»Schizophrenie ist eine überbordende Innenwelt, die ein Leben in unserer Gesellschaft ohne ‚Verbündete‘ fast unmöglich macht.«
Kirsten Becken
Die Münchener Fotografin Kirsten Becken weiß, wovon sie spricht: Ihre Mutter, Angela Becken, leidet seit vielen Jahren an dieser »überbordenden Innenwelt« – und mitunter auch daran, wie die »normale Welt« ihr begegnet. Gemeinsam – und mit Unterstützung von Ehemann und Vater Holger Becken – haben Mutter und Tochter nun ein Buchprojekt gestartet.
»Seeing Her Ghosts« ist eine Erkundungsreise durch eine Wirklichkeit, die dem »normalen« Menschen in der Regel verschlossen bleibt. In Zusammenarbeit mit Künstler*innen, Autor*innen und Wissenschaftler*innen und mit den Mitteln der Kunst wollen die beiden die Welt der Schizophrenie in ihrer ganzen Vielfalt zeigen.
Wie es dazu kam und wie es werden soll – das erzählt Kirsten Becken im heutigen Montagsinterview. Vielen Dank dafür!
Wie sind deine Mutter und du auf die Projektidee zu »Seeing Your Ghosts« gekommen?
Letztes Weihnachten habe ich zum ