Ein Blick hinter goingweird

12. Oktober 2015
goingweird, blog, Nicole Nike Praglowski

Entdeckt habe ich Nikes Blog über 20 wahllose Fakten von Doro. Von dort stolperte ich über 40 Fakten über sie selbst und wurde sehr neugierig.

Wer ist diese 32jährige Frau mit den roten Haaren, die früher jede Menge Wettbewerbe gewonnen, diverse Länder in Europa bereist und mindestens so viele Festivals besucht hat? Die ihre Ausbildungszeit als Höllenritt und sich selbst als „nicht so sozial kompetent“ bezeichnet, die auf einer Insel mitten in der Stadt lebt, ihr tägliches Tun auf den Begriff „Kümmern“ bringt und nie ein Auto haben wollte? 

All das habe ich sie gefragt. Und sie hat geantwortet. Hab‘ vielen Dank für diesen kurzweiligen Start in die neue Woche, liebe Nike.

goingweird, blog, Nicole Nike Praglowski

Welche Wettbewerbe hast du während der Schulzeit gewonnen und was war daran so gut, dass du diese Erfahrung möglichst vielen Menschen wünscht?

Das ist ja nun schon recht lange her, aber damals waren das tolle Erlebnisse für uns: Über Wochen oder Monate wurde an Projekten und ihrer Dokumentation gearbeitet, bis man sie schließlich aus der Hand gab. Dann wartete man gespannt, was passieren würde. Manchmal kam man dann eine Runde weiter. Und noch eine. Und dann noch eine.

Ich weiss noch genau, wie wir in einer der AGs zusammengetrommelt wurden und man uns verkündete, dass wir mit unserem Projekt zur Massentierhaltung von Puten den ersten Bundespreis (einer bekannten deutschen Bank, bei der ich niemals freiwillig ein Konto eröffnen würde *hüstel*) gemacht hatten. Was für ein Gefühl! Etwas geschaffen zu haben, dass sich gegen tausende Konkurrenten durchgesetzt hat. Der Preis war übrigens eine Reise nach Frankreich und Italien.

Wir haben später noch an vielen anderen Preisen teilgenommen – nicht immer ganz freiwillig. Aber es spülte Geld und Möglichkeiten in unsere Kassen. An diesem Wettbewerb haben wir eigentlich mehr nur aus Mitleid mit unserem Lehrer teilgenommen. Nach der Abgabe des 30seitigen Essays fielen uns immer mehr Fehler auf. Das Ergebnis: Platz 1 und eine Ungarnreise inklusive Staatsempfang in Budapest. Das war schon ein bisschen lustig – und auch eine wichtige Erfahrung: Auch hochkarätige Jurys lassen sich blenden. Unser Text war vielleicht hübsch geschrieben, aber mitnichten preiswürdig.

Wo bist du zur Schule gegangen? Und wie war deine Schulzeit?

Ich war auf einem humanistischen Gymnasium in der schwäbischen Provinz. Meine Eltern wollten mich eigentlich auf einer der moderneren Schulen anmelden, aber da wollte ich nicht hin und habe Druck gemacht bis sie schließlich eingeknickt sind. Das hat mir meinen wirren Kopf gerettet.

Ich bin sozial nicht so wahnsinnig kompetent, verstehe meistens nicht, was „man“ von mir will, und obwohl ich mich durchaus anpassen wollte, hab ich’s nicht hingekriegt.

Der Laden war, wie eine ehemaliger Klassenkamerad kürzlich sagte, ein Sammelbecken für Sonderlinge.

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Welche Länder in Europa hast du bereist und wo hast du dich warum am wohlsten gefühlt?

Italien, Schweiz, Frankreich, Irland, Ungarn, Griechenland, Spanien, Türkei. Am glücklichsten aber war ich in Barcelona.

Es ist extrem multikulturell und Kunst spielt eine übergeordnete Rolle, viel mehr sogar noch, als einem bei einem kurzen Städtetrip vielleicht auffallen könnte.

Hast du ein gute Tipps, was man in Barcelona tun und lassen sollte?

Falls Du nicht zum ersten Mal da bist, solltest Du unbedingt ins Museu del Disseny de Barcelona. Es war schon früher der Hammer, aber jetzt hat es ein brandneues eigenes Gebäude.

Wenn Du Samstag gehst, kannst Du gleich mal nachschauen, was aus dem Encants vells geworden ist, der ist auch da auf der Ecke und der älteste noch laufende Flohmarkt der Welt. Bring einen leeren Koffer mit.

