Über die Fettleibigkeit von Automobilen
Weniger ist mehr. Das Mantra der Reduktion und Sparsamkeit begleitet uns auf Schritt und Tritt. Es bestimmt den idealen Körper, die richtige Ernährungsweise, das schöne Wohnen und das gute Kleiden, wer Stil hat (oder eben nicht) und macht mit seinem Geltungsanspruch auch vor Kindern nicht mehr Halt (siehe unten). Nur auf der Straße verliert es seine Wirkungsmacht: Automobilindustrie und MIV-Fetischist*innen trotzen seit Jahren dem Diätverdikt und zelebrieren die Fettleibigkeit. Wenn schon, wär’s mir andersherum lieber.
Zum Vergleich: Der Golf hatte im Jahr 1974 ein vergleichsweise zartes Volumen von rund 8.3 Kubikmetern, aktuelle Modelle bringen es auf 12.4. Nicht mal der „Mini“ hält mehr sein Versprechen. Er hat sein Volumen seit 1963 quasi verdoppelt: Das erste Modell lag bei 4,8, das aktuelle umfasst 9,15 Kubikmeter. Von den krankhaften Ausmaßen sogenannter „Sport Utility Vehicles“ mal ganz zu schweigen:
Der Audi Q7 entspricht mit 5,052 Meter Länge und 1.968 Meter Breite dem gesetzlichen Mindestmaß für ein Einzelbüro.
Mal abgesehen davon, dass sie die Luft verschmutzen, den öffentlichen Raum verstopfen, mit ihrem Straßenbedarf Städte und Landschaften zerstören und nicht-motorisierte Menschen von den Verkehrswegen verdrängen, sind diese aufgedunsenen Blechkästen nicht einmal schön. Dagegen nehmen sich die frühen Modelle wie Verkörperungen der Anmut aus.
Darum, liebe Autobauer*innen, wenn ihr euch schon nicht für das Zukunftsmodell des NMIV erwärmen könnt, verschreibt euch doch bitte (wieder) der Anmut. Danke!
- GEHÖRT: detektor.fm
- GELESEN: Warum Schönheit wichtig ist
- GEWESEN: in Nürnberg
- GEDACHT: „Ein Pikser verletzt kaum, aber alle paar Tage gestochen zu werden, macht die Haut wund.“ Vanessa Vu über die Wo-kommst-du-her-Frage
- GEMACHT: Löschung meiner Kundenkontos beantragt (anders geht es nicht, was noch ein Grund mehr ist)
- GEMOCHT: den Brief der Stadt Köln an einen 6jährigen
- GESUCHT: diese Nachtischlampe
- GEFUNDEN: das Ko-Dorf-Projekt und einen guten Blog (dank Melanie)
- GEFRAGT: Steht die Krise von Wikipedia pars pro toto für die Krise der digitalen Gesellschaft?
- GEFREUT: auf ein Konzert im Pierre Boulez Saal
- GEÄRGERT: wie Modeketten diskriminieren
- GEPLANT: Skaten auf dem Tempelhofer Feld
- GEKLICKT: Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V.
Beitragsbild (c) André Kirchner
Schöner Beitrag, der von all jenen ignoriert wird, für die das Auto noch immer was mit Penisneid zu tun hat („man gönnt sich ja sonst nichts“ , „… wird einem alles mies gemacht von den ewigen Spaßverderbern“ ) und für die, die an das ewige Mantra des Wachstums glauben und dies vor allem in Verbindung mit der Automobilindustrie tun.
Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr dieser Beiträge.
Danke!
Liebe Grüße,
Werner
…Dank dir habe ich mich überhaupt mal an eine „Liste“ in Mini gewagt. ; ) Weil ich deine immer liebe.
Wie schön! <3