stocubo als Highboard
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Heute in vier Wochen werden die Kartons gepackt. Morgen in vier Wochen bin ich ‚Neu-Friedrichshainerin‘, wie Konstantin die Zugezogenen in seinem Kiez bezeichnet. ‚Mann, Mann, Mann‚, würde Rico jetzt sagen, mein heimlicher Held, mit dem ich eine Sorge teile: dass nämlich bingokugelgleich etwas aus meinem Kopf herausfallen könnte. Zum Beispiel Termine. Derer gibt es derzeit in Hülle und Fülle. Umzugs-, Einbau- und Abnahmetermine, Ummelde-, Anmelde-, Liefer- und Vor-Ort-Termine. Womit ich – zugegeben etwas umständlich – beim Thema wäre: stocubo.
Das Regalunternehmen aus dem Berliner Wedding ist nicht nur mein Kooperationspartner in Sachen ‚M i MA zügelt‚, sondern auch unsere Flurlösung. Ihr erinnert euch vielleicht: Unser Flur ist lang. Sehr lang. Und nachdem wir diverse Gestaltungsideen durchgespielt haben, sind wir schlussendlich bei dem ‚modularen Regalsystem aus Berlin‘ gelandet. Es soll unseren rund zehn Meter langen Flur optisch strukturieren und die rund 2.000 Bücher fassen, die wir nicht aussortiert haben. Der Liefertermin steht. Das Regal hingegen noch nicht. Und darum gibt es heute – statt Flurbildern – ein Interview mit dem so sympathischen wie inspirierenden stocubo-Erfinder, Gründer und Künstler Stefan Oberhofer zum Verhältnis von Möbelbau, Unternehmertum und Kunst. Viel Spaß beim Lesen!
Links der Künster, rechts der Unternehmer Stefan Oberhofer
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Vom Tischler zum Künstler zum Möbelunternehmer. War das ein geradliniger Werdegang?
Aus heutiger Sich macht vieles Sinn, aber einen direkten Zusammenhang gab es nicht wirklich, ich hatte einfach immer viel Lust etwas neues auszuprobieren.
Zuerst habe ich ja in München Möbel und Einrichtungen entworfen und verwirklicht, bis mir das dann zu eintönig wurde und ich nach Berlin zog.
Da habe ich vor 15 Jahren stocubo entworfen, sozusagen als Schlussstrich unter das Möbelthema. Kurz darauf fing ich an, ganz frei zu arbeiten mit großen Baumstämmen und der Kettensäge und Feuer. So habe ich bis vor vier Jahren gearbeitet, währenddessen wurde immer wieder ein bisschen stocubo im Internet verkauft. Bis ich vor vier Jahren entschied, das jetzt richtig zu machen. So habe ich dann das Unternehmen aufgebaut. Jetzt ist das schon lustig, ich habe alles gemacht um von den Möbeln wegzukommen und jetzt bauen wir tausende Cubes im Monat… Kein gerader Weg, aber sehr ereignisreich.
Wo siehst du die Schnittmenge zwischen Möbelbau, Unternehmertum und Kunst?
Da gibt es schon sehr große Überschneidungen. Ich merke jeden Tag wie umfassend das ist, ein Unternehmen zu führen, es gibt so viele Dinge die neu sind, die man nicht miteinkalkulieren kann. Es müssen immer Entscheidungen getroffen werden, deren Tragweite man nicht immer vorher absehen kann. Das ist wie mit der Kunst oder mit einem guten Entwurf: Es muss alles stimmen, damit es sichtbar wird und damit es die Menschen anspricht. Ich glaube, dass man in allen Bereichen viel arbeiten muss damit es gut wird.
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In Stefans Atelier
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Immer mehr Menschen sammeln heute Möbeldesign statt Kunst. Wie erklärst du, der beide Seiten gut kennt, dir das?
Kunst zu sammeln ist bis heute etwas sehr exklusives, meist sind die Werke Unikate und haben ihren Preis. Designikonen sind zwar auch sehr exklusiv, aber doch für mehr Menschen bezahlbar. Wer kann sich schon einen Gerhard Richter kaufen? Ein Stuhl von Charles Eames ist da schon bedeutend günstiger zu bekommen.
Aber wer Kunst sammelt, hat auch meist sehr ausgewählte Möbel.
Welche gesellschaftliche Rolle spielen Kunst einerseits und Design andererseits deines Erachtens nach?
Kunst soll Fragen stellen und den Betrachter anregen, aufregen oder irgendetwas in ihm auslösen. Dort sollte man nicht immer nach dem Sinn suchen.
Bei einem Möbel ist es aber umgekehrt, es muss Sinn machen und funktionieren. Unsere Regale sollen viele Zwecke erfüllen, sie sollen praktisch, bezahlbar, nachhaltig sein und wenn sie darüber hinaus noch dem gestalterischen Anspruch genügen, ist das wunderbar.