Falls Du zum ersten Mal da bist, machst Du einfach die Touristensachen, für die Barcelona so bekannt ist. Es hat seinen Grund, dass alle so auf die Bauwerke von Gaudí und den Mercat de la Boqueria abfahren.

Was Du nicht tun solltest: Deine Geldbörse in der Hosentasche, einer Handtasche ohne Reisverschluss oder einem Rucksack aufbewahren. Etwas essen oder trinken, das auf den Ramblas angeboten wird. Überall sonst ist es besser. Ausnahme: Nachts sind da überall Leute unterwegs die hausgemachte gefüllte Teigtaschen und Bier verkaufen. Eigentlich handeln sie mit Drogen, aber man kann ihnen auch einfach Bier und eine Teigtasche abkaufen, die mit Kartoffeln sind sehr lecker!

Welche der vielen Festivals, die du besuchst hast, sind dir warum in besonderer Erinnerung geblieben?

Mein allererstes. Es war die erste Vans Warped Tour in Deutschland. Ich war 16. Und es war gigantisch: Mehr als zwanzig Bands, laut und schnell. Riesige Halfpipes, überall Tattoos, Piercings, bunte Haare. Bis dahin hatte ich mich eher an klassische Musik gehalten. Jetzt hatte ich zwar immer noch keine Ahnung von Punkrock und Ska, aber zumindest wusste ich, dass sie existierten.

Vermisst du manchmal das Leben als Autobesitzerin?

Nö, nie. Könnte daran liegen, dass ich noch nie ein Auto hatte und auch nie eines wollte. Da wo ich herkomme „musste“ ich Autofahren, weil Freunde schon mal 20 km entfernt und der einzige gute Club noch mal so weit war.

Jetzt empfinde ich es als Privileg, kein Auto zu brauchen. Ich fahre die Kinder und die Einkäufe mit einem Lastenrad durch die Gegend und falls doch etwas Sperriges zu transportieren ist, mieten wir eben ein Fahrzeug in der passenden Größe. Das darf dann mein Mann fahren, der findet Autofahren okay.

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Wo hast du wie und wann in meiner zweitliebsten Stadt Leipzig gelebt?

Schön da, ne? 2002 bis 2004 war das, in einer 4er WG in Gohlis. Unser Haus war „unsaniert“. Ich schätze Du weißt, was das heißt: Kachelöfen, gesprungene Kastenfenster, Badeofen.

Die Wohnung war billig. Wir haben viel gefeiert. Zu viel, könnte man meinen. Aber mir lag das Studieren ohnehin nicht. Ich würde also sagen, wir haben unsere Zeit gut genutzt und viel getanzt.

Was hast du Anständiges in einem Höllenritt gelernt?

Ich bin gelernte Hotelfachfrau.

F&B war die Hölle, „Sales“ und „Yield Management“ waren total mein Fall. Aber Hotel essen Seele auf, inzwischen bin ich froh, dass das hinter mir liegt.

Wie und wo lebst du mit deinen zwei Söhnen und deinem Mann in HH?

In einem schönen Haus mit Garten in Wilhelmsburg. Wilhelmsburg ist die größte bewohnte Flussinsel Europas und gilt als ein bisschen unterentwickelt. Wir finden es sehr schön hier.

Man sieht allerdings auch, dass es in Hamburg arg an ernsthaften Bemühungen um soziale Gerechtigkeit mangelt. Ich werde nicht müde, das zu erwähnen, weil ich das anhaltend scheiße finde.

Was machst du so den „lieben langen Tag lang“?

Ich kümmere mich. Morgens, wenn die Kinder aus dem Haus sind kümmere ich mich um Sachen: Haus, Garten, Wäsche, ich repariere Klamotten und Spielzeug, baue Dinge, mache Besorgungen, schreibe ins Internet hinein.

Ein mal in der Woche gehe ich morgens in die ZEA für Geflüchtete und sortiere Kleidung nach Typ und Größen, damit sie Nachmittags von ambitionierteren Helfern ausgegeben werden kann.

Nachmittags kümmere ich mich um die Kinder: im Garten wuseln, aufpassen, dass keiner absäuft, wenn das Planschbecken aufgebaut ist. Aufpassen, dass keiner planscht, wenn es zu kalt ist. Mit Kreide eine Straße auf den Hof malen. Einen Obstsnack reichen, trösten, wenn einer hinfällt oder wochenlang am Stück alles doof ist. Vorlesen.

Wir werden sehen, wie sich das alles entwickelt. Es ist noch recht neu für uns, dass beide Kinder in den Kindergarten gehen. Ich hab noch viel Liegengebliebenes abzuarbeiten (hey there, Zahnarzt!).

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