Woche in Berlin und eine Hälfte auf dem Land an der Elbe. Ich bin seit 10 Jahren Heilpraktiker und behandele in meinen Praxen im Prenzlauer Berg und in Gartow/Elbe hauptsächlich Patient/innen mit Augenkrankheiten und biete Akupunktur und Massage (www.ulrichchristen.de).
Ich sehe meist verschwommen. Das liegt daran, dass ich seit meiner Jugend kurzsichtig bin und meine Brille aber nur trage, wenn es wirklich nötig ist. Früher brachte mir das den Spitznamen „Maulwurf“ ein, aber ich sehe meist mehr als ich denke, und so habe ich, ohne es zu wissen, schon mit 16 angefangen, mein Sehen zu erforschen und führe das begeistert fort.
Die Augenschule ist ein relativ neues Projekt, bekommt aber immer mehr Bedeutung in meinem Leben. Ich betreibe sie mit großer Leidenschaft, weil sie so viel Spaß macht und den Teilnehmenden so viel bringt (www.augenschule.berlin).
Übrigens: Am kommenden Wochenende, den 13./14. Februar findet wieder ein Kurs statt und für Kurzentschlossene es gibt ein Valentins-Spezial: Ihr könnt zu zweit zum Preis von einer Person teilnehmen. Informationen zum Kurz gibt es unter www.augenschule.berlin/Termine. Ich würde mich, die ein oder den anderen von euch dort persönlich kennenzulernen!
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