D ON `T D O i T Y OU R S E L F – oder: Das Unbehagen an der Kreativität

17. April 2013
Seit einigen Wochen treibt mich ein neues Thema um. Dieses Mal geht es um K R E A T i V i T Ä T und mein wachsendes Unbehagen an ihr. Bei aller Liebe wird sie mir nämlich langsam suspekt. Mitschuld daran tragen vor allem zwei Bücher: Die Erfindung der Kreativität von Andreas Reckwitz und Don´t do it yourself von Lisa Anne Auerbach. Beide Autor/innen setzen sich – aus verschiedenen Richtungen kommend – mit den gegenwärtigen Phänomenen der Kreativität auseinander und kommen zu einem Schluss: Kreativität als Idee für ein selbstbestimmtes, schöpferisches Leben und Gegenmodell zur Konsumgesellschaft sei gescheitert. Eine These, die mich als ‚Kreativitätsgläubige‘ ziemlich verunsichert und die ich darum hier zur Diskussion stellen möchte. 

Worum geht´s?
Die US-Künstlerin Lisa Anne Auerbach nimmt in ihrem Pamphlet die Do-it-yourself-Bewegung unter die Lupe und stellt mit einigermaßen wütendem Entsetzen fest, dass D.I.Y. als Idee der kreativen Selbstermächtigung sich selbst ad absurdum geführt habe. Nicht mehr Eigeninitiative und die Freude am Improvisieren treibe sie an, sondern die immer gleiche Kauflust: ‚D.I.Y. bedeutete, sich einen Filzmarker zu greifen und mit Worten und Taten eine eigene Revolution anzuzetteln. Inzwischen heißt es, sich bei den Mega-Stores zu verschulden […]. Unsere als D.I.Y ausgegebenen Zerrbilder von Heimwerkerei lassen uns zurück mit Schränken voller kaum genutzter Werkzeuge […], verstopfen uns die Wohnungen mit immer mehr Stoff, Garn und Nähzubehör.‘ (Auerbach, Seite 7f) 

Der Kultursoziologe Andreas Reckwitz betrachtet die gegenwärtige Lage zwar deutlich nüchterner, doch seine Diagnose ist nicht minder radikal: Kreativität sei zum kategorischen Imperativ unserer Zeit geworden: ‚Be creative!‘ […] Was ehemals subkulturellen Künstlerzirkeln vorbehalten war, ist zu einem allgemeingültigen kulturellen Modell, ja zu einem Imperativ geworden. In seinem 368 Seiten umfassenden Werk zeichnet er den Weg vom künstlerisch-elitären Lebensentwurf hin zum Mainstream nach und kommt schließlich zu einem ähnlichen Ergebnis wie Lisa Anne Auerbach: Der ‚kreative Imperativ‘ fördere nicht die Selbstverwirklichung, sondern den sozialen Druck und die Konsumgesellschaft. Wenn es einen Wunsch gibt, der […] die Grenzen des Verstehbaren sprengt, dann wäre es der, nicht kreativ sein zu wollen. … Nicht kreativ sein zu können ist eine problematische, aber eventuell zu heilende und mit geduldigem Training zu überwindende Schwäche. Aber nicht kreativ sein zu wollen, erscheint als ein absurder Wunsch […]. Wie könnte ein Individuum oder eine Institution, ja, eine ganze Gesellschaft nicht wollen, was scheinbar natürlich in ihr angelegt ist, wohin es oder sie natürlicherweise strebt: zur kreativen Selbsttransformation? (Reckwitz, Seite 9) Das Kreativ-sein-wollen und -sollen führe dazu, dass immer neue kreative Produkte hergestellt und konsumiert würden, was vor allem der bestehenden Ökonomie zugute kommt.

Kreativ-Konsum statt Kreativ-sein
Ertappt!
Wie gerne würde ich Reckwitz und Auerbach widersprechen und weiterhin ohne Zögern behaupten können, dass wir dank unserer Kreativität neue, kluge Wege des Wirtschaftens und Zusammenlebens finden werden. Doch ich brauche mich nur selbst ansehen und finde ihre Thesen bestätigt. Täglich lasse ich mir von Blogs und Plattformen wie Monoqi oder Fab neue – zweifelsohne fantastische – Produkte präsentieren und halte meine Kauflust so im Dauer-Erregungszustand. Sie in Schach zu halten und ihr nicht nachzugeben, kostet mich bisweilen meine gesamte kreative Energie. Wie viele Stoffe, Wollknäuel und Papiere liegen seit Jahren in meinem Schrank und warten auf ihre Weiterverarbeitung. 

Und nun?
Ist die Idee der Kreativität als schöpferischer Weg aus dem Konsumwahn damit vollends gescheitert und Kreativität nur mehr ein willfähriger Gehilfe des Massenproduktionsbetriebs? Auch in dieser Frage sind sich Reckwitz und Auerbach erstaunlich einig: Kreativität sei nicht per se der falsche Weg, missglückt sei nur mehr ihre Umsetzung. ‚Richtig gelebte Kreativität‘ könne durchaus zu Unabhängigkeit und tieferer Zufriedenheit führen. Das setzt allerdings voraus, dass wir einiges verändern. So beispielsweise unser Bedürfnis, alles immer sofort bekommen oder machen zu können. Begrenzen (z.B. ‚weniger ist mehr‘) und ‚Normalisieren‘ (z.B. ’nicht jeden Hype mitmachen‘), Verlangsamen (z.B. ’statt 10 neue Modekollektionen pro Jahr nur 2′) und Wiederholen (z.B. reparieren statt wegwerfen) – darin sehen die beiden einen Weg zu ‚geglückter Kreativität‘.

Auerbach nennt die Alternative zur gescheiterten D.I.Y.-Bewegung Don´t do it yourself (D.D.I.Y.) und meint damit, dass wir mit einer gewissen Gelassenheit anerkennen, dass wir wohl nicht in der Lage sind, alles selbst zu machen, dass wir nicht Spezialisten in allen möglichen Bereichen sein können. (Auerbach S. 19) Indem wir uns auf unser begrenztes Können und die Lust am Improvisieren zurückbesinnen, würden wir Zeit für Freunde und Familie gewinnen, die Kauflust bändigen und die Wirtschaft (vor allem das Handwerk) sinnvoll fördern: D.D.I.Y. bedeutet, mit Freunden zusammenarbeiten, Professionelle anzuheuern, klug und gewissenhaft zu konsumieren und uns selbst zu versorgen während wir mit anderen arbeiten. (Auerbach S. 15)

Ja, aber …
Es klingt sinnvoll, was Auerbach und Reckwitz vorschlagen. Aber ich weiß, dass es mir nicht gelingen wird. Meine Widerstandskraft reicht nicht aus, um meine Lust auf schöne Dinge und die Faszination am Neuen dauerhaft zu bändigen und stets ‚klug und gewissenhaft zu konsumieren‘. Ich habe es versucht – immer wieder. Aber ich halte es nicht durch. Das liegt nicht nur daran, dass ich zu schwach bin, sondern auch daran, dass es im Alltag unendlich schwer ist, neue Verhaltensweisen zu etablieren. Leichter wäre es vielleicht gemeinsam mit anderen. Das zumindest meint der Soziologe Harald Welzer, der mit Selbst denken gerade ein neues Buch zum Thema geschrieben hat: Widerstand braucht GemeinschaftWir-Gruppen, in denen spezifische Selbstbilder etabliert werden, die wiederum Handlungsbereitschaft, Mut, Selbstvertrauen, Phantasie freisetzen. (Quelle: DIE ZEIT) Das Buch steht auf meiner Lektüreliste. Nach Auerbach und Reckwitz stimmt es mich vielleicht wieder etwas zuversichtlicher. Was meint ihr, (wie) kann es gemeinsam gelingen?

N A CH T R A G + H i N W E i S 
U L M A hat den hier gelegten Faden aufgegriffen und „spinnt“ ihn weiter auf ihrem Blog. Ihr fein ge- und verflochtener Beitrag ist mindestens eine Lektüre wert. Hier geht´s lang.

P S.
Anlässlich seines neuen Buchs Selbst denken gibt es ganz aktuell einen Beitrag mit Harald Welzer auf d.radio. Wissen
Fernseh-Tipp zum Thema: Auf 3sat lief vom 8. bis 14. April die sehr sehenswerte Themenwoche Hauptsache Konsum? Die Beiträge stehen in der Mediathek zur Verfügung.

120 Comments

  • Anonym
    10 Jahren ago

    Hallo liebe Indre,
    ich habe in den letzten Tagen deinen Post entdeckt und war sehr erfreut über deine Gedanken und im Besonderen über deine Literaturempfehlungen. Da ich in Kürze über dieses Thema referiere und mich auch in meiner nächsten Hausarbeit auf das Thema beziehe, habe ich die beiden Werke gleich mal gegoogelt. Nun war ich kurz verwirrt. Bei meiner Suche fand ich zu diesem Titel einen Andreas Reckwitz, keinen Mathias. Ich weiß nicht ob da ein Versehen passiert ist. Ich wollte es nur mal anmerken. Letztlich bin ich froh auf deinen Blog gestoßen zu sein, denn er war ein kleiner Lichtblick während meiner Recherche zu diesem Thema.
    Vielen Dank dafür. LG Lina

  • 11 Jahren ago

    Eine sehr interessante Diskussion, die Du da angestoßen hast.
    Für uns sind Kreativität und DIY zwei Dinge.
    Kreativität beinhaltet die Schöpfung von Neuem, dabei müssen nicht unbedingt die eigenen Hände zum Einsatz kommen. DIY kann sich auf schlichtes Nachmachen beschränken, beinhaltet aber auf jeden Fall unserer eigenen Hände Arbeit.
    Vermutlich werden beide deshalb oft in einem Atemzug genannt, weil der, der mit den eigenen Händen schafft, auch mehr eigene Ideen umsetzt und weiter entwickelt.
    Ohne Frage DIY boomt. Was die Kreativität angeht, sind wir uns nicht so sicher. Aber, auch wenn das boomende DIY wieder Woll- und Stoffgeschäfte aus dem Boden sprießen läßt (nur ein paar Jahre nachdem die großen Kaufhäuser ihre Abteilungen auf ein Viertel geschrumpft haben) und auch wenn große Firmen ihren Teil vom Kuchen mit abbekommen wollen, und mit der neuen Handarbeitswut viel Geld verdient wird, handarbeiten befriedigt auf seine ganz eigene Weise.
    Und: wer weiß, wieviel Arbeit in etwas steckt, der versteht vielleicht auch, warum Handarbeit ihren Preis hat.

    • 11 Jahren ago

      Ja, das stimmt. Handarbeit befriedigt. Ich würde das Kind auch nicht mit dem Bade auskippen wollen. Nur muss ich meine Erwartungen korrigieren. Sie waren wohl übersteigert und sicher auch naiv.

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre, ich habe deinen Beitrag sehr interessiert gelesen, wenn du magst, meine Gedanken dazu (zu lang, um sie als Antwort hier zu lassen) zu lesen, dann besuch mich auf meinem Blog. Liebe Grüße! Sabine

  • Anonym
    11 Jahren ago

    Hallo Indre,
    guter Post, super Beiträge die wiederum viele weitere diskussionswürdige Themen aufbringen (Schutz des geistigen Eigentums, Konsumgesellschaft…)

    Eigentlich wollte ich nur eines kurz anbringen:

    DIY ist doch nicht automatisch mit Kreativität gleichzusetzen. DIY ist doch in erster Linie etwas selber machen, also auch nach Anleitung etwas herzustellen. Daran ist erstmal überhaupt nichts falsch: Selber machen heißt ja immer auch seinen Horizont zu erweitern, etwas zu probieren, und vielleicht auch die (Hand-)Arbeit anderer dadurch wertschätzen zu lernen.

    Kreativ wird es ja erst, wenn Neues entsteht und vielleicht sogar besserer Lösungen/neue Ansätze gefunden werden. Natürlich ist DIY eng verknüpft mit Kreativität, weil nur Menschen, die etwas selber machen neue Lösungen finden können. Und da kann ich Katja nur Recht geben, bei der Vermarktung des Begriffs Kreativität ist wahrlich viel falsch gelaufen…

    Soweit… so kurz..
    Viele Grüße aus Leipzig
    Sonja

    • 11 Jahren ago

      Liebe Sonja,

      dein Verständnis von Kreativität ist spannend. Ich würde früher ansetzen und die Möglichkeit, eine Anleitung zu übersetzen, sich etwas zu eigen zu machen und zu adaptieren auch schon als kreative Leistung bezeichnen. Vielleicht als erste oder Vorstufe für die nächsten Stufen der Kreativität wie Problemlösungs- und Innovationskompetenz.

      … über das "Neue" muss ich auch noch mal nachdenken… was ist das? Heutige Innovationen sind ja überwiegend Neukombinationen oder Ergänzungen von Bestehendem. Also nichts originär Neues. …

      Danke für die Denkanstöße! Und nun gute Nacht und liebe Grüße ins schöne Leipzig!
      I.

