E i N B L i CK H i N T ER MME U L M A

7. Februar 2013
Es ist der zweite Blick hinter ein Blog in dieser Woche. Eigentlich war er für die kommende gedacht. Aber nachdem ich U L M A s Antworten gelesen und ihre Bilder gesehen habe, konnte ich nicht anders: Diesen traumhaft schönen Blick kann ich euch einfach nicht länger vorbehalten. °°°d a n k e, liebe Ulma, dafür! Und euch, viel Vergnügen.
– – –
Today I talk to Ulma, a Graz based artist and blogger. 
Wer steckt hinter MME ULMA? Erzählst du uns von dir?
dort steckend oder lieber tüftelnd/summend/fabrizierend bin ich:
verehrerin der zwischentöne, des zurückhaltenden, des feinen, des schönen;
freudig staunende beobachterin und niemals streichlerin der tiere;
zeichnerin und wortspielerin;
papierfalterin und eierschalensammlerin;
sprachenfreundin und unikatherstellerin;
bücherliebhaberin und systemzweiflerin;
absolventin der studienrichtungen deutsche philologie und kunst;
mama von hübschmadamchen und dem kleinen füchslein;
alt für ein kleines mädchen, aber jung für eine frau, wie mir eine freundin anlässlich meines kurz zurückliegenden geburtstags geschrieben hat, der mich rundungsmäßig in ein stärkeres naheverhältnis zur 40 als zur 30 gerückt hat;
sympathisantin des uneigentlichen sprechens und des semikolons;
und immer noch ganz freudig-aufgeregt ob der einladung zum blick hinter
Was hat es auf sich mit dem Namen MME ULMA?
ulma ist mein „tochtername“, eine zusammenziehung aus den namen, die mir meine tochter gegeben hat: die ersten jahre nannte sie mich bei meinem vornamen, später dann mama (wir grübeln heute noch, was diesen wechsel veranlasst hat; und jeder von uns hat seine eigene version …). kleine nachrichten an sie habe ich irgendwann mit ulma zu unterzeichnen begonnen. ich mag den klang des namens und seinen floristischen duft. mme, kurz für madame, hat sich erst im zuge der entstehung meines blogs dazugesellt. wegen der ernsthaftigkeit, ha!
Warum bloggst du? Was ist ULMA für dich?
ich war ganz bezaubert, als ich vor vielleicht zwei jahren das erste mal bewusst auf eine handvoll schöner blogs aufmerksam geworden bin – blogs wie zündholzschachteltürme, bedachtsam gefüllt mit zarten porzellanschalenscherben, spitzenbestrumpften holzpuppenbeinen und mundgeblasenen glasperlen. mit kindlicher freude habe ich diese kostbarkeitsalben betrachtet, gelesen, bewundert … und mich davon inspirieren lassen. zwischen dem ersten gedanken an die möglichkeit eines eigenen blogs und dem entschluss dazu ist viel lavier- und zweifelszeit vergangen. und bis ich mich dann irgendwann wirklich getraut habe, hat es noch einmal eine ganze weile gedauert.
ein wichtiger impetus für mich war vermutlich mein archivarentum. ich mag es, wenn die dinge geordnet sind, übersichtlich, und im besten fall nicht dem verstauben anheimgegeben, sondern lust machend auch aufs wiederhervorholen, wiederansehen, erinnern, nach-denken. ein blog ist sehr angetan dazu, diese funktion zu erfüllen (so es denn kategorien zum suchen und wiederauffinden gibt dort – die sollte ich auch endlich machen …). angesichts meines stetig wachsenden sammelsuriums an selbstgemachtem also schon alleine deshalb reizvoll für mich, als kleine u l m a t h e k sozusagen. und da schwingt natürlich auch der werkschaugedanke mit, die idee des herzeigens meiner dinge, ergänzt durch fundstücke und gedankensplitter, ein kleiner schritt hinaus in eine ganz spezifische und klar umrissene öffentlichkeit von gleich- oder ähnlichgesinnten.
eine zweite wesentliche und vermutlich noch grundlegendere triebfeder ist meine freude am gestalten, am fotografieren, am erzählen, am produzieren insgesamt. im mamaalltag laufen diese dinge manchmal gefahr unterzugehen. mein blog ist das kleine floß, auf das ich sie packen kann, mein freiraum und zugleich meine mir selbst gestellte wunderbare aufgabe, den dingen nachzukommen, die ich gerne tue.

