Ein Blick hinter nikkioutwest

31. August 2015
Von einer die auszog, der ersten Liebe eine zweite Chance zu geben. So könnte man sie charakterisieren, die Frau hinter nikkioutwest. Als die Kunsttherapeutin aus Bayern und der Mann aus Washington sich nach vielen Jahres zufällig wieder begegneten, nahmen sie das Schicksal beim Wort und sich bei der Hand. Seither pendeln sie zwischen zwei Kontinenten und planen Schritt für Schritt ein gemeinsames Zuhause. Nicht hier im beschaulichen Bayern. Sondern im wilden Westen, genauer gesagt in Virginia mit seinen heißen Sommern, seinem üppigen Grün und seiner schmerzhaften Widersprüchlichkeit.

Was für eine Geschichte, dachte ich und wollte mehr wissen von der Frau, die ihre Hände in Mehl versenkt, um zur Ruhe zurück zu finden. In unserem Montagsgespräch erzählt Nicola von den Herausforderungen und Chancen einer interkontinentalen Liebesbeziehung, von kreativen Quellen und guten Orten im fernen Amerika. 

Hab vielen lieben Dank für das schöne Gespräch, Nicola, mit dem ich allen einen guten Start in die erste Septemberwoche wünsche.    
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Wer steckt hinter „nikkioutwest“? Und wie kam es zu dem (Blog-)Namen?
Hinter nikkioutwest steckt Nicola, Kunsttherapeutin, Mutter von Zweien, die immer unabhängiger werden, beheimatet in München und im Herzen seit jungen Jahren mit Virginia verbunden.
nikkioutwest ist Journal meiner Herzens(aus)wanderung von den bayerischen Voralpen in die grünen Hügel Virginias.
Wo, wie und warum lebst du im „wilden Westen“?
Einst, in ganz jungen Jahren, traf ich in Washington D.C., in einer für die amerikanische Hauptstadt so typischen, feucht-heißen Augustsommernacht einen gebürtigen Washingtonian mit goldbraunen Augen und grübchengesprenkeltem Lächeln. Die sanften Wogen unserer jungen Leben ließen uns ein wenig umeinander kreiseln, bevor sie uns wieder in unterschiedliche Richtungen auseinander spülten. Heute, fast zwei Dekaden und jeweils ein halbes, erwachsenes Leben später, wurde uns eine zweite Chance gegeben oder vielmehr, wir haben sie ergriffen. Derzeit leben wir noch auf verschiedenen Kontinenten, denn zwei Leben mit all ihrem Gepäck zu vereinen braucht Zeit und dazu Mut, Kraft, Ausdauer und vor allem Zuversicht und Vertrauen in die gemeinsame Vision. Unsere Familienzeit verbringen wir in der näheren Umgebung von Washington, in Virginia, denn hier soll zukünftig unser Zuhause sein.
Wie unterscheidet sich der „wilde Westen“ von deiner „alten Heimat“?
Die Unterschiede sind mannigfaltig und die Gespräche darüber am Familientisch ebenso lebhaft, denn wir sind sozusagen der lebende Unterschied. Wir alle haben gelernt, dass uns nur ein gewisses Maß an Toleranz und Akzeptanz der jeweiligen Andersartigkeit weiterbringen. Das Schöne am Unterschied ist, dass er neben dem kritischen Nachdenken über das Andere auch das Eigene zu überdenken hilft.
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Du betreibst dein Blog seit 2010. Wie kam es dazu und wie hat es sich verändert in diesen fünf Jahren?
Begonnen habe ich 2010 mit „nikkibag“, der Blog entstand gemeinsam mit einem Lable für handgemachte Taschen aus Stoff und Plane. Während das Leben ein paar scharfe Kurven nahm, mussten die Taschen zurückbleiben. Der Blog stattdessen bekam einen neuen Namen und wurde zum „Reisetagebuch“.
Woher nimmst du deine kreativen Ideen? 
Wenn ich meinen Kopf und mein Herz hoch in die Wolken fliegen lassen kann, dann kommen die Ideen ganz von selbst. Die Menschen in meiner Umgebung inspirieren mich, das Glück und die Liebe, die ich in meinen Beziehungen finde, machen meinen Kopf und mein Herz frei, um sich in die „kreativen Lüfte“ zu schwingen. 
Natürlichen finde ich auch viele Anregungen in virtuellen Raum, ich folge regelmäßig mehreren Blogs, Inspirationsquellen sind auch einschlägige soziale Medien wie Instagram, Pinterest oder Steller und besonders meine Arbeit als Kunsttherapeutin.
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Was braucht es deines Erachtens vor allem, um kreativ zu sein? Und unter welchen Umständen kannst du nicht kreativ sein?
Als Kunsttherapeutin bin ich schon aus beruflichen Gründen überzeugt von der heilenden, entlastenden und resourcenförderden Kraft des kreativen Gestaltens, denn das Leben an sich ist eine kreative Angelegenheit. Es gibt schon allein deshalb keinen Grund nicht kreativ zu sein.
Für mich selbst habe ich herausgefunden, dass ich in Momenten der Anspannung oder an stressigen Tagen meine Hände am besten in Mehl versenke, um Ruhe zu finden, dass mich ein meditatives Häkelmuster entspannt, wenn die Gedanken kreiseln und dass mich ein etwas komplizierteres Nähprojekt vom Alltag ablenkt und mir in Phasen der Unklarheit Zufriedenheit und Selbstachtung verschafft.