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre, liebe Diskussionsteilnehmer,
    als ich vor einigen Wochen angefangen habe zu bloggen, bin ich immer wieder über den Begriff D.I.Y. gestolpert und hatte nicht die geringste Ahnung, worum es da geht. Ihr ahnt es schon, ich bin keine BASTELMUTTI und meine Kinder hatten immer die hässlichsten Laternen aus dem ganzen Kindergarten und unsere Schultüten waren gekauft… Es geht uns gut damit, sogar blendend und wir haben auch nicht besonders viele Reste bei uns herumfliegen, die unbedingt noch irgendwie verarbeitet werden müssen oder können. Ins Schwimmen gerate ich nur wenn die Kinder Woll- oder Stoffreste mitbringen müssen, aber dafür gibt es ja noch die Oma. Ich KANN stricken, stopfen, häkeln und kochen. Aber ich mag es nicht. Richtig Streß macht mir auch immer der kritische Blick der Klassenlehrerin, wenn sie mich zuckersüß fragt, ob der Kuchen den auch selbst gebacken ist! Ja, mit Hilfe von Dr… und die Klassenkameraden reissen sich immer um das letzte Stück und lassen die schiefen Vollwertmuffins liegen. Kennt Ihr den Film "Working Mum", in dem die Protagonistin den fertig gekauften Kuchen von der Tankstelle zerquetscht, damit er "echt" aussieht? Meine reizenden Tochter meinte nur lapidar: "Die ist genau wie Du, Mom!"
    Aber bin ich deshalb schlechter oder besser, oder gehöre ich einfach nicht der D.I.Y.-Bewegung an?
    Auf meinem Blog findet man nicht ein einziges Projket zum Selbermachen, wozu auch. Ich phototgrafiere, dekoriere und schreibe für mein Leben gern und scheinbar scheint es einer kleinen Gruppe von Lesern zu gefallen. Selbstverständlich werde ich nie einen eigenen Shop bei DaWanda oder Etsy eröffnen, weil ich einfach keine qualitativ hochwertigen Produkte herstellen könnte. Und darum geht es mir, bei allen Dingen die ich kaufe. Mein Budget ist begrenzt und ich umgebe mich lieber mit Klassikern oder geerbten Dingen, die eh nie aus der Mode kommen und schon eine eigene Geschichte mitbringen. Früher hat man für den Oster- und Adventsbasar iN Kindergarten, Schule oder Kirche gebastelt, heute beglückt man via Online-Shop gleich die ganze Welt. Aber Angebot und Nachfrage bedingen sich gegenseitig und so sollte es auch sein. Es finden sich Käufer, na prima, nur zu. Wenn wir nämlich nicht mehr konsumieren, werden unsere Partner oder wir selbst bald unsere Jobs verlieren und dann können wir uns auch keine Saamen leisten, um unser Gemüse selber anzubauen, von Stoffen für Kleidung etc. ganz zu schweigen. Sehr überspitzt, ich weiß. Aber hat nicht jede Zeit Ihre Trends, die man eben mitmacht, oder eben auch nicht. Wichtig ist doch nur, dass wir uns auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen, ob wir nun etwas selber herstellen oder eben nicht. Laut Andy Warhol ist eh jeder Mensch ein Künstler und damit Kreativ. Man muss nur in der Zeit weiter Kunst machen, während die Anderen noch darüber entscheiden, ob es überhaupt Kunst ist. Nachzulesen auf meinem pinterest-board. Ihr findet mich unter meinem Namen, falls ihr Interesse am Original habt. Möchte hier eigentlich nichts groß verlinken, sondern einfach bei der Diskussion bleiben. Das waren viele Gedanken und Worte während meiner Mittagspause, sicherlich auch etwas ungeordnet, aber ich denke ihr werdet den Kern verstanden haben. Unbekannte Grüße von RIA

    • 11 Jahren ago

      Liebe RIA,

      schön, dass du vorbeigekommen und dich ein- und die Debatte ein wenig aufgemischt hast. Du bringst einen anderen Blick rein und das ist gut.

      Worin ich dir absolut zustimme: Ob jemand kreativ i.S.v. handwerklich begabt ist oder "zwei linke Hände" hat, ist kein Kriterium für "gut oder schlecht" oder "respektvolle bzw. -lose Behandlung" — oder sollte es zumindest nicht sein.

      Was den Konsum anbelangt, so bin ich der festen Überzeugung, dass "Maßhalten" nicht dazu führt, dass wir alle arbeitslos werden. Nur die Prämien werden vielleicht kleiner — und die Müllberge.

      Danke, dass du deine Mittagspause hier verbracht hast (hoffentlich nicht mit Tütensuppe vorm PC ;)).

      LG I.

    • 11 Jahren ago

      Nein, keine Tütensuppe, sondern ein leckeres, selbstgekochtes Mittagessen für mich und die Kids. Natürlich sollten wir maßhalten, aber eben auch nicht jeden verdammen, der es nicht tut. Ein bißchen mehr Toleranz in allen Lebenslagen, würde ich mir wünschen, wenn die Wunschfee vorbei kommt.

      Herzliche Grüße und viel Erfolg mit Deinem Blog und dieser Diskussion, Ria

    • 11 Jahren ago

      Verdammen? Nein!

      Danke für die Erfolgswünsche 😉
      I.

  • 11 Jahren ago

    Wie schön, dass sich der Teil II rekonstruieren ließ! Da sind ja noch ein paar "Leckerlis" (wie die Schweizer sagen) drin 😉

    Über die "Kreativität im Denken" würde ich gerne noch weiterreden und -denken. So ganz kriege ich es noch nicht zu fassen. Meinst du die kreative Denk- und Umsetzungsleistung (Konzeption+Produktion), die hinter dem Ergebnis steht, das gezeigt wird?

    Auch das Thema "Interessenverband/-organisation" würde ich allzu gerne weiterdiskutieren. An anderer Stelle vielleicht. Ich habe auch den Eindruck, dass die Presse oder auch andere Branchen für die Designwirtschaft kein gutes Modell sind. Die Modebranche schaue ich mir daraufhin mal genauer an.

    Herzlich, die dir die Zeit "stehlende"
    I. 😉

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre,

    ein langer Post, der meiner in den letzten Jahren entstandenen Haltung noch den Rücken stärkt und mich wohl das erste Mal froh sein lässt, mit wenig Geld auskommen zu müssen.
    Blogs in denen mehr oder weniger stark einem Hype hintergerannt wird und die zum Großteil aus Fremdcontent bestehen, konnte ich in der Vergangenheit nichts abgewinnen und werde es auch in Zunkunft nicht.

    Und dennoch bin ich der Meinung, dass vorallem eines total schiefgelaufen ist: Die Vermarktung des Begriffes der Kreativität an sich.

    Man wähnte sich einer Sache sicher und die vielen massenkomatiblen Käufer bestätigen irrwitzigerweise diese Falschvermarktung auf ganz groteske Weise. Nur wird man nicht kreativer, wenn man Dutzende von Büchern im Schrank stehen hat.

    Kreativität entsteht nämlich nur all zu oft aus der Not heraus und treibt dann die wunderbarsten Blüten. Diese für sich selbst zu finden und mit den kleinen Dingen, den kleinen Augenblicken des Lebens heraus glücklich zu sein, das nenne ich wahre Kreativität.

    In diesem Sinne lächel ich weiter über das Vermarkten vermeintlicher Kreativität und bleibe mir selbst treu, in dem ich fernab der tausenden Kreativitätshypes meine eigenen Wege radel.

    Wohltuend zwischen all diesen ominösen Trends sind für mich jedoch immer wieder Blogs, in denen das wahre Leben tobt, fernab aller Konsumentenstrategien. Sie geben mir Kraft, weil ich sehe, ich bin mit meinem Antihype nicht allein.

    Liebste kreative Grüße

    Katja

    • 11 Jahren ago

      Liebe Katja,

      wie schön, dass du hierher "geradelt" bist – virtuell – und an die Antriebskräfte für Kreativität erinnerst: Not, Mangel, bei Kindern nicht selten auch Langeweile. Im materiellen Sinne finden wir all das nicht in unserer Welt vor (und vor allem dieser Hälfte der Blogwelt, die aus überwiegend gut- und bessergestellten Frauen besteht). Und vielleicht gedeiht "sozialer Druck" á la Reckwitz genau dort besonders gut, wo es keine "materielle Not" mehr gibt.

      Kleiner Exkurs: Das SZ-Magazin hat jüngst gezeigt, welche wunderbaren Blüten die Kreativität bzw. das Design treibt, wenn sie aus der "materiellen Not" heraus entstehen: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39753/Einmal-um-die-Welt

      Dein letzter Satz bestätigt mich darin, dass es leichter ist, in der Gemeinschaft gegen den "Strom" zu halten, und macht mich neugierig, welche Blogs bzw. Blogger/innen zu der deinen zählen.

      Herzlichst
      I.

  • 11 Jahren ago

    Über Ulmas Post von heute hier gelandet (schon so lange will ich bei dir "nach"lesen…), fühle ich mich bestätigt in meinem Unbehagen, nicht gegenüber Kreativität und Kreativen, sondern dass unser kapitalistisches Gesellschafts- und Wirtschaftssystem alles aufsaugt, instrumentalisiert, verwertet, vermarktet – wenn das mal mit den damit verbundenen Abfällen, Emissionen usw. auch so gut funktionieren würde. Ein Paralleluniversum zum hier geschilderten "Kauf – und Konsumzwang" für D.I.Y.-Werkler/innen: die Gartenmaschinerie… – auch hier Sehnsucht nach Selbstwirksamkeit und Eigenem – konterkariert durch Werbung, die Gärtnern einredet, was sie noch alles brauchen, um den "perfekten" Garten zu haben, möglichst ohne Natur… Was ich hier noch einbringen möchte: Wie auch immer geartetes kreatives Gestalten (in welcher Form auch immer) ist eine ganz normale menschliche Ausdrucksform, wie Sprechen, Singen, Tanzen, Spielen… Jeder hat darauf ein Recht sich kreativ auszudrücken. Das Bedürfnis danach wird im Alltag aber kaum bedient oder im Kunstunterricht der Schule abgewürgt ("Ich kann nicht malen, ich bin nicht kreativ…") Insofern bin ich – trotz der seltsamen Blüten, die D. I. Y. durchaus manchmal treibt – froh, dass sich Menschen zu diesem Bedürfnis bekennen und drauf los werkeln. Dass so viele der prompt angelaufenen "Maschinerie" auf den Leim gehen, ist schade. Und da ist es prima, dass es solche Posts wie deinen und Ulmas gibt, einschließlich der Denkanstöße in Richtung alternativer Ökonomie-Systeme! Danke und liebe Grüße Ghislana

    • 11 Jahren ago

      Liebe Ghislana,

      wie schön, dass du über Ulma den Weg hierher gefunden hast! Dass der ganze Kreativ- ud DIY-Hype vielleicht auch dazu führt, dass wir dem "schöpferischen" und "handwerklichen" Tun auch wieder mehr Raum im einseitig leistungsorientierten Bildungsbereich geben, ist ein Wunsch, den ich mit dir teile. Es gibt gute Ansätze dafür, die mittlerweile auch in der Politik diskutiert werden. Die "Bewegung" rund um den Hirnforscher Gehard Hüther ist ein gutes Beispiel (siehe u.a. hier: http://www.welt.de/politik/deutschland/article109581679/Hochbegabung-ist-mehr-als-gute-Schulnoten.html). Allerdings sind hier auch wieder wir als Individuum und Eltern gefragt: Wenn wir unsere Kinder schon im Bauch mit Englisch beschallen und dann auf private Elite-Kigas und -Schulen schicken, damit sie "The tomorrow Leaders" werden, müssen wir uns nicht wundern … (oh, bei dem Thema könnt mir die Hutschnur reißen ;)).

      Herzlichen Dank für Ein- und Mitmischen!
      I.

  • 11 Jahren ago

    Hier nochmal der gelöschte Kommentar…wie gut, dass ich immer alle Browserfenster und Dateien geöffnet lasse ;):

    …was mir bei der ganzen Diskussion auch fehlt, ist die Kreativität im Denken. Wenn ich etwas schaffe und diese DIY-Projekte dann auch noch zeige(egal ob auf Blogs oder Märkten oder im Bekanntenkreis), ist die kreative Leistung natürlich für jeden sichtbar und man kann sich zugehörig fühlen der "kreativen Gesellschaft" und wird von dieser auch als Mitglied erkannt. Wieviel eigene, gedachte Kreativät dahinter steckt, ist allerdings nicht immer leicht erkennbar. Aber Kreativität im Denken ist nicht immer leicht auf Blogs abbildbar, nicht immer schön und daher auch nur schwer zu vermarkten (zum Glück – ich bin ja froh wenn heutzutage mal etwas nicht vermarktet wird/vermarktbar ist!)…

    …den Punkt Nachahmungen/Copyright bereitet auch mir Kopfzerbrechen. Einen Interessenverband der Kreativwirtschaft sehe ich aber in keinster Weise als Lösung. Zwar wäre dieser wahrscheinlich nicht so einflußreich, wie der der Presseverleger – wohin dies führen kann, sieht man allerdings am Leistungsschutzrecht deutlich (oder an der Musikindustrie/Gema bzw. der immer noch recht langen Liste der zulassungspflichtigen Berufe durch die Macht der Handwerkerverbände). Wohin soll es führen, wenn jeder nur versucht seine Interessen durchzusetzen und zu wahren? Mehr Gerichtsverhandlungen und Abmahnungen? Natürlich bin ich gegen Kopien von Design(-gegenständen) und auch ich war davon schon betroffen…aber ich denke nicht, dass hier noch mehr Rechte und Regulierungen ein Überleben der Kultur- und Kreativwirtschaft sichern. Im Gegenteil. Vielleicht sollte sich die Kultur- und Kreativwirtschaft an der Modebranche ein Beispiel nehmen? Hier ist – soweit ich weiß – ein Schutz nur für Haute Couture möglich und nicht für Alltagsmode. Natürlich sind Designs/Muster auf Stoffen durch Urheberrechte geschützt (wie sie für jeden Designer gelten), wenn diese im Bereich DIY nicht durchgesetzt werden, weil alle zu lieb und zu nett sind und deshalb nicht klagen wollen, dann ist das kein Problem der Gesetzgebung…Die Modeindustrie scheint jedenfalls auch ohne weitgehende Schutzrechte ganz gut überleben zu können…

    Soweit meine Gedanken. Bitte entschuldige das Chaos an unsortierten Gedanken bzw. Gedankenansätzen…aber all dies zu Ende zu denken und besser auszuformulieren, dafür fehlt mir gerade die Zeit.

    Liebe Grüße,
    Corinna

  • 11 Jahren ago

    Nein, bitte nicht! Sowas passiert…wer schreibt denn auch schon so viel wirres Zeug, wie ich 😉 Hätte ich mich mal kurz gehalten und präzise ausgedrückt, wäre das nicht passiert 😉

    (Ich muss nachher mal nachsehen, ob ich den Kommentar noch zwischengespeichert hat. Nachdem Blogger mir drohte, dass ich zuviele Zeichen habe, habe ich den Kommentar zwischengespeichert und ihn dann auf zweimal in das Kommentarfeld kopiert…)

  • 11 Jahren ago

    Das war sehr unaufmerksam von mir. Ich schäme mich…

  • 11 Jahren ago

    Ne, der ging unten weiter, weil ich soviel geschrieben habe, dass Blogger das nicht alles auf einmal wollte…

  • 11 Jahren ago

    Kommentar war doppelt. Einen habe ich gelöscht 😉

  • 11 Jahren ago

    Seit Tagen möchte ich mich zu dieser Diskussion äußern, schaffe es aber nicht dazu meine Gedanken geordnet zu bekommen. Dauernd kommt die Arbeit (kannst Du Dir vorstellen – jetzt will da so eine Bloggerin ein total kreatives Logo von mir 😉 ) oder das ein oder andere DIY-Projekte (was sonst!?!) dazwischen…aber zurück zu meinen unsortierten Gedanken…

    …um gleich auf den Kommentar von Mark einzugehen: Kreativität/DIY als Spielfeld um sich Auszuprobieren, zu Experimentieren und eventuell auch zu scheitern – ja, dem schließe ich mich an. Allerdings: aus welchen Gründen? Für mich macht die Herangehensweise einen Unterschied. Kreativität/DIY um mithalten zu können? Habe ich eine Idee gesehen und meine, diese auch verwirklichen zu müssen? Um sie auf meinem Blog oder meinen Bekannten zu zeigen? Als "Ausweis für Dazugehörigkeit"? Oder mache ich etwas aus einer Notwendigkeit heraus?

