Über Mütter, Töchter, Körper und die Schizophrenie der Ökonomie

3. November 2013
Foto: Ieva Jansone
Foto: Ieva Jansone

Die neue Woche beginnt schon heute, und statt einen Blick hinter ein Blog zu werfen, blicke ich zurück auf mein Leben als heranwachsendes Kind. Hintergrund und Anlass für diesen Blickwechsel ist Anna, die einige von euch sicher als Berlinmittemom kennen. Sie lud mich vor einiger Zeit ein, mich an ihrem ‚Herzenprojekt‘ zu beteiligen: die Aktion Mehr Mut zum Ich, die sie mit einer Blogparade unterstützt. Mehr Mut zum Ich wurde 2010 von Dove und Rossmann mit dem Ziel gestartet, Mädchen das Erwachsenwerden leichter zu machen. Eine weltweite, von Dove in Auftrag gegebene Studie* hatte bestätigt, was viele von uns wahrscheinlich längst geahnt haben: In der Pubertät wird der eigene Körper für viele Mädchen zum Widersacher. So hören laut Studie 64% der Mädchen in Deutschland auf, Dinge zu tun, die sie lieben, weil sie sich unwohl mit ihrem Äußeren fühlen. 9 von 10 Mädchen im Alter von 10 bis 17 Jahren fühlen den Druck, schön sein zu müssen. Nur 17% der deutschen Mädchen finden sich selbst ‚hübsch‘. 20% bezeichnen sich als ’natürlich‘. 17% finden sich ‚durchschnittlich‘.* 

*Studie “The Real Truth About Beauty; Revisited. Extending The Conversation To The Next Generation. Junior Global Cascade, 2010/2011″. Weltweite Studie unter 1.200 Mädchen im Alter von 10 bis 17.
Das sind alarmierende Zahlen, aber überrascht bin ich nicht. Mir selbst ging es nicht anders, und ich bin heilfroh, dass die Zeit des Erwachsenenwerdens lang hinter mir liegt. Aber ich möchte, dass meine Tochter einmal anders von ihrer Jugend sprechen kann, dass die guten Erfahrungen ihre Erinnerung prägen und nicht die bisweilen zermürbende Auseinandersetzung mit dem eigenen Äußeren. Das ist der Grund, weshalb ich Annas Einladung angenommen habe und die Aktion Mehr Mut zum Ich unterstütze. 

aus: Vermessung. Fotoprojekt von Ieva Jansone
aus: Vermessung. Fotoprojekt von Ieva Jansone

Es hat – darüber bin ich mir im Klaren – immer ein ‚Geschmäckle‘, wenn sich große Unternehmen oder Konzerne wie Rossmann oder Dove/Unilever gesellschaftlich engagieren. Es drängt sich sogleich der Verdacht auf, es ginge ihnen nicht wirklich um die Sache, sondern letztendlich doch nur um ihr Image und möglichst hohe Renditen. Und ja, natürlich geht es ihnen auch darum. Aber – so meine Einschätzung – eben nicht allein. Die Initiative ist mehr als Greenwashing, also eine PR-Aktion, die allein darauf abzielt, die nicht immer ganz unproblematischen Geschäftspraktiken durch Schönwetteraktionen zu verschleiern. Dafür spricht, dass Mehr Mut zum Ich ein langfristig angelegtes Vorhaben ist, im Rahmen dessen professionelle Unterstützungsangebote umgesetzt bzw. gefördert werden, die immer auf das Ziel – ein souveräner Umgang mit dem eigenen Körper – einzahlen. So zum Beispiel die Spendenaktion für das Präventionsprogramm BodyTalk, das von Dove ins Leben gerufen und gemeinsam mit dem Frankfurter Zentrum für Ess-Störungen entwickelt wurde.

