Was heißt eigentlich Privileg? Wann ist man privilegiert und wer genießt Privilegien? Das frage ich mich nicht erst seitdem ich auf Annas Text gestoßen bin, aber seither noch einmal mehr. Bin ich privilegiert, weil ich zur Mehrheit derer gehöre, für die Treppen kein Hindernis, Sprachbarrieren eine Urlaubsbekanntschaft und taube Ohren eine Trotzreaktion sind? Deren Haut weiß und Körper ein leidliches Zuhause ist? Das Grundgesetz fürchtet wohlwissend, dass mir dadurch Vorteile erwachsen könnten und will es von vornherein unterbinden:
»Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.« Art. 3 Abs. 3 GG
Der Gleichbehandlungsgrundsatz war die Antwort auf die nationalsozialistische Selektions- und Verfolgungspolitik, mit der die Mütter und Väter des Grundgesetzes ausschließen wollten, dass sich dieses grausame Unrecht je wiederholt. Vor staatlicher Diskriminierung sind wir so sicher, vor anderen Formen und Arten nicht.
»Ich kann fluchen, Kleidung aus zweiter Hand anziehen oder Briefe nicht beantworten, ohne dass Menschen diese Entscheidungen auf die schlechte Moral, die Armut oder die Analphabetinnenrate aller Weißen zurückführen.« Peggy McIntosh
Woher rührt die Tendenz, Menschen zu bevorteilen, weil sie einem gleich sind und zu benachteiligen oder herabzuwürdigen, weil sie anders sind und/oder von der geltenden Norm abweichen? Ist es wirklich so schwer, sich und »die Welt vom Unterschied aus [zu] erfahren, und nicht nur von der Identität aus« {Alain Badiou in »Lob der Liebe«}? Warum?
Fragend mit einer entsprechenden Liste verabschiede ich mich ins Wochenende und wünsche einen schönen 1. Advent.
- GESEHEN: über Doku über May Ayim
- GEHÖRT: Schmieds Puls {ich find die Musik dieser österreichischen Band von Mira Lu Kovacs großartig – und sie selbst auch.}
- GELESEN: ein Interview mit Ilse Bosch über Gerechtigkeit, Reichtum, Populismus und weiße Männer und eines über die Aktualität der Schwarzen Frauenbewegung in Deutschland
- GELERNT: dass es eine »Weißseinsforschung«gibt und dass die Freiheit der Kunst die Narrenfreiheit ist.
- GEFRAGT: »Hä? Was heißt denn Privilegien?«
- GEZEICHNET: ein Bild unserer stürmischen Zeiten {zeig ich mal, wenn’s fertig wird}.
- GEDACHT: dass ich wie Cornelia Funke gerne schon mit 16 gewusst hätte, dass das einzige, was zwischen uns und dem Leben steht, die Angst ist.
- GEMACHT: keinen Sport {… ist Mist.}
- GEMOCHT: Carolin Emckes Kolumne über die einhornhafte Seltenheit politischer Sehnsucht
- GESCHÜTTELT: sexuelle Diskriminierung ist für manch eine*n also eine liebgewordene Tradition…
- GESUCHT: Gründe für die permanente Diskriminierung armer Menschen und humorvolle Wege
- GEFUNDEN: Desiderata {thx@Anna fürs Findenlassen → Deutsch | Englisch}
- GESCHMUNZELT: über diesen Hund, der so wunderbar versinnbildlicht, was es mit dem sprichwörtlichen Brett, resp. Karton, vorm Kopf auf sich hat.
- GERÜHRT: von diesem Chor
- GEKLICKT: Typisch Deutsch!