Ein Blick hinter: Septembermorgen

19. November 2012

Sie liebt Schokolade und unterliegt der Magie der Wohnmagazine. Sie ist zweifache Jungs-Mama, Bloggerin und freiberufliche Grafikerin. Die Rede ist von Katja, die uns heute einen Blick hinter ihr Blog septembermorgen werfen lässt. Katja erzählt von ihren Alltag, über die Lust und Last der Freiberuflichkeit und gibt uns die besten Reisetipps für Reutlingen mit. Vielen lieben Dank fürs Mitmachen!

Today we glance at Katja from septembermorgen.

Wer steckt hinter Septembermorgen? 
Ich bin Katja, 33 Jahre alt, verheiratet, zweifache Jungsmama und arbeite als freie Grafikdesignerin in Reutlingen. An Wohnmagazinen komme ich fast nicht vorbei, ohne wenigstens kurz darin zu blättern. Eine Tafel Schokolade in meinen Händen überlebt nicht lange. Meinen Mann habe ich beim Tischkickern kennengelernt. Ein 800g-Nussnougatcremeglas reicht bei uns für eine Woche. In meinem Kopf schwirren unglaublich viele Gedanken, darum rede ich vermutlich auch so schnell und viel. Ich liebe Filme. Meine Kinder bedeuten mir Alles. Ich hasse Hausarbeit.

Wieso heißt dein Blog Septembermorgen?
Die Idee zu einem zweiten Standbein/Shop und einem Blog stand schon eine ganze Weile. Nach einem passenden Namen hatte ich allerdings lange gesucht. Ich wollte etwas Persönliches, kein reines Phantasiewort, sondern etwas, das wirklich mit mir zu tun hat. Als ich eine Zeit lang die Überlegung ruhen ließ, kam plötzlich die Eingebung. Eigentlich recht naheliegend – ich bin an einem Septembermorgen zur Welt gekommen. (Erst bei der Domainreservierung stellte ich fest, dass es mit gleichem Namen ein bekanntes Gedicht gibt.)

Seit wann und warum bloggst du?
Vor einigen Jahren hatte ich schon einen Blog für meine Freiberuflichkeit. Schnell merkte ich aber, dass solch‘ ein Blog keinen Sinn macht, wenn ich nicht ständig neue Artikel veröffentliche. Seit der Geburt meines zweiten Sohnes habe ich mehr und mehr Wohn-/Interiorblogs für mich entdeckt. Irgendwann bekam ich Lust, selbst wieder einen Blog zu starten. Mit einer anderen Ausrichtung als damals. Auf septembermorgen schreibe ich über Dinge, die mich nicht nur beruflich, sondern auch bzw. vor allem privat interessieren. Ich finde es super, dass ich hier meinem Mitteilungsbedürfnis Luft lassen kann, Erlebtes und Gefundenes festhalten kann, Kontakt nach „außen“ habe und dass ich dadurch auch Gleichgesinnte „treffe“, die mir nicht sofort den Vogel zeigen, nur weil mir bspw. die Idee von einer schwarzen Wand hinter dem Fernseher gefällt, die also die gleichen Interessen haben wie ich selbst und dass man sich austauschen kann. 
Den Blog gibt es seit dem 11. August 2012.

Du hast 2 Jungs. Wie alt sind sie?
Der kleine Junge ist 8,5 Monate. Der große Junge ist genau vier Jahre älter. Ihre Geburtstage liegen nur vier Tage auseinander.



Du arbeitest seit 2003 als freie Grafikdesignerin? Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Ich habe seit den Kindern nicht mehr DEN typischen Arbeitstag. Bevor der große Junge geboren wurde bzw. als er in die Kita kam, arbeitete ich einerseits für eigene Kunden zu Hause, andererseits als Freelancerin für verschiedene Werbeagenturen und Designbüros, meistens vor Ort. Wenn ich außer Haus gearbeitet habe, dann war das fast wie bei einer normalen Angestellten, d.h. nach einem gemeinsamen Frühstück das Kind in die Kita bringen, ab zur Agentur, besprechen, entwerfen, verwerfen, neu gestalten, präsentieren, Druckdaten erstellen usw … Nachmittags das Kind abholen, die restliche Zeit des Tages mit ihm verbringen und eigene Aufträge abends, nachts oder an den Wochenenden erledigen und Rechnungen schreiben. Seit dem kleinen Jungen kann ich noch nicht in den Agenturen aushelfen. (Er ist ja noch so klein und die Agenturen wollen meistens jemanden bei sich vor Ort haben.) Meine Arbeitszeiten sonst sind sehr flexibel. Da ich von zu Hause aus arbeite und fast im ganzen Haus irgendwelche Notizblöcke verteilt sind, kann ich neue Ideen und Entwürfe jederzeit notieren und skizzieren und sie dann später am Computer umsetzen, sobald es die Kinder zulassen, wenn sie im Bett sind oder mein Mann bzw. die Großeltern sich um sie kümmern. Und dann heißt es auch hier wieder Abstimmung mit dem Kunden, Entwürfe weiterentwickeln oder verwerfen usw. Kreative Schöpfungen lassen sich nur schwer in einen 9to5-Job zwängen. Ideen kommen irgendwann, und manchmal mitten in der Nacht, auch ohne ständig zu grübeln. Daher finde ich es toll, dass ich so flexibel arbeiten kann.

