»Wunderblumen« – was für ein klangvoller Name. Er lässt mich an verwunschene Gärten denken, an die Welt hinter den Spiegeln, an Peter Pan oder 1000 und 1 Nacht. Und so abwegig sind diese Assoziationen nicht: Wer Daniela auf Instagram besucht, verlässt für den Moment die Wirklichkeit und taucht ein in eine Welt, die irgendwo im Zwischenland liegt – zwischen Hier und Jetzt, Da und Dort, Fantasie und Realität. Neugierig wie ich bin, wollte ich wissen, wer die Schöpferin dieses zauberhaften Zwischenlands ist.
Vielen Dank, liebe Daniela, für das schöne Gespräch, mit dem ich allen einen heiteren Start in die neue Woche wünsche.
Wer steckt hinter dem traumschönen Instagram-Account »Wunderblumen«?
Ich heiße Daniela und wohne mit meinem Mann, meinen beiden Mädchen und unserer Katze Polly in einem alten Fachwerkhaus in Kassel. Mein ältester Sohn ist schon 23 Jahre und lebt in Berlin. Ich bin 43 Jahre und im »wirklichen« Leben Grundschullehrerin und Leiterin einer kleinen reformorientiert arbeitenden Ganztags-Grundschule.
Wir leben wie in einem kleinen Dorf mitten in der Stadt und wir genießen sowohl das unser Stadtteil direkt ans Grüne grenzt und trotzdem sehr urban ist. Wir haben einen großen wilden Schrebergarten, der nur 5 Minuten fußläufig entfernt liegt. Draußen zu sein ist für mich ein willkommener Ausgleich zu meinem Arbeitsalltag.
Was ist »Wunderblumen« für dich?
Ein Ausgleich zum Alltag, die Freude mit Ästhetik zu spielen und solche Momente festzuhalten; Inspiration für andere; Austausch und auch die große Freude noch einmal etwas Neues zu erleben und zu probieren.
Wenn du dir ein neues Zuhause wünschen könntest, wie sähe es aus? Und warum?
Es gibt verschiedene Wohnprojekte, die mir gut gefallen würden – und träumen ist toll… Also, einen Loft fände ich großartig, mit hohen weitläufigen Räumen oder eine alte windschiefe Villa mit schön erhaltenen Details und knarrenden Dielenböden. Ich mag Häuser und Wohnungen mit Charakter und Patina. Ein (mein) Zuhause muss eine Aura haben. Mein Zuhause muss ich spüren.
Ich wohne gerne in der Stadt, denn ich brauche Leben um mich – dort wäre auch mein neues Zuhause (so wie jetzt). Unsere Räume sind ja klein und auch niedrig – also mein Wunschzuhause hätte auf jeden Fall höhere Räume und wären auch ein wenig größer… Aber dies sind ja nur Träume und wir fühlen uns bei uns eigentlich sehr wohl!
Über 40.000 Menschen folgen dir auf Instagram. Wie fühlt sich das an? Wie kam es dazu?
Eigentlich bin ich eher zufällig in die Social Media Welt gestolpert – nichts war geplant. Manchmal finde ich es schon ein wenig verrückt, dass mir so viele Menschen folgen und Freude daran haben, mich auf dieser Reise zu begleiten.
Bei einer Recherche zu einem kleinen Wohnprojekt bin ich zunächst auf die Wohn-Community »so leb ich« und von dort bei Instagram gelandet. Es bietet mir die Möglichkeit, eine Seite von mir auszuleben, die in meinem Berufsleben weniger gefragt ist: meine Freude an Design, am schönen Wohnen, den kleinen Momenten und den schönen Dingen des Lebens. So habe ich das Fotografieren für mich entdeckt – und lerne immer mehr dazu.
Ich bin ein Mensch, der seine kleinen und großen Projekten mit Leidenschaft auslebt, der Freude an Neuem hat und nicht gut still stehen kann. Instagram inspiriert mich, hier sind sehr viele interessante Menschen unterwegs – einige habe ich schon getroffen und ich würde mir sehr wünschen auch noch einige andere im wirklichen Leben zu treffen (vielleicht trinken wir ja auch einmal einen Kaffee in Berlin…*).
