Ein Blick hinter ‚Draußen nur Kännchen‘

6. Januar 2014
Heute beginnt offiziell das neue M i MA-Jahr. Das Meiste bleibt wie bisher: die Vielfalt und Qualität der Beiträge, die Themen und Serien (M i MA zügelt, M i MAs Kladden, M i MAs (Ein-)Blicke) etc. Eines aber wird sich ändern: die Taktzahl. 2014 wird etwas langsamer geschlagen. Schlendern statt Hasten – so könnte mein Jahresmotto lauten. Was meint ihr? 
Doch nun Vorhang auf für Caro, die Frau hinter Draußen nur Kännchen und Die lesende Minderheit. Sie ist nicht nur eine der ältesten deutschsprachigen Bloggerinnen, sondern auch der wenigen, die das Bloggen selbstbewusst als Profession und idealen Beruf versteht. Danke, Caro, für das inspirierende Gespräch! Und euch viel Freude beim Lesen.
PS: Fast 100 haben bei meiner kleinen Leserumfrage mitgemacht und mir schönes und kluges Feedback gegeben. 1.000 Dank dafür! Die Auswertung folgt in Bälde.
Ein Blick hinter 'Draußen nur Kännchen' M i MA 2014 Logo

Echte Hamburger Deern, Rechtsanwältin und Mutter von drei Jungs, näht, liest, kocht und bloggt mit Leidenschaft seit 2007 aus ihrer Lieblingsstadt Hamburg. So steht es auf deinem Zweitblog Die lesende Minderheit. Was kannst und magst du noch über dich erzählen?
Bei Instagram habe ich mal 20 Fakten über mich geschrieben:
  1. Ich trage immer schwarze Kniestrümpfe. 
  2. Frühes Aufstehen ist überhaupt nicht mein Ding. 
  3. Im Jahr lese ich zwischen 50 und 60 Büchern.
  4. Ich habe vier Jahre in Heidelberg gewohnt.
  5. Als Kind wollte ich Tierforscher werden.
  6. Jetzt wäre ich lieber Buchhändlerin statt Rechtsanwältin.
  7. Ich mag das Hamburger Schmuddelwetter.
  8. Ich kann keinen Pony tragen, weil ich vorne einen extremen Wirbel habe (ausprobiert mit 12, nicht gut).
  9. Schnittmuster ohne Bilder versteh ich nicht.
  10. Ich fahre lieber Fahrrad statt Auto.
  11. Ich kann nicht streiten.
  12. Ich guck lieber Logo statt Tagesschau.
  13. Ich kann aus jedem Buch die entscheidende Passage rauslesen, die neugierig auf es macht, ohne zuviel zu verraten.
  14. Als Kind war ich zwei Mal auf dem Ponyhof, obwohl ich Pferde gar nicht leiden kann.
  15. Ich trinke keinen Alkohol.
  16. England ist mein Lieblingsland. 
  17. Ich kann mit verschiedenen Akzenten deutsch sprechen.
  18. Ich liebe es, beim Trockner das Fusselsieb an der Tür sauberzumachen.
  19. Meine Osterdeko wird nahtlos von Weihnachtsdeko abgelöst und umgekehrt. 
  20. Mein liebstes Gewürz ist Zimt.
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Du hast selbst einmal als „Blog-Oma“ bezeichnet (es war, glaube ich, auf der BLOGST 2012). Wie kamst du zum Bloggen?
Angefangen hat es vor 6 Jahren, als ich für meine Zwillinge anfing, selber T-Shirt zu gestalten, weil ich diese ganze Massenware mit Spiderman und Co ganz fruchtbar fand. Eine Freundin meinte dann auf einmal, das müsse ich in einem Blog zeigen. Geschrieben, fotografiert und gestaltet habe ich schon immer gerne und die Möglichkeit, das Ganze für mich zu Archivieren und auch noch anderen zu zeigen, hatte irgendwann einen sehr großen Reiz und ich habe mich getraut, einen Blog zu starten.
Was ist Bloggen für dich? Und wie bloggst du?
Ich blogge nur, wenn ich Lust dazu habe. Am Wochenende z.B. blogge ich eigentlich nie, das gehört meiner Familie. Ich blogge auch selten nachmittags oder abends, sondern stelle Artikel meist vormittags online, wenn ich meinen zweiten Kaffee trinke. Dann ist es herrlich ruhig zu Hause und ich kann mich aufs Bloggen konzentrieren. Das Bloggen ist für mich eine tolle Arbeit geworden, ich habe mich unheimlich weiterentwickelt, sowohl was die Sprache von Texten als auch die Fotografie angeht oder die Professionalität im Umgang mit Unternehmen und Firmen. Als kleines eigenes Unternehmen mit nur einem Mitglied ist man alles in einem: sein eigener Pressesprecher und schärfster Kritiker. Da ich nicht mehr als Rechtsanwältin arbeite, sondern mich um meine drei Kinder kümmere, ist das Bloggen der ideale Beruf, um etwas eigens zu schaffen ohne gefangen zu sein in einem Vollzeitjob.
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Was macht in deinen Augen einen guten Blog aus?
