Usedom in Schwedenrot. Oder: Ein guter Ort für bewegungshungrige Urlauber.

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Zur Linken die Ostsee, zur Rechten das Achterwasser und dazwischen Schwedenrot. So haben wir unseren diesjährigen Frühlingsurlaub verbracht, und ich könnte glatt noch einen Sommerurlaub hier verbringen, so gut hat mir gefallen. Dabei besticht Kölpinsee selbst nicht eben durch bäderarchitektonischen Charme oder fischerdörfliche Lieblichkeit. Nein, das sich über rund zwei Kilometer hinziehende Straßendorf neigt eher zu prosaischer Sachlichkeit mit seinen Kurkliniken und akkuraten Einfamilienhäusern. Und doch haben wir uns hier rundum wohlgefühlt. Dafür waren vor allem unsere Ferienwohnung und die Lage zwischen Meer und Achterwasser verantwortlich.

Wir haben eine Woche in Schwedenrot gewohnt, einer kleinen Ferienwohnanlage aus fünf rotbemalten Holzhäusern auf einer kleinen Anhöhe umgeben von Kiefern, Ebereschen und Sanddorn. Der Zufall führte uns dorthin bzw. der Wunsch, die wenigen freien Tage nicht nur in landschaftlich schöner Umgebung, sondern auch in einer schönen Wohnung zu verbringen. Denn: ‚Zum Wohlfühlen, Entspannen und Genießen gehört nicht nur eine schöne Insel, sondern auch eine schöne Wohnung.‘ Genau das bietet Schwedenrot.
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Die Wohnungen sind nicht nur (überwiegend) barrierefrei und mit eigener Sauna und Kaminofen ausgestattet. Sie sind auch schlicht, funktional und schön eingerichtet: weiße Wände, geölte Holzfußböden, bodentiefe Fenster mit naturweiß grobgewebten Baumwollvorhängen. Im offenen Wohn-Essbereich laden Holztisch und -stühle zum Verweilen ein, und ein Ledersofa zum Lümmeln vorm Kamin. Die Wandleuchten von Artemide, die blauweiß-blockgestreiften Handtücher von Marimekko, die kleingestreifte  Bettwäsche oder die überaus praktischen Garderobenleisten beweisen ästhetisches Feingefühl mit Sinn fürs Praktische.

Hier lässt sich der Urlaub auf Usedom selbst dann genießen, wenn das Wetter einem nicht so hold ist wie uns. Und dabei kosten die Wohnungen nicht mehr als andere Ferienwohnungen auf Usedom. Die Preise für die Vier-Personen-Varianten liegen zwischen 50 Euro in der Neben- bis 120 Euro in der Hauptsaison. Die Maisonetten für vier bis acht Personen kosten je nach Saison 120 bis 145 Euro.
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Uns war das Wetter glücklicherweise wohlgesonnen, so dass wir viele Ausflüge unternommen haben. Gleich am ersten Tag mieteten wir Fahrräder, so dass wir die Insel radelnd erkunden konnten (Fahrradverleihen gibt es allerorten. Außerdem gibt es seit einigen Jahren ein inselweites Fahrradverleihsystem: UsedomRad). Zwei Touren möchte ich euch besonders ans Herz legen.

Tour 1 [ca. 9 km]: Von Kölpinsee über Koserow bis zu ONHs Lüttenort und zurück 
Von Kölpinsee führt ein Radweg entlang der Steilküste nach Koserow. Das alte Fischerdorf liegt an einer der schmalsten Stellen zwischen Nord- und Südusedom und ist nicht nur der nächst größere Einkaufsort von Kölpinsee aus, sondern hat auch einige touristische Attraktionen zu bieten. Als da wären die (derzeit aufgrund von Baumängeln nicht begehbare) Seebrücke, die alten Salzhütten und – für mich das größte Highlight – das außerhalb des Dorfs liegende Domizil des bedeutendsten deutschen Landschaftsmalers Otto Niemeyer-Holstein (kurz: ONH). Geboren 1896 in Kiel zog der aus gutem Hause stammende junge Mann freiwillig in den Ersten Krieg und erlitt angesichts des Gräueltaten einen psychischen Schock. Dank elterlicher Kontakte konnte er sich in der Schweiz auskurieren, wo er – aus Langeweile – zur Malerei fand. Über Ascona (Schweiz) und Berlin landete er 1933 auf Usedom. In einem ausrangierten Berliner S-Bahnwaggon schaffte er seiner Familie und sich ein Arbeits- und Feriendomizil, das ab 1939 zum festen Wohnsitz und sukzessive erweitert wurde. Heute beherbergt ‚Lüttenort‘, wie ONH sein ungewöhnliches Zuhause liebevoll nannte, ein Museum samt Galerie und ist unbedingt sehenswert.
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Links: Blicks in Atelier | Rechts: Blick durch die Pergula ins Innere des Hauses/S-Bahnwaggons
Um den S-Bahnwaggon herum ließ ONH nach und nach sein Haus bauen.