Wieso arbeitest du freiberuflich? Hast du dich je nach einer Festanstellung gesehnt?
Der Entschluss mich selbstständig zu machen kam (wie bei vielen) aus der Not heraus. 2002 konnte ich aufgrund der insgesamt schlechten Wirtschaftslage nicht mehr in dem Designbüro arbeiten, in dem ich direkt nach meiner Ausbildung angefangen hatte. Da damals überall gespart wurde, v.a. in der Werbung, hatte ich als Fast-Berufsanfänger kaum eine Chance auf eine Festanstellung. Ich merkte aber, dass ich als Freelancerin deutlich bessere Karten hätte. Mein Mann machte mir Mut, es einfach zu probieren. Und seither läuft es mit den typischen Höhen und Tiefen ganz ordentlich. Es war also ein guter Schritt. Und dennoch sehne ich mich ab und zu nach einer Festanstellung. Zum Beispiel wenn ich Feedback zu einem Entwurf oder überhaupt ein Fachgespräch benötige, wenn es mal nicht so gut läuft, oder wenn ich eine Anschaffung tätigen möchte, aber nicht weiß, wie viel ich im nächsten Monat einnehmen werde. Ich wüsste dann, was ich jeden Monat auf dem Konto hätte, ein paar Versicherungen könnte ich kündigen (z.B. eine Betriebsrechtschutzversicherung), ich müsste mich um weniger kümmern und hätte weniger Sorgen. Aber ich hätte definitiv auch weniger Freiheiten.

Was sind die größten Herausforderungen der Freiberuflichkeit? Und wie meisterst du sie? 
Am schwierigsten ist es vermutlich, sich jeden Tag neu zu motivieren, wenn es mal nicht so gut läuft. Schwierige Phasen gibt es immer, das lernt man über die Jahre. Wenn viel zu tun ist, macht es ja Spaß, aber da muss man aufpassen, dass man sich auch mal eine kurze Auszeit gönnt und z.B. ab 20 Uhr nur noch in Notfällen erreichbar ist. Am Ball bleiben, d.h. sich über Branchenneuigkeiten und Trends informieren, z.B. über Fachzeitschriften oder (Design-)Blogs. Ganz wichtig ist es, sich auszutauschen und nicht nur vor sich alleine hinzuwurschteln. Ein Austausch kann z.B. stattfinden unter Studienkollegen, unter befreundeten Mitbewerbern oder in Business-Netzwerken (bspw. Xing). Netzwerke halte ich für besonders wichtig, egal ob man sich nur austauscht oder sogar gemeinsam an Aufträgen arbeitet. Ich habe mit der Freelancer-Tätigkeit das Glück, dass ich ganz viel Austausch haben kann, wenn ich in den Agenturen sitze und dort auch immer einiges dazulerne, da ja jede Agentur eine andere Arbeitsweise hat. Das kann ich dann auf meine eigene Firma adaptieren. Und nicht zu vergessen, eine riesige Herausforderung ist es, überhaupt erstmal Kunden zu bekommen. Da empfehle ich wieder Business-Netzwerke, die regionale Treffen anbieten. Man muss sich unbedingt (vor Ort) bekannt machen, denn kaum jemand vergibt einen Auftrag an jemanden, den er nicht kennt oder der ihm zumindest nicht empfohlen wurde. Ach, und nicht unter Wert verkaufen. 25 Euro pro Stunde können einfach nicht reichen – man hat monatliche Fixkosten, das Finanzamt will noch einen großen Teil davon und etwas Gewinn für Rücklagenbildung wäre auch nicht schlecht.

Kannst oder könntest du dich und deine Familie mit deiner Arbeit finanzieren?
Nein – nicht seit die Kinder da und sie noch so klein sind. Das finde ich zwar natürlich schade, aber zum Glück verdient mein Mann ganz gut. (Wobei ich mich nicht darauf ausruhen will.) Ich bewundere jeden, der sich ganz ohne Partner oder anderen finanziellen Unterstützer an der Seite selbstständig macht!