    …ich denke nicht, dass früher etwas genäht/gestrichen/gemacht wurde um sich selbst zu verwirklichen, um das innere Glück zu finden, um dazu zu gehören, sondern aus Notwendigkeit. Weil ein neuer Rock nötig war…oder die alten Vorhänge oder der Weihnachtsschmuck kaputt und kein Geld für neuen da war. Oder weil einfach keine Möglichkeit da war in die Stadt zu fahren und welchen zu kaufen….natürlich war das auch damals gewissen Moden und der Verfügbarkeit der Materialien (auch damals konnte man keine Vorhänge nähen ohne Stoff zu kaufen/beschaffen…) unterworfen und natürlich spielte Konsum auch eine Rolle, aber eine viel geringere und vor allem keine wesentliche.
    Mit dieser Sicht auf DIY kann ich mich weitaus mehr identifizieren als mit der aktuell auf Blogs oder der von Herstellern "kreativer Hobby & Bastelideen" propagierten.

    …den Gedanken von Mark, dass man durch weniger DIY-Projekte und weniger Konsum nicht zum Profi oder Experten werden würde, an den die anderen sich wenden können, kann ich nicht ganz nachvollziehen bzw. stellt sich mir da die Frage: Muss man denn in allem ein Experte werden?
    Ja, ich nähe mir zur Zeit Sofakissen. Und ja, meine Nähkenntnisse sind sehr eingeschränkt. Aber sie taugen mir. Nie käme ich allerdings auf die vermessene Idee mir einen Mantel nähen zu wollen. Und bei vielen Dingen ist es sicherlich sinnvoller, diese einen Profi machen zu lassen und zu erkennen, dass wir nicht Spezialisten in allen Gebieten sein können. Und vor allem auch nicht wollen!
    Damit meine ich nicht, keinen Ehrgeiz zu haben oder etwas halbherzig zu machen…ich möchte auch nicht, dass meine Kissen schief und krumm aussehen, aber muss ich deswegen ein Profi werden? Eher bin ich oft davon genervt, dass sich jeder nach 2 Kissen für einen Profi hält…Dawanda und etsy oder auch Handwerker-Märkte sind mir teilweise ein Graus. (Darf man so etwas überhaupt öffentlich sagen, ohne von der DIY-Bewegung verdammt zu werden?) Ich wünschte, viele Verkäufer dort würden auch die Grenzen ihres handwerklichen Könnens erkennen.
    Müssen wir alles hoch professionell können? Einen Kurs belegen? Einer Bastelgruppe (ok, so nennt man das heute wahrscheinlich nicht mehr) beitreten? Alles zeigen und/oder verkaufen wollen?
    (Ich denke, gleiches lässt sich auch an der Blogszene an sich zur Zeit gut beobachten…)

    …angesichts der Redundanz an DIY-Projekten und Anleitungen auf Blogs scheint es mir manchmal als sei die eigene Kreativität (die Fähigkeit ein Prolem oder eine Situation zu beurteilen und eigenständig eine Lösung zu entwickeln) auf der Strecke geblieben. Brauche ich wirklich eine Anleitung wie ich zwei Streifen Masking-tape um ein altes Einmachglas wickle und ein Teelicht reinstelle? Ist das wirklich kreativ? Und muss ich das wirklich zeigen? Ich möchte niemand seine Kreativität streitig machen, aber ist Schaffen gleichzusetzen mit Kreativität? Oder gibt es einfach verschiedene Arten von Kreativität?

    • 11 Jahren ago

      liebe corinna,

      vielen dank fürs ein- und mitmischen. in vielen punkten stimme ich dir zu, über einige muss noch nachdenken und in einigen bin ich anderer ansicht. beginne ich mit letzterem.

      diy als notwendigkeit vs. selbstverwirklichung: ich denke, diy/kreativität als ein "weg zum glück" hat durchaus seine berechtigung. eine leserin, die sich hier nicht öffentlich zu wort gemeldet hat, weist mit recht auf die rolle kreativen tuns in der depressionstherapie hin. problematisch wird es – und da stimme ich dir wieder zu – wenn es zum zwang ("sozialen druck" á la reckwitz) wird und man zwanghaft kreativ sein will und muss. genau dann kommt es zu diesen "auswüchsen", die hier schon mehrfach kritisiert wurden.

      ob mark im sinn hatte, dass wir auf allen gebieten, auf denen wir uns kreativ ausprobieren, auch zum experten werden müssten, weiß ich nicht. ich habe ihn eher so verstanden, dass wir im ausprobieren und experimentieren herausfinden, wo unsere stärken liegen, die wir dann weiterentwickeln können, ggf. bis hin zum expertentum. alles andere wäre so absurd, wie auerbach es beschreibt.

      dass viele ihr kreatives können überschätzen und auf etsy und dawanda bisweilen schauderhaftes, manchmal auch einfach nur "dummes" zu finden ist, darf man wohl mit fug & recht behaupten. und ich denke, dass die plattformbetreiber das wissen. aber – und hier wirkt die markt- und konsumlogik auch – die nachfrage wird das "problem" wahrscheinlich von selbst lösen 😉

      zum schluss:
      "Brauche ich wirklich eine Anleitung wie ich zwei Streifen Masking-tape um ein altes Einmachglas wickle und ein Teelicht reinstelle? Ist das wirklich kreativ? Und muss ich das wirklich zeigen?"
      –> Da bin ich ganz entschieden dafür. Ja! Nicht dass ich nicht zwei Streifen um ein Weckglas kriegen würde, aber ich wäre vielleicht nicht auf die Idee gekommen, dass es so einfach ist, eine schöne Deko zu kreieren. Und ja, ich glaube, wir reden hier tatsächlich über verschiedene Ausprägungen von Kreativität: eine elaborierte oder auch professionelle und eine "Laien-"/Spass-Kreativität. Beides hat m.E. seine Berechtigung – aber eben auch seine Grenzen.

      Herzliche Grüße
      I.

    • 11 Jahren ago

      Ja, ich denke auf Deine Schlußsätze können wir uns gut einigen 🙂

      Letztendlich hat wahrscheinlich jeder seine eigene Kreativität und jede Form und Sichtweise hat seine Daseinsberechtigung. Und vielleicht tue ich mir auch deshalb etwas schwer mit solchen Bücher, die versuchen, DAS Phänomen DIY oder DIE Kreativität (wenn auch in verschiedenen Ausprägungen) zu untersuchen.

      Wir reden hier auch hauptsächliche über Kreaitvität/DIY und deren "Auswüchse" wie wir (die wir uns täglich im Internet aufhalten) sie auf Blogs sehen, aber eigentlich ist das ja nur ein winziger Teil der Wirklichkeit da draußen…manchmal vergisst man das sehr leicht.

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre, im ersten Moment war das ganz schön harter Tobak. Aber im nachhinein denke ich, warum sollte man sich bremsen. Nur durch kaufen und ausprobieren kann ich erfahren, ob es für mich das Richtige ist oder auch nicht. Und durch viel ausprobieren und informieren steigt meiner Meinung nach die eigene Kreativität, denn ich kann aufgrund meiner eigenen Erfahrungen viel mehr individuelle Möglichkeiten finden. Wenn sich alle bremsen sollten und den Konsum plötzlich einstellen, wer sollte dann der nächste Profi/Experte werden an den sich die Leute wenden können? Ich erwische mich natürlich auch so manches mal, wo ich neue Dinge sehe, die ich auch gerne mal ausprobieren würde. Jeder sollte für sich selber seine eigenen Erfahrungen machen, auch wenn es das scheitern bedeutet. Wenn ich meine Kreativität nicht ausleben könnte, würde ich wohl wie eine Blume ohne Wasser kläglich eingehen. Und hat nicht jeder Kreative irgendwelche Altbestände die noch verarbeitet werden wollen? Was ist denn mit den Kosumgütern, die wegen Massenproduktion aus Asien oder sonst woher letztlich in den 1 Euro-Läden landen. Ist das positiv für die Gesellschaft?

    Liebe Grüße, Mark

    • 11 Jahren ago

      Lieber Mark,

      ich freue mich sehr, dass du dich "einmischt", mitmischt – als Kreativer, als Handmade-Vertreter, als kreativer Mann!

      Dein Perspektive finde ich spannend, rücken sie doch neue Aspekte ins Feld: Ausprobieren, Experimentieren, Scheitern als Weg zum Expertentum und die Rolle des Konsums dabei. … So habe ich es noch gar nicht betrachtet. …

      Einen guten Start in die Woche wünscht dir,
      Indre

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre,
    danke danke für diesen Denkanstoß-Post. Das Buch brauche ich.
    Und schön, wenn das Kommentieren solche Ausmaße nimmt. SP AN N E ND! AN RE GEN D.
    Übrigens lese ich vor allem Bücher gern, die nicht meiner natürlichen Empfindung für Dinge entsprechen. Gerade solche Lektüre lässt einen mental wachsen. Sich erneut zu reflektieren und zu finden.
    Feine Grüße, Marleen

  • 11 Jahren ago

    Das Thema beschäftigt mich schon lange und ich gebe Reckwitz und Auerbach in gewisser Weise recht, behaupte aber, dass Kreativität nie als Gegenkozept zu oder Ausstiegsszenario aus einer ausufernden Konsumgesellschaft gedacht war. Im Gegenteil: sie wurde von ihr dazu hochstilisiert, um die (Konsum-)Schäfchen weiterhin bei der Stange zu halten.
    Tatsächlich scheinen mir die Thesen von R. und A. nicht falsch, aber zu kurz gegriffen: Kreativität in ihrer ursprünglichen Bedeutung ist ein schöpferische Auseinandersetzung mit der Umwelt und umfasst nicht nur Künste, sondern auch Erfindungsgeist und Philosophie. Schon Urzeitmenschen haben Energien, die nicht für Nahrungssuche oder Überlebenskampf gebraucht wurden, in Schöpferisches kanalisiert. Kreativität wohnt der Menschheit seit Anbeginn inne; umgekehrt ist aber nicht jedes menschliche Individuum von Natur aus kreativ.
    Der zweite Aspekt, der aus meiner Sicht untrennbar mit dieser Thematik verbunden ist, bezieht sich auf das Thema Arbeit. Erst in jüngster Menschheitsgeschichte mit dem Protestantismus und in weiterer Folge mit der Industrialisierung wurde Freizeit, die Basis und Grundvoraussetzung für eine schöpferische Auseinandersetzung mit der Umwelt, mit Faulheit gleichgesetzt und stigmatisiert. In den letzten Jahren wurde dieses Dogma vom Kapitalismus auf die Spitze getrieben und gleichzeitig wurde die konsumkritische DIY-Bewegung für die eigenen Zwecke instrumentalisiert. Auch die Freizeit sollte nun nach marktökonomischen Gesichtspunkten gestaltet werden. Mit anderen Worten: Wer 40 Wochenstunden und mehr arbeitet, hat keine persönlichen Kapazitäten mehr um sich ernsthaft (schöpferisch oder geistig) mit seiner Umwelt auseinander zu setzen. Wer aber am Arbeitsmarkt weiterhin konkurrenzfähig sein will muss beweisen, dass er anderen überlegen ist und ständig aus sich selbst Ideen und Innovationen generieren kann. Auf diesen gesellschaftlichen Wandel hat die Industrie (im Gegensatz zur Politik) längst reagiert und Massen von "kreativen Hobby-Ideen" auf den Markt geworfen. Mit vorgestanzten Vignetten und Aufklebepailletten für eine kreative Freizeitgestaltung kann man sich den systemkonformen, leistungsorientierten Anstrich verpassen und weiterhin als vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft fühlen, auch wenn man von Haus mit Basteln nix am Hut hat oder einfach lieber nur faul in der Sonne liegen würde. Nur darauf bezieht sich meiner Meinung nach der zitierte kreative Imperativ. Wenn diese These Menschen in ihrer eigenen Schaffenskraft verunsichert, statt sie zum Hinterfragen ihres Konsumverhaltens zu inspirieren, ist sie kontraproduktiv.
    Abschließend möchte ich noch das neue Buch von Joachim Bauer "Arbeit" wärmstens empfehlen. Ich glaube, dass eine Diskussion um das Unbehagen an Kreativität nicht geführt werden kann, ohne die zugrunde liegenden Systemgegebenheiten mit einzubeziehen.
    Liebe Grüße
    Sonja

    • 11 Jahren ago

      Liebe Sonja,

      hab vielen Dank für deinen Beitrag und die Verknüpfung des Themas mit der Arbeitsthematik. Ich glaube, du hast den Kern der Kritik von Auerbach und Reckwitz treffend beschrieben: Beide sehen in der gegenwärtigen Form von Kreativität den eigentlichen Gehalt von Kreativität – nämlich die "schöpferische Auseinandersetzung mit der Umwelt" – verschwinden. Stattdessen wird das schöpferische Tun – verkürzt gesagt – zur Eintrittskarte in die Arbeitswelt und Ausweis für Dazugehörigkeit.

      Und ich stimme vollkommen mit dir darin überein, dass das Unbehagen an der Kreativität nicht sinnvoll ohne "Systemkritik" beschrieben und diskutiert werden kann. Das machen auch die beiden Autoren auf ihre jeweilige Weise. Reckwitz beleuchtet ja den Werdegang der Kreativität vom subkulturellen Lebensstil hin zum Mainstream, indem er verschiedene Gesellschaftsbereiche wie den Kunstmarkt, die Stadtentwicklung, die Psychologie und die Arbeitswelt betrachtet.

      Joachim Bauers Buch "Arbeit" ist schon auf meiner Lektüreliste.

      Herzliche Grüße
      I.

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre, ich glaube wir sitzen in einer Blase. Schließlich verfolgen wir nur die Blogs, die uns gefallen. Alles andere wird aussortiert. Beispielsweise nehme ich nur noch eine vorgefilterte Wirklichkeit wahr, ohne Fernsehen und Werbung und bin oft überrascht, wie mein Umfeld davon beeinflusst wird. Ich erlebe immer wieder, dass für die meisten Menschen DIY, der Besuch von Flohmärkten, die Mitnahme von Möbeln vom Sperrmüll nicht selbstverständlich sind. Etsy und Dawanda sind vielen (noch) fremd. Im Gegenteil, der von den Medien angekurbelte Konsum von neuen Massenprodukten, die aber wiederum individualisierbar sein müssen, überwiegt. Viele rechtfertigen sich für den Besitz / Erwerb sowie das Upcycling gebrauchter Dinge, statt diese z. B. aus ökologischen Beweggründen bewusst zu konsumieren.