Natürlich kann man sich wie Sophie fragen, warum ein Konzern wie Unilever mit mehr als 50 Milliarden Euro Jahresumsatz das Programm nicht ‚eben mal aus der Portokasse zahlt‘. Die Antwort ist trivial: Weil es niemand mitkriegen würde. Und würde Unilever dafür sorgen, dass sein ‚Förderengagement aus der Portokasse‘ öffentlich sichtbar ist, wäre es mitnichten überzeugender. Aus kommunikationsstrategischer Sicht macht es also Sinn, unter dem Markendach von Dove ein eigenes Projekt zum Thema ‚Mädchen und Schönheit‘ zu starten. Denn Dove steht seit Jahren für ein anderes, ’normales‘ Schönheitsideal und Körperbild. Dass der deutsch-niederländische Konzern mit AXE im gleichen Atemzug genau das Schönheits- und Frauenbild fördert, gegen das er sich mit Dove richtet, gehört zur Schizophrenie ökonomischer Logik. Aber muss ich deswegen die gesamte Aktion für null und nichtig erklären? Nach einem ersten reflexhaften ‚Ja‘ kam ich zu dem Schluss, dass es sich doch lohnt, die Initiative zu unterstützen. Denn wer, wenn nicht die einflussreichen Player der Schönheitsindustrie können den Bewusstseinswandel befördern? Wenn es gelingt, können sie vielleicht auch ihr schizophrenes Verhalten – mit Dove gegen das Frauenbild, das sie AXE befördern – abstellen.

aus: Vermessung. Fotoprojekt von Ieva Jansone
aus: Vermessung. Fotoprojekt von Ieva Jansone

So, nun aber genug der Kampagnenreflexion und hin zum eigentlichen Thema der von Anna initiierten Blogparade: ‚Gemeinsam für starke Mädchen‘. Meine Motivation mitzumachen, war wie gesagt, der Wunsch, dass Ma sich anders als ich an ihre Jugendzeit erinnert. Mir stand mein eigener Körper oftmals mehr im Weg als dass er mir den Weg ebnete; ich verbrachte viel Zeit damit, ihn in die ‚rechte Form‘ zu bringen – mit mäßigem Erfolg und noch weniger Freude. Das soll sich bei meiner Tochter nicht wiederholen. Ich wünsche mir für sie, dass sie wohl fühlt in ihrer Haut, so wie heute. Sie scheint noch ganz eins zu sein mit sich, seziert sich noch nicht in Arme, Beine, Hüfte, Po oder Bauch – Körperpartien, die mit einsetzender Pubertät plötzlich nicht mehr ohne das Attribut ‚zu dick‘ oder in wenigeren Fällen ‚zu dünn‘ existieren. In jedem Fall sehr selten als richtig erlebt werden. Damit sie sich ‚richtig‘ fühlt mit sich, bin ich als Mutter gefragt. Das weiß ich, doch das macht die Sache nicht unbedingt leichter, denn so ganz im Reinen bin ich bis heute nicht mit mir und meinem Körper. Daher frage ich mich immer wieder: (Wie) Kann ich meine Tochter dann überhaupt stärken?

Diese Frage steht auch auf der Agenda des Mütter-Workshops von Dove und Rossmann am 10. Januar 2014 in Berlin. Unter Anleitung von Fachexpert/innen können sich Mütter im geschützten Rahmen über ihre Möglichkeiten und Grenzen, Hoffnungen und Sorgen austauschen und Wege entwickeln, wie sie ihre Töchter unterstützen können. Anna verlost heute 2×4 Plätze. Sollte ich zu den glücklichen Gewinner/innen zählen, werde ich einen Platz an euch verschenken. Doch ganz unabhängig davon interessiert mich als Mutter einer Tochter, was ihr darüber denkt: (Wie) Kann ich meine Tochter darin bestärken, sich so wie sie ist anzunehmen, wenn es mir doch selbst immer wieder misslingt?

Plakat von Marideestudio

Dieses Plakat von Marideestudio lief mir gerade über den Weg und ich finde, es passt ganz wunderbar hierher.