Ich persönlich lese am liebsten Blogs, die unterschiedliche Themen behandeln. Ein reiner Wohnblock mit den immer gleichen schwarz-weiß Bildern der eigenen Wohnung langweilt mich schnell. Die Mischung, die manche ganz frühere Blogs behandelt haben, finde ich viel interessanter. Durch die Vielzahl der Blogs inzwischen ist es aber wahrscheinlich einfacher, sich auf einen Blogtyp festzulegen, um schnell bekannt zu werden. Ich aber genieße die Freiheit, über alles zu bloggen, was mir gefällt und ich glaube, das merkt man meinem Blog auch an. Außerdem finde ich es immer wieder schön, wenn der Blog und der Blogschreiber zusammen passen. Wenn ich jemanden treffe und merke, er ist ganz anders in Wirklichkeit als er sich im Blog gibt, finde ich das äußerst irritierend.
Was sind typische Reaktionen von Nicht-Blogger/innen, wenn sie erfahren, dass du „bloggst“ und wie reagierst du darauf?
Oftmals muss ich erst einmal erklären, was Bloggen überhaupt ist. Für viele ist das noch immer ein Buch mit sieben Siegeln, sie denken an Tagebuch schreiben oder ähnliches. Gerade Menschen, die sich überhaupt nicht im Internet auskennen oder es lediglich als Informationsquelle nutzen, finden die Vorstellung, dass man es selbst mitgestalten kann, ganz komisch. Es fällt mir aber wirklich noch immer schwer, genau zu erläutern, was ich da eigentlich seit Jahren mache. Männer sind eigentlich immer erst zufrieden, wenn sie erfahren, dass man mit dem Blog Geld verdient.
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.Wie findet deine Familie deine Blog-Aktivitäten?
Spannend. Meine Kinder wissen z.B. schon ganz genau, was am 12. eines Monats immer passiert und wundern sich nach so vielen Jahren nicht mehr, wenn ich an diesem Tag fotografiere, wie sie ihre Hausaufgaben machen. Von den Einladungen, die ich inzwischen bekomme, profitieren wir alle, denn manchmal gehen wir danach noch mal zusammen zu Ausstellungen und in Restaurants, die ich dort kennen gelernt habe. Da ich z.B. auch Hörspiele rezensiere, haben wir für lange Autofahrten immer genug Unterhaltung und wenn neue Stoffe kommen, dürfen meine Kinder aussuchen, was sie daraus gerne genäht haben möchten. Und aus den Goodiebags bekommen die Jungs auch immer etwas ab.
Im analogen Leben bist du Rechtsanwältin. Was ist dein Sachgebiet? Und wie verhält sich die Juristerei zur ‚Bloggerei‘?
Ich war Zivielrechtlerin und wollte noch Mediatorin werden, also außergerichtlich Streit schlichten, habe die Ausbildung aber noch nicht abgeschlossen. Das Jurastudium hat mir fürs Bloggen viel gebracht, zum einen weiß ich, wie man Texte strukturiert und kann Unnötiges weglassen ohne auf das Wesentliche zu verzichten, zum anderen habe ich keine „Angst“ vor großen Unternehmen und kann sehr bestimmt und direkt ausdrücken, ob mir ein Angebot gefällt. Auch das Schematische aus der Juristerei findet man in meinem Blog, ich liebe Listen und Wiederholungen, wie z.B. „Best of DIY“ oder die jährliche Auflistung der Vorlieben meines jüngsten Sohnes an seinem Geburtstag.
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Wie kriegst du 3 Jungs, Beruf, Blogs, Nähen und all die anderen Dinge unter einen Hut? Und was sind die größten Herausforderungen dabei?
Man darf sich nicht vereinnahmen lassen, weder von dem einen noch dem anderen. Meine Familie hat akzeptiert, dass das Bloggen zu mir gehört und mir viel Spaß macht. Dass sie dafür mal abends auf mich verzichten müssen oder ich auch mal ein ganzes Wochenende weg bin, mussten sie erst einmal lernen, sehen aber auch, wie gut mir das tut. Ich bin viel ausgeglichener als früher, weil ich neben der Familie einen eigenen Bereich habe, in dem ich gut bin und Anerkennung erfahre. Inzwischen habe ich einen festen Zeitplan für diese beiden Lebensbereiche: das Bloggen inklusive Fotografieren und Texte schreiben, findet nur noch vormittags statt, wenn alle aus dem Haus sind. Sobald meine Kinder aus der Schule kommen, ist Schluss, dann sind nur sie wichtig. So arbeite ich viel effektiver, weil ich weiß, bis mittags muss ich fertig sein. Und ich habe mir schon immer einen ganz eigenen privaten Bereich freigehalten, den ich nicht mit dem Internet teile.
Was hast du dir zu Weihnachten gewünscht?
Das Buch Alle Toten fliegen hoch: Amerika von Joachim Meyerhoff und viel Zeit zum Lesen (hab ich beides bekommen :o).
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7 Comments