dableib/wegwill/ 

entweder man tut etwas 
und tut etwas und tut etwas …/oder 
man tut es nicht/das ist 
die lektion meines lebens. 

bodo hell
Was hat es mit dem ‚Satz‘ von Bodo Hell auf sich? Warum ist er dir wichtig?

ich lese ihn als motto. und mag das karnevaleske an ihm, wie lakonisch, wie ehrfurchtslos er verfährt mit der sinnfrage, mit der lebenserfahrung & -gestaltung; den witz, der daraus spricht, wie er dem augenzwinkern huldigt; und wie er als kleiner stachel gegen den bierernst der freiheit zublinzelt. letztlich sind wir kleine würmer, denen ein bisschen selbstironie gut anstünde.
Du machst so feine grafische Sachen und kannst so wunderbar zeichnen. Woher kommt dieses Können?
oh, danke! woher es kommt: ich denke, da wirken zuerst einmal die mit, die ich auch irgendwie bin, zu denen hin sich mein erbliniennetz zurückspannt, in dem die anlage zu einem bestimmten gefühl und einem bestimmten blick mitverstrickt sind: meine urgroßmutter, die modistin, mein onkel, der maler und zeichner, mein großvater, der passionierte fotograf, meine großmutter, die puppen- und vieles mehr -macherin. und dann natürlich meine eltern, die mich ihren gestaltungswillen mitatmen haben lassen, dem zeichnen, dem grafischen und überhaupt dem tun der hände, der augen raum und aufmerksamkeit gegeben haben – und material. und ich habe kunst studiert.
Du hast 2 Kinder: Ein großes Mädchen und einen kleinen Jungen. Der Altersunterschied ist nicht gerade klein. Wie erlebst du sie? Sind sie trotzdem Bruder und Schwester füreinander oder eher wie Tante und Neffe?
ich glaube, es ist noch zu früh, um darüber eine aussage zu treffen. und ich habe auch meine zweifel daran, dass mir das zu einem späteren zeitpunkt möglich sein wird; weil ich nicht genau weiß, welche parameter ich anlegen soll zum vergleichen und zum unterscheiden dieser zwei beziehungsformen. einzig: geschwister sitzen, wie ich das sehe, irgendwie im selben boot. so empfinde ich es – trotz eines altersunterschiedes von gut dreizehn jahren – auch bei meinen kindern. und was ich miterleben darf: die beiden fühlen sich wohl in ihrem gemeinsamen kähnchen und haben eine himmeljauchzende freude aneinander. und nebenbei passen sie herrlich zu uns.
Du lebst in Graz: Wo und wie lebst du dort?
wir wohnen – die innenstadt um die eine ecke, der wald um die andere (ursprünglich aus einer kleinststadt kommend habe ich mir in der zwar auch nicht besonders großen stadt angewöhnt, ecken etwas größer zu denken) – in einer nicht perfekten, aber charmanten altbauwohnung mit mindestens einem zimmer zu wenig.
mein arbeitszimmer ist zugleich unser schlafzimmer (oder umgekehrt); nicht nur das von meinem freund und mir, sondern auch das des kleinen füchsleins. da die zeit zum (häufig die verfügbarkeit einer reihe von an meinem arbeitsplatz beheimateten utensilien voraussetzenden) selbertun für mich als baby-/kleinkindmama großteils mit den baby-/kleinkindschlafenszeiten korreliert, ist das – gelinde gesagt – mäßig günstig; und, zumal mein kleines füchslein leider (noch? ich hoffe inständigst, dass sich das noch ändert!) einen sehr leichten schlaf hat, mit einigem logistisch-gedanklichen und gewissermaßen immer auch planerischen aufwand verbunden: was möchte ich tun und was brauche ich dafür? das will dann rechtzeitig ins wohnzimmer, meine arbeitsplatzfiliale sozusagen, geschafft werden.
