E i N B L i CK H i N T ER KrokodiLina

9. April 2013
Schon dreimal führte mich meine Neugier nach Österreich: vor rund einem Jahr zu Stephanie (Roboti liebt), im Februar diesen Jahres zu Ulma (ulma) und letzte Woche zu Annie (Annipalanni). Heute führt sie mich zu einem Schloss nahe Wiens, dorthin wo D A N i A (alias KrokodiLina) mit ihrem Mann und einem kleinen ‚Wirbelwind‘ ein buntes, bisweilen nicht ganz widerspruchsfreies Künstlerleben führt. Einen spannenden Blick hinter ihr – mich auf seltsam sanfte Weise berührendes – Blog gewährt sie uns und dafür danke ich ihr ganz herzlich! 


Du schreibst über dich, dass du vieles gelernt, einiges studiert und so manchen Beruf ausgeübt hast, langsam wieder zu schreiben, malen und bildhauern beginnst und im Moment vor allem Mama bist. Magst du das ein wenig konkretisieren? Was hast du gelernt? Was studiert? Und was und wo gearbeitet? Was waren dir die liebsten Studien und welche deiner Berufe, würdest du gerne weiter bzw. wieder ausüben? Füllt dich das Muttersein aus oder fehlt dir manchmal die andere, die Nicht-Mutter-Dania? Und wenn ja, wie gehst du damit um?
Noch während meiner Schulzeit begann ich durch Freunde im Gastgewerbe zu arbeiten. Nach der Matura (Abitur) an einem humanistischen Gymnasium habe ich erst Publizistik und Theaterwissenschaften studiert, aber im zweiten Semster gemerkt, dass ich mir darunter ganz etwas anderes vorgestellt hatte. So habe ich umgesattelt auf Germanistik, Englische Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaften und arbeitete nebenbei in einer Buchhandlung und weiterhin abends im Restaurant. Das Studium war spannend, aber auch noch nicht ganz, was ich wollte – das heißt, eigentlich wusste ich nicht ganz genau, was ich eigentlich wollte – außer ans Theater. Das passierte dann auch ziemlich spontan und überraschend: Ich ergatterte eine Regieassistenz an einem Wiener Theater und da war’s um mich geschehen. Ich begann ein privates Schauspielstudium bei verschiedenen Lehrern, arbeitete weiter als Regieassistentin und stand als Schauspielerin in meinen ersten Rollen auf der Bühne. Nach zwei Jahren absolvierte ich mein staatliches Diplom. Es folgten ein paar Jahre fixer Engagements als Schauspielerin an österreichischen Theatern und ein Leben „aus dem Koffer“.
Während dieser Zeit begann ich wieder zu schreiben – schon als Kind nahm ich erfolgreich an diversen Schreib- und Geschichtenwettbewerben teil. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Literatur während des Studiums allerdings nahm mir aus undefinierten Gründen die eigenen Worte. Irgendwie schien alles und über alles schon geschrieben worden zu sein.
Nach meinem letzten fixen Engagement kehrte ich nach Wien zurück und versuchte mein Glück als freie Schauspielerin und Regisseurin, und begann als Theater- bzw. Schauspielcoach mit Jugendlichen an Schulen zu arbeiten. Um besser Werbung für mich selbst machen zu können, machte ich eine Ausbildung zur Webdesignerin. Gleichzeitig entstand in mir das Bedürfnis, den Jugendlichen mehr als nur Selbstbewusstsein und Emotionsarbeit mit auf den Weg geben zu können. So begann ich eine Ausbildung zur diplomierten Mentalcoach, die ich allerdings aus Kostengründen wieder aufgeben musste.

Bei einem Schauspielcasting lernte ich „meinen geliebten Künstler“ kennen. Aus dem Theaterprojekt wurde zwar leider – wie bei vielen freien Theaterprojekten damals aus subventionellen Gründen –nichts, aber aus uns wurde ein Paar. Als ihm ein Job als Kreativdirektor bei einem österreichischen Modemagazin angeboten wurde, zeigte sich, dass wir uns auch auf dieser Ebene gut ergänzten. Durch meine Vorkenntnisse in Webdesign konnte ich die Webseiten der Magazine gestalten und über einige Jahre am Laufen halten. Ich lernte viel über digitale Bildbearbeitung und Illustration, aber kreativ war die Arbeit nicht.

