E iN B L i CK H i N T ER : W S AK E

5. Februar 2013
E R H A B E N H E i T. Das ist ein Begriff, der im alltäglichen Sprachgebrauch nur noch selten Verwendung findet. Auch ich gebrauche ihn (seit Abschluss meines Studiums) so gut nie. Doch angesichts von WSAKE fällt mir kein anderes Wort ein als eben dieses: erhaben* – und ich bin dem ‚Pathos‘ eigentlich nicht zugetan.
Ganz gleich ob Schmuckstück, Bild oder Collage – der eigenwillige Blick, die kompositorische Ausgewogenheit und die handwerkliche Präzision ihrer Arbeiten lösen nicht nur ein Staunen, sondern tatsächlich so etwas wie Ehrfurcht in mir aus. Wohl deshalb habe ich dieses Mal länger nach Worten und Formulierungen gesucht, die Fragen immer wieder gedreht und gewendet. Ihre Antworten gleichen ihren Schmuckstücken: reduziert und doch verspielt, leise und bedeutungsvoll. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen, Schauen und vielleicht auch Staunen mit und über WSAKE!
* Das Erhabene bezeichnet etwas, das ‚durch seine Großartigkeit feierlich stimmt‘ (Duden), bisweilen auch überwältigend wirkt. 
– – –
Today I talk to Anna and Waldemar Artmann from WSAKE – a Regensburg based graphic and jewellery designerduo. I admire their craftsmanship and aesthetical sensibility.
W S A K E. Das klingt schön und fremd in meinen Ohren. Was hat es auf sich mit dem Namen?
die initialen der vornamen des engsten familienkreises, dem alter nach geordnet, abgelesen von den gekennzeichneten handtuchhaken im bad – abstrakt und mit verborgener bedeutung, aber sonst sinnlos.
Eine Tochter. Ein Vater. Ein Team. Welche Rolle spielt die Nähe und Vertrautheit in eurer Arbeit? 
die zusammenarbeit ist absolut offen, wir können diskutieren ohne angst haben zu müssen, den anderen zu verletzen, streit kommt somit nicht vor. vielleicht ist es dadurch so einfach, dass sich bestimmte geschmacksrichtungen und ansprüche offenbar vererbt haben. und auch wenn die vorstellungen mal auseinandergehen, treffen sie an einer anderen stelle des arbeitsweges wieder zusammen.
Wie entstehen die Entwürfe und – am Ende – die Schmuckstücke in der Zusammenarbeit? Gibt es eine klare Arbeitsteilung?
50 jahre erfahrung als silberschmied sind nicht einzuholen, so dass der anspruchvollere technische teil, planung und ausführung, vom vater übernommen wird. bei den entwürfen fängt meist einer an und der andere spinnt weiter, es gibt zwar stücke, die relativ weit nur von einem entwickelt wurden, aber irgendwann kommt immer auch der zweite dazu und sei es nur in einer technischen hilfestellung. der silberschmied ist immer auch gestalter und nicht nur handwerker – der grafiker eher gestalter, das handwerk muss dazu erlernt werden.
Wie kam es zur Zusammenarbeit? War es ein Zufall oder von langer Hand geplant?
zwar hat sich die tochter schon immer gerne in der werkstatt versucht, aber geplant war das so alles nicht. nach dem grafikdesignstudium musste sie sich wegen massiver rückenbeschwerden etwas um- und vom computer wegorientieren und entdeckte, dass das arbeiten an der werkbank – zwar im stehen – das einzig machbare ist, das auch gefällt. und da sie natürlich hilfe benötigte und vom vater gern bekam, wuchs ganz langsam und allmählich WSAKE heran, ganz ohne plan und ziel.
Was sind eure Inspirationsquellen und wer sind eure Vorbilder?
alte handwerkskunst aus allen bereichen, genauso wie das dabei angewandte werkzeug, das verwendete material und seine eigenschaften und möglichkeiten, tatsächlich die natur und was diese mit von uns verwendetem material macht. außerdem die alltäglichen begegnungen mit menschen und dingen, eine kleine entdeckung kann einen großen unterschied machen.
Worauf kommt es euch in eurer Arbeit besonders an: Form, Funktion, Material etc.? 
auf die kombination von eben diesen drei punkten, ihre ausgewogenheit, ihr zusammenspiel.
Was zeichnet gutes Handwerk für euch aus?
technische perfektion kombiniert mit überzeugender gestaltung.
Was ist Schmuck in euren Augen? Was macht er mit demjenigen, der ihn trägt?
er schmückt und rüstet uns, ist zierendes beiwerk und auszeichnung, dass ganz offen oder im verborgenen bedeutungsträger sein darf.