vieles an und in unserer wohnung haben wir selbst hergerichtet. und irgendwie kommen wir nie wirklich zu einem ende damit. ich vermute fast, das liegt zu einem nicht kleinen teil an meinem hang zur veränderung. der gestaltungswille spielt wohl auch da eine rolle. mitunter empfinde ich es als ungemein schwierig, familienalltagserfordernisse, die fülle an dingen, die wir tag für tag zur hand nehmen/haben wollen, und meinen wunsch nach ordnung, nach wenn schon nicht orten des weidens für die augen, dann wenigstens rastplätzen für den blick zusammenzuführen. ein luxusproblem eigentlich; und schon muss ich ein bisschen kichern über mich selbst.
Wohin würdest du mich mitnehmen, wenn ich dich in Graz an einem kalten, grauen Wochenende im Februar besuchen würde? Und wohin, wenn es ein warmes Sommerwochenende im Juni wäre?
unabhängig von der jahreszeit, wenn es auch wenig einfallsreich erscheint, weil sich dort oben der uhrturm, das wahrzeichen von graz, befindet und mithin jede/r graztourist/in sich dorthin begibt, auf den schlossberg. ich mag den blick auf die verschachtelte terracottadachlandschaft.
ebenfalls ganz großartig finde ich das volkskundemuseum – ein ort der ästhetik des dings. da müssten wir im sommer hin, weil es im februar geschlossen hat. und dann noch ins café rosenhain.
im winter würde ich dich ins café zapo zum mittagessen mitnehmen. und dann unbedingt ins museum der wahrnehmung.
abends fände ich einen besuch in einem der freien theater toll, da war ich schon viel zu lange nicht mehr.
Was steht 2013 Wichtiges an?
hm, ich bin dabei zu lernen, nicht zu viel über meine pläne zu reden, weil ich die erfahrung gemacht habe, dass ich dazu neige, mich im planen und das umsetzen aus den augen, aus den händen, aus dem alltag zu verlieren – irgendwie als dächte ich: getüftelt und davon erzählt ist schon ein bisschen getan.
ganz bestimmt aber stehen eine menge veränderungen und entscheidungen an – zuvorderst die, wie und wohin es weitergehen soll, insbesondere ab herbst, wenn mein kleines füchslein in die kinderkrippe gehen kann. fest vorgenommen habe ich mir, mich um die eröffnung eines kleinen online-lädchens zunächst einmal für selbst gemachte kalender zu kümmern. wieder so eine kleine mutprobe. aber mehr dazu dann, wenn es so weit ist, weil: s.o.
Anm.: Ohja. Hurra! Gib bitte bitte Bescheid, wenn es soweit ist mit deinem online-lädchen. Ich berichte gerne darüber und stöbern sowieso!

18 Comments

  • 11 Jahren ago

    Hm, das sieht hier ja aus, als würde ich gerne öfter mal gucken kommen, aber die blasse Schrift auf blendend weißem Hintergrund ist für mich nicht gut zu lesen. Und erst recht weiß auf grau: sieht schick aus, aber ist mir einfach zu mühsam.

    Schade.

  • 11 Jahren ago

    Oh, Ulma gefällt mir.
    Sie wirkt anders und eigen … und dabei sehr sympathisch.
    Vielen Dank, Indre!