Zum Schluss: Sollte ich es doch noch einmal schaffen, den Ozean zu überqueren und den „wilden Westen“ zu besuchen – wo sollte ich unbedingt hin?
Natürlich bin ich bei dieser Frage total voreingenommen und schlage dir vor, deine Reise unbedingt in Washington und hier besonders in Virginia zu beginnen. Von der Atlantikküste über die Tidewater Region bis hin zu den blauen Hügeln der Shenandoah Mountains wirst du in diesem Bundesstaat zur Geschichte der Vereinigten Staaten von den ersten Kolonien, über Revolution und Unabhängigkeit bis zum Bürgerkrieg und der neueren Geschichte so viele interessante Orte und Historie finden wie sonst nirgends in den U.S.A. 
In Virginia beginnt außerdem der Süden mit den heißen Sommern, der gemächlichen Lebensart reich an Tradition, dem üppigen Grün, den unglaublich feinen Speisen und besonders auch der Süden mit all seiner grausamen Widersprüchlichkeit.
Zudem steht in Virginia ein Haus das Gäste aus der „alten Heimat“ stets willkommen heißt.
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4 Comments

  • 9 Jahren ago

    oh so schön!
    danke für das schöne gespräch, es berührt mein herz sehr.
    lg andi

  • 9 Jahren ago

    Was für eine schöne Geschichte! Und für mich eine Blogneuentdeckung. Danke dafür! Ich habe vor 16 Jahren eine kleine Virginia Rundreise gemacht, mußte gleich mal die Fotoalben rauskramen und Erinnerungen streicheln. Chincoteague Island war meine kleine Entdeckung damals. Warst Du dort schon, liebe Nikki? Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Glück!
    Herzlichen Dank euch beiden für das schöne Interview, Annett

    • 9 Jahren ago

      danke dir! Chincoteague Island mag ich sehr, unglaubliche vogelwelt, frische austern und stehengeblieben in den 50ern, unbedingt die lange fahrt an den östlichen zipfel des Eastern Shore wert:) lg, nikki

  • ChristinaInAustralien
    9 Jahren ago

    Ein tolles Interview — den Blog genehmige ich mir jetzt als spaeten Nachtisch! Liebe Gruesse von einer Thueringerin, die in Australien lebt. Was auch etwas mit einem Paar brauner Augen und Lachgruebchen zu tun hat…

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