    • 11 Jahren ago

      Ja, wir sitzen in einer Blase. Das glaube ich auch. Aber die Blase ist ziemlich groß und erfasst immer mehr Bereiche und Kreise. Ihre "mediale Sichtbarkeit" allein ist ein Indikator dafür, dass es sich hierbei um ein größeres soziales Phänomen handelt (und je mehr berichtet wird, desto größer wird es;)).

  • 11 Jahren ago

    schöner denkanstoss, danke indre
    persönlich bin ich kein wirkliches diy opfer, da mir schlichtweg die zeit dafür fehlt und mich mein normaler job/studium sowieso schon zu 217% ausfüllt

    letztendlich bin ich der meinung, dass jeder halbwegs gebildete erwachsene mensch wissen muss was er tut
    ebenso bin ich aber auch der meinung, dass die gesellschaft ein wenig "nachlässt" und immer weniger in der lage ist sich selbst im griff zu haben und ein gefühl dafür zu entwickeln was gut ist und was nicht

    dann kommen solche menschen – die du auch ansprichst und zitierst – die meinen bücher darüber schreiben zu müssen um die menschen zu "retten"
    daran finde ich generell nichts verwerflich
    andererseits sind sie somit auch am konsum interessiert

    und ich finde die "ratgeber-flut" auf dem büchermarkt sowieso völlig absurd
    was steht da drin? ich weiss es nicht, ich will es auch nicht wissen, ich glaube es schafft teilweise nur neue (andere) probleme
    man könnte sich durchaus älterer bereits existierender theorien (z.B. von bourdieu oder lévi-strauss) annehmen und diese auf heute anwenden, sie sind rein und nicht spezifisch, können aber durchaus ins jetzt übersetzt werden

    schlussendlich sollte jeder eine persönliche haltung entwicklung und an sich selbst arbeiten, in welche richtung auch immer, das bleibt jedem selbst überlassen

    /
    t

    • 11 Jahren ago

      !

    • 11 Jahren ago

      liebe tine,

      in einigen punkten stimme ich dir zu, in zweien nicht. 😉

      1. reckwitz und auerbach wollen die menschheit nicht m.e. nicht retten. reckwitz ist kulturwissenschafter und untersucht ein soziales phänomen. auerbach ist künstlerin und untersucht die gegenwart mit künstlerischen mitteln. keine/r der beiden gibt ratschläge, sondern anlass zum nachdenken. und darin sehe ich die origniäre aufgabe von wissenschaft und kunst.

      2. dass beide ein eigeninteresse am bestehenden konsum haben, bezweifle ich. sie wollen von ihrer (denk- und schreib-)arbeit leben können. wenn das anders als über geld möglich wäre, würden sie das – glaube ich – wohlwollend hinnehmen.

      was die haltungsfrage anbelangt, stimme ich dir voll und ganz zu. sowohl darin, dass jede/r eine haltung dazu finden sollte als auch darin, dass dies eine individuelle frage ist.

      herzlich
      i.

  • 11 Jahren ago

    Ich finde den Standpunkt der Autoren etwas eingeschränkt, auch wenn ich Ihnen durchaus zustimme, in dem, was sie sagen. Wer DIY und Kreativität als Idee für ein selbstbestimmtes, schöpferisches Leben und Gegenmodell zur Konsumgesellschaft sieht, muss sein eigenes Handeln vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung sicher hinterfragen. Aber ist es nicht auch einfach so, dass kreativ sein viele von uns einfach sehr glücklich macht? Zumindest geht es mir so. Und ich freue mich, dieses Glück mit vielen Gleichgesinnten teilen zu können. Ich war schon immer kreativ, nur eben im stillen Kämmerchen. An meinem Konsum hat sich dabei nichts geändert, würde ich behaupten. Wer natrülich am laufendem Band DIYs für seinen Blog produziert, nur um "dazuzugehören", der macht natürlich etwas falsch. Meine DIYs entstehen alle aus einem Bedürfnis heraus und werden auch alle genutzt. Mich macht es glücklich kreativ zu sein. Und daran kann ich nichts gescheitertes erkennen!

    • 11 Jahren ago

      Liebe Fee,

      deine Frage treibt mich um: "Aber ist es nicht auch einfach so, dass kreativ sein viele von uns einfach sehr glücklich macht?" Und ich habe noch keine ganz feste Meinung dazu. Aber ich tendiere dazu, die Frage von Selbermachen und Kreativ-sein nicht allein als Frage des privaten Glücks, sondern auch als Frage der gesellschaftlichen Verantwortung zu sehen. Deine DIY-Haltung scheint mir dabei die "richtige", d.h. eine sowohl verantwortungsvolle als auch beglückende zu sein. Ich hoffe, mir gelingt es, eine ähnliche Haltung zu entwickeln.

      Danke für deinen Beitrag!
      I.

    • 11 Jahren ago

      Liebe Indre,
      nun stoße ich noch einmal dazu weil mir dieses Thema keine Ruhe lässt und ich sehr auf diese Diskussionsrunde gespannt war/ bin ;). Ich glaube auch, dass das Maß eine wichtige Rolle bei dem Konsum der diy und Kreativität spielt. Ich empfinde die Kreativität und dem dazugehörigen Konsum auch als Glücksgefühl. Natürlich alles im angemessenen Maß. Ich selbst bin Textil- und bekleidungsdesignerin und habe vor meinen drei Töchtern im Einkauf- und Design gearbeitet. Diese Job ist in Teilzeit leider nicht möglich und somit erfreue ich mich umso mehr an meinem Stoffgeschäft und Tätigkeit als freier Dozentin, in der ich meine Kreativität ausleben darf. Und ich teile dieses natürlich auch gerne auf meinem Blog. Mein Stoffsortiment habe ich aber geprüft nach drei Jahren und überarbeitet, weniger ist manchmal mehr. Und natürlich zeige ich auch gerne die schönen Stoffschätze auf meinem Blog. Ich wünsche Dir einen schönen Tag.
      Herzliche Grüße…
      Michaela

    • 11 Jahren ago

      Danke für deine Antwort. Ich habe auf meine Blog verschiedene Kategorien. Viele davon gibt es wöchentlich. DIYs und Rezepte jedoch (beides sehe ich als eine Form der Kreativität) gibt es nur, wenn mir danach ist und ich etwas für mich oder für andere geschaffen habe, das ich zeigen möchte. Es ist in der Bloggerszene glaube ich wirklich ein gewisser Zwang entstanden und es wäre schön, wenn die Freude am Tun wieder Überhand gewinnt. Liebe Grüße, Fee

  • 11 Jahren ago

    Der Post ist interessant, aber ich verstehe nicht ganz, was er bewirken soll. Ist es nicht logisch, dass sich die Industrie dieses Geschäft nicht entgehen lässt und allüberall waren anbietet, für alle Möglichkeiten des Selbermachens? Man sollte sich als frustrierter nicht doityourself-Woman doch eher fragen, wie man diesem Trend so auf den Leim gehen konnte. Wenn das Selbermachens noch nie in einem steckte, wie sollte es dann jetzt plötzlich zur Herzensangelegenheit werden.
    Auch diese Blenderei in den vielen Blogs, das genaue Auge schaut hin und differenziert, alles was geschönt und unehrlich wirkt, wird von mir weggeclickt, ich bin doch nicht blöd!
    Da ich mich, als passionierte Hobbyschneidetin auch ein Stückchen angegriffen fühle muss ich hinzufügen, dass ich mich als Teenager nicht drum scherte, was die anderen zu diesem ausgefallenen Hobby sagen, als Studentin nicht und jetzt immer noch nicht. Mir verstopfen auch viele Stoffe die Schränke und diverses andere Zeug mehr, aber das gehört dazu und ich bin froh darüber. Den anderen tapferen Schneiderlein geht's genauso, man gewöhnt sich dran. Aber was ich sicher weiß, ist, dass ich gerne Nähe, weil ICH gerne Nähe und nicht weil ich es irgendwo gesehen habe oder mich in die hübsch anzusehenden Blogs reihen möchte. Eins muss man ehrlicherweise hinzufügen, dem Trend sei dank genießen wir 'kreativen' eine riesige Auswahl an Shops für unser Hobby, das ist tatsächlich ein großer Gewinn!
    LG, Katharina

    • 11 Jahren ago

      Liebe Katharina,

      danke für deinen Beitrag, der mich in vielerlei Hinsicht nachdenklich gemacht hat. Denn du sprichst viele Punkte an.

      – Ist es nicht logisch, dass sich die Industrie dieses Geschäft nicht entgehen lässt und allüberall waren anbietet, für alle Möglichkeiten des Selbermachens? –> Ja, das ist wohl logisch, liegt es wohl in der Natur einer kapitalistischen Ökonomie. Aber sollte ich es, nur weil es logisch ist, nicht kritisieren und immer wieder hinterfragen?

      – Man sollte sich als frustrierter nicht doityourself-Woman doch eher fragen, wie man diesem Trend so auf den Leim gehen konnte. –> Das sollte man. Aber ich mit Wohlwollen. Oder?

      – Wenn das Selbermachens noch nie in einem steckte, wie sollte es dann jetzt plötzlich zur Herzensangelegenheit werden. –> Kann es das jemals oder wird es dann eben nur zu dem "Druck", den Reckwitz beschreibt?

      – Mir verstopfen auch viele Stoffe die Schränke und diverses andere Zeug mehr, aber das gehört dazu und ich bin froh darüber. –> Das macht ja auch Sinn. Jede/r Künster/in und jede/r Handwerker/in hat ein Materiallager, um bei Bedarf – sei es einer spontanen Idee oder einem kurzfristigen Auftrag – auch handlungsfähig sein zu können. Seltsam wäre es wohl, wenn du als passionierte Näherin Schränke voller Papiere, Fliesen oder Holz und entsprechender Werkzeuge hättest.

      – Eins muss man ehrlicherweise hinzufügen, dem Trend sei dank genießen wir 'kreativen' eine riesige Auswahl an Shops für unser Hobby, das ist tatsächlich ein großer Gewinn! –> Darin stimme ich dir voll und ganz zu. Und ich finde auch viele neue Firmen und Labels, die sich im Zuge des DIY- und Kreativitäts-Trends etablieren konnten, ganz wunderbar! Ich will hier nur mal all die kleinen Designer/innen nennen, die bei etsy oder dawanda untergekommen sind oder kleine Firmen wie Supercraft.

      Danke für deine anregenden Gedanken und den energischen Tonfall (meine ich ganz ernst).

      LG I.

  • 11 Jahren ago

    Dein Artikel bringt mich zum Nachdenken. Ich werde die Bücher lesen und mich noch mehr mit dem Thema auseinander setzen.
    Es tut gut, sowas mal schwarz auf weiß zu sehen, und nicht immer nur als Schatten, der durch´s Unterbewusstsein huscht…

    • 11 Jahren ago

      "Es tut gut, sowas mal schwarz auf weiß zu sehen, und nicht immer nur als Schatten, der durch´s Unterbewusstsein huscht… " – das ging und geht mir auch so. Und mir tut es noch mal besser, darüber zu diskutieren und debattieren.

  • 11 Jahren ago

    Ich bin seitdem ich in meinem eigenen Studentenzimmer, dann Studenten-WG, dann Mietwohnung, jetzt eigene Wohnung wohne schon immer ein Do-it-yourselfer, besser bekannt als Heimwerker. Aus dem einfachen Grund: Ich kann mir einfach keinen Handwerker leisten. Auch die meisten anderen Dinge nicht und das macht mich kreativ. Unorthodoxe Lösungen sind mein Spezialgebiet.
    Ob ich damit in eine Bewegung von DIY passe oder nicht, ist mir dabei total egal.
    Konsumangebote, die nicht zu mir passen, lasse ich links liegen. Daß die Wirtschaft aus allem, was gerade in ist, den letzten Cent herauspressen möchte, ist doch logisch. Aber dafür bin ich ein mündiger Konsument, um selbst zu entscheiden, ob ich auf dieser Konsumwelle mitreiten möchte oder nicht.
    Nicht die Idee der Kreativität ist also "ein willfähriger Gehilfe des Massenproduktionsbetriebs", sondern die Konsumenten. Wie immer.
    Im Übrigen gab es schon immer DIY-Pakete. Damals nannte man es aber noch basteln oder (sie oben) heimwerken. Es füllte ganze Bücher und damit Bibliotheken. Neu daran ist bloß der Hype im Internet.

    • 11 Jahren ago

      .

    • 11 Jahren ago

      Ich kann mich leider selbst nicht immer als "mündige Konsumentin" bezeichnen. Immer wieder passiert es mir, dass ich beim abendlichen Serven einen Warenkorb fülle und nicht immer wache ich vor dem "Bestellung abschicken" auf. Ich bewundere ich dich für deine Klarheit und Standfestigkeit – und gebe dir recht: "Nicht die Idee der Kreativität ist also "ein willfähriger Gehilfe des Massenproduktionsbetriebs", sondern die Konsumenten."

      Was den DIY-Hype anbelangt bin ich hingegen etwas anderer Ansicht: Neu ist m.E. nicht nur der Hype im Netz, sondern auch die Antriebskräfte/Motivation (siehe mein Kommentar zu Frau Maiwetter oben). Während meine Mutter selbstmachte, weil es günstiger war und dabei penibel darauf achtete, dass es nicht selbstgemacht aussah, dient das Selbermachen heute vor allem der inneren Befriedigung und dem individuellen Glück. Und es darf selbstgemacht aussehen. 😉

    • 11 Jahren ago

      Das wiederum erinnert mich an meine Oma, die mich mit einer "kaputten" Jeans nicht in die heilige Messe lassen wollte. Heute kaufe ich solche kaputten Hosen und gehe damit zur Arbeit. 😉

      Im Wesentlichen unterscheide ich mich aber wenig von Deiner Mutter. Notorischer Geldmangel ist leider berufsbedingt, ich hätte eben doch etwas Anständiges lernen sollen. Andererseits lernt man aber den eigentlichen Werth der Dinge schätzen. Und das gefällt mir.
      Basteln um des Bastelns willen ist nicht meins.
      Und nein, so standfest bin ich nicht: Ich gehen mit Dingen aus dem { kringloop }, von denen ich nicht einmal wußte, daß es sie gibt.

  • 11 Jahren ago

    dein Beitrag trifft es so sehr auf den Punkt!!! Und bei mir ist es momentan so, dass ich wieder mehr Freude dran habe, alte Dinge umzuschneidern, aufzuwerten. Es ist eigentlich ein Irrsinn, wie viele Werbeposts ich inzwischen bei meiner Bloglese so sehe. Klar sind da auch tolle Stoffe dabei und die eine oder andere Kreatividee, die ich noch nie ausprobiert habe und für die ich noch das und das brauche. Aber halt, ich KANN nicht alles machen.

    lieben Dank für deine Worte

    Beate

    • 11 Jahren ago

      Es setzt Aufmerksamkeit und Kraft voraus zu widerstehen, finde ich. Zumal es heute mit paypal&Co so leicht ist "zuzuschlagen"…. und schwups ist es bestellt, bevor man zur Besinnung gekommen ist.