Als der erste Text für ein Kinderbuch entstand, kam auch der Wunsch, dieses selbst zu illustrieren, und ich begann wieder zu malen und zu zeichnen – eine kreative Tätigkeit, die mir schon als Kind und Jugendliche viel bedeutet hat.Felder, die sich öffnen. Kreise, die sich schließen. Eine Form des künstlerischen Ausdrucks, den ich immer auf Abstand gehalten habe, weil es eigentlich das Metier meines Vaters war, der es allerdings nie beruflich ausgeübt hat.
Mitten in der Neufindung erfüllte sich ein Lebenstraum – der Wirbelwind wurde geboren. Und damit wurde alles andere unwichtig…. vorübergehend … auch unmöglich 😉 Denn der Wirbelwind wirbelte im wahrsten Sinne des Wortes alles durcheinander. Alles in allem trotzdem wunderbare drei Jahre, die mich gänzlich ausfüllten, weil ich meine kreative Seite in vielen kleinen Dingen auch ins Mama-Sein einfließen lassen konnte. Mit dem nahenden Kindergarteneintritt regte sich aber sehr wohl die Nicht-Mutter-Dania in mir. Ich schloss dort wieder an, wo ich aufgehört hatte: beim Zeichnen und Illustrieren. Anfangs noch sehr zaghaft und ohne genauen Plan. Das Gefühl, mein Tun nicht nur für mich behalten zu wollen, ließ mich zuerst einmal einen Blog gründen. In diese – für mich vor nicht ganz zwei Jahren neue Welt einzutauchen – war unglaublich inspirierend. Und es stärkte mein Selbstvertrauen und machte mir Mut.
Das Theater fehlt mir. Aber noch kann ich mir nicht vorstellen, dass es mit dem Wirbelwind vereinbar ist. Auch würde ich mich gerne wieder an große Arbeiten heranwagen, mich intensiver mit der Bildhauerei beschäftigen, mich konzentriert wieder dem Schreiben längerer Texte, eventuell auch wieder Drehbüchern widmen. Aber das sind Dinge, die man – ich? – nicht einfach beiseite legen kann, wenn der Wirbelwind nach Hause kommt.
Generell hat das Muttersein vieles verändert im Arbeitsprozess. Und es gibt schon sehr viele Momente, an denen ich mir „zerteilt“ vorkomme, weil die Aufmerksamkeit so vielem gleichzeitig gilt: den kleinen kreativen Arbeiten, dem Haushalt, dem Wirbelwind, der beschäftigt werden will und seine Zeit mit mir zurecht einfordert, einem geregelten Tagesablauf… Ich kann nicht mehr einfach alles um mich herum vergessen und erst wieder auftauchen, wenn ein kreativer Prozess beendet ist. Mich ganz und gar mit voller Konzentration auf eine einzige Sache einlassen können, fehlt mir schon des öfteren. Aber auch der Wirbelwind wird größer und älter. Und bevor ich der „verlorenen Kindheit“ nachweine, will ich diese wunderbare Zeit mit ihm so gut es geht auskosten. Sie vergeht sowieso viel zu schnell.

Du lebst in Niederösterreich und hast einen Garten zum ‚Träumen‘. Wo genau lebst du und wie?
Seit über sechs Jahren leben wir in einem Schloss in Ebergassing/Niederösterreich, das um das 2000 von den jetzigen Besitzern liebevoll restauriert und in 14 Mietwohnungen umgewandelt wurde. Es liegt etwas abseits des Ortskerns direkt an einem großen Waldstück, durch das die Fischa fließt, die auch den Wassergraben rund um das Schloss speist. Es ist ein sehr naturbelassener Garten auf einer Insel, in dem das Schloss steht. Und ein Paradies nicht nur für Kinder. Wien liegt nur 20 Minuten entfernt, aber kaum biegt man von der Garage auf den Schotterweg, der zum Schloss führt, hat man das Gefühl von Urlaub und Zeitlosigkeit.

Der romanische Burgteil und die Kapelle wurden bereits 1136 von Hetzilo von Ebergotzingen erbaut. Um 1450 entstand der geschlossene Innenhof, 1640 wurde das Schloss von den Liechtensteins übernommen und um einen 2. Stock und einen Festsaal erweitert. Im Moment wohnen wir im romanischen Teil. Gewölbedecken und dicke Mauern prägen die Wohnung und geben ihr einen nesthaften Charakter. Als wir das Schloss zum ersten Mal sahen, war es weniger die Tatsache, dass es sich um ein Schloss handelt, als die Energie, die der Fleck Erde hier ausstrahlt, die uns sofort heimisch fühlen ließ. Vor drei Jahren habe ich den Rosengarten und den Hochbeetgarten zur Pflege und Nutzung anvertraut bekommen. Eine Arbeit, die mich wirklich glücklich macht. Meine Hände in die Erde graben zu können, zuzusehen, wie alles wächst und gedeiht und blüht – das erdet mich, macht meinen Kopf frei und inspiriert mich.

