Heute ist mein Geburtstag. Ich gehe wie jeden Tag zur Arbeit. Am Abend werde ich ein Glas Rotwein trinken – auf mich und das Leben, das mir geschenkt wurde. Einfach so. Für nix. Ein zutiefst verstörender Gedanke, der mich – wenn ich mich wirklich auf ihn einließe – an den Rand des Wahnsinns führen würde. Etwa so wie der Versuch, mir das Universum vorzustellen, diese positiv oder negativ oder gar nicht gekrümmte {Un-}Endlichkeit.
Das Eigentümliche am Älterwerden ist, dass dieses »Ich« eigentlich nie älter wird, seitdem es sich aus dem »Wir« herausgeschält hat. Es fühlt sich immer gleich »ich« an. Allein die Schichten, die es umgeben, verändern sich, werden dicker und dichter und voller: die Erinnerungs-, die Erfahrungs- und die Wissensschicht, die diesem »Ich« von Jahr zu Jahr bewusster macht, was es alles nicht weiß. Das »Ich« jedoch, dieses merkwürdige Bewusstsein seiner Selbst, das zwischen diesen Schichten hockt, ist immer noch dasselbe »Ich«, wie jenes »Ich«, das seine Mutter einst fragte:
»Was wäre, wenn ich du wäre und du wärst ich? Wäre ich dann ich und du wärst du?«
Ach Kinder, wie die Zeit vergeht… in diesem Sinne: Habt’s gut. Ich mach‘ jetzt mal Urlaub. 🙃
… und hier die Liste
- GESEHEN: Es ist Liebe
- GEHÖRT: »bye bye baby blue« {Undertones}
- GELESEN: ein Gespräch mit der Dichterin Monika Rinck über das allzu Schöne und das Denken beim Schreiben
- GEWESEN: in Bonn
- GESUCHT: ein Kuchenrezept, mit dem ich meine lieben Kolleg*innen glücklich machen kann
- GEFUNDEN: cimulact – Engaging all of Europe in shaping a desirable and sustainable future {sehr spannendes Forschungsprojekt!}
- GEFALLEN: Mareices Text über »Fremdwerte«
- GEMOCHT: die Gitarren-Oma
- GEMACHT: WAS MACHEN #06
- GELACHT: »Jedes Jahr sterben 70.000 Deutsche an Alkohol. Haben Sie Angst vor Riesling?«
- GEDACHT: Bibliotheken sind toll. {Hab jede Menge Urlaubsliteratur* geliehen – so viel wie Regen pro Quadratmeter pro Minute für die kommenden Tage angesagt ist.}
- GEHOFFT: dass Jennifer Cassidy recht hat und die Zeit der androzentrischen Diplomatie an ihr Ende kommt
- GEKAUFT: »Radical Technologies« von Adam Greenfield
- GEFREUT: über den kleinsten CSD {nicht nur, aber auch weil ich dort mal gewohnt habe – in Salderatzen. Toller Name, oder?}
- GEFRAGT: »Bin ich denn schon rechts?«
- GESPANNT: ob ich diese Tasche auf meinem Gabentisch liegt
- GESTAUNT: dass meine heutige Gleichgültigkeit gegenüber der Frage, ob ich als »Frau« {im sexuellen/sexualisierten Sinne} wahrgenommen werde, mit meiner früheren Magersucht korreliert. Beides ist eine Form des Widerstands gegen die Verdinglichung.
- GESCHMUNZELT: »Als ich noch jung war«
- GEKLICKT: Libertine
- *GEPLANT: u.a. diese Bücher zu lesen:
Liebe Indre, ich wünsche Dir von Herzen einen schönen Tag! Vielleicht wird es bei mir heute Abend auch ein Glässchen Wein, dann stoße ich in Gedanken mit Dir an. Auf Dich und die Muße!! <3
Was für eine Frage! Danke für die Gedanken und alles alles Gute zum jubilierenden Ich! Liebe Grüße, Wiebke
Herzliche Glückwünsche! Denn ein bisschen Glück braucht man zu allem immer auch. Es muss passen, um gut zu werden und man hat ja nicht alles selbst in der Hand. Also: auf dass dir alles gut wird!
Geburtstage sind komisch. Einerseits ist es nur eine Zahl, noch dazu jedes Jahr eine andere, also nicht wichtig. Aber wir werden an ihr gemessen und messen uns selbst an ihr ( jünger, angemessen, älter). Auf jeden Fall ist es eine gute Gelegenheit, einmal im Jahr über uns nachzudenken und uns zu feiern. Ohne Fragen uns einfach so gelten lassen wie wir gerade sind – und sei es nur diesen einen Tag.
Hab einen schönen Urlaub! Herzliche Grüße! Ilka.