Wie gelingt es dir, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen?
Da ich wie gesagt überwiegend von zu Hause aus arbeite, kann ich meine Arbeitszeit flexibel gestalten. Die Kinder gehen immer vor, da muss ich eben auch mal nachts noch an den Computer. Außer Haus arbeite ich dann wieder in der Zeit, in der der große Junge in der Kita ist bzw. irgendwann der kleine Junge in der Kleinkindgruppe. Mein Mann arbeitet recht viel bzw. ist in seinem Job auch öfter mal für ein paar Tage verreist. Sonst teilen wir uns die Betreuung der Kinder, die Bespaßung und das Zubettbringen. Wenn es erforderlich ist, springen auch mal die Großeltern ein, was sie sehr gerne tun (Danke!). Die Hausarbeit kommt ganz zum Schluss. Spontanbesuch darf sich also nicht an sich ständig anhäufender Bügelwäsche oder unaufgeräumten Zimmern stören.
Aber ich gebe zu, manchmal fühle ich mich doch etwas überfordert und bin daher sehr froh, dass wir Freunde und Großeltern in der Nähe haben.

Wo wohnst du in Reutlingen und wie?
Wir wohnen seit dreieinhalb Jahren in einem meist ruhigen, gewachsenen Wohngebiet, in fußläufiger Nähe zur Innenstadt, in einem Häuschen aus dem Jahr 1938 mit kleinem Garten. 120 qm Wohnfläche zzgl. Keller und noch Ausbaureserve im Dachgeschoss. Das Häuschen war in einem sehr guten Zustand. Die Fenster, die Heizung und die Küche waren erst ein paar Jahre alt, die Aufteilung war gut, die Leitungen und Rohre waren auch in Ordnung. Somit mussten wir nur renovieren: überall war Teppich, der musste raus und Parkett wurde verlegt, die Tapeten kamen runter, neue drauf, die Badfließen habe ich überstrichen und ein paar weitere Leitungen kamen hinzu. 
Da mein Mann und ich zum Teil sehr unterschiedliche Geschmäcker haben was die Einrichtung betrifft (er ist der Technikfreak und ist nicht der Auffassung, dass man ständig etwas an der Einrichtung ändern muss, ich bin designverliebt und mag die Veränderung), müssen wir viele Kompromisse schließen. Wenn es nach mir ginge, würden wir momentan mit viel Weiß und vielen bunten Farbtupfern, hauptsächlich Vintagemöbeln und einigen Designerstücken wohnen (ich will endlich einen Eames Stuhl!) und auch immer mal wieder Möbel umstellen oder austauschen. Aber in der Realität haben wir viel Weiß (die bunten Details schmuggel ich gerade nach und nach ein), viele Stücke vom Schweden und ein paar wenige alte Dinge und Selbstgemachtes.

Welches sind deine Lieblingsorte in Reutlingen?
In der Waldesslust und im Café Nepomuk kann man entspannt und lecker essen. Bei beiden gibt es einen schönen Biergarten, und im Nepomuk ist es zudem noch super mit kleinen Kindern. Dort werden sogar überwiegend Bioprodukte angeboten. Das Hofgut Gaisbühl gehört zur Bruderhaus Diakonie und lohnt einen kurzen Besuch. Neben einem kleinen Spielplatz und Tieren zum bestaunen gibt es hier auch einen Tagwerksverkauf und einen Bioland-Hofladen. Meine Stammkneipe Kaiserhalle (Kohla) ist zwar etwas düster, aber hier gibt es (meistens) gute Musik und einen Tischkicker. 
Reutlingens Erscheinungsbild hat während dem Krieg stark gelitten, vieles wurde zerstört. Seither finden sich einige „Bausünden“ in der Stadt. Aber es gibt doch einige Ecken, die wirklich schön sind. Viel Grün und tolle Spielplätze findet man z.B. im Stadtpark, in der Planie, im Volkspark und in der Pomologie. Unser Hausberg, die Achalm, bietet sogar noch einen alten Aussichtsturm. Aber auch die Wohngebiete Georgenberg, Achalm und Lerchenbuckel sind unheimlich schön, da es gewachsene Wohngebiete mit vielen älteren, aber auch einigen tollen neuen Häusern sind. Für Architekturbegeisterte wie mich also genial zum gucken.
 Nicht in, sondern nur in der Nähe, ist die Schwäbische Alb. Wenn ich aber da tolle Orte aufzählen soll, dann schreibe ich noch morgen.