  • 11 Jahren ago

    Schön, Carol, dass du das Buch bekommen & gelesen hast…
    Danke, Mima, für das Interview! So gut kannte ich Carol wohl nicht. Interessanter Lebenslauf, wie bei Bloggerinnen schon öfter konstatiert…
    Liebe Grüße
    Astrid

  • Schön. Das Interview hat mir gefallen – ganz besonders, weils so ruhig und sicher klingt. Das gefällt.

  • 11 Jahren ago

    Schönes Interview und ich muss auch sagen, ich lese auch lieber gemischte Blogs !
    War schön zu lesen.

  • 11 Jahren ago

    Super schönes Interview und einfach sympathisch! Ist einfach sehr schön zu lesen, das es funktioniert zu bloggen, die Familie zu haben und das ganze noch mit Spaß und Leidenschaft!
    Liebste Grüße,
    Elena

  • 11 Jahren ago

    Eine tolle Frau mit genauso tollem Blog! Man schaut immer gern vorbei und durch die 20 Fakten wird Caro nur noch sympatischer. Danke MiMA!

    Beste Grüße,
    Franse

  • 11 Jahren ago

    wie fein. wieder eines der blogs, die ich eine zeitlang so gern und regelmäßig gelesen habe und die mir dann irgendwie abhanden gekommen sind — und jetzt die erinnerung daran, das macht freude. vielen dank, liebe indre. caros gedanken mag ich sehr; wie so oft freilich auch, weil so mancher so schön mit meinen eigenen harmoniert. das ist immer frohmachend. dasselbe trifft übrigens auch ganz und gar auf dein motto zu, liebe indre. ich bin auch für ein ruhigeres jahr. gelassenheit olè 🙂
    alles liebe und vielen dank, beiden von euch.

  • 11 Jahren ago

    Total schön, Caros Einstellung gefällt mir sehr gut. Und dass die Familie davon profitiert, dass sie Zeiten für sich hat und das auch wichtig ist, sehe ich genauso. Man muss doch selbst zufrieden sein, damit man diese Zufriedenheit auch weitergeben kann. Sehr schön!

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