28 Comments

  • Anonym
    10 Jahren ago

    Hallo,
    ich heiße Sabine und ich stehe den Aktivitäten und Kampagnen von DOVE zwiegespalten gegenüber. Ich war früher in der so genannten feministischen Mädchenarbeit tätig, d.h. ich habe in (schulischen und außerschulischen) Projekten gearbeitet, die Mädchen andere Wege und Blickrichtungen ermöglichen wollen. Ich mag es, dass DOVE in Kampagnen auch solche Frauen zeigt, die in anderen Werbungen nicht zu sehen sind. Auch wenn "alles nur Marketing" sein mag – es ist dennoch ein kleines Zeichen!

    Einige von euch haben eventuell diese Kampagne mitbekommen http://realbeautysketches.dove.com/, die heuer in den USA gestartet wurde. Sie wurde im Netz sehr gelobt, und viele fühlten sich emotional berührt. Es gab aber auch kritische Stimmen, denen ich mich anschließe.

    Hintergrund: in der Kampagne werden Frauen aufgefordert, ihr Äußeres zu beschreiben. Hinter einem Vorhang sitzt ein Zeichner. Der fertigt, analog zur Beschreibung der Frauen, eine Skizze der Beschreibung an, ohne die Frau zu sehen. Das Ergebnis: Die fertige Zeichnung und die Frau sehen sich meist nur entfernt ähnlich. Der Tenor im Film: "Schau, wie viel schöner du in Wahrheit bist!".

    Ich (und viele Kritikerinnen) frage mich aber: Wenn zB der Zeichner aufgrund des Gehörten ein Bild angefertigt hat, von einer Frau mit leichtem Doppelkinn, einem Höcker auf der Nase und eher dünnem Haar – dann gibt es viele, viele Frauen, die tatsächlich so aussehen. Ganz normale Durchschnittsfrauen. Denen wird aber durch die Reaktion im Film ("oh mein Gott! SO schlimm siehst du doch nicht aus!") gespiegelt, dass sie nicht attraktiv genug sind.

    Davon abgesehen ist deutlich, dass der Film als Schönheitsideale bestimmte Stereotype bevorzugt. Und diese entsprechen eher kaukasischen Gesichtszügen, also denen von weißen Frauen. Farbige Frauen kamen vor, aber es wurde deutlich, dass die zB ihre Nase als viel breiter empfanden, als sie in Realität ist und sich somit als ganz zu Unrecht unattraktiv einschätzen.

    Frage: Was ist so schlimm daran, wenn eine der Frauen TATSÄCHLICH EINE BREITE NASE HÄTTE?

    Es gab dazu so manche Diskussion im Netz: http://jazzylittledrops.tumblr.com/post/48118645174/why-doves-real-beauty-sketches-video-makes-me

    • 10 Jahren ago

      Vielen Dank für deinen kritischen Beitrag zu der Kampagne, die ich auch gesehen habe. Sie hat mich zunächst berührt, aber da war auch ein Unbehagen, das ich bisher nicht näher hinterfragt habe. Deine Kritik führt zur Ursache meines Unbehagens.

  • Anonym
    10 Jahren ago

    Ich denke, ein Jeder geht diese Phase durch, ob Mädchen od. Buben, ich habe eine Tochter und 4 Söhne, die nun alle schon erwachsen sind.
    Ich kann mich Fr. Haselmayer nur ansschliessen ……
    Und der Kommentar von Fr. Krähe bringt es einfach auf den Punkt!
    Ich finde es wird generell viel zu viel Theater ums Äussere gmacht.
    Es grüsst Annemarie

