In manchen Dingen bin ich ein echter Spätzünder. Was Twitter angeht zum Beispiel. Ziemlich genau vor drei Jahren bin ich dem so genannten Microblogging-Dienst beigetreten. Und dann habe ich ziemlich genau drei Jahre lang behauptet – und das stimmte sogar – es sei nicht mein Medium. Zum einen wusste ich nie so recht, was ich schreiben soll (das weiß ich immer noch nicht, aber immerhin denk ich jetzt darüber nach) und zum anderen fand ich das, was ich in meinem Stream aufpoppte, meistens sterbenslangweilig (dass man das ändern kann, ist mir bewusst, aber eben erst jetzt). Bis vor wenigen Tagen war ich daher mehr so ein Geist (deutsch: Ghost) in der Twitterwelt (wie ich es damit auf 370 Follower gebracht habe, ist mir ein Rätsel). Seit dem letzten Wochenende aber ist alles anders.
Bis dato hatte ich noch nie, wirklich nie, mehr als zehn Tweets am Stück gelesen. Jetzt las ich ungefähr 10.000 direkt hintereinander weg. Als ich damit gegen 2 Uhr fertig war, war ich dem Ideal des Waschbrettbrauchs ein erhebliches Stück näher gekommen und um eine Selbsterkenntnis reicher: Twitter ist mein Medium (weniger euphemistisch betrachtet vermutlich eher meine neue Sucht). Zwar würde ich als Twitterer – da war und bin ich mir sicher – in diesem Leben nicht mehr viel reißen, aber als Follower, Faver und Retweeter könnte noch was aus mir werden. Warum?
Ich liebe Tweet-Lesen. So ein Tweet ist exakt so lang, das ich ihn bis zum Ende lesen und in seiner ganzen Bedeutungsdimension erfassen kann, bevor mir die Augen bis zum nächsten Morgen irreversibel zufallen. Die Freude darüber ist so groß, dass alle Müdigkeit von mir weicht und ich – von der Zeichenanzahl her gesehen – ein ganzes Buch vorm Einschlafen verschlinge. Da soll noch jemand sagen, ich würde zu wenig lesen!
In diesem Sinne: ein heiter bis glückliches Wochenende!
Und falls ihr dabei etwas Unterstützung braucht, hilft vielleicht meine Twitter-Woche im Rückblick:
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GESEHEN: Tip Nr. 9 für Vortragsreisende
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GEHÖRT: die Akkordeonistin
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GELESEN: Frau Haessy
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GEFREUT: an katjaberlins Lebensweisheit
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GETAN: etwas schwer noch mit den Words like Swords
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GEDACHT: Besser könnte ich den Montag nicht beschreiben.
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GESUCHT: die verschollene Textpassage
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GEFÜHLT: mit ihm
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GEWÜNSCHT: die Emotionalisierung der Zahl
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GEKLICKT: Herr van Bohm
Mir ging es mit Twitter ähnlich. Ewig angemeldet, ewig behauptet, es sei nicht mein Ding und jetzt seit einiger Zeit voll begeistert. 🙂
Liebe Grüße!