Zitat der Woche
»Das Narrativ darüber, wer ‚wir‘ ist, was eine Gesellschaft ausmacht, wird die Menschen nicht zusammenhalten, wenn zu diesem Narrativ nicht auch das gehört, woran dieses ‚wir‘ gescheitert ist.«
Jagoda Marinić
Bilder der Woche
Liste der Woche
Während die Welt in rasantem Tempo eine neue, noch unbekannte Gestalt anzunehmen scheint, versuche ich meine zuweilen überbordende Phantasie zu zügeln und die Hoffnung auf eine gute Wendung zu radikalisieren. Wie? Unter anderem so:
- GESEHEN: eine Dokumentation über die außergewöhnliche Künstlerin Yayoi Kusama
- GEHÖRT: Dirk und ich und das Interview mit dem österreichischen Künstler Erwin Wurm
- GELESEN: Radikal hoffen {ein großartiges Plädoyer für die Kunst und die radikale Hoffnung}
- GEFREUT: dass »Seeing Her Ghosts« jetzt auf dem Weg in die Wirklichkeit ist.
- GESUCHT: Trost
- GEFUNDEN: Arvo Pärt
- GEMOCHT: Lisa Burzins Design {ihm wohnt der Zauber fremder Welten inne.}
- GEDACHT: Mut ist, wenn man im Wissen um die damit verbundene Gefahr, Kritik übt.
- GEMACHT: versucht grenzübergreifendes Denken anzuregen {was gelang, dank eines tollen Teams.}
- GESTUTZT: dass erst das US-amerikanische Wahl-Desaster zu der Einsicht führt, dass Kooperation der richtige Ansatz ist.
- GEWÜTET: mit Siri Hustvedt
- GEWEINT: um die verlorenen Kindheiten
- GESCHLUCHZT: weil ich nicht zu Mareices Lesung in Berlin konnte {#allesinklusive}
- GEKAUFT: das aktuelle Missy Magazine
- GELADEN: den großen Plan, der vor 10 Jahren im Rahmen eines partizipativen Kunstprojekts entstand.
- GESTAUNT: Wie viele kreative nicht-wütende weiße Männer in diesem Jahr gestorben sind.
- GESORGT: um all das, was mir lieb und teuer ist: Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität, Gleichheit
- GEFRAGT: Was ich Merkel gefragt hätte.
- GESCHMECKT: Kala Namak
- GETRUNKEN: guten Wein mit tollen Frauen
- GENICKT: zu Mareices Kalendergefühlen, die von einem Scheitern des ‚wirs‘ erzählen.
- GEKLICKT: Brain Pickings
Wie oder womit gelingt es euch, euch von der allgemeinen Unsicherheit nicht allzu sehr verunsichern zu lassen?
Ganz ehrlich, liebe Indre, mir gelingt das gar nicht, vor allem wenn dann noch die Unsicherheit der persönlichen Situation hinzukommt. Was hilft, sind (manchmal zufällige) Gespräche mit Menschen, die das Gemeinsame, die Gemeinschaft im Blick haben und sich um sie sorgen. Lichtblicke, wenn man sie gar nicht erwartet. Denn es gibt sie, wenn man genau hinguckt.
Und: Arvo Pärt. Danke, dass du mich erinnert hast. Ich liebe seine Musik und seine Heimat, habe schon zu lange nichts mehr von ihm angehört. Ganz lieben Gruß von Maria
Liebe Maria, auch mir hilft vor allem der Austausch mit Menschen – und die Erfahrung, dass viele vieles tun, um unsere Wertebasis zu stärken. – Wollen wir mal einen Kaffee/Tee/Wein trinken gehen? LG I.
Es gelingt (zumindest zeitweise), wenn ich mir mein Leben und das meiner Nachbarn anschaue, durch die Stadt laufe und mich dort umsehe und mir ganz konkret die Frage stelle, was sich in meinem Umfeld spürbar zum Negativen verändert hat… oder eben nicht. Das relativiert die Verunsicherung.
Eine Veränderung ist mir aber Gestern doch aufgefallen, als ich zusammen mit weiteren genervten Patienten eineinhalb Stunden in einem überfüllten Art-Wartezimmer saß. Man hätte erwarten können, dass sich die Stimmung negativ aufläd. Das tat sie aber dank einer positiven Kettenreaktion nicht. Es begann mit einer Frau, die aufstand, um einem gehbehinderten Mann die Tür aufzuhalten, ging weiter mit einem jungen Mann, der einer älteren Frau den Wind aus den Segeln nahm, als die über zwei sehr umtriebige Kleinkinder einer nicht Deutsch sprechenden Mutter meckerte, setze sich fort mit einem Migranten, der die Krücken eines alten Mannes aufhob und ging so weiter, bis das Wartezimmer leer war. Toleranz und Hilfsbereitschaft ist offensichtlich ansteckend – das hat mir Mut gemacht und ist zugleich großer Ansporn.
LG, Katja
Danke, liebe Katja! Es sind diese kleinen Geschichten aus dem Alltag, die Mut und mutig machen. Davon sollten wir viel mehr erzählen, laut und schön. LG I.