Wie bringe ich eine Idee zum Fliegen? Diese Frage treibt mich immer wieder um. Besonders spannend finde ich sie, wenn es dabei um eine Geschäftsidee geht, also ein Ding, eine Dienstleistung oder »Dienstleistungsding« verkauft und von den Einnahmen Gehälter, Mieten, Sozialabgaben, Infrastruktur, Versicherungen etc. finanziert werden sollen/müssen. Das ist schon für sich genommen kein Leichtes. Noch herausfordernder wird’s, wenn man zudem gute Arbeit und gute Arbeitsbedingungen schaffen will. Sukhi, was auf Nepali »glücklich« bedeutet, scheint das bisher zu gelingen. Das in den Niederlanden gegründete Sozialunternehmen vertreibt handgefertigte Teppiche aus Indien, der Türkei, Nepal und Marokko und ermöglicht den dortigen Handwerkerinnen damit ein selbstbestimmteres Leben.
Wie es dazu kam, wie’s funktioniert und wo die Herausforderungen liegen, darum geht es im heutigen Montagsinterview mit Co-Gründerin und CEO Nasia Burnet. Vielen Dank, für das schöne Gespräch, mit dem ich allen einen ebensolchen Start in die Woche wünsche.
Was ist Sukhi und wer steckt dahinter?
Sukhi ist ein Online-Shoppingportal für hochwertige, handgemachte Teppiche – und dahinter stecke u.a. ich: Nasia Burnet. Ich bin Textildesignerin und lebe in Amsterdam. Während meines Studiums habe ich mich viel mit traditionellen Teppichhandwerken beschäftigt. Das war der Ausgangspunkt für Sukhi.
Die Länder, in denen unsere Teppiche in Handarbeit hergestellt werden, sind bekannt für ihre einzigartigen Techniken; sie werden von Mutter zu Tochter vererbt und bleiben daher immer einzigartig.
Sukhi bezeichnet sich als Sozialunternehmen. Was bedeutet das?
Wir verstehen die Handwerkerinnen, die für uns produzieren, als gleichberechtigte Partnerinnen, mit denen wir entsprechend fair zusammenarbeiten. Ob Nepal, Indien, der Türkei und Marokko – bei uns können sie das Zwei- bis Dreifache des regionalen Durchschnitts verdienen. Das ermöglicht ihnen unter anderem, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Außerdem garantieren wir gute Arbeitsbedingungen, die die regionalen oder lokalen Traditionen respektieren. Die Frauen können von zuhause aus arbeiten und ihre handwerklichen Fertigkeiten und Fähigkeiten so einsetzen, wie sie es gelernt haben.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie wir zusammenarbeiten und was das für die Handwerkerinnen bedeutet, empfehle ich ich dir das Video über Hira, Mina und Rita aus Nepal. Die drei stellen Filzkugelteppiche für Sukhi her. Der Film gibt Einblick in ihr Leben und zeigt, wie viel Gutes der Kauf eines Teppichs bewirken kann.
Wie funktioniert Sukhi?
Wir arbeiten direkt mit den Handwerkerinnen zusammen, also ohne Zwischenhändler/innen. Außerdem betreiben wir weder physische Läden noch brauchen wir Lagerhallen, denn wir beginnen mit der Fertigung eines Teppichs erst auf Bestellung. Das spart enorme Kosten – ein Preisvorteil, den wir direkt an unsere Kund/innen und Handwerkerinnen weitergeben können.
Nach welchen Kriterien werden Produktionsländer, Designer/innen und Teppiche ausgewählt?
Zu unserem Sortiment gehören Beni Ourain Teppiche aus Marokko, Patchworkteppiche aus der Türkei, Wollteppiche aus Indien und Filzkugelteppiche aus Nepal. Gerade haben wir die Kollektion um neue Farben und Designs erweitert; auch sie sind aus rein natürlichen Materialien und von größter handwerklicher Qualität. Wie viel Wissen, Können und Kraft in so einem Teppich steckt, davon erzählen unsere Videos.
Die Kunst des Teppichwebens zu unterstützen und zu fördern, ist eine unserer Kernaufgaben. So erhalten wir nicht nur eine Handwerkstradition, sondern ermöglichen den Frauen, sich wirtschaftlich unabhängiger zu machen und ein selbstbestimmteres Leben zu führen, ihre Kinder zur Schule zu schicken und ihnen damit Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Wer bei Sukhi einen Teppich kauft, kann das also mit guten Gewissen und im Bewusstsein tun, dass diejenigen, die ihn hergestellt haben, wirklich fair behandelt werden.
Was sind die größten Herausforderungen für Sukhi?
Die Kommunikation mit unseren Handwerkerinnen ist manchmal eine echte Herausforderung. Als Sozialunternehmen wollen und müssen wir gegenüber unseren Kunden transparent sein. Deswegen brauchen wir viele Informationen zur Arbeitsweise unserer Handwerkerinnen, zu den lokalen Arbeitsbedingungen oder zum Arbeitsplatz. Die Mehrheit der Frauen kann jedoch weder lesen noch schreiben, was es mitunter schwierig für uns macht. Am Ende findet sich immer eine Lösung, aber manchmal müssen wir ziemlich erfinderisch werden und {Kommunikations-}Wege gehen.
Was sind die größten Erfolge?
Ich würde es nicht als »Erfolg« bezeichnen, aber bin ich froh und stolz, dass sich die Frauen, mit denen wir zusammenarbeiten, ein besseres Leben leisten können und »die Welt« von ihrem Können profitiert.
Fotos © Nasia Burnet