      Lieben Dank für deine Worte!
      I.

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre,
    erst einmal danke für diesen Post!
    Ich bin schwer am Denken. Und da ich gleich zum Kiga sausen muss, bleibt kaum Zeit zum Antworten.
    Ich muss in mich gehen – das aber ein Gedanke, der schon länger im Raum schwebt.
    Ohne Kreativität kann ich nicht. Das ist mein Leben, von kleinauf gewesen. Ich bin nicht das Künstlerische Genie, das den Grat zwischen Wahnsinn und Genialität geht. Und doch Künstlerin und Kreative von Scheitel bis Zeh. Hier stehen viele Gedanken, die mir schon länger im Kopf spuken.
    Hier steht viel über Konsumgesellschaft und Konsumverhalten, dass mir letztes Jahr durch schlimme Ereignisse deutlich vor Augen geführt wurde und das ich/wir seitdem radikal verändert haben, weil's gar nicht anders ging.
    Und doch – das immer wieder in Frage Stellen, auch seines eigenen Verhaltens, seines eigenen Seins dürfte ein großes Thema für mich sein in diesem Jahr.
    Ich kann gerade nicht sagen, wieso mich gerade dein Post jetzt so aufgewühlt und aufs Neue heute nach einem sehr denkwürdigen Tag gestern aufgerüttelt hat – in mir arbeitet etwas, und ich bin ungeduldig zu erfahren, was es ist, wohin es führen wird. Und vielleicht ist es genau das, was ich lernen soll dieses Jahr, Geduld haben und die Dinge kommen lassen – was nicht bedeutet zu sitzen und zu warten, dass etwas passiert, denn so passiert gar nichts, aber einfach trotz allem weiterzugehen, mit offenen Augen und Ohren, mit offenem Herzen und Geist und das zu erkennen, was sich zeigt, wenn es an der Zeit ist…
    Vieles bedarf einer Neuorientierung, vor allem in unserer Gesellschaft. Aber ich denke, dass ein Umdenken, ein allgemeines, ein Wandel trotz der Hinterfragung der "Kreativen" bzw. der Kreativität immer eben durch diese selbst ausgelöst wird, sei es im Tun oder im Denken…
    So jetzt muss ich…
    Danke noch einmal. Es arbeitet…
    Alles Liebe
    Dania

    • 11 Jahren ago

      Liebe Dania,

      ich bin auch sehr gespannt, wohin dich das "Aufrütteln" führt.

      Alles Liebe!
      I.

  • 11 Jahren ago

    Danke fürs Vorstellen der Bücher – das Thema scheint einen Nerv zu treffen, und mir war nicht klar, dass anscheinend viele Selbermacherinnen diesen Konsumaspekt der DIY-Bewegung gar nicht reflektieren. Ich beobachte das schon lange, wie das Selbermachen durch die Wirtschaft aufgegriffen wird, wie in den Blogs Trends und Moden gemacht werden, die es einige Zeit später als Bausatz im Bastelladen gibt, und noch einige Zeit später fertig bei Tchibo – Made in China. Viele DIY- und Einrichtungsblogger sind ja selbst längst ein Teil dieser Industrie, wobei dort dieses "ich könnte, wenn ich wollte", wie es oben formuliert wurde, noch als besonders wirkungsvolles Versprechen auftritt: wenn Blogger etwas zeigen, gilt das gleich als viel authentischer als ein Artikel in einer Wohnzeitschrift, es ist an den Lesern (scheinbar) näher dran. Deshalb ja auch die gute werbewirkung von Blogs, und deshalb wollen die Firmen unbedingt rein in die Blogs und von dieser Authentizität eine Scheibe abhaben.

    Radikal formuliert würde ich sagen: es ist ganz logisch, denn in einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung wird jeder Aspekt, der sich für eine profitable wirtschaftliche Verwertung eignet, vom Markt erfasst. Wenn DIY gut läuft, dann werden solche Dinge angeboten, und da "Kreativität" tatsächlich so ein Schlagwort unserer Zeit ist, ist das Versprechen der Kreativität tatsächlich ein gutes Verkaufsargument. Der ursprüngliche Impetus der DIY-Bewegung aus dem Geist des Punk, Dinge selbst zu machen, um sich selbst zu ermächtigen, selbst zu gestalten, und nicht das von anderen Vorgegebene zu akzeptieren, und die damit verbundene Konsumkritik, wird damit natürlich ad absurdum geführt. Aber so läuft Kapitalismus.

    Dennoch gibt es ja auch im Netz durchaus Selbermachseiten und -Blogs, in denen es nicht einfach nur um Konsum geht. Für mich ist Selbermachen (auch wenn ich für Kleidung meistens neue Stoffe verwende) trotz allem ein Stück Freiraum und Selbstverwirklichung und ich bin froh darüber, dass ich einen Teil der Textilherstellung einfach nicht mehr durch Konsum unterstütze. Per Saldo bedeutet das für mich tatsächlich insgesamt weniger Konsum als früher (allerdings auch eine finanzielle Frage im Moment – ich weiß nicht, ob das noch genauso wäre, hätte ich mehr Geld zur Verfügung).

    Auf jeden Fall eine wichtige Debatte,
    Lucy

    • 11 Jahren ago

      Liebe Lucy,

      ja, so läuft Kapitalismus. Wobei mir seine "Inklusionskraft" bisweilen sehr unbehaglich ist. Umso wichtiger sind die Orte – ob virtuell oder analog – die sich dieser Inklusionskraft ein Stück weit entziehen.

      Danke fürs Mitdebattieren.

      LG I.

    • 11 Jahren ago

      Ein sehr guter Kommentar zum Post, der genau das ausdrückt, was ich empfinde (und das viel besser, als ich es könnte), beide sehr gelungen, danke für diese guten, richtigen und wichtigen Überlegungen.

      Ich sehe momentan das moderne DIY ähnlich gelagert wie eine Sucht, es ist zu einer Art Konsum- und Kaufrausch mutiert, immer mehr, und immer noch was, nur das neue zählt, weg mit dem alten.
      Ein Auswuchs des Kapitalismus? Eine logische Folge desselben – über Statusdenken, Konsumzwang, Übersättigung, Konsumverweigerung, neue Wege des Konsumierens erfinden… eigentlich eine reife kreative Leistung. 😉
      Ich versuche mich dem weitgehend zu entziehen – Selbstmachen oder DIY ist für mich seit über 25 Jahren mit Glück und Unabhängigkeit verbunden. Ich fühle keinen besonderen Zwang, mich im Web zu präsentieren. Wenn ich etwas besonders gelungenes präsentieren will, dann tu ich das, wenn nicht, habe ich kein Problem damit, es für mich zu behalten.
      Ich bin gespannt auf den Fortgang der Diskussion.
      Lg, Sathiya

  • 11 Jahren ago

    Hallo liebe Indre,
    seid deiner Auszeit und den Gastbloggern zähle ich zu deiner Leserschaft und bin immer wieder begeistert von deinen Themen und Denkanstößen. Ich würde auch sagen, ein heikles Thema aber auch schön sich selbst einmal zu hinterfragen. Danke für diesen Stups.
    Herzliche Grüße aus dem Teuto…
    Michaela

    • 11 Jahren ago

      Ganz gerne! Und wie schön, dich zu meinen Leserinnen zählen zu dürfen.

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre, ich habe ein wenig länger gebraucht um nachzudenken. Ich stimme dir und den anderen zu, ich habe hier auch schon lange ein Unbehagen. Ich denke, wir alle sind der gleichen Meinung: Wiederverwertung im Sinne der Nachhaltigkeit verringert den Konsum . Wenn man jedoch für die selbst gemachte Marmelade einen Lochstanzer für den Anhänger, einen " homemade" Stempel und ein rotweisses Band braucht damit man glücklich ist, ist das überdenkenswert. Hier erfüllen wir alle wieder einmal mehr eine Erwartung an Perfektion und müssen wir fragen woher die kommt und ob wir die immer erfüllen sollen/ müssen?

    Danke für den Gedankenanstoß
    Susan

    • 11 Jahren ago

      Liebe Susan,

      geht es um Perfektion oder um Abgrenzung und Wiedererkennung oder um beides? Die "Marke Eigenbau" muss meine Handschrift tragen, will ich mich von der Masse des Selbstgemachten abheben. … interessanter Gedanke. Ich nehm ihn mit und lass ihn im Kopf kreisen. Danke für den Denkanstoß.

      LG I.

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre, auch in mir ist DIY, Kreativität oder wie auch immer man es nun nennen mag, tief verwurzelt. Von Kindesbeinen an haben wir Memoryspiele gebastelt, Puppenstuben bemöbelt, später die Studentenbuden belebbar und gemütlich gemacht. Überwiegend, eigentlich ausschließlich, aus Dingen, die eben vorhanden waren… und nicht selten aus dem Mangel heraus, nichts Neues zu bekommen oder anschaffen zu wollen. An vielen Dingen, die sich inzwischen in Bastelläden türmen oder auch ausgiebige Bloggerrunden drehen, kann ich deswegen wohl ganz einfach und unproblematisch, nicht selten den Kopf schüttelnd vorbeigehen. Trotzdem finde ich die breite DIY-Bewegung schön. Auch inspirierend. Und sie lässt mich auch hin und wieder hoffen: dass sie die Sinne wieder schärft für selbst Geschaffenes. Für diesen besonderen Wert der Dinge und ihrer Entstehungsprozesse. Sehr schade wäre es, wenn jener Hype, jener Konsumzwang all die positiven DIY-Eigenschaften nun so überrollt. Bis auf eine wachsende Stoffsammelwut bin ich doch recht konsumfern und hoffe, es zu bleiben… Herzliche Grüße und herzlichen Dank für den neuerlichen, wunderbaren Denkanstoß! Marja

    • 11 Jahren ago

      Liebe Marja,

      mir geht es im Grunde wie dir. Ich finde die "reine DIY-Bewegung" auch schön. Und vieles stimmt mich hoffnungsfroh, dass wir dank DIY (oder DDIY) den Wert der Dinge wieder schätzen lernen allein weil wir erfahren, welche Mühe, Energie, Können und Herzblut in ihrer Herstellung steckt. Umso wichtiger scheint es mir, sich das immer wieder bewusst zu machen, um den "wilden Auswüchsen" nicht blind auf den Leim zu gehen.

      LG I.

  • 11 Jahren ago

    ich mag es, dass du die dinge hinterfragst und dich an artikel wie diese herantraust! es ist kein leichtes thema und wie so oft wäre ein gesundes mittelmaß genau das richtige. haben sich schließlich unsere mütter und großmütter schon am kreativen tun erfreut. überhaupt sind kreative denkweisen gefragt, förderlich für innovative lösungen. hingegen: kreativ sein, herstellen, (teilweise) unnützes in umlauf bringen, damit konsumiert werden kann … das hat mich bisher davon abgehalten auf die diy-welle aufzuspringen. in diesem punkt sehe ich mich bestätigt. alles andere gibt zu denken und ich danke für den anstoß. liebe grüße!

    • 11 Jahren ago

      … wie unnütz ist es, unnützes zu produzieren, wenn das produzieren selbst glücklich macht? … es kommt wohl darauf an, was man wie mit welchen mitteln produziert. ein misslungener strickpulli ist weniger problematisch als ein mit viel geld, aufwand und chemikalien gefliestes bad, das der profi nach fertigstellung korrigieren, d.h. noch mal neu machen muss. … aber wo ist die grenze zwischen strickpulli und badfliese?

      herzlich
      i.

    • 11 Jahren ago

      das ist ein sehr schmaler grad. wie recht du hast! und solange die freude am tun besteht, ist nichts unnütz. sehr wohl aber, wenn es auf kosten von ressourcen geht. den strickpulli kann man jederzeit wieder aufziehen …

  • 11 Jahren ago

    Ja sehr spannend die Diskusssion. Der Begriff wird sehr komplex diskutiert.
    Für mich persönlich ist es die Anregung den Begriff DIY (selbstgemacht gefällt mir im Grunde besser) und Kreativität zu definieren. Und auch eine Antwort auf die Frage zu finden: warum ist dies "Selbermachen" auf einmal so wichtig? Lange Zeit war es nicht wirklich opportun. Wünschen wir durch diese "Handarbeit" den Bezug zu den Dingen wiederherzustellen, der uns in vielen Bereichen der Gesellschaft verlorengegangen ist? Danke Indre für die Anregung darüber inteniver nachzudenken.
    LG Iris

    • 11 Jahren ago

      liebe iris,

      ein guter punkt. die unmittelbare beziehung zu den dingen (neudeutsch: hands-on) und die erfahrung ihres produktionsprozesses – das sind sicher zwei weitere gründe für den neuen selbermach-trend – neben der anerkennung und dem austausch, der dazugehörigkeit und der freude am tun.

      … danke dir fürs mitdenken.

      lg i.

  • 11 Jahren ago

    H U i ! Ich bin beeindruckt und gewissermaßen glücklich über das, was hier passiert, was ich hier lese… so viele kluge Gedanken, so viel Resonanz…. auch Anerkennung.

    Ich werde mir jeden eurer Beiträge mit der nötigen Ruhe und Konzentration durchlesen und mit Bedacht antworten. Daher heute Abend erst einmal "nur" ein großes D A N K E für diese tolle Diskussion!

    Eure I.

  • 11 Jahren ago

    man, ich habe soviel verpasst bei dir…wirklich busy times hier und deine Denkanstöße heute passen sehr gut dazu. Ich selber bin wohl auch eher der Wiederverwerter und diese ganze bunte und so kreative digitale Welt hat erstaunlicherweise in mir genau das Gegenteil hervorgerufen. Ich konsumiere weniger. Es ist zuviel Da, zuviele Einflüsse, zuviele Ideen, zuviele Produkte, zuviel Konsum…das einzige, wo ich schlecht nein sagen kann…sind Bücher…da bin ich doch immer noch sehr visuell gesteuert…Was meint ihr, (wie) kann es gemeinsam gelingen?…ein Umdenken…vielleicht wieder mehr gemeinsam Hand in Hand gehen, Ideen entwickeln, Trends nicht verfolgen um der Trends willen, mehr ja zu eigenen Identität, zu eigenen Kreativität…egal, ob die Idee im ersten Moment verrückt erscheint…mehr Vetrauen in die eigenen Stärken und in die der anderen…man muss nicht alles können…man muss nicht alles haben…mehr Wertschätzung an dem, was man hat…man braucht nicht alles…dann fehlen irgendwann die Wünsche im Kopf, die Träume dahinter…und die Ideen, wie man sie auch anders verwirklichen könnte, ohne in den Online-Markt zu gehen und zu shoppen…;)…danke, meine liebe Indre…schön, deine Gedanken und dass es dich gibt…ich bin noch da und wieder öfter hier…versprochen…drück dich…liebste Grüsse…deine i…

    • 11 Jahren ago

      liebe i.,

      die rückbesinnung auf das eigene können, die zusammenarbeit mit anderen und die wertschätzung für sich selbst und die anderen – das ist genau das, was auerbach meinem verständnis nach, möchte und was ihrer meinung nach verloren gegangen ist im zuge der kommerzialisierung der diy-bewegung.

      ich stimme dir zu. so könnte es gehen. aber wie sieht der weg dahin aus? ist die "landflucht" ein weg? eine alte freundin von mir hat berlin verlassen und seither geht es gut. ist sie kreativ ohne druck in guter gesellschaft… sind die phänomene, die reckwitz und auerbach beschreiben vielleicht urbane phänomene und auf dem lande weniger vertreten? oder ist es eine frage der virtuellen aktivitäten? was meinst du? was meint ihr?