In der Literatur gibt es den ‚impliziten Leser‘. Das ist der Leser, an den Autor beim Schreiben denkt, für den er quasi schreibt. Wer ist euer impliziter Träger?
die prototypen werden von uns selbst getragen und getestet, was ich nicht tragen will, wird auch nicht gefertigt. das klingt egoistisch, ist aber die garantie für qualität, funktion und komfort. bei sonderanfertigungen, die einen großteil unserer arbeit ausmachen, behalten wir zwar unseren stil bei, aber die zu schmückende person tritt in den vordergrund.
wir sind immer wieder erstaunt und erfreut darüber, welch unterschiedliche trägerinnen unseren schmuck entdecken und ihn durchs tragen verwandeln und neu beleben.
Was wünscht ihr euch für eure gemeinsame W S AK E-Zukunft?
um noch viele dinge gemeinsam ausprobieren zu können (einfallen würde uns schon einiges), wünschen wir uns beide gesundheit. und dass man irgendwann auch ganz ehrlich davon leben kann, es sich nicht mehr um einen wagemutigen balanceakt handelt – ‚die befriedigung, freude bereiten zu können‘ (hermann jünger, goldschmied) ist schön, aber nicht alles. waldi wünscht sich ein halle für richtig große arbeiten und anna muss noch viel lernen.
1.000 Dank für die Antworten, liebe Anna, lieber Waldemar. 

alle Bilder: WSAKE

14 Comments

  • 11 Jahren ago

    die anna ist die beste
    ihre ehrlich unblumigen worte sind doch voller feingefühl
    das kann nicht jeder
    und genau das mag ich
    ___
    ti

  • 11 Jahren ago

    der schmuck in seiner eigen(en)art verrät viel über die menschen dahinter. so zart, so bedacht ..eine passion. wunderschön.

  • 11 Jahren ago

    ewig verweilen möchte ich.
    traumhaft.

  • 11 Jahren ago

    die anna, so gern mag ich sie!
    so schön ihr platz hier. so gewählt das wort. so bewundernswert ihre arbeit!

  • 11 Jahren ago

    zauberhaft

    großartig

  • 11 Jahren ago

    ♥♥♥♥

  • 11 Jahren ago

    ganz begeistert bin ich – wundervoll!
    herzlichst birgit

  • 11 Jahren ago

    ein wunderbares interview, scharf konturiert und zurückhaltend zugleich, das wichtige ins rechte licht gerückt – der verbale abdruck der unglaublich einnehmenden wsake-fotos und der zaubrisch zarten arbeit.
    ich bin eine große bewunderin. °°°u.

  • 11 Jahren ago

    Ein sehr schönes Interview, eine sehr schöne Geschichte. Der Schmuck gefällt mir auch sehr… Und schön ist es, endlich zu wissen, was "wsake" heißt 🙂

  • 11 Jahren ago

    Das Arnband in der Mitte liebe ich und ich gucks mir immer wieder im Netz an… vielleicht springt es ja irgendwann an meinen Arm. 😉
    Vielen lieben Dank für den tollen Einblick!

  • 11 Jahren ago

    Was für ein tolles Interview, was für schöne Einblicke in die Arbeit der beiden. Und wie schön, wie gut Vater und Tochter zusammenarbeiten können und sich ergänzen.
    Ich mag ihren Schmuck sehr und möchte schon länger einen ihrer Ringe oder dieser Anhänger mit gold oder froh.

  • 11 Jahren ago

    Ein sehr schönes Interview, danke! Mein Vater ist auch schon so lange Silberschmied, meine Mutter Goldschmiedin. Ich selbst habe mich auch mal darin versucht, mich aber dann doch aufs Papier verlegt. Ein bewundernswerter Beruf, der hier mit diesen beiden mit so schönem Ergebnis und Vetrauen in das Handwerk ausgeübt wird. Liebe Grüße, Wiebke

  • 11 Jahren ago

    Danke für den schönen Einblick. Habe ich sehr gerne gelesen.

  • 11 Jahren ago

    Wunderschöner Schmuck, so zart, wirklich zauberhaft. Ich bin ebenfalls hingerissen!

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