Hinter mir liegen mehrere Tage und ein kurzes Wochenende im ärmsten, aber wie ich (sicher auch in Ermangelung anderer Bundesländerkenntnisse) finde, schönsten Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern.
Über unsere Wohnung und Unternehmungen hatte ich berichtet. Ein anderer Ausflug entstand spontan aus dem Bedürfnis heraus, der asphaltflirrenden Berliner Sommerhitze zu entkommen. So landeten wir schließlich – dank Dejan, der uns spontan sein Auto lieh (Merci noch mal!) – im Mecklenburgischen als Sommerfrischler.
Was für ein schönes Wort: S O M M E R F R I S C H L E R !
Es leitet sich von dem Wort ‚Sommerfrische‚ ab, das eng verknüpft ist mit dem aufkeimenden Tourismus im 19. Jahrhunderr. Das Wörterbuch der Brüder Grimm definiert die ‚Sommerfrische‘ als ‚Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit‘ oder ‚Landlust der Städter im Sommer‘. Letzteres erfasst mich in dieser Jahreszeit immer öfter – vor allem als ‚Seelandlust‘.
Was sonst noch war, habe ich wie gewohnt hier gelistet.
Zitat der Woche
Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, daß er seine Daseinsberechtigung hat, dann muß es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muß geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müßte geschehn; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, daß es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebenso gut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.‘
Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften. Roman [1930/32]. Neuausgabe 1978. Reinbeck: Rowohlt, ²1987, Band I, p. 16
Liste der Woche
- GESEHEN: David Bowie (Kurz vor Schluss habe ich es dann doch noch gepackt, mir die Ausstellung anzusehen. Wie gut! Ich bin ich noch einmal mehr beeindruckt von dem Menschen, denn Bowie denkt nicht nur in Möglichkeiten, er macht möglich.)
- GESUCHT: Robert Musils Beschreibung des Möglichkeitssinns (siehe Zitat der Woche)
- GEHÖRT: Brian Enos Music for Airports (Eno ist auch so ein Mensch mit Möglichkeitssinn. Im Unterschied zum ‚Macher‘ Bowie ist der Erfinder des Ambient eher ein ‚Denker‘. Eno hat die Musik in vielen Bereichen innoviert. Das Stück ‚Music for Airports‘ ist laut Tobias Rüther am Flughafen Köln-Bonn entstanden, wo Eno nach oder vor einem Besuch bei Bowie in Berlin wartete – angetan von der modernen Architektur und angewidert von der schlechten Musik.)
- GETRUNKEN: Mineralwasser mit selbstgemachtem Pfefferminzsirup [Rezept]
- GEGESSEN: Grillkäse
- GETAN: im Glambecksee schwimmen
- GEFREUT: über den Sommersommer
- GEWÜNSCHT: mehr Ferien
- GEKLICKT: bbb
Bilder der Woche
Ein schönes 2. Augustwochenende wünsche ich!
Hier im tiefen Westen gibt es grade keine Hitze, vor der man in die Sommerfrische fliehen könnte – nichts desto trotz (oder gerade deswegen!!) verspüre ich bei deinen Fotos ein kribbeliges Fernweh! Schön! Meck-Pomm scheint eine (mindestens) Reise wert zu sein!
Ich lese gerade "Elizabeth auf Rügen" (Elizabeth von Arnim) – das animiert mich total, mal nach Rügen zu fahren.. hmhmhmm… sooo viele Ziele, sooo viele Pläne!
Liebe Grüße aus dem Regen! ("Regen? Regen Sie sich nicht auf!") Lizzy
Ja, der Hitze wäre ich auch gerne entflohen.
Leider waren meine Kollegen nicht begeistert, als ich ihnen mitteilen wollte, dass ich nun erstmal Urlaub machen möchte. Tja, wurde abgeschmettert und ich musste hier bleiben.
Aber das macht nüscht, wir finden immer was um uns zu erfrischen.
Du hast und MeckPom echt schmackhaft gemacht, und ich habe schon einige Seiten im Netz angesehen um eine Unterkunft für demnächst zu finden.
Schöne Bilder,
und liebe Grüße,
Andrea
Die Ausstellung über David Bowie klingt toll! Die würde ich auch gerne sehen! Ansonsten: Klingt nach einer schönen Zeit! Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann wir hier in München so schönes Wetter hatten. 🙁
Der Möglichkeitssinn scheint bei mir nicht sehr ausgeprägt. Nach der wochenlangen sommerlichen Vorfreude auf mein Stück Sommer am Meer bin ich nun leider in der großen Skepsis angekommen, was das Wetter vom Restaugust anbelangt. Mehr als eine vage Hoffnung stellt sich momentan nicht ein. Leider. Da muss ich wohl noch üben an der Ausgewogenheit im Möglichkeitsdenken. In Italien beklagt die Tourismusbranche, daß Urlauber nicht kommen, weil Wetter Apps ständig Regen voraussagen, der in vielen Fällen gar nicht fällt. Am Ende wird uns der Möglichkeitssinn bereits ausgetrieben, bevor wir ihn entdecken können. Musil lesen als Antwort auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters. Ich bin dafür!
Schön, daß Dein Sommer ein Sommer war und Lust auf den See hab ich jetzt auch,
liebe Grüße,
Anne
'Einfach machen!' – Das habe ich mir zum Motto erkoren. Wer weiß, was du entdeckst bei Regen? Dinge, die du vielleicht nie gesehen hättest bei Sonne. Also, lass dich nicht abhalten von fragwürdigen Wetterprognosen. Am Ende bleibt das Wetter ohnehin unberechenbar 😉
Wie Möglichkeitssinn und Digitalisierung zusammenhängen? Spannende Frage. Ich hätte spontan gesagt, die Digitalisierung sei förderlich, aber das ist sie vielleicht nur unter bestimmten Voraussetzungen … ich denk mal weiter dran rum.
Hab´s gut!
I.
Danke für das Ermutigen, ich nehme es mir zu Herzen! Und in besagter Frage tendiere ich momentan in die andere Richtung. Ich finde sie auch sehr spannend und versuche gerade, mich meiner überbordenden Skepsis zu erwehren. Ich suche weiter nach Antworten. Dein Motto nehme ich mit in die Alltagspause und komme hoffentlich etwas "schlauer" zurück. 🙂
Bis bald,
Anne