  • 11 Jahren ago

    Liebe Indre,
    vielen Dank für deinen Artikel! Schon lange frage ich mich wie lange sie anhält und welche Ausmaße diese DIY Bewegung noch annimmt! Müssen wir wirklich alles selbst können, ständig irgendwelchen DIY "Gurus"folgen? Ich selbst arbeite kreativ und bemerke das es besser für mein Denken und Handeln ist mich nicht ständig mit Bildern und Post´s vollzustopfen..denn über das ganze Bilder angucken vergesse ich oft das ich eigentlich mit meinem eigenen Zeug beginnen wollte..und schwupps ist die Zeit verflogen. Vielleicht sind diese beiden Bücher ein Anstoß in die richtige Richtung..ist es nicht befreiend zu denken "das sieht schön aus muss ich aber nicht haben, oder nachmachen?!"
    Ich selbst muss mir das auch zu Herzen nehmen…von daher Danke, eins der beiden Bücher wird demnächst bei mir eintreffen!!

    • 11 Jahren ago

      Liebe Annni,

      ich bin sehr gespannt, was du sagst zu den beiden Büchern. Reckwitz ist manchmal ein wenig sperrig in seinem kulturwissenschaftlichen Jargon. Ich empfehle: einfach drüber weglesen 😉

      Herzlich
      I.

  • 11 Jahren ago

    liebe indRe. ein wichtiges thema. und wie gut, dass du dich daRan wagst!
    miR scheint, als lese ich hieR, zwischen den zeilen, RechtfeRtigungen. gewissensbisse. vielleicht täusche ich mich auch. ‚diy‘- woRt ist ‚hype‘-woRt. eventuell ein ‚irrwoRt‘. in älteRen geneRationen gehöRt das, was heute unteR ‚diy‘ veRstanden wiRd, zum alltag. mit einem entscheidenden unteRschied: alltägliche dinge weRden häufig nicht als fReudenbRingeR angesehen. odeR sitzt jemand von euch abends auf seinem lieblingsplatz und schaut zufRieden auf das tageweRk? lobt ihR euch dafüR, dass ihR einkaufen waRd, gekocht und geputzt habt, behöRdengänge et ceteRa eRledigt habt? weRdet ihR dafüR häufig gelobt und eRhaltet füR diese kleinen und feinen [gelegentlich mühseligen] dinge aneRkennung? auch von außen?
    sinneRfüllend, fReudebRingend und lebensbejahend sind doch zumeist eheR die dinge, die ‚andeRs‘ sind. nicht in den alltäglichen aufgabenmix passen bzw. sich von ihm unteRscheiden. dies haben kluge menschen eRkannt. einen neuen tRend benannt und viele tolle, kReative menschen wuRden angefixt. die ‚diy‘- bewegung hat ihRen uRspRung schon in den 50eR jahren des veRgangenen jahRhundeRts. nuR die möglichkeiten zuR publizieRung waRen geRingeR. und jetzt, in eineR zeit, in deR zukunftstRächtigeRe aRbeitsfoRmen gesucht weRden, den menschen das pRivatleben wichtigeR wiRd, monetäRe mittel häufigeR in den hinteRgRund tReten …. ein gefundenes fRessen füR alle wiRtschaftsundexpansionsinteressieRten. die kReativität ansich geRät dabei aus wiRtschaftlicheR sicht ins abseits. obgleich sie doch eineR deR faktoRen ist, die zuR eRhaltung unseReR gesellschaft beitRagen. so waR es schon immeR. ohne die [schöpfeRische] kRaft ihReR mitgliedeR wüRde die gesellschaft veRfallen.
    Rückt deR begRiff der ‚geglückten kReativität‘ von Reckwitz und aueRbach nicht eheR in die nähe eines ethischen lebensstils? die möglichkeiten, die uns jeden tag geboten weRden, sind so gRoß. vielleicht spRingt man manchmal auch auf züge, um mit dem stRom zu tReiben. um teil zu haben. teil zu sein. und da wäRe ich wiedeR bei deR aneRkennung. und bei: alles ist gut. jedeR sollte in jedem moment das tun, was sich füR ihn gut anfühlt. eine entscheidung tReffen. und sich fRohen mutes an die umsetzung machen. kleinschRittig. tRippelschRittig. wenn nun alle selbeRmacheR sind, dann ist das gut. es haben bestimmt viele menschen in den letzten jahRen [neu] eRkannt, welch potenzial in ihRem kopf und ihRen händen wohnt. veRmutlich macht es sie sehR glücklich. geht es nicht daRum. beim selbeRmachen? glück zu spüRen. eRfüllung zu finden. das eigene handeln als sinnvoll anzueRkennen?

    • 11 Jahren ago

      Anerkennung, liebe fRau Käthe, ja, das ist ein gutes Stichwort. Und deine Diagnose scheint mir sehr treffend. Es ist sicher kein Zufall, dass die DIY- und Handmade-Welt zumindest hierzulande eine sehr weibliche ist. Viele sind Mütter, die sich um Kinder und Haushalt kümmern und dieser Bereich erfährt seit jeher kaum Anerkennung und Wertschätzung. Das kreative Selbermachen tut gut und führt verbunden mit den Social Media aus der häuslichen Zurückgezogenheit heraus: via Blogs&Co kann man in Austausch treten und erhält Anerkennung, Lob und Wertschätzung für sein Tun. Das ist ein sehr schöner Aspekt der Blogwelt, finde ich. Aber wie alles, kann sich das Schöne und Gute in sein Gegenteil verwandeln. Ideenklau statt Anerkennung (siehe bastisRIKE oben), Konsumsteigerung & sozialer Druck (Reckwitz/Auerbach) etc.

      Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass der private Umgang mit diesen "Nebenwirkungen" allein nicht reicht. Am Ende, da stimme ich allen hier zu, müssen wir selbst und individuell entscheiden, wie wir handeln. Aber zuvor braucht es m.E. eine Auseinandersetzung/eine Debatte über das Thema – eine öffentliche. Wie es hier gerade passiert. In der Auseinandersetzung mit euren Gedanken und Argumenten, den verschiedenen Perspektiven und Meinungen kann ich einen – meinen Standpunkt finden. Allein wäre mir das nicht möglich. Danke!

  • 11 Jahren ago

    Indre!!

    Wow, was für ein Beitrag.

    Und JA, dies stimmt. Absolut… und doch… ich muss da erstmal nachdenken!

    Und, vielen, vielen Dank für diese sehr guten Zeilen!

    LG

  • 11 Jahren ago

    indre, ich mag es sehr, wie du dich damit auseinandersetzt und welche meinungen hier entstehen!

    • 11 Jahren ago

      Danke. Das freut mich. Sehr.

  • 11 Jahren ago

    Endlich hats mal jemand gesagt! Danke an die Autoren. Mit der DIY ist es wie mit der Wellness, der Nachhaltigkeit und und und … einmal vom Marketing ins Visier genommen und ausgeschlachtet bis zum Gehtnichtmehr war es das mit der Ursprünglichkeit und dem tieferen Sinn.

    Viele Grüsse
    Doris

    • 11 Jahren ago

      … und vor allem mit dem "Gegenmodell". Das finde ich daran so erschreckend, aber leider nicht überraschend. Selbst Punk ist heute salonfähig. Die Inklusionskraft des Kapitalismus ist unbehaglich … trotzdem wünsche ich dir ein schönes Wochenende!

      Herzlich
      I.

  • 11 Jahren ago

    Für jedes DIY gibt es im gut sortierten Bastelladen schon fertige "Zutaten". Allein das sollte uns schon zu denken geben. Und zur Kreativität: Egal welche Idee man hat, Google weiß dazu auch schon was. Kennt ihr das?

    Für mich ist DIY die Möglichkeit, persönliche Geschenke zu machen und eine Freizeitbeschäftigung, in Maßen – vielleicht etwas mit den Kindern zusammen machen. DIY ist trotzdem in den meisten Fällen mit Konsum verbunden.

    Wenn ich mein Wohnzimmer im Sinne von DIY neu streiche, muss ich die Farbe kaufen, spare aber am Arbeitslohn. Ist das jetzt gut oder schlecht? Warum geben wir leichter Geld für eine Sache aus als für eine Dienstleistung?

    Genauso wie die vielen kleinen Bastelsachen wollen die oben beschriebenen Bücher auch gekauft werden. Wenn die Autoren nicht der Meinung wären, damit würde sich Geld verdienen lassen, würden sie etwas anderes machen. Der DIY Trend ist so groß, dass sich entsprechend viele Menschen (vorerst negativ) angesprochen fühlen werden und vielleicht reinlesen wollen. Gar nicht so dumm.

    Aber um mich meinen Vor-Kommentatoren anzuschließen: Weniger ist mehr! Ich kaufe keinen neuen Schrank wenn der alte platzt, sondern sortiere aus – wenn es geht für einen guten Zweck.

    Liebe Grüße,
    Elke

    • 11 Jahren ago

      Aussortieren und verschenken, um Platz für Neues zu schaffen… wenn ich mit Reckwitz rangehe, ist das eine Falle, weil es doch wieder darum geht, Raum für Neues zu schaffen. Er sieht in diesem Verlangen nach Neuem eine wesentliche Ursache dafür, dass Kreativität überhaupt zum "kategorischen Imperativ" (Sei Kreativ!) werden konnte. Und ich für mich kann sagen, dass er damit meinem Nagel auf den Kopf getroffen hat… bei dir scheint mir die Sache ein wenig anders (weniger neu-gierig) zu liegen.

      herzlichst
      I.

  • 11 Jahren ago

    aber danke.
    für das.

    man kann sich nicht alles selber basteln und muss es auch nicht.
    dafür gibt es profis.
    und ja, die müssen davon leben.
    also konsumkreis.
    an dem wir aber alle beteiligt sind.
    denn geld gehört dazu.

    schritt zurück, klarheit, tut gut.

    • 11 Jahren ago

      Die Rolle der Profis… ein spannender Teil der Diskussion.

      Ich habe mal einen Workshop für die "Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung" moderiert, in dem ein Wirtschaftsvertreter saß, der die DIY-Bewegung "verflucht" hat, weil sie Handwerk und Industrie und damit Existenzen ruiniere… soweit ist es sicher nicht und es sind ja auch neue "Industrien" entstanden, aber über die Verschränkung von DIY und Handwerk nachzudenken, lohnt sich.

      Danke dir!
      I.

    • 11 Jahren ago

      persoenlich habe ich es als großes glueck empfunden etwas 'abgeben' zu koennen indem ich profis beauftrage. eben nicht mehr alles selbst machen zu muessen, war eine große befreiung, die ich hoffentlich sogar noch ausbauen kann. dieser schritt ermoeglichte es mir wieder mir zeit fuer 'eigenes' zu nehmen.
      aber hier vergleiche ich vielleicht aepfel mit birnen. denn ich verdiene ja mit dem 'selbermachen' mein geld und das 'abgeben' war fuer mich zwingende notwendigkeit um wieder mehr zeit fuer den kuenstlerischen aspekt meiner arbeit zu haben. den aspekt der mir die groeßte freude bereitet.

      genau das bringt mich zu den seiten der diy-bewegung, die mir uebel aufstoßen. diese begegnen mir vormerklich online, wobei der diy-buchmarkt leider auch viel zu oft vergleichbares hervorbringt: eine ist leider die, dass auf blogs&co, der respekt dem urheber gegenueber oftmals fehlt. nachmach-anleitungen werden obenauf zu gern durch das rosarote blog-system belohnt. inspiration und kopie sitzen nah beieinander und werden mit kreativitaet verwechselt. ueberspitzt gefragt: warum sollte ich das geld fuer ein designer-objekt ausgeben, wenn ich auf pinterest&co die nachbau-anleitung finde?
      vor einigen wochen bin ich bei alessandra ueber diesen post gestolpert, der genau diese thematik aufgriff und mich zum nachdenken brachte: http://lacasita-alessandrataccia.blogspot.de/2013/02/and-this-is-my-point-of-view.html
      schlimm wird es dann, wenn das 'kopieren' den eigenen hausgebrauch verlaesst und zum mittel wird um die eigene reputation zu erhoehen, oder um im naechsten schritt gar geld damit zu machen.

      es ist und bleibt wohl eine frage des maßes als auch eine frage des respekts. den urhebern, dem koennen und dem material gegenueber. denn am ende kann das selbstmachen fuer den eigenen hausgebrauch ein wunderbares mittel sein um sich dem konsumier-spiel da draussen zu entziehen. und das, ohne dass sich die 'profis' ernsthafte sorgen machen muessen.

    • 11 Jahren ago

      liebe rike, danke. ein aspekt, den ich – wohl da ich nicht betroffen bin – nicht im blick hatte. von ähnlichen fällen, wie den, den du zitierst, habe ich schon mehrfach gehört von betroffenen. ein problem, von dem ich weiß, dass es die bundesregierung umtreibt, da es für das (wirtschaftliche) überleben der gesamten kultur- und kreativwirtschaft von großer wichtigkeit ist. die politik vertraut aus nachvollziehbaren gründen nicht allein auf respekt vor dem urheber, sie will hier rahmenbedingungen schaffen. das umstrittene leistungsschutzrecht für presseverleger ist ein schritt in diese richtung.

      ein bekannter, seines zeichens, anwalt für urheberrecht, sieht keine notwendigkeit für neue gesetze. ihm zufolge könne jede/r, der von so einem fall, wie du beschreibst, mit dem urheberrecht auf ihrer/seiner seite klagen. als juristischer volllaie muss ich ihm glauben. die frage aber ist: ist der formale weg über recht und gesetz ein weg, der in der (vor allem weiblichen) kreativ- und diy-szene gegangen wird? es ist eine schöne, eine liebliche und herzliche welt. das tut gut, lässt aber "ideenklau" und andere unrechtmäßigkeiten ungeahndet stehen und die betroffenen ziemlich allein.

      ob und wie weit appelle an den guten willen wirklich helfen … ich weiß es nicht. vielleicht wäre es langfristig doch besser, die kreativwirthschaft würde sich organisieren und formieren, einen interessenverband o.ä. gründen und gemeinsam mit der politik passende (rechtliche) rahmenbedingungen entwickeln. aber vielleicht kommt hier auch allzu sehr die unternehmensberaterin in mir durch …

  • Anonym
    11 Jahren ago

    Ja, und in letzter Zeit bin ich auch immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass sich die "gebastelten" oder genähten oder eben einfach gemachten Sachen zumindest in den meisten Blogs sich dann doch wieder sehr ähneln…Überall sieht man dort dann auch wieder das selbe, so dass ich mir schon manchmal wie beim Stöbern in großen "Marktketten" vorkam. Ich glaube was sich vor allem geändert hat, ist das sich Zeigen. Früher gab es sicher genauso viele Menschen die upgecyclet haben oder gebastelt oder oder, aber 1. gab es das Wort upcyclen noch gar nicht und zweitens haben es eben nur die Bekannten und Freunde mitbekommen. Heute wird es vielmehr gezeigt durch die BlogBewegungen, – die ich auch gar nicht mehr missen möchte- , es wird alles als etwas Besonderes inszeniert.