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stocubo-Regale können flexibel auf- und umgebaut werden
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Wie verträgt sich der Unternehmer Stefan Oberhofer mit dem Künstler Stefan Oberhofer (stehen sie eher in Konkurrenz zueinander oder befruchten sie sich eher wechselseitig)? Und wie viel Tischler bist du noch?
Das sind schon zwei vollkommen verschiedene Welten. Die Arbeit ist eine komplett andere, früher habe ich sozusagen ‚aus mir heraus‘ gearbeitet, sehr intuitiv, die Inspiration kam eher aus einem abstrakten Raum. Meine Arbeit als Bildhauer entstand mehr aus einer Mischung von Gefühlen, Vorstellungen, Träumen, dem Versuch etwas herauszuarbeiten oder zu zeigen, was meiner Meinung noch nicht sichtbar war. Man arbeitet ja permanent an einer neuen Skulptur, ist immer auf der Suche, was beim ersten Mal gut ist, funktioniert nicht in der Wiederholung.
Jetzt mache ich das Gegenteil: Ich entwerfe nicht mehr etwas Neues, sondern die Kunst liegt in der Wiederholung des Immergleichen in der immergleichen Qualität. Und das ganze Unternehmen, mit den 14 Menschen die inzwischen für stocubo arbeiten, ist ein lebender Organismus. Das ist oft auch eine Kunst, das für alle lebendig zu gestalten.
Zum Tischler: Wir haben vier Tischler angestellt, wenn ich was vergessen habe, kann ich mir dort immer Rat holen;-)
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Das allererste stocubo-Regal
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Bei unserem ersten Treffen im April 2014 erwähntest du, dass du das künstlerische Arbeiten vermisst und gerne wieder Zeit für deine Kunst hättest. Wie sieht die Situation heute aus?
Am Anfang war das schon ein großes Konkurrenzgefühl, ich war nicht so glücklich mit der Entscheidung und der Herausforderung nun Unternehmer zu sein, mit alldem was es mit sich bringt. Mein Arbeitsalltag hat sich radikal verändert, ich war plötzlich verantwortlich für Mitarbeiter, hab Kredite aufgenommen, bin einige Dinge falsch angegangen. Ehrlich gesagt, habe ich meine Arbeit im Atelier lange vermisst. Das hat sich aber mit der Zeit sehr verändert, ich glaube, ich bin jetzt reingewachsen. Heute bin ich ganz glücklich mit der Entscheidung, stocubo selbst in die Hand genommen zu haben.
Seit einem halben Jahr habe ich auch wieder ein größeres Atelier, bin immer wieder dort und arbeite komplett anders. Nicht mehr mit der Kettensäge, sondern mit dem Verschnitt, der bei stocubo anfällt und sehr viel Farbe. Mehr wird noch nicht verraten…
Wie sieht die Zukunft von stocubo und wie die vom Bildhauer Stefan Oberhofer aus?
In der Glaskugel sehe ich ein gesundes Unternehmen mit zufriedenen Mitarbeitern und viele glücklichen Kunden. Ich sehe einen Geschäftsführer, der unterstützt von seinem tollen Team genug Zeit findet, sich immer wieder auszuklinken und im Atelier abtauchen kann, um dort Antworten zu finden, auf Fragen, die nie gestellt wurden…
Bei meinem großem Wohnabenteuer werde ich von stocubo mit Rat und Ressourcen unterstützt. Mehr zur Kooperationspartnerschaft lesen Sie hier.
Danke liebe Indre, für die Erinnerung an stocubo!
Nachdem mir mein Bücherregal vom Lieblingsschweden zusammengebrochen ist, bin ich seit Wochen im halben Umzugsmodus, weil ich noch kein neues Bücherregal gefunden habe, das mir gefällt.
Jetzt weiß ich zumindest, welches es werden soll und kann mir peu á peu eines zusammenkaufen, denn auf ein Mal wär´s momenhtan ein wenig happig.
Gott sei Dank hab ich keine zweitausend Bücher, aber selbst tausend wollen untergebracht sein.
Ich umarme dich für dieses schöne Interview … und geh heute Abend mal in aller Ruhe stocubo gedanklich in mein Wohn-Arbeits-Schlafzimmer basteln!
Liebste Grüße
Katja
Liebe Indre, danke für dieses interessante und spannende Interview. Dem Unternehmer wünsche ich viele Gelegenheiten, in die andere , künstlerische Welt abzutauchen. Wäre interessant, wie sich das eine durch das andere befruchtet oder auch umgekehrt. dir wünsche ich gute Nerven und Kraft für die nächsten Wochen, bis du ganz in der Nähe der dicken Köpfe wohnst … Alles Liebe, Sabine