»Die wirklich wichtige Freiheit erfordert Aufmerksamkeit und Offenheit und Disziplin und Mühe und die Empathie, andere Menschen wirklich ernst zu nehmen und Opfer für sie zu bringen, wieder und wieder, auf unendlich verschiedene Weisen, völlig unsexy, Tag für Tag.«
aus: David Foster Wallace »This is Water«
Das Zitat stammt aus einer Abschlussrede, die der US-amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace im Jahr 2005 vor Absolvent*innen des Kenyon College hielt. Ich habe sie am vergangenen Wochenende gelesen. Zuerst fand ich sie ein wenig fad, doch je mehr sie in meinem Kopf sedimentiert, desto brillanter finde ich sie.
Im Grunde geht es darin um die zentrale Idee der Aufklärung als »Ausgang des Menschen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit« {Immanuel Kant}. Mit einfachen Parabeln und lebenspraktischen Beispielen macht Wallace {be-}greifbar, was es mit dieser viel zitierten Kantischen Formulierung auf sich hat.
Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: »Morgen, Jungs. Wie ist das Wasser?« Die zwei jungen Fische schwimmen weiter. Dann wirft der eine dem anderen einen Blick zu »Was zum Teufel ist Wasser?«WallWa
Wie oft bin ich wie diese zwei jungen Fische, blind für das, was mich umgibt? Viel zu oft. Denn wann hinterfrage ich im täglichen Einerlei meine Sicht der Dinge? Wann nehme ich mich zurück und versuche, die Dinge von einem neutralen Standpunkt aus zu betrachten?
Um die »wirklich wichtige Freiheit« zu erlangen, müssen wir die eigenen Wahrnehmungsschablonen erkennen und uns selbst hinterfragen. Weder der Weg in die Freiheit noch das Leben in Freiheit sind reiner Genuss. Sie sind vielmehr eine anstrengende, ziemlich unattraktive Aufgabe, die niemals fertig wird. Aber nur so können wir eine Beziehung zur Welt eingehen und uns von ihr berühren lassen.
- GESEHEN: Wie Laura Schwengber Musik gebärdendolmetscht. {Das macht mich ganz sprachlos, so schön ist das.}
- GEHÖRT: Hundreds feat. Wallis BIRD & Missincat – Flume {Bon Iver Cover} → Danke, Kathrin Wessling für diese Entdeckung | mehr
- GELESEN: »This is Water« von David Foster Wallace {hier ein Leseauszug in deutscher Übersetzung}
- GEWESEN: bei Bezirksstadtrat Florian Schmidt {ein guter Termin!}
- GEMACHT: eine Website und einen Workshop zur Verkehrssituation im Samariterkiez
- GEMOCHT: dass und wie Laurie Penny den Glauben an eine bessere Welt nicht aufgibt.
- GEKOCHT: fruktosefreien Quinoa-Salat mit sesamgegrilltem Haloumi
- GESUCHT: Kleinigkeiten für die Adventskalender
- GEFUNDEN: einen wunderbar verstörenden Reigen der Einsamkeit
- GEFREUT: auf einen Kurzurlaub im Toggenburg
- GESTAUNT: Über die Offenheit der Eltern und die Klarheit der Kinder: »Ich sehe mich im Spiegel und sehe, dass es richtig ist.«
- GEPLANT: ein kleine »Book on Demand«-Edition mit Bildern des #mimamorgenlauf {Was denkt ihr, macht das Sinn?}
- GEKLICKT: Andere Heimaten
Liebe Indre,
danke für diese wunderschöne Entdeckung und deine Worte sowie die Brücke zu H. Rosa dazu – ich bin sofort eingetaucht.
Wiederentdeckt habe ich auch Joan Didion in der empfehlenswerten netflix Doku „the center will not hold“ – vielleicht auch etwas für dich?
Einen schönen Sonntag dir
Herzlich, Franziska
Oh, danke für diesen großartigen Tipp. Die Doku ist ganz sicher was für mich.
Mir ging es ähnlich mit seiner Rede, erst hab ich nicht viel Neues mitgenommen, aber so nach und nach… finde ich sie doch wirklich brilliant!
Das Gedankengut der Ausklärung fasziniert mich seit ich mich in der Schule damit beschäftigt habe, und es ist heute wieder wichtig, es wie du in den Fokus zu rücken! Danke dafür und dir ein schönes Wochenende,
Flo
Danke.