M i MA zügelt: Stauraum. Oder von widersprüchlichen Wünschen, wandlungsfähigen Regalen und einem Schrank namens Kurt

25. Februar 2014
Eine geniale Stauraum-Lösung der Londoner Architekten von Levitate (via curbly). Leider haben wir keine Treppen.

Stauraum. Das ist etwas, was mir von jeher fehlt, seit ich in Berlin lebe. Ein einziges Mal genoss ich den Luxus einer Vorratskammer; im Besitze eines Kellers war ich gleich zweimal, doch waren die jeweils für die Kohlen reserviert, die ich zum Heizen brauchte. Unsere jetzige Wohnung hat weder eine Vorratskammer noch einen Keller oder einen Zwischenboden. Diese Umstände haben uns wohl zu dem gemacht, was wir sind: aufgeräumt und sammlungsunlustig. Unsere Gäste fragen immer wieder, wie wir denn diese Übersichtlichkeit und Ordnung herstellen würden. Die Antwort ist so schlicht wie einfach: Wir haben einfach nicht mehr als das, was man sieht. 

Für unsere neue Wohnung hätten wir uns gern den kleinen Luxus von etwas mehr Stauraum geleistet. Doch das vertrug sich leider gar nicht mit unserem Wunsch nach ‚großzügiger Offenheit‘. Jedes Stückchen Stauraum ging auf Kosten des Wohnraums und so fühlten wir uns zwischen Wunsch und Wohnlichkeit ungefähr so wie zwischen Stamm und Borke: eingeklemmt. Die Idee eines begehbaren Kleiderschranks ist schön, wurde aber zugunsten der Offenheit wieder verworfen. Den Garderobenschrank im offenen Wohn-Ess-Koch-Raum haben wir gestrichen, da er uns die freie Sicht nehmen würde. Dasselbe ist der verlängerten Küchenzeile widerfahren, die Staubsauger und andere weniger ästhetische Haushaltsgegenstände verstecken sollte. Und auch die Kammerlösung für Aktenorder, Koffer und andere Unschönheiten ist an unserem Großraumanspruch gescheitert. Kurzum: Auch unsere neue Wohnung wird uns zum Maßhalten zwingen und jede Sammlerneigung frühzeitig zu unterdrücken wissen.
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Wunderschöne Stauraumlösungen von STUDIO OINK

Nun fragt ihr euch vielleicht, wie und wo wir all die Dinge unterbringen wollen, die man einfach braucht und dennoch nicht als Wohnobjekt inszenieren möchte, wie Staubsauger, Bügelbrett, Koffer, Aktenordner und dergleichen. Unsere Antwort: in Einbauschränken und Regalen. Vom Badezimmer haben wir unauffällig ein Stück für den Garderobenschrank abgezwackt, vom Kinderzimmer – ebenfalls kaum sichtbar – ein Stück für einen langen Einbauschrank. Im Flur wird ein langes Sideboard stehen, das unsere Aktenordner und dergleichen Unansehnliches liebevoll verschlucken wird. All das, was darin keinen Platz findet, wird entweder nicht an- oder abgeschafft.

Das ‚aktenverschlingende‘ Sideboard ist kürzlich bei uns eingezogen. Noch allerdings in Gestalt eines Regals. Doch mit nur wenigen Handgriffen lässt es sich – dem Modul-System sei dank – in jede x-beliebige andere Form verwandeln. Entwickelt hat dieses geniale Regalsystem der Künstler, Bildhauer und Tischler Stefan Oberhofer. Auf der Suche nach einem funktionalen, zeitlos schönen Regal fertigte er einen Cube aus MDF. Das war im Jahr 2000 und Stefan dachte nicht im Entferntesten daran, aus der Idee ein Geschäft zu machen. Das stocubo heute nicht nur ihn, sondern sieben weitere Mitarbeiter/innen ernährt, hätte er sich bis vor wenigen Jahren nicht träumen lassen. Noch vor drei Jahren hätte er stocubo fast verschenkt, um sich wieder voll und ganz der Kunst zu widmen. Heute arbeitet der Gewinner des Münchner Designpreises immer wieder mit verschiedenen Künstler/innen zusammen, die seine Regale neu interpretieren.
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Noch ist das ‚aktenverschlingende‘ Sideboard ein Regal