Tour 2 [ca. 25 km]: Von Kölpinsee über Bansin nach Benz und zurück 
Während Ma Tour 1 problemlos radelte, verbrachte sie diese Route im Fahrradanhänger. Rund 25 km bergauf und -ab ist für eine Fünfjährige doch etwas zu viel. Von Kölpinsee nach Bansin geht es immer parallel zur Steilküste entlang, durch traumhaft schöne Buchenwälder, die hie und da den Blick aufs Meer freigeben und die Fahrt mit Steigungen bzw. Gefälle von 16% wahlweise sportlich oder rasant gestalteten. Ab Ückeritz säumt rechter Hand ein kilometerlanger Naturcampingplatz den Weg, bevor es durch moderat-hügelige Buchenwälder bis zum Kaiserbad Bansin geht. Hier kann man sich im ältesten Café der Insel für die anschließende Tour ins Hinterland stärken. Das im 1898 eröffnete Café Asgard liegt direkt an der Strandpromenade und bietet allerlei feine Kuchen.

Der Weg nach Benz führt über den Bahnhof Bansin nach Neu Sallenthin. Die durch deftigen Gegenwind und heftige Hügel verursachten Strapazen machte der traumhaft schöne Blick auf den Gothensee allemal wieder wett. Und das Dörfchen Benz entschädigt für jede Mühe gleich dreifach:

  • Von der Holländermühle aus, die der deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger gleich mehrmals zeichnete, sieht man den Schmollensee in der Ferne leuchten. 
  • Die im 15. Jahrhundert erbaute Kirche mit ihrem Sternenhimmel lädt zum kontemplativen Verweilen ein. 
  • Die kleine Galerie, die leider geschlossen hatte, beherbergt wahre Schätze der Kunstgeschichte, wie etwa Werke von Lyonel Feininger (1871-1956), Christopher Lehmpfuhl (*1972), Harald Metzkes (*1929) oder Armin Mueller-Stahl (*1930). Allein um sie zu sehen, lohnt sich ein Besuch des 1.000-Seelen-Dorfs, in dem auch ONH und seine Frau ihre letzte Ruhestätte fanden.

Von Benz führte der Weg nach Kölpinsee am Ufer des Schmollensees nach Pudagla; von dort ging es nahe des Achterwassers über Ückeritz und Loddin ins Schwedenrot, wo wir den Tag saunierend ausklingen ließen.
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Vom Radfahren allein war mein Bewegungshunger noch nicht gestillt. Daher gönnte ich mir morgendlich hin und wieder einen ‚kleinen‘ Lauf. Meine zwei liebsten Laufstrecken waren:

Laufroute 1 [ca. 6 km]: Von Kölpinsee nach Koserow und zurück 
Vom Strandzugang Kölpinsee geht es direkt an der Wasserkante entlang bis zur Seebrücke Koserow. Von dort läuft man dann an der Steilküste oberhalb des Strands zurück. Obwohl es die gleiche Strecke ist, sieht es von oben ganz neu und anders aus.

Laufroute 2 [ca. 12 km]: Von Loddin zum Lüttenort nach Kölpinsee 
Das Fischerdorf Loddin grenzt an Kölpinsee an und liegt direkt am Achterwasser. Von dort kann man auf dem Deich bis zu Otto Niemeyer-Holsteins Lüttenort (siehe Radtour 1) laufen – rechter Hand das flache weite Land und links das Wasser. Schöner geht es höchstens am Meer. Und das liegt nur wenige Meter vom Lüttenort entfernt, denn der liegt an der schmalsten Stelle von Usedom, wo sich Achterwasser und Ostsee beinahe berühren. An der Wasserkante oder wahlweise der Steilküste entlang geht es dann zurück nach Kölpinsee.
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Achterwasser Usedom
Zweimal Panorama Achterwasser

Was haben Kölpinsee und Umgebung noch zu bieten?

Reiten
Neben Radfahren und Laufen zwischen Achterwasser und Ostsee kann man in Kölpinsee auch Reiten. Direkt gegenüber der Ferienanlage Schwedenrot liegt der familiär betriebene Reithof Müller, der Ausritte ins Hinterland, Ausflüge mit Kutsche und Kremser sowie Reitstunden anbietet.

Fischessen
Fischessen ist auf Usedom ein Muss.

  • Für Fischgerichte und Räucherfisch empfehlen wir die Koserower Salzhütten.  
  • Die besten Fischbrötchen gibt es bei den Gebrüdern Schwarz an der Strandpromenade kurz vor Heringsdorf (von Bansin herkommend).
Kaffee + Kuchen
Neben dem bereits erwähnten Café Asgard (Bansin) soll es im Café Forsthaus Fangel den besten Kuchen der Insel geben. Das seit 1937 von Familie Menges betriebene Café liegt mitten im Wald zwischen Neu Sallenthin und Sellin, und hat zwischen Mai und Oktober geöffnet.
Wenn ihr Fragen zum Urlaub in Schwedenrot habt oder weitere Informationen wünscht, meldet euch gerne bei mir.
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23 Comments

  • 9 Jahren ago

    Vielen Dank für diese wunderschönen Eindrücke. Es gibt so viele schöne Ferienwohnungen auf Usedom. Man kann wirklich immer was neues erleben.