Was sollte ich unbedingt kennen lernen, wenn ich einmal in Reutlingen bin?
Eine Reutlinger Besonderheit ist die Mutschel. Das sternförmige mürbe Hefeteiggebäck gibt es nur in der kalten Jahreszeit zu kaufen. Es gibt sogar einen Mutscheltag, an dem in den hiesigen Cafés und Kneipen bestimmte Würfelspiele um dieses Gebäck gespielt werden.
Außerdem sehenswert sind die Spreuerhofstraße (die engste Straße der Welt), die Stadtmauerhäuser, die ehemalige Arbeitersiedlung Gmindersdorf, die Gartenmesse Garden Life, der Regionalmarkt neigschmeckt, der Kreativmarkt „handfest“, das Umweltbildungszentrum Listhof und alle schon in der vorherigen Frage genannten schönen Plätze.
 Aber am wichtigsten: wenn Du, liebe Indre, einmal in Reutlingen bist, solltest Du unbedingt mal mich besuchen kommen ;-).
Anm.: 1.000 Dank für die Einladung, liebe Katja, das mache ich ganz gerne!

Was wünscht du dir für 2013 und was planst du fürs neue Jahr?
Ich mache mir eigentlich nie Jahrespläne. Neben lieben Kindern, Gesundheit, allgemeinem Glücklichsein und interessanten Aufträgen hoffe ich aber, ich kriege es endlich mal gebacken, einige Dinge von meiner To-Do-Liste zu streichen, wie z.B. meine Firmenwebsite umzugestalten und zu aktualisieren, diverse Nähprojekte für meine Kinder, einen kleinen Shop mit meinen eigenen freien Kreationen zu eröffnen oder einen Siebdruckkurs zu machen. Außerdem will ich wieder an mehr Business-Veranstaltungen teilnehmen, sobald mich der kleine Junge abends nicht mehr braucht. Und vielleicht kann ich meinen Mann ja doch noch irgendwann von der überaus dringenden Notwendigkeit eines VW-Busses überzeugen ;-).

11 Comments

  • 12 Jahren ago

    Oh wow! So viele liebe Kommentare und Komplimente. Ich freue mich :-).

  • 12 Jahren ago

    Hallo, ich habe deinen Blog gerade über Katja entdeckt und fand es toll, auf diesem Weg mehr über sie zu erfahren… bin auch Freiberuflerin und habe sie schon vor ein paar Jahren beim Netzwerken kennengelernt. Als zweifache Jungsmama und von daheim arbeitende Selbständige habe ich mich in vielen Sätzen wiedergefunden. Danke und Grüße!
    mum02 Peggy

  • Es macht Spaß Fragen und Antworten zu lauschen. Schön. Danke Euch!

  • 12 Jahren ago

    Ein schönes Interview und tolle Einblicke. Vielen Dank liebe Frau Mima 🙂

  • 12 Jahren ago

    ein schönes interview und ich war bei katja gleich schmökern und fands toll bei ihr…
    herzlichst birgit

  • 12 Jahren ago

    Ein tolles Interview, danke ihr beiden! Ich kannte septembermorgen bisher nicht und werde gleich mal rüberschauen …

  • 12 Jahren ago

    Ein absolut sympathisches Interview – toll! 🙂

  • 12 Jahren ago

    Auch wir haben uns sehr gefreut mehr über Katja zu erfahren. Wir mögen ihren Blog sehr und waren auch schon bei ihr zu Gast;-)
    Besonders hat uns der Einblick in ihr zu Hause gefallen! Supergemütlich sieht´s aus!!!
    Wie Lykke schon sagt: Ein ganz authentisches Blog mit einer ehrlichen und auch erfrischenden Sicht der Dinge! (Haushalt, Kinder und ihren Job) gepaart mit der Abwechslung zum Wohndesign und DIY Projekten! Auch die Gestaltung des Blogs ist immer etwas für´s Auge!!!
    Bei und ganz fest "verfolgt";-)
    LG Susan und Tanja

  • 12 Jahren ago

    Danke fürs ausführiche Interview und die ehrlichen Antworten! Schöne Grüße, Wiebke

  • 12 Jahren ago

    Schoen. Mir hat schon Dein Besuch bei septembermorgen sehr gut gefallen. Und jetzt werde ich bei septembermorgen regelmaessig vorbeischauen. Supersympathisch.

  • 12 Jahren ago

    Liebe Indre,

    vielen Dank fürs Fragen! Mitgemacht hab ich gerne :-).

    Herzliche Grüße
    Katja

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