Was wünscht du dir für dich für die Zukunft?
Das ist so eine Sache mit dem Wünschen… Ich wünsche mir für uns, dass wir die Freiheit haben, weiter bzw. hauptsächlich künstlerisch arbeiten zu können. Für mich wünsche ich mir eine gute Hand fürs Zeitmanagement, um alles unter einen Hut zu bringen, da ich teilweise leider sehr chaotisch bin. Und die Möglichkeit, mich (nicht nur) bildnerisch weiterentwickeln zu können. Und als Mama, dass ich dem Wirbelwind feste Wurzeln und dann wunderbare Flügel geben kann (nicht nachweislich Goethe), die ihn dorthin tragen, wo sein Herz hin will.

P S
Dania hat kürzlich einen Laden auf dawanda eröffnet. Ein Besuch lohnt sich.

17 Comments

  • 11 Jahren ago

    Danke für den Blick hinter die Kulissen, ich staune immer auf welch interessante Frauen ich dank dem bösen Internet treffe.
    herzlich Grüße
    Judika

  • 11 Jahren ago

    Vielen Dank an Euch zwei für dieses wunderschöne Interview. Und auch wenn Du, liebe Dania, das Gefühl hast chaotisch zu sein, strahlt dieses Interview und die Welt in der Du lebst unglaublich viel Ruhe aus. LIebe Grüße, Viola

  • 11 Jahren ago

    Ein tolles Interview!
    Liebe Grüße,
    Markus

  • 11 Jahren ago

    Oh, ich bin ganz hingerissen von diesem wunderbaren Interview, den Fotos, den Erfahrungen. Und im Shop habe ich auch schon vorbei geschaut. LG

  • 11 Jahren ago

    wie spannend, und mit Gedanken durchwoben, die auch mich beschäftigen.
    Toller Einblick mit schönen Photos.

    Liebe Grüße

    Margarete

  • 11 Jahren ago

    ein lebenslauf, um ein schloss zu füllen:)
    danke für dieses wundervolle interview, liebe indre,
    sagt birgit

  • 11 Jahren ago

    danke für die schönen einblicke. ich mag dania und ihren blog so gern!
    liebe grüße an euch beide, mano

  • 11 Jahren ago

    so sympathisch menschlich. danke füR dieses kuRze odch umfassende inteRview.

  • 11 Jahren ago

    Ein tolles Interview, sehr interessant und schön zu lesen.
    Es ist auch wirklich spannend kurz einmal hinter die Blogkulissen der lieben Dania zu blicken…ganz und gar zauberhaft!
    Liebe Grüße, Kerstin

  • 11 Jahren ago

    Danke für das ausführliche Interview & die sehr schönen Antworten . So lernt man doch einen Mensche hinter seinem Blog mit ganz anderen Augen zu betrachten .
    Liebe Grüße ,
    Christine

  • 11 Jahren ago

    Oh ich freu mich über diese wundervollen Einblicke! Und darüber, dass es in Österreich doch ein paar Blogger gibt 🙂

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre, so vielen herzlichen Dank! Deine Einleitungsworte berühren mich! Danke! Auch für die Arbeit und Zeit, die du in den Blick hinter ein Blog steckst!

  • 11 Jahren ago

    Wieder ein interessanter Mensch hinter einem schönen Blog. Danke!

  • 11 Jahren ago

    ich mag die stimmigkeit, mit der danias leben und ihr blog ineinandergreifen. so nuancenreich beides. und ich mag dania.

  • 11 Jahren ago

    Spannend, was alles in ein Leben passt und dieses Schloß, traumhaft! Danke fürs Interview + liebe Grüße, Wiebke

  • 11 Jahren ago

    Toll. So vieles zu entdecken in einem Menschen. Im Blog kann man es spüren. Und es ist mir sehr sympathisch! LG, marja

  • 11 Jahren ago

    Ein wunderbares Interview vor einer Traumkulisse :-).
    Allerliebste Grüße von Frau Heimelig

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