  • 10 Jahren ago

    Liebe Indre. Ein riesiges Thema! Wenn meine jugendlichen Schülerinnen über ihr Äusseres jammern, erzähle ich ihnen immer, dass ich in ihrem Alter nie Röckchen trug und schon gar nicht ins Schwimmbad ging, weil ich so blasse, magere Beine hatte. Heute ist mir der Sommer zu schön, um auf andere "Rücksicht" zu nehmen. Und objektiv besser ist es ja logischerweise nicht geworden. Einiges "umperfektes" ist sogar noch hinzugekommen. Was solls? Besser wird's nicht mehr. Das sollten wir schnell lernen. Wir sind, wer und wie wir sind, vor allem äusserlich. Investieren sollten wir vielmehr in nachhaltige "Verschönerungen": Geist, Humor, Lebensfreude,… Das leuchtet den Mädels jeweils ein (ich weiss, einmal sagen nützt nix, aber immerhin!). Und was ich eine ganz schöne Übung finde: andere Frauen wohlwollend angucken. Ich bewundere z.B. diese phantastischen "Weiber" jenseits von "Normgewicht", welche Sinnlichkeit und Power ausstrahlen. Oder schwärme für asymmetrische Zahnstellungen. Und das dürfte man den Leuten dann auch mal sagen. Wir sollten lernen und zelebrieren (!), dass Schönheit nix mit Gewicht oder faltenfreier Haut zu tun hat. Dass wir nicht an den Kindern und Jugendlichen rummäkeln, scheint mir logisch. Aber wie sollen sie sich gernhaben, wenn wir uns selbst auch nicht mögen?
    liebe Grüsse, Martina

  • ullo
    10 Jahren ago

    Ich bin zwar keine Mutter, aber ich glaube, dass ein positives Selbstbewusstsein im wörtlichen Sinne mit Hilfe unserer Sinne entwickelt werden kann. Auch ein nicht normgerechter Körper fühlt, riecht, schmeckt und hört, und das ist es ja, was uns lebendig macht. In meiner Vorstellung können wir also unseren Kindern über die Sinnlichkeit die Freude am Körper nahebringen . Natürlich ist das nur ein kleiner Aspekt der Geschichte, aber da können dann auch wir Erwachsenen gleich noch mitüben. Schadet uns sicher auch nicht…..

  • 10 Jahren ago

    Was mich an dieser Kampagne stört ist die reine Beschränkung auf Töchter. Seit ungefähr einem Jahr beobachte ich unter den Freunden meines Sohnes einen ganz ähnlichen Wettbewrb um gutes Aussehen, nach dessen Maxime ein Junge entweder Muskeln wie ein Superheld haben, oder aber dünn sein muss. Mein Sohn ist mit 9 Jahren laut Entwicklungstabelle völlig normalgewichtig, aber auch er kam Anfang des Jahres nach Hause und fragte mich, wie man abnehmen könne, weil er doch viel zu dick wäre – schließlich seien alle seine Freunde viel dünner und leichter als er, vor allem die serh beliebten. Dass er auch einen Kopf größer ist, sah er nicht. Ich habe schwer geschluckt, dass sich auch Jungs heutzutage in diesem Alter schon derartig unzulänglich fühlen, weil sie sich mit ihren Freunden und natürlich auch der Werbung vergleichen. Und ich hatte gedacht, dass ich ihm in all den Jahren ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper vermittelt hätte… aber den Einfluss der restlichen Sozialisierung habe ich wohl unterschätzt.
    Unterstützt wird das Ganze zudem von den Lehrern, die in der guten Absicht, die Kinder zu mehr Bewegung zu motivieren, manche sowieso schon beliebte, dünne Kinder als Vorbilder herausstellen und andere als zu dick deklarieren. Eine schwierige Entwicklung.
    Ich kann mich noch gut an einen Deutschlehrer erinnern, der mir in der 9. Klasse, als ich unaufgerufen etwas sagte, riet die Klappe zu halten und lieber mal ein paar Kilo abzunehmen. Alles lachte, nur ich nicht. Ich habe in diesem Fach nie mehr ein Wort gesagt.

    Wie man seinen Kindern ein gesundes, liebevolles Verhältnis zum eigenen Körper vermittelt, wenn man es selbst nicht hat, das ist eine sehr schwierige Aufgabe. Ich versuche es zumindest.