Unser stocubo wird also gewandelt in unser neues Zuhause einziehen. Ein geschätzter Mitbewohner hingegen – das steht nun leider fest – wird nicht mitziehen können: unser noch junger, eigens für uns entworfener Kleiderschrank, den ich – müsste ich ihm einen Namen geben – ‚Kurt‘ nennen würde. Das ist eine Ableitung von Kunibert, dem ‚Kühnen und Strahlendem‘ und passt, wie ich finde, ganz ausgezeichnet zu ihm. Es tut mir wirklich in der Seele weh, ihn zurücklassen zu müssen. Umso mehr glücklicher wäre ich, wüsste ich, er kommt in gute neue Hände…

Sollte eine/r von euch Interesse an unserem strahlenden und kühnen Kleiderschrank haben, so könnt ihr hier gerne euer Interesse bekunden oder mir eine Mail schreiben.

Hier die wichtigsten Fakten über ‚Kurt‘
Geburtsjahr  2012
Größe  Höhe 225 cm | Breit 200 cm | Tiefe 60 cm
Farben  Korpus: weiß | Türen: dunkelgrau (1 Tür) + hellgrau (2 Türen) | Schubladen: dunkelgrau, hellgrau, schwarz, rot
Aufbau  3türig (Schiebetüren) | 1 Mittelseite mit 4 Fachböden | 2 Teile ohne Mittelseite mit 1 Fachboden und Kleiderstange (120cm) | 1 offenes Teil mit 5 Fachböden und 4 Schubladen (Push-to-Open)
Hersteller  Holzconnection
Neupreis  2.500 Euro (Verkaufspreis: Verhandlungssache)

Und nun bin ich gespannt, wie ihr das mit dem Stauraum so handhabt.
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12 Comments

  • 10 Jahren ago

    Die Treppe ist wirklich genial…Wenn man mit einem Mann zusammen lebt, der ungern etwas ausmistet, am liebsten alles hortet, dann wäre es durchaus eine Lösung, möglichst wenig Stauraum zu schaffen, denn dann ist eben kein Platz zu horten…;-) Ich finde den Gedanken, bei jedem neuen Teil genau zu überlegen, ob man es braucht und wenn ja, welches andere Teil dann gehen muss, durchaus verlockend…LG Lotta.

    • 10 Jahren ago

      Von solchen Männern habe ich viel gehört 😉

  • 10 Jahren ago

    Oh ja, Stauraum ist ein gutes Stichwort. In unserer aktuellen Wohnung haben wir zwar einen Wandschrank für Lebensmittel, Staubsauger, Koffer und Co stehen aber einfach so im Arbeitszimmer herum und sind nicht besonders dekorativ. Deswegen war ich froh, dass wir im neuen Haus quasi in jedem Zimmer einen Wandschrank haben, in dem wir Sachen verstecken können. Das einzige Problem ist jetzt nur, was wir wo unterbringen wollen – aber das ist reiner Luxus. 🙂 Trotzdem bin ich immer sehr dafür, den eigenen Besitz "reduziert" zu halten. Ich mag nicht viel Schischi, für mich ist es am Schönsten, wenn nicht viel Zeug rumsteht und alles ordentlich und übersichtlich bleibt. Kommt was Neues dazu, muss was Altes weichen, das ist ein machbares Prinzip, finde ich. ^^
    Liebe Grüße, Kathy