  • 11 Jahren ago

    vielen dank für diesen blick hinter mmm ulma. ich habe sie erst vor kurzem entdeckt, aber gleich ganz bezaubernd gefunden.

    eine echte perle in meinem reader.

    liebe grüße
    anke

  • 11 Jahren ago

    die wunderbaren schabrackentapire erinnern mich jeden tag an mme ulma und neuerdings auch ihre zauberhaften figuren. der einblick "hinter die kulissen" gefällt mir sehr. danke an euch beide! mano

  • 11 Jahren ago

    Wie wunderschön erzählt, und anzuschauen, eine ganz besondere, erst vor kurzem kennengelernt. Vielen Dank und herzliche Grüße von Michaela

  • 11 Jahren ago

    liebe indre,
    bei ulma bin ich sehr gerne.
    deine schönen fragen und ihre geschwungenen antworten haben mir noch einmal einen ganz anderen blick auf ulma und ihren blog gegeben.
    lieben dank dafür.

  • 11 Jahren ago

    Danke für den schönen Einblick. Den Blog habe ich erst vor kurzem entdeckt und gleich verliebt.
    Liebe Grüße
    Anna

  • 11 Jahren ago

    Ein ganz feiner Stern, die Mm Ulma. Gut, dass du sie eingeladen hast! Wunderbare Antworten!

  • 11 Jahren ago

    Immer so wunderbar besonders und feinsinnig die Blicke hinter… ! Dankeschön. Mir waren in der kurzen Zeit, in der ich MME ULMA kenne, noch gar nicht Ihre wundervolle Sprache und die vielen schönen Worte aufgefallen… Dieser Einblick hat mich auch deswegen gleich noch "fester gebunden", ich freue mich immer über Neuigkeiten. Und auf das Onlinelädchen auch. Denn für die Tapire war ich schon zwei Mal zu spät. Eine neue, größere Chance im Herbst werde ich bestimmt zu nutzen wissen! Herzliche Grüße, marja

  • 11 Jahren ago

    dankeschön für den blick hinter mme ulma. ich ihren blog sehr gern und so haben mich ihre antworten auch genauso interessiert;)
    herzlichst birgit

  • 11 Jahren ago

    oh, danke, liebe indre, ich bin ganz angetan;
    von den lieben einleitenden worten,
    von der schönen zusammenstellung,
    von meinem gastseindürfen immer noch.
    danke, von herzen,
    mit liebsten grüßen aus graz!
    °°°u.

  • 11 Jahren ago

    Erst vor kurzem entdeckte ich Ulma. Wie ich bei ihr gelandet bin, weiß ich nicht mehr. Aber ich habe mich gleich verliebt. In ihre Zeichnungen, ihre Schreibe. Und die Tapire sind auch gleich eingezogen, einmal für mich, einmal für die Schwester.
    Vielen Dank für diesen schönen Schatz, den du zeigst, Indre.
    Liebe Grüße
    Katja

  • 11 Jahren ago

    Ein ganz sympathisches Interview mit einer ganz reizenden Mme Ulma! Merci dafür!

  • 11 Jahren ago

    Oh, das ist ja ein richtig toller und vorallem sympathischer Blick hinter mme Ulma! Richtig gerne gelesen, schön geschrieben und bebildert – hat Spaß gemacht! 🙂

  • 11 Jahren ago

    Vielen Dank für den Blick hinter Ulmas wunderschönen Blog! Einfach wunderbar und absolut sympathisch!

  • 11 Jahren ago

    … nein, den konntest du uns wirklich nicht vorenthalten. ich bin so … ja … angetan. von vielen einzelnen wörtern und von ulma. danke 🙂

  • 11 Jahren ago

    Vielen Dank für den Hinterblick, Einblick, in MME Ulmas Welt. 🙂

    Lieber Gruß,
    Katja

  • 11 Jahren ago

    Durch Deine Blicke hinter… erfährt man feine Details. Dass Mme Ulma eine Sympathisantin des Semikolons ist, macht sie für mich gleich noch ein bißchen sympathischer. Ein schöner Arbeitsplatz, schöne Bilder, ein schöner Blog.

    Liebe Grüße,
    Mond

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