*sehr gerne!
Im Leben 1.0 leitest du eine Reformgrundschule. Was genau sind deine Aufgaben als Schulleiterin und was macht den Reiz deiner Arbeit aus?
Ich bin Lehrerin, und ich liebe meinen Beruf. Vor ca. acht Jahren bekam ich, als noch junge Kollegin in der Schulleitung, die Chance, »Schule« noch einmal neu zu denken. Jedes Kind sollte die Chance haben, nach seinen Möglichkeiten zu lernen und – das war mein größtes Ziel – keines der Kinder sollte beschämt werden. Ich nehme Kinder sehr ernst und sie sollen früh erfahren, dass sie wichtig sind und ihre Meinung zählt. Ich habe gemeinsam mit einigen großartigen Menschen die Chance gehabt, unsere Schule neu zu gestalten. Wir sind eine Ganztagsgrundschule mit jahrgangsübergreifenden Klassen.
Seit längerer Zeit leite ich jetzt auch – neben meinen Aufgaben als Schulleiterin – auch wieder eine eigene Klasse mit 6 bis 8 achtjährigen Kindern. Es bereitet mir große Freude, ihre Entwicklung zu begleiten. Sie wachsen zu sehen, ihre Freude am Lernen zu beobachten, macht mich glücklich.
Als Schulleiterin machst du ALLES (lach) und man muss Freude am Organisieren, den Umgang mit vielen Menschen, dem Leiten von Menschen haben. Ich finde immer einen Weg zwischen den Verordnungen (Vorgaben) und meinen Vorstellungen von einem guten Ort für Kinder.
Du hast drei Kinder. Dein Sohn ist {wie meiner} bereits ausgezogen. Wie ist es, ein erwachsenes Kind zu haben?
Ich habe meinen ältesten Sohn schon sehr früh bekommen – eigentlich noch nicht wirklich erwachsen – mit 19 Jahren mitten im letzten Abiturjahr. Er hat mich auf meiner Reise ins Erwachsenwerden begleitet. Er ist ein großartiger, sehr selbstständiger und kluger junger Mann und ich liebe ihn über alles. Wir haben aufgrund unseres geringeren Altersabstands ein besonderes Verhältnis und stehen uns auf der einen Seite sehr nah, können uns aber auch gut lassen.
Ich war noch sehr jung als mein Sohn auf die Welt kam und oft war es auch eine große Herausforderung ein kleines Kind alleine groß zu ziehen, dabei zu studieren und auch noch selbst jung sein zu dürfen. Er war schon sehr früh sehr selbstständig und ist auch schon früh ausgezogen. Er ist ein sehr liebenswerter großer Bruder und begleitet seine kleinen Schwestern aus der Ferne. Die Große hat auch schon alleine bei ihm in Berlin übernachtet.
Du lebst in der Nähe von Kassel. Welche Orte in und um Kassel sind unbedingt einen Besuch wert?
Kassel ist umgeben von Grün und wir lieben es sehr, am Wochenende Ausflüge zu machen: Der Reinhardswald mit dem Tierpark Sababurg sind hier zu empfehlen und auch der Edersee. Direkt in unserer Nähe ist der Bergpark mit dem Herkules, den Wasserspielen und der Löwenburg. In der Innenstadt befindet sich die Aue mit der Orangerie.
Kassel hat einige interessante Museen, wie z.B. das Fridericianum oder das Brüder Grimm Museum – um nur zwei zu nennen. Alle fünf Jahre findet hier die Weltausstellung »Documenta« statt, dann ist Kassel kurz sehr international. Wir gehen gerne auf den Wochenmarkt, der sich in einer schönen alten Markhalle befindet.
Kassel ist auf den ersten Blick nicht besonders schön, da es im zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört wurde. Aber ich lebe in dieser Stadt und kenne die schönen Ecken und die Reize auf den zweiten Blick. So gibt es auch in Kassel schöne Altbauten, Cafés und kleine Lädchen (z.B. rund um den Bebelplatz). Mein liebstes Café ist das Rokkeberg.
Tolles Interview, ich bin auch ein absoluter Fan von Wunderblumen 🙂
LG Svenja