    • 10 Jahren ago

      So geht es mir auch: Ich liebe "übersichtliche" Situationen 😉

  • 10 Jahren ago

    Wir neigen eigentlich (!) nicht zum Horten und Sammeln, aber in unserem letzten Haus hatten wir unendlich viel Platz und man mag es nicht glauben, was sich dort über die Zeit alles angesammelt hatte. Jetzt sind wir vor 4 Jahren vom Land wieder zurück in die Stadt gezogen und haben "nur" noch die Hälfte an Wohnraum, doch viel mehr Platz und so gut wie nichts, was wir nicht lieben oder brauchen um uns. Stauraum machte zumindest aus uns "legen-wir-es-doch-erst-mal-da-rein"-Menschen. Und wenn "es" erst mal da drin liegt, man "es" nicht ständig sieht und irgendwann vergisst, dann hat man zwar Stauraum, der aber voll ist mit Dingen, die man nicht braucht. Hätte uns jemand diesen Bereich des Hauses abgesägt und mitgenommen, es wäre uns wahrscheinlich lange nicht bewusst geworden. 😉 🙂 Wegen dieser Erfahrungen würde auch ich mich immer wieder für Weite und Offenheit und gegen Stauraum entscheiden. Hoffentlich bekommt Kurt ein gutes neues Zuhause, er ist schließlich ein schmuckes Kerlchen. 🙂

    Liebe Grüße, Tina

    • 10 Jahren ago

      Das ist wirklich ein interessantes Phänomen: Wenn Platz da ist, nutzen wir ihn. 😉 Das hat uns unsere Architektin auch gesagt – nur schöner: "Wenn der Platz da ist, "verkruschen" wir ihn" ;). Und ja, ich hoffe, Kurt findet ein gutes neues Zuhause. Wir haben ja noch etwas Zeit.

  • 10 Jahren ago

    Stauraum! Ein leidiges Thema. Wie deine ersten beiden Bilder zeigen, die ich irgendwo schon mal gesehen habe, gibt es viele kreative Möglichkeiten, unsichtbaren Stauraum zu schaffen, das dann aber im eigenen Zuhause umzusetzen, ist gar nicht so einfach. Schön, dass ihr Möglichkeiten gefunden habt, Offenheit und Weite mit wenigstens ein bisschen Stauraum zu verbinden. Toll finde ich auch, dass ein Mangel an Stauraum dafür sorgt, dass man nicht zu viele (im Idealfall keine) unnötigen Dinge anschafft bzw. bei Neuanschaffungen ältere Dinge abschafft. LG Rebekka

    • 10 Jahren ago

      Auch wenn ich nicht sagen möchte, dass ich nicht hin und wieder auch unnötiges Zeug kaufe (was brauchen wir schon wirklich?), finde ich es auch gut, dass meine Wohnungen mich immer ein wenig "erziehen" und mich fragen lassen: Muss das sein?

  • 10 Jahren ago

    ach den "treppenschrank" finde ich auch wundertoll!

    das thema stauraum ist bei mir auch so ein problem. ich wohne in einer einraumwohnung, mit miniflur, minibad und kleiner küche und naja, das zimmer hat eine größe die okay ist 😉
    einen keller hab ich zwar, aber der ist so tief unten und grueselig, dass ich n ihm nur dinge verstecke, die ich nie brauche (möbel, die in der wohnung keinen platz haben).
    ich verstaue viel unter meinem bett. ansonsten bin ich auch gerade dabei einfach alles auszumisten, was stört und platz raubt…gar nicht so einfach…

    • 10 Jahren ago

      Wir sollten eine große Ausmist-Blogparade starten 😉

  • 10 Jahren ago

    Stauraum, ja. Auch hier absolute Mangelware. Im offenen Krieg dazu, meine Sammelleidenschaft. Bald haben wir ein Haus, aber auch wieder keinen Stauraum, da vom Keller bis unters Dach als Wohnraum ausgebaut. Und da geht es mir wie dir – die offenen Räume will ich nicht durch unzählige Möbel blockieren. Es müssen also wenige exklusive Stücke her, die genau ihren Zweck erfüllen.
    Das große Ausmisten hat hier schon begonnen, ebay, Kleiderkreisel und Co werden mit allem gefüttert, was sich doch irgendwie angesammelt hat. Versteckt im Kleiderschrank, in Kisten und Kartons. Alles muss weg! Auf die Dauer ist "Zeug" so beklemmend. Gut, wenn der angeborene Sammeltrieb vom Platzmangel in Schach gehalten wird.

    • 10 Jahren ago

      Ausmisten kann so etwas Befreiendes haben, oder?

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