  • Anonym
    9 Jahren ago

    Die Ferienwohnungen der Anlage "Schwedenrot" haben uns sehr gefallen.
    Wir nutzten vier Wohnungen für ein Familientreffen am ersten Maiwochenende.
    Bis aus der Pfalz waren Gäste an die Ostsee kommen.
    Alles war gut……nur die Kontakte zu den Verwaltern haben uns schockiert!!!!

  • 10 Jahren ago

    Ich war im Mai auch auf Usedom und freue mich über Deine schönen Inseltipps. Habe sie in meinem Usedom-Post auf meinem Blog verlinkt und werde die eine oder andere Tour von Euch das nächste Mal auch planen. 😀

  • 10 Jahren ago

    Himmelhorizontjauchzen und Reiselust im virtuellen Gepäck. Ich möchte losfahren dorthin zum Schwedenrot. Usedom kenn ich noch gar nicht… Lieben Gruß zu Dir Iris

  • 10 Jahren ago

    Hallo Indre,

    sehr schöner Artikel und vielen Dank für den Link zu meinem Blog… Du müsstest aus dem Café Stangel nur noch ein Café Fangel machen… 🙂

    • 10 Jahren ago

      Mach ich 😉 Sorry + Danke!

  • 10 Jahren ago

    Vielen Dank für den schönen Bericht … er bestärkt mich in unserer Entscheidung, im Sommer für 10 Tage dorthin zu gehen (wir haben im Dezember gebucht und kannten Schwedenrot nur aus der Netzsuche) und nach 2013 Usedom ein zweites Mal zu erleben. ONH fanden wir ebenso wie die Galerie in Benz sehr sehens- und spürenswert.
    Herzliche Grüße von
    Hermann Josef

    • 10 Jahren ago

      Die Galerie in Benz kenne ich noch nicht. Sie steht für den nächsten Besuch auf der Liste. Danke für den Tipp. Und: Eine wunderbare Zeit dort wünsche ich euch!

  • 10 Jahren ago

    Ein schöner Reisebericht – ich liebe das Meer und daher gefallen mir vor allem Deine Meer-Bilder. Die Ostsee sah ich letztes Jahr zum ersten mal, aber sie kann mit der Nordsee (fast) mithalten. Solch schöne Ferienhäuser sind nicht so leicht zu finden (ich kann Stunden (!) mit der Suche verbringen…., vor einiger Zeit habe ich urlaubsarchitektur.de entdeckt, seit dem ist das etwas einfacher.
    LG, Mecki

    • 10 Jahren ago

      Danke für den Tipp. Ich bin auch immer ewig auf der Suche nach schönen Ferienwohnungen.

  • 10 Jahren ago

    Traumhaft schöne Eindrücke! Und das Schwedenrot wird gleich auf die Wunschzielliste gepinnt. Herzlich, Sabine

    • 10 Jahren ago

      Oh ja, ich denke, es wird dir dort gefallen.

  • 10 Jahren ago

    Usedom ist eine wirklich schöne Insel. Vor einigen Jahren haben wir mal eine Deutschland-Tour gemacht (nachdem wir das im Jahr davor durch Kanada und die USA gemacht hatten) und Usedom war eine Station dieser Reise. So schön wie Ihr haben wir damals allerdings nicht gewohnt ;-).
    Vielen Dank für den Bereicht und die Tipps! Da möchte ich so gerne mal wieder hin.
    Liebe Grüße, Katja

    • 10 Jahren ago

      Gerade auch mit Kindern ist es dort wirklich toll.

  • 10 Jahren ago

    Ein toller Reisebericht! Dort mag ich auch mal hin! Lieben Gruß Lisa

    • 10 Jahren ago

      Danke. Ich kann´s nur empfehlen.

  • 10 Jahren ago

    Ach – ONH – das Atelier besuchten wir schon zweimal … für mich ist Lüttenort einer der inspirierendsten Orte, die ich kenne. Danke für deine Usedom-Einblicke. Fernwehweckend.
    Liebe Grüße von Lucia

    • 10 Jahren ago

      ONH ist auch für mich einer der inspirierendsten Orte dort. Und: Ganz gerne – die Einblicke. LG

  • 10 Jahren ago

    und der nächste tropfen in meinen nordliebetrog.
    so gut klingt das, so gut siehts aus.

    • 10 Jahren ago

      … und so fühlt es sich auch an. 🙂

  • 10 Jahren ago

    Das liest sich sehr gut – vielen Dank für den Kurzurlaub für die Augen. Hoffentlich reicht’s bei uns demnächst für ein langes Wochenende am Meer.

    • 10 Jahren ago

      Auch ein kurzes Wochenende dort tut schon gut. Aber ich wünsch dir ein Langes.

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