Ein Blick hinter Binge Reading & More

11. Juli 2016

„… vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist.“
Elias Canetti

Auf wenige Menschen trifft Canettis Satz so wundervoll zu wie auf Sabine Delorme {Binge Reading & More}. Aus Verhältnissen kommend, die man gemeinhin als „schwierig“ bezeichnet, wurde das Lesen ihr zum Zufluchtsort, die Bücher zum Türöffner zu neuen Welten. „Sobald ich radeln konnte, war die Leihbücherei im Ort meine zweite Heimat.“ Heute ist das „kleine Mädchen aus der Leihbücherei“ Personalleiterin in einem internationalen Unternehmen im Telekommunikationsbereich und dabei ein eigenes Beratungsprojekt zu realisieren. Die Liebe zur Literatur hat sie auf ihrem Weg nie verloren – im Gegenteil.

Wie das Leben und die Wohnung einer Bücherliebhaberin aussieht und welche Bücher aktuell auf ihrer Top 10-Liste stehen – um das und mehr geht es im heutigen „Blick hinter ein Blog“.

Vielen Dank, liebe Sabine, für den berührenden Einblick, mit dem ich allen – wie immer – einen guten Start in die neue Woche wünsche.

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Wer steckt hinter Binge Reading & More?

Wer hätte geglaubt, dass ausgerechnet diese Frage so schwierig zu beantworten ist? Wie beschreibt man sich, was sagt man, was lässt man weg? Eine Annäherung: Hinter Binge Reading & More steckt Sabine Delorme, im „richtigen Leben“ verantwortlich für den Bereich Personal in einem internationalen Unternehmen im Telekommunikationsumfeld. Daneben starte ich gerade mein eigenes Consulting Projekt und bin gespannt wohin die Reise gehen wird.

Ich habe immer schon auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig getanzt, würde idealerweise gerne mehrere Leben gleichzeitig führen, um möglichst viel zu zu erleben, zu lernen, zu lesen, zu sehen und schlafe wahrscheinlich zu wenig 😉 Ich bin ein freiheitsliebender Nerd, improvisiere gerne, bin sehr optimistisch, beschäftige mich gerne und viel mit der Zukunft und bin hoffnungslos analoger Notizbuch-Junkie.

Ich habe große Schwierigkeiten zwischen Arbeit und Privatleben zu trennen, das geht für mich meistens alles in einander – über und ich.

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Wie hat sich deine Lust am Lesen zur Lesesucht entwickelt?

Ich komme aus einem ziemlich zerrütteten, schwierigen Elternhaus und bin zum Glück mit 7 Monaten bei meinen Großeltern gelandet, bei denen ich aufgewachsen bin. Es war zwar ein eher bildungsferneres Umfeld, aber beide haben mir vorgelesen und ich kann mich noch dunkel an mein allabendliches „Noch eine Geschichte Opa!“ erinnern und dass ich schon vor der Einschulung lesen konnte, um nicht aufs Vorlesen angewiesen zu sein. Von da an gab es kein Halten mehr.

Es gab nur wenige Bücher im Haus. Der Brockhaus, Werner Keller „Da aber staunte Herodot“, Heinz Haber „Unser Mond“ und Selma Lagerlöffs „Nils Holgersson“, die hatte ich ständig am Wickel. Sobald ich radeln konnte, war die Leihbücherei im Ort meine zweite Heimat. Lesen war Zufluchtsort, Geborgenheit, Abenteuer, wenn der Alltag zu schwierig war. Ich habe Büchern unwahrscheinlich viel zu verdanken.

Mein Opa ist früh gestorben, geprägt hat mich daher meine Oma
und all die 1.000 Bücher die ich in meinem Leben gelesen habe 😉

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Wie kann man sich den Alltag eines lesesüchtigen Menschen vorstellen?

Da unterscheide ich mich vermutlich nicht sehr von anderen Lesesüchtigen. Ich gehe nie ohne Buch aus dem Haus, packe auf Reisen viel zu viele Bücher ein und unvernünftigerweise habe ich mich noch immer nicht für einen eReader begeistern können.

Theoretisch finde ich die Dinger klasse, praktisch muss ich Bücher in der Hand haben, unterstreichen, Sachen rausschreiben etc.

Ich lese oft vor der Arbeit 1-2 Seiten, manchmal in der Mittagspause, beim Reisen im Zug oder Flugzeug und natürlich vor dem Einschlafen. Und ich lese meiner Partnerin jeden Abend vor, weil sie dabei perfekt einschlafen kann.

Was sind deine aktuellen Lieblingsbücher?

Fiese Frage. Ganz schwer zu beantworten.

„Kafka am Strand“ von Haruki Murakami ist ein immer währender Liebling – und „Pippi Langstrumpf“.

Aktuell lese ich sehr gerne Bücher aus dem Genre „Speculative Fiction“ (z.B. Margaret Atwood), Biografien sowie Technologie/Science und philosophische Bücher. Oh, und Batman Comics…

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(c) Katrin Deubelbeiss

Welche Musik magst du besonders gern und welche Konzerte wirst du dieses Jahr sicher besuchen?

Musikalisch mag ich es ganz gerne etwas melancholisch-düsterer: Dark Wave, Trip Hop, Electronica, EBM etc. Tickets habe ich hier aktuell liegen für: The Kills, Placebo, God is an Astronaut, das Amphi Festival und die White Lies.

Wie und wohnst du an der Isar?

In einer Dachgeschosswohnung ganz in der Nähe vom Zoo und der Isar. Die Wohnung hat sehr hohe Decken und ist sehr hell, von der Einrichtung her eher reduziert und bevorzugt monochrom. Bücherstapel in allen Ecken, eh klar. Oder ? 😉

Isar Müllersche Volksbad.jpg
(c) Bernd Reuschenberg via wikimedia

Was machst du, wenn du weder liest, noch reist, Konzerte besuchst, Rad fährst oder an der Isar spazieren gehst? (Schlafen gilt nicht.)

Ich beschäftige mich viel mit Fragen zur Zukunft der Arbeit, Organisationsentwicklung, konzipiere Trainings und Weiterbildungsmaßnahmen und versuche mich meinem zweiten Blog „Working Future Working“ stärker zu widmen.

Was wünscht du dir gerade jetzt am meisten?

Weiterhin so glücklich sein zu dürfen und noch mehr davon weitergeben können sowie einen erfolgreichen Start für mein Consulting-Projekt.

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2 Comments

  • 8 Jahren ago

    Sehr schönes Interview – besonders die Antworten : ) Gute Idee, die Leute hinter den Blogs ein bisschen näher vorzustellen!

  • 8 Jahren ago

    Schön, auf diese Weise von einer Bloggerin zu lesen, die ich mittlerweile regelmäßig „anklicke“. Herzlichen Dank für das Porträt!

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