    Mit Gruß von mir – Katja

    • 10 Jahren ago

      ich bin ganz bei dir: die buben nicht vergessen!

    • 10 Jahren ago

      Da bin ich auch bei euch. Aber ich bin auch der Meinung, dass Buben und Mädchen unterschiedliche Unterstützungsweisen brauchen und daher finde ich es richtig, eine Aktion für Mädchen und Mütter zu machen. Daneben wäre dann Vergleichbares für Mädchen und Väter und Jungen und Mütter und Väter sehr wünschenswert.

    • 10 Jahren ago

      hm, ich glaube ja, dass die wurzel ein und dieselbe, für mädchen wie für buben.

    • 10 Jahren ago

      Ursache ja, Behandlung eher nein. Oder?

    • 10 Jahren ago

      Warum sollten Jungen ein anderes Selbstverständnis im Umgang mit ihrem eigenen Körper haben? Offensichtlich werden sie durch ähnlich Quellen verunsichert und dazu angestiftet, sich unzulänglich zu fühlen. Gibt es einen genetisch unterschiedlich definierten Umgang mit dem eigenen Körper zwischen Jungs und Mädchen? Nach dem was ich höre über die Vorbilder und Quellen der Verunsicherung scheint mir das Problem ganz ähnlich gelagert zu sein. Also trotzdem unterschiedlich damit umgehen? Unterscheidlich helfen? Warum denkst Du, dass das notwendig ist?

    • 10 Jahren ago

      Abgesehen davon, dass ich mich mit dieser Aktion sowieso etwas schwer tue, verstehe ich das auch nicht und kann mich Katja nur anschließen. Da wird sich in den letzten Jahren ständig aufgeregt, dass es kaum noch gender-neutrales Spielzeug oder Kinderkleidung gibt und alles speziell für Jungs oder Mädchen vermarket wird, aber dann benötigen Mädchen/Frauen doch immer eine "Sonderbehandlung". Warum? Ich versteh es nicht.

      Wobei es natürlich Sinn macht so eine Kampagne an Mütter und Töchter zu richten…Männer und Jungs werden kaum die Hauptzielgruppe von Dove sein! 😉

      Warum richtet sich diese Kampagne nicht an Eltern und Kinder?

      Ich habe kein Problem damit, dass sich ein Konzern für so eine Kampagne engagiert, aber damit wie. Auf der Website sind mind. die Hälfte der Tipps für die Töchter, wie sie mutiger oder selbstbewusster oder was auch immer werden, Schönheitstipps. Ne neue Frisur ausprobieren, sich die Nägel lackieren und das neue Dove Deo um die Schweißbildung zu minimieren. Bitte!?!?!

    • 10 Jahren ago

      Das sind weise Worte, Frau Raumfee. Ich bin jedes Mal wieder erstaunt, wenn ich mit meinen jungen Kollegen (alle Mitte 30) zum Kaffee gehe und wir binnen 10 minuten beim Thema Fitnessstudio landen. Einer hat sogar eine Zeitlang zweimal in der Woche gefastet und war quasi voellig lahmgelegt, in dem Eifer, einen schoenen, durchtrainierten Koerper zu formen.

      Es ist gar nicht so einfach, sich "anzunehmen, wie man ist", wenn einem Medien permanent zeigen, wie man zu sein hat. Und das hat schon zugenommen. Als ich aufwuchs gab's BRAVO GIRL, aber kein TOPMODEL. Und jetzt muss selbst in der ZDF Familienvorabendserie um diesen Pfarrer (die ich neulich in einem Moment voelliger geistiger Ermuedung eingeschaltet habe) binnen der ersten Minute ein durchtrainierter, nackter Oberkoerper ins Bild.