    Ich bin auch schon eine ganze Weile am Überlegen, warum ich mittlerweile das Gefühl habe, dauernd was Tolles neues Selbstgemachtes in meiner Wohnug herum stehen haben zu müssen, warum meine Kinder nun noch die 10 Hose brauchen, nur weil sie selbstgemacht ist und warum ich eigentlich dieses Maskingtape unbedingt auch noch brauche, wo ich sicherlich schon 20 habe…Ich denke es ist so wie mit allen Sachen…Alles in Massen ist gut.

    Danke für den guten Diskussionsanstoß!!!

    Frau Maiwetter

    • 11 Jahren ago

      Liebe Frau Maiwetter,

      mit meiner Mutter, die ihres Zeichens eine sehr begabte Selbstmacherin ist, habe ich viel über das heutige und "gestrige" DIY gesprochen. Sie sieht vor allem zwei Unterschiede:

      1. Früher war es günstiger, wenn man Dinge selbst machte. Sie hat uns vor allem auch aus Kostengründen die Kleider selbst geschneidert und die Pullis gestrickt.
      2. Der Perfektionsanspruch war höher. Unsere selbstgeschneiderten Kleider durften nicht "improvisiert" aussehen (sonst wäre ja aufgefallen, dass wir uns nichts "richtiges" leisten können).

      Während es früher also eher aus der Not geboren und damit auch nicht wirklich "vorzeigbar" war, ist DIY heute wohl eher ein "Weg zum inneren Glück" und Ausdruck von Individualität… aber das kippt im Moment eben, wenn man Reckwitz, Auerbach und der Diskussion hier glaubt.

      Danke dir für den anregenden Diskussionsanstoß.

      LG I.

  • Anonym
    11 Jahren ago

    Danke! Es fühlt sich an wie Balsam auf meiner Seele nun zu wissen, dass schon Bücher zu diesem Thema geschrieben wurden – ich habe mir das alles also doch nicht eingebildet.

    Herzliche Grüße,

    gs

  • 11 Jahren ago

    uff. man fühlt sich etwas ertappt. 🙂 ich surfe auch gerade auf dieser diy-welle und habe manchmal das gefühl, gleich überrollt sie mich. und ja, ich finde auch, diy ist heute hauptsächlich konsum. und gerade deshalb begeistern uns hier in der blogwelt wohl vorallem beiträge, wo ein diy nix mit kaufen zu tun hat. zumindest würde ich das jetzt mal behaupten. denn da trennt sich die spreu vom weizen. aber ich denke auch, dass kreativität vorallem glücklich machen sollte. und wenn dafür konsum notwendig ist oder ich damit ein konsumgut schaffe, ist es völlig okay, solange ich dabei glücklich bin. und es mache, weil ich es will. nicht, weil ich mich dazu gedrängt fühle.
    bei meiner ersten diy-welle habe ich mich dabei erwischt, nix mehr kaufen zu wollen. immer habe ich gedacht: kann ich selbst. hmmm… kann ja sein. aber gemacht hab ich's nicht. keine zeit, keine möglichkeit, etc. also, warum dauernd alles selber machen wollen? da stimme ich der ddiy-bewegung zu. 🙂

    und jetzt muss ich noch ein bisschen weiter über deinen post nachdenken. 🙂
    herzliche grüße
    die frau s.

    • 11 Jahren ago

      Liebe Stefi,

      danke für deinen Anstoß. Die Frage, ob es vor allem um das "persönliche Glück" geht, treibt mich um. Geht es nicht zumindest auch um "Verantwortung für andere"?

      LG I.

  • 11 Jahren ago

    Schömner Post…

    Mmmmh. Kreativität als ‘lifestyle’… Ich muss schon sagen, dass ich gern auf diesen Märkten stöbere, und das Gefühl geniesse, zu wissen, wer etwas hergestellt hat. Das ist auf Etsy auch so. Und klar, ganz ehrlich, das Stöbern schafft dann auch neue Bedürfnisse. Dass ich Porträts meiner Katzen brauche, die sie gemalt in ihrer Persönlichkeit entsprechende Outfits stecken, das weiß ich erst seit ein paar Monaten 😉 Und vielleicht warte ich noch ein paar Monate, bis ich wirklich sicher bin…

    Allerdings stelle ich mich selbst nicht so sehr in den Selbermachzwang – vielleicht weil mein Job meine Kreativität voll in Schach hält. Oder weil ich in Werken noch nie gut war? So gern würd’ ich unseren Esstisch und Stühle mit Schleifmaschine, Beize umd neuen Polstern aus dem vergangenen Jahrhundert abholen… Schaff’ ich nicht. Nähen und stricken ging noch nie, muss jetzt auch nicht.

    Ich les’ gern Wohnblogs und –zeitschriften, und sag’ dann manchmal zu meinem Freund, “ach guck’ mal. Könnte man auch mal machen.” Und er sagt dann, daß für ihn diese Zeischriften und Blogs Fiktion seien, sie versetzten einen in das Gefühl, “ich könnte, wenn ich wollte.” Finde ich gar nicht so schlecht, diese Lesart. Klar, mein Freund weiß schon ganz genau, warum er das sagt. Aber trotzdem ist das jetzt mein Motto. Ich könnte cupcakes backen und mit Wimpelketten an Zahnstochern schmuecken. Aber muss ich jetzt nicht.

    Gut, das ist ein fieses Beispiel, wo das Basteln fast zur Religion wird, und jeder Kuchen noch extra Deko braucht (ist doch schon selbst gebacken?). Aber da kann man dann kreativ sein, und sich widersetzen.

    • 11 Jahren ago

      Kreativität nutzen, um sich zu widersetzen und sich in der Gelassenheit des "Muss nicht sein" üben … das nehme ich mir ins Wochenende mit. Danke für den Anstoß.

      LG I.

  • 11 Jahren ago

    ein sehr guter denkanstoss! hab gerade selbst ein DIY-projekt hier stehen, was ich nur noch fotografieren muss. und auch wenn ich dafür etwas recyclet habe, ist etwas neues dafür beim baumarkt erstanden worden. seit ich die basteleien auf dem blog zeige, denke ich darüber nach und auch über den allgemeinen trend, der wirklich oft fragwürdige auswüchse hat. diese ganze industrie, die dinge produziert, damit wir etwas daraus basteln können! ich selbst komme aus einem kunsthandwerker-haushalt in dem schon immer alles selbst gemacht wurde, reccyclet, wiederverwertet und eigentlich nichts unnützes gekauft wurde. mit dingen vom spermüll und flohmarkt bin ich aufgewachsen. deshalb steckt es so in mir drin und das man dafür ein depot an unterschiedlichsten dingen anhäuft bleibt nicht aus. für mich ist es wichtiger ausgleich zur bildschirmarbeit, hat aber auch deswegen nicht den "kreativ"-stempel. trotzdem kaufe ich selbst immer wieder dinge, ohne die ich sicher sehr gut auskommen würde und hinterfrage oft, was das soll.
    die diy-bewegung ist sicher ein trend und man kann nicht von jedem erwarten, selbst auf diese ganzen tollen ideen zu kommen die uns (besonders im internet) begegnen. aber wenn die ganzen inspirationen und kreationen einen nur dazu bringen, zu konsumieren und zu kaufen, finde ich es auch fragwürdig. wie gesagt, kann ich auch viel mehr mit wiederverwertung und dem umfunktionieren anfangen, bin aber auch nicht davor gefeit, dinge anzuschaffen, die mir am ende nur die regale verstopfen. mir fällt so einiges mehr noch dazu ein, vielen dank für den anstoss! wiebke

    • 11 Jahren ago

      liebe wiebke,

      wie immer geht es wohl um "richtige mass". ich finde es jedoch sehr schwer zu sagen, wo es liegt und frage mich die ganze zeit, ob es ein individuelle oder eine "soziale"/gesellschaftliche Frage ist. bin ich der maßstab oder auch das wohlergehen anderer (z.b. generationen)? …

      lg i.

      ps: dein neues diy-projekt gefällt mir!

  • 11 Jahren ago

    Ich habe heute gerade in einer Zeitschrift gesehen, dass jemand ob seines grafischen Feingefühls gelobt wurde: So wird … aus farblich sortierten Papierrollen ein Minikunstwerk. Und dann drehe ich mich auf meinem Hocker um, sehe meine (einfach aus pragmatischen Gründen) farblich sortierten Papierrollen an und denke mir, aha, das könnte also Kunst sein, wenn du für dich ein grafisches Feingefühl reklamieren würdest. Wenn jemand den richtigen Namen hat, wird er dafür als KÜNSTLER gehyped, dass er seine Bücher farbig sortiert auf Brettern an der Wand anordnet – früher nannte man das kulturbanausiger Spießer. Ich stelle zunehmend fest, dass wir uns in unserer ach so individuellen Kreativität genau so uniform gleichen, wie unsere Eltern in ihrem Eiche-rustikal. Ich habe schon immer vieles selber gemacht, zunächst aus Mangel, dann aus Gewohnheit und weil ich es eben kann und die Sachen sowieso da sind. DIY ist das neue Basteln. Davon wird es aber nicht besser. Ich jedenfalls weiß zunehmend die Arbeit von Profis zu schätzen. Vielleicht kehre ich mich damit wieder mal ganz bewusst vom allgemeinen Trend ab. Als gekaufte Sachen das non plus ultra waren, hatte ich fast ausschließlich selbst gemachtes. Heute bei DIY mache ich nur noch das selbst, was ich wirkliich gut kann.

    Grüße! N.

    • 11 Jahren ago

      "Ich stelle zunehmend fest, dass wir uns in unserer ach so individuellen Kreativität genau so uniform gleichen, wie unsere Eltern in ihrem Eiche-rustikal." Das ist ein sehr wahrer Satz. Find' ich. Den merk' ich mir.

    • 11 Jahren ago

      !

    • 11 Jahren ago

      super satz, so wahr!

      /
      t

    • 11 Jahren ago

      Liebe Nelja,

      da kann ich dir nur zustimmen: Kreativität ist kein Garant für Originalität i..S.v. Einzigartigkeit. Als "kategorischer Imperativ" á la Reckwitz fördert sie eher die Uniformität als die Individualität – vor allem, wenn – wie Dickespaulinchen (siehe unten) – "das Selbermachen [Kreativsein, Anm. I.] noch nie in einem steckte, wie sollte es dann jetzt plötzlich zur Herzensangelegenheit werden." Sich davon freizumachen scheint mir ein kluger, aber eben nicht ganz einfacher Weg.

      In diesem Sinne ein entspanntes Wochenende!
      I.

  • 11 Jahren ago

    Alles, wirklich alles sollte jeder für sich immer wieder hinterfragen…mein erster Gedanke. Für mich ist das herumbasteln Lebensbedürfnis, seit frühester Kindheit (als Konsum noch der Laden um die Ecke war) ob das nun DIY genannt wird oder anders. Aber mir ist klar, dass die "kreativszene"keine Ausnahme zum Rest der kapitalistischen Welt darstellt, dass ein extra Markt entsteht und bedient wird. Vieles, was da Blüten treibt lässt einen schmunzeln oder auch den Kopf schütteln. Deshalb glaube ich, dass jeder für sich selbst regeln, moralische Ansprüche, grenzen aufstellen kann. Einer meiner Spleens dabei ist, dass ich nur im Notfall neu produzierte Massenware kaufe. Mit Second Hand und "Abfall" lebt sich's ganz gut und ich merke, dass ich damit nicht jedem Hype verfalle;-) außerdem lohnt es sich Gruppen zu hinterfragen- eine meiner wichtigsten Lebenserfahrungen bisher…ja, liebe Indre , so ganz überrascht und schockiert bin ich nicht und meine "bastelwut"wird's auch nicht Bremsen. Früher hat es mich sehr unglücklich gemacht, wenn ich auf die großen fragen keine Antworten fand….mittlerweile bin ich demütiger und froh, wenn ich für mich einen weg finde.
    Sei herzlichst gegrüßt von Birgit, die sich über deinen Denkanstoß gefreut hat und bei diesem Kommentar den Kampf mit dem rechtschreibprogramm erstmal verloren hat;-)

    • 11 Jahren ago

      Liebe Birgit,

      "selbst denkende" Computer-Programme sind ein Ärgernis. Aber ich konnte trotz deiner "Niederlage" alles verstehen 😉

      Die Blüten der D.I.Y.-Bewegung … ich bin mir nicht mal so sicher, ob ich sie so schlimm finde. Viel nachdenklicher stimmt mich die Tatsache, dass unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem offensichtlich alles und jedes schluckt und – ohne Beschwerden – verdaut. Womit ich beim Ausgangspunkt meines Unbehagens bin, das vielleicht noch (zu sehr) auf Suche nach einer Antwort auf die großen Fragen ist…

    • 11 Jahren ago

      Ihr Beiden äußert hier gute & richtige Gedanken zu dieser Diskussion, finde ich. Dieses Wirtschaftsystem schluckt tatsächlich alles. Aber für all die großen Fragen reicht mein Leben nicht aus & ich bin wie Birgit demütiger geworden…
      LG
      Astrid

  • 11 Jahren ago

    Wie meine Vorrednerinnen dachte ich auch zuerste, dass man alles aus einem negativen Blickwinkel betrachten kann. Aber auch ich muss ihnen nach deinen Ausführungen Recht geben. Ich habe mich letztens am Betongießen versucht und dafür einiges an Geld ausgegeben – erst Dinge kaufen, um kreativ zu werden – und es war ein Desaster. Ich lasse mich auch leicht von Ideen verleiten und bin, ich gebe es ganz offen zu, ein Nachahmer. Das stört mich im Großen und Ganzen nicht, denn meine wirkliche Kreativität liegt beim Kochen. Und das Schöne dabei ist, dass man unter anderm auch Reste verwerten und das Kreierte anschließend auch noch aufessen kann. 😉

    Aber im Ernst: Auch ich habe mir schon länger vorgenommen, mich zu zügeln und weniger zu kaufen, sondern zu versuchen, mehr aus dem zu machen, was ich eh schon Zuhause habe.