    • 10 Jahren ago

      @Frau Haselmeyer: Ich finde deine Kritik am Wie vollkommen berechtigt. Was ich nicht teile, ist die Kritik am Fokus der Kampagne auf Mädchen und Frauen. Diese Zielgruppenorientierung führt m.E. nicht zur Verfestigung von bestehenden oder überkommenden Rollenbildern. Zwischen Geschlechterdifferenzierung und Rollenzuschreibung besteht mindestens ein so großer Unterschied wie zwischen Dove und rosa Überraschungseiern.

    • 10 Jahren ago

      Hmmm…ich finde, dass hier sehr stark mit Rollenbildern gearbeitet wird. Die Mutter ist die beste Freundin der Tochter, kümmert sich um die Erziehung und seelischen Belange der Kinder (in dem Fall der Tochter), während der Vater vielleicht zum Fussballspielen mit den Söhnen taugt? Man weiß es nicht…er ist auf jeden Fall abwesend, dahierfür scheinbar weder wichtig noch in der Lage sich in solche Probleme hinzuversetzen!?

      Ich finde das ungefähr so zeitgemäß wie Wickelmöglichkeiten für Babys ausschließlich auf Frauentoiletten oder Waschmittelwerbung, die nur Frauen anspricht.

      Auch dieses weichgezeichnete Bild einer harmonischen Mutter-Tochter-Beziehung, einem besten Freundinnen-Team, das gemeinsam durch dick und dünn geht, entspricht für mich einem oft unerreichtem Ideal.

      Und kann nicht nur das durch die Medien (oder andere Menschen) vermittelte Bild vom Schönheitsideal Druck und Unsicherheit erzeugen, sondern auch das Bild von perfekten Beziehungen?

    • 10 Jahren ago

      Hmm. Du machst mich nachdenklich… Ja, der Schein der schönen Beziehung macht natürlich auch Druck.

  • 10 Jahren ago

    Manchmal seufze ich: würden die Menschen nur halb soviel Zeit für ihre Innerlichkeit aufwenden, wie für all die Äußerlichkeiten, ich möchte fast wetten, die Welt wäre eine bessere. Und entspanntere. In unseren Breitengraden.

    Es ist die innere Ausstrahlung, die einen Mensch schön macht. Und dazu braucht es Werte. Eine innere Orientierung. Und wenn man jung ist, hilft es, wenn es Menschen um einen gibt, die das vorleben.

    Aber ich gebe auch zu: auf dem Land fällt es mir wesentlich leichter, mein Wohlempfinden in einer Mitte zu halten. Und nicht mehr als stinknormal sein zu müssen. In der Stadt spüre ich den Druck VIEL stärker, Äusserlichkeiten zu entsprechen.

    • 10 Jahren ago

      so recht hast Du!

    • 10 Jahren ago

      Das höre immer wieder von verschiedenen Seiten. Das Landleben ist druckfreier. Zumindest wenn man Erwachsen ist. Ob Heranwachsende auch so erleben? Was meint ihr?

    • 10 Jahren ago

      Zumindest nicht in Australien. Wir haben eine hohe Selbstmordrate unter Jugendlichen, und ganz besonders unter denen, die auf dem Land leben. (Wobei das hier natürlich wirklich z. T. gottverlassene Ortschaften und Farmen sein können.)

  • 10 Jahren ago

    Sich mit sich wohl fühlen, das ist der Schlüssel. Das versuche ich bei meinen Töchtern zu stärken und immer wieder zu betonen: so wie Du bist ist genau richtig.

    Alles Gute
    Nina

  • 10 Jahren ago

    ich denke, worum es letztlich geht, ist (und es klingt banal, ja, aber dennoch) zu lernen, sich insgesamt anzunehmen, auch wenn man nicht mit jedem detail einverstanden ist. wenn wir unseren töchtern (und söhnen!) zeigen, dass wir sie ganz und gar lieben mit allem, was sie sind — ich glaube, dann werden sie das schaffen, manche früher, manche später. und ganz wesentlich scheint mir in diesem zusammenhang auch eine haltung zu sein: nimm alles mit einer prise salz, die welt, dich selbst; sie zu vermitteln, vorzuleben halte ich für ganz ganz wesentlich. dann werden die jammertäler vielleicht zumindest weniger tief …

  • 10 Jahren ago

    Hallo Indre. Ich kann Deine Sorgen gut verstehen. Selber bin ich ziemlich moppelig geworden und meine Tochter weiß, dass ich lieber etwas fitter sein möchte. Aber wir nehmen es mit Humor nach dem Motto "Lieber Dick als Doof" *lach* Meine Tochter wird bald 13, ist gerade mal 1,45 groß, 32 kg, trägt die gleiche Kleidergröße wie der kleine Bruder. Ihre Sorgen, klein zu bleiben ( da alle Freundinnen deutlich größer sind (1,64 bis 1,78), 20 kg mehr wiegen und sich coole Klamotten in der Erwachsenenabteilung kaufen können), kann ich nachvollziehen und wollte diese auch nicht abtun. Wir waren beim Endokrinologen und jetzt ist sie beruhigt. Obwohl sie kein Riese werden wird. Ihr Spruch dazu: "Manche werden halt körperlich erwachsen und manche geistig." Fand ich erstaunlich. Nun aber zu Deiner Frage, wie wir sie bestärken können?
    Ich glaube, es ist ganz gut, ehrlich zu sein, dass man nicht alles an sich toll findet, aber dass man sich als Mensch mag, da man aus vielen Eigenschaften besteht. Dass auch die superdünnen Modells etwas an sich zu mäkeln haben. Es gibt meiner Meinung nach kaum jemanden, der mit allem an sich zufrieden ist. Wer mit seiner Figur zufrieden ist, den nervt vielleicht, kein Matheverständnis zu haben oder kein Talent, etwas kreativ zu gestalten, als Beispiel.
    So nehmen wir den Kindern den Druck, mit allem an sich zufrieden sein zu müssen, dies immer nach außen darstellen zu müssen, obwohl es im Inneren trotz aller logischer Erklärungen anders aussieht. Natürlich wird es gefährlich, wenn in diesem Alter Diäten gestartet werden! Mit elf hat meine Tochter mal angemerkt, sie hätte dicke Oberschenkel. Puh. Zum Glück hat sie schnell akzeptiert, dass das die normale Proportion ist, und der Biologielehrer hat anscheinend Bulimie- und Magersuchterfahrung mit Schülerinnen gehabt, denn er hat dieses Thema und die Gefahr ausführlich und eindringlich mit ihnen bearbeitet!
    Liebe Grüße,
    und ich würde natürlich gerne mit Dir dort hingehen,
    denn oft bin auch ich unsicher, doch das würde den Rahmen hier sprengen.
    Petra

    • 10 Jahren ago

      Liebe Petra,

      danke! Akzeptieren, dass man einfach nicht alles an sich mag. Das ist vor allem für mich ein guter Gedanke, denn er entspannt ungemein. Ich mag meine Hände (oder was auch immer) nicht – na, und?

      Wäre schön, wenn wir uns bei dem Workshop mehr austauschen könnten.

      Liebe Grüße!
      I.

  • 10 Jahren ago

    Dies ist heute schon der zweite Artikel zu diesem Thema, den ich lese und ich bin langsam traurig, dass wir soviel Angst haben vor der Jugend unserer heranwachsenden Kinder. Ist es nicht normal, dass man durch solch Phasen geht. Gute, wie auch schlechte? Ist es nicht auch normal, dass man sich mal besser und mal schlechter fühlt? Ich glaube, erst wenn man einmal erlebt hat, dass es Hoch und Tief gibt kann man zu sich selbst finden. Ein gesundes Selbstvertrauen muss vorgelebt werden. Es muss vorgelebt werden, dass nicht alle Menschen gleich sind und wenn der eine etwas dicker ist und der andere etwas dünner, so haben doch beide Menschen einen inneren Kern den es zu erkennen gibt. Das ist es jedenfalls, was ich sogar meiner kleinen Tochter schon versuche zu vermitteln und wenn sie das erkennt, dann kann ihr eigentlich nichts passieren. Wobei ich mir sicher bin, dass auch sie sich auf Irrwege machen wird. Aber mit diesem Grundverständnis wird sie wieder den richtigen Weg finden, dessen bin ich mir sehr sehr sicher!!
    Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine! Liebe Grüße Martina.