    Vielleicht gelingt es uns gemeinam, uns bei diesem Bestreben zu unterstützen.

    Danke für diesen (Gedanken) anregenden Beitrag und liebe Grüße aus Edinburgh

    • 11 Jahren ago

      "…mehr aus dem zu machen, was ich eh schon Zuhause habe." Dieser Satz hat es in sich. Nicht nur könnte er bedeuten, dass ich Vorhandenes "aufwerte" i.S.v. Upcycling, sondern auch dass ich schätze und genieße, was da ist.

      Danke dafür.

    • 11 Jahren ago

      Genau so war die Aussage auch gemeint. 🙂

  • 11 Jahren ago

    danke für die gedanken, liebe indre. alle drei bücher machen mich neugierig. und ich muss schon sagen, dass mir der diy-hype der letzten zeit mitunter schon ordentlich auf die nerven geht. wenngleich ich andererseits so manches von dem, was ich dazu finden kann, was andere machen und zeigen, sehr mag, sehr inspirierend finde, nachmachen will und auch umsetze. aber gerade der konsumistische anteil ist mir sehr zuwider. freilich bin auch ich nicht im geringsten gefeit vor dem wunsch nach neuanschaffungen, dem ich allzu oft einfach nachkomme, ohne großartig zu überlegen. aber ein grundgedanke bleibt dennoch: selbermachen und damit meine ich ganz einfach: etwas hervorzubringen, schöpferisch zu sein, wenn man so will, ist ein großer teil dessen, was für mich das leben, meines, mit sinn auffüllt. und weil ich dafür zeit brauche, will ich nicht 40 stunden die woche "fremdarbeiten" gehen müssen. wenn ich das aber nicht tue, kann ich mir auch nicht alles kaufen, wonach mir gerade ist. lieber also zeit als geld. eben dieses entscheidenmüssen, entweder-oder, ist es, das mich ein wenig beschützt.
    und zur kreativität selbst – ich halte kreativität im umfassenden wortsinne (nicht nur gemünzt auf profitmaximierungsartikel) für uneingeschränkt notwendig für die menschheit, für jeglichen fortschritt.
    das schwirrt mir fürs erste durch den kopf. aber jetzt erst mal in ruhe weiter denken – ich freue mich.
    liebe grüße von ulma

    • 11 Jahren ago

      "selbermachen und damit meine ich ganz einfach: etwas hervorzubringen, schöpferisch zu sein, wenn man so will, ist ein großer teil dessen, was für mich das leben, meines, mit sinn auffüllt."

      dieser satz, liebe ulma, trifft hier – glaube ich – für viele ins schwarze. die erfahrung, etwas mit den eigenen händen oder dem eigenen kopf gemacht und zu einer vollendung gebracht zu haben, ist ein glück. und manchmal überlege ich ernsthaft, ob ich meine "fremdarbeit" reduziere, um mehr von diesem glück genießen zu können. aber geht es hier vielleicht um mehr als um mein persönliches glück? … ich bin zu müde, um weiterzudenken …

      lg i.

  • 11 Jahren ago

    Oh sehr sehr sehr spannend für mich dein Beitrag.
    Wir sind ja grade umgezogen und ich hatte und habe natürlich eine million vorstellungen zu tollem DIY in meiner neuen Wohnung. Und verzweilfe quasi selbst an meinen Grenzen, Geld und Zeit und Kinder und ja auch Konsum. Ich bin genau wie du viel zu weit entfernt vom vernünftigen konsumieren. Wobei sich mir dann direkt die Frage stellt: muss ich immer vernünftig sein und kotzt mich dieses allgemeine Streben zum absoluten Gutmenschentum nicht auch irgendwie an?
    Ich hatte grade letztens eine spannende Unterhaltung mit meinem mann zum Thema konsumieren und Deutschland vs USA. Er meinte in den USA ist natürlich noch mehr alles auf Konsum ausgelegt, es ist aber auch moralisch akzeptierter sozusagen. Du sollst konsumieren und du darfst konsumieren – fühl dich gut dabei. Und hier in Deutschland sollst du zwar auch konsumieren, die Werbung, die Blogs, die Newsletter schreien auch: konsumiere, kauf dich glücklich. aber: die Gesellschaftskritik schreit eben gleichzeitig laut: nein, konsumiere nicht so viel! kaufe fair und nicht in Massen, sei vernünftig! Es besteht da eine grosse Diskrepanz finde ich, die dazu führt das man sich direkt entschuldigt, sich rechtfertigt, etwas gekauft zu haben, das eventuell "nur schön" ist. Gar nicht wirklich nötig..
    Zweischneidig. Denn natürlich würde ich nicht widersprechen, dass übertriebener Konsum doof ist, viel Geld kostet, unnötig viel Zeug in die Bude bringt und ja im Bezug auf DIY geb ich den Autoren durchaus recht: es führt am Ende doch wieder zu viel Konsum, denn der günstige Stoff der reicht dann nicht mehr, irgendwann muss es der teure Designerstoff sein, man möchte sich ja von der Masse absetzen oder auch nur noch eine Stufe weiter gehen.
    Allerdings glaube ich fast, dass jede Bewegung in heutigen Tagen am Ende zu Konsum führt. Kaufen ist wie ein Ventil für die Menschen. Ein Automatismus unserer heutigen Sozialisation. Auch Veganismus fürht zu Konsum.
    Ist DIY deshalb gescheitert? Kommt darauf an, welche Erwartung man von dieser Bewegung hat oder hatte.
    Danke für den Gedanken-Anschubser. Darüber werde ich heute bestimmt viel nachdenken.

    • 11 Jahren ago

      liebe ka,

      ja, da ist was dran! im gegensatz zur usa herrscht hier immer das "ganz oder gar nicht"-prinzip. entweder ich konsumiere immer nur "vernünftig und gewissenhaft" oder ich bin konsumsüchtig. die kleinen schritte zählen häufig nicht… das gilt für jeden einzelnen wie für organisationen. wie viele hiesige unternehmen haben einen nachhaltigen weg eingeschlagen, aber sobald er nicht 100% "sauber" ist, werden sie von einem shitstorm erfasst… das ist alles andere als ermutigend und sicher auch nicht sinnvoll. und ich gebe dir recht: ein bisschen spass und lust und freude und unvernunft muss einfach sein. 😉

      dionysische grüße sendet dir,
      i.

    • 11 Jahren ago

      dionysisch.. musste ich erstmal googeln 🙂
      wieder was gelernt heute morgen 🙂

      dir einen schönen Tag!

    • 11 Jahren ago

      😉

  • 11 Jahren ago

    das sind starke worte. und irgendwo haben sie recht. auf jeden fall.
    ich persönlich finde ja immer…DIY hat auch was mit recyclen und wiederverwerten zu tun. ich bin selten im bastelladen, stoffladen anzutreffen und noch viel seltener im baummarkt. eher schaue ich, was ich schon habe. welchen dingen ich neues leben einhauchen kann, die sowieso schon da sind. oder die auf dem flohmarkt oder in diakonieläden auf eine neue bestimmung warten. ja…das ist für mich DIY. und ich glaube das ist auch der grundgedanke hinter der ganzen DIY sache. und manchmal sitze ich auch da und denke…was für ein hype darum gemacht wird. die einfachste sache der welt wird in den himmel gehoben. alle welt macht DIY. und vergisst dabei, worauf es doch letztendlich ankommt. den oft ist echtes DIY doch aus der not heraus geboren, weil die nötigen (finanziellen) mittel für neues und fertiges fehlen.
    danke für den gedankenanstoss zum mittwoch morgen.
    ich finde es wunderbar, dass jemand mal kritisch darüber schreibt.

    liebgruss
    eni

    • 11 Jahren ago

      liebe eni,
      danke für deine worte! ja, das war und ist d.i.y. auch für mich – eigentlich. und ich glaube, dem würde lisa anna auerbach auch zustimmen. ihrem d.d.i.y. wohnt der upcycling- und improvisationsgedanke inne.

      einen schönen mittwoch wünsche ich dir!
      i.

    • 11 Jahren ago

      oh das wünsch ich dir auch noch, liebe indre!!!
      ich muss den ganzen tag heute schon über deinen post nachdenken und lächle dann immer in mich hinein. weil ich es so wunderbar finde, dass du darüber schreibst und vorallem dich und deine gedanken dabei nicht rausnimmst! danke dafür…ehrlich!
      und das buch von lisa anna auerbach muss ich mir glaub echt holen.
      es klingt ehrlich und interessant. und ein wenig aneckend…das ist gut!

      liebgruss
      eni

    • 11 Jahren ago

      das buch ist ein kleines büchlein. ich kann es dir auf den kopierer legen und schicken, wenn du mir deine adresse gibst.

      herzlich
      i.

    • 11 Jahren ago

      bei diesem angebot muss ich schmunzeln und die autorin wuerde vielleicht mit einsteigen, angesichts der 'diy'-variante des buechleins 😉

  • 11 Jahren ago

    Au weia! Erst mal habe ich gedacht, na ja, man kann über alles negativ schreiben. Dann dachte ich, die beiden sind wahrscheinlich total unkreativ. 2 linke Hände und so. (außer beim Schreiben). Aber so ganz unrecht haben sie wohl nicht. Daher habe ich in letzter Zeit überlegt, wenn ich ein DIY mache, auf Dinge zurück zugreifen, die ich bereits besitze. Denn es ist ja tatsächlich so, dass man ständig loszieht, um sich Dinge zu kaufen um damit "selber" etwas zu kreieren. Aber auch das ist nicht einfach, wie du ja selbst weißt. Was also tun? Vielleicht nicht wirklich jeden Trend mitmachen. Ich schaue mir gerne alles auf den Blogs an, sage mir aber: Nett! Muss ich aber nicht auch noch machen. Denn auch das Bloggen setzt einen irgendwie ja unter Druck, ständig was Neues zu kreieren.
    Jetzt allerdings fahre ich mit dem Rad in den Baumarkt, denn für meine DIY "Streichaktion" fehlt mir noch ein Abstreifgitter :)) LG Yna

    • 11 Jahren ago

      nein, unkreativ sind die beiden ganz und gar nicht. wenngleich herr reckwitz sicher weniger mit der hand als mit dem kopf kreativ ist. und nörgler sind sie auch nicht. ich glaube, eigentlich sind sie beide der kreativität sehr zugetan und machen sich gerade deshalb "sorgen".

      viel freude beim streichen!
      i.

    • 11 Jahren ago

      Liebe Yna,

      dein eher beiläufig geschriebener Satz "Denn auch das Bloggen setzt einen irgendwie ja unter Druck, ständig was Neues zu kreieren" hat es in sich. Das ist wohl genau das, was Reckwitz mit dem "sozialen Druck" meint. Und ich erlebe es auch manchmal als "Druck"/Verpflichtung. Andererseits mache ich mir als Blogger/in diesen Druck ja selbst. Warum eigentlich? Wenn man der Psychologie Glauben schenken mag, dann muss es auch etwas Gutes haben… fRau Käthe bRachte das Stichwort "AneRkennung" ins Spiel… da scheint miR was dRan zu sein… ich muss weiterdenken… Danke für deinen Denkanstoss.

      LG I.

  • 11 Jahren ago

    Da bin ich bei meiner ersten Tasse Kaffee aber schwer ins Grübeln gekommen, und das wo ich doch erst bei der Zweiten so richtig wach werde.;-)
    Spontan dachte ich zuerst, was die beiden Autoren doch für Miesmacher seien, doch nach dem kompletten Lesen deines posts muss ich eingestehen, dass sie bei vielen Thesen recht haben.
    Letztendlich entsteht ja wirklich eine neue Form des Konsums, dem Horten von Materialien, die man kaum gesehen, in blogs oder im wahren Leben, einen unwiderstehlichen Kaufzwang auslösen.
    (ist mir jüngst mit Stoffen von HHL so gegangen, bestellt ohne konkrete Pläne damit zu haben).
    Und mit dm Begriff der Kreativität ist das ja auch so eine Sache:
    Ist etwas Anderen nachzumachen, seien es Strickanleitungen, Ideen aus blogs wirklich kreativ? Ich empfinde mich häufig gar nicht als kreativ, sondern nur als , mehr oder weniger guter Nachmacher, Umsetzer von Ideen.
    Die Flut von DIY-Magazinen ist ja riesig, letzlich weiß man/frau/ich;-)
    dann ja häufig gar nicht mehr, war es eigene Kreativität oder nur Reproduzieren??
    Wie gesagt erste Gedanken zu deinem post, den ich mir heute Mittag dann etwas wacher noch mal durchlesen werde.
    Danke für deine Denkanstösse und LG,
    Monika

    • 11 Jahren ago

      Liebe Monika,

      erst einmal möchte ich dir – und das gilt für andere gleichermaßen – Danke sagen, dass du den Mut, die Muße und die Zeit gefunden hast, dich auf meine Gedanken und eine Diskussion einzulassen. Das ist nicht selbstverständlich und es freut mich sehr.

      Seit ich die beiden Bücher bzw. das Buch und die "Streitschrift" gelesen habe, denke ich viel über den Begriff der Kreativität nach. Ich bin lange nicht am Ende, aber in einem Punkt meine ich einen Standpunkt gefunden zu haben: Kreativität hat nicht unbedingt etwas mit Originalität zu tun. M.E. bist du sehr kreativ, wenn du die Anleitungen anderer gut umsetzen kannst. Und "gut umsetzen" ist mehr als "reproduzieren", denn du machst dir die Idee eines/einer anderen ja zu eigen und schaffst etwas neues/eigenes. Das kann nicht jede/r und nicht jede/r, der es grundsätzlich kann, findet darin eine tiefe Befriedigung.

      Genau diese "tiefe innere Befriedigung" scheint mir aber – und bestätigen viele der Beiträge hier – eine Qualität von Kreativität zu sein. Problematisch wird Kreativität dann, wenn das "Kreativ-sein" zum "Wettbewerbsvorteil" und das "Nicht-Kreativ-Sein" zum Nachteil wird (z.B. wenn Kreativität Voraussetzung dafür wird, dass man eine nicht zwingend Kreativität erfordernde Stelle bekommt). So verstehe ich auch Reckwitz. … aber auch das sind spontane erste Gedanken … danke dir fürs Anstoßen!

      LG I.

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