    • 10 Jahren ago

      Liebe Martina,

      danke für deinen Kommentar. Ja, du hast natürlich (auch) recht. Meine Angst oder Sorge speist sich wohl auch aus verschiedenen Erfahrungen mit Essstörungen, die leider nicht immer gut enden.

      Herzlich I.

    • 10 Jahren ago

      Hallo Martina,
      ich gönne Dir Deine Zuversicht.
      Aber Du darfst nicht den Umkehrschluss machen, dass Kinder, die nicht "den richtigen Weg" finden, kein gesundes Selbstbewusstsein vorgelebt bekamen.
      Aber Du hast ganz sicher recht, ein gewisses Auf und Ab ist sicher normal. Meine Tochter jedoch wurde kurzzeitig gemobbt und ausgeschlossen, bis dass die Mädels wieder merkten, dass sie ein toller Mensch ist, auch wenn die Entwicklung auf sich warten lässt. Wenn Dich Dein Kind fragt, was Depressionen sind… Nächtelang haben wir zusammen gequatscht, sie ist letztlich dran gewachsen und hat von uns ausreichend Bestätigung erhalten, dass sie genau so richtig ist, wie sie ist. Aber ganz ehrlich, dass wollen die Jugendlichen nicht von ihren Eltern sondern von der CLique hören. Heute ist sie eine großartige Persönlichkeit, aber der Weg dahin hat auch mich ein paar Tränchen gekostet. Liebe Grüße und toitoitoi 🙂 Petra

    • 10 Jahren ago

      Liebe Petra, damit hast Du aber genau das gesagt, was ich meinte: Tränchen gibt es immer. Wenn Du wüßtest, wieviele Tränen meinen Weg säumen, aber das macht nichts. Das gehört dazu. Wichtig ist für mich nur, dass ich immer von meinen Eltern aufgefangen wurde und wusste, dass ich mich auf sie verlassen kann. Ich weiß auch zu gut, dass die Clique ab einem gewissen Alter wichtiger ist, als Eltern. Und ich hatte wahrlich nicht immer den richtigen Freundeskreis. Aber auch hier: ich wusste, dass egal was ich tue, meine Eltern stehen zu mir. Das hat mich auch vor vielem bewahrt und ich hoffe, dass ich dies auch für meine Kinder schaffen werde!
      Und @Indre ich war gerade in der Pubertät extrem pummelig und meine Freundinnen alle gertenschlank ich habe so gelitten. Bis ich irgendwann einen Freund hatte (den alle anderen auch wollten, aber er wollte nur mich) und der hat mich so geliebt wie ich war. Mit einem dicken Popo. das war das Glück meines Lebens! Endlich so akzeptiert zu werden, wie man ist. Ich glaube, das machen (fast) alle in irgendeiner Form durch. Wenn man ganz ehrlich ist, dann weiß man doch auch, dass die perfekten menschen doch meist nur geliebt werden, weil sie perfekt sind, aber nie wegen ihres wirklichen "Ichs". ich weiß, das ist jetzt alles nur Hoffnung und Zuversicht. Aber ich glaube stark daran. Vielleicht ziehe ich die Kraft aus all meinen negativen Erfahrungen die aber immer durch ein glückliches Ende gemildert wurden. Ein bisschen "Gottvertrauen" gehört vielleicht auch einfach dazu, sonst wird man verrückt!
      Liebe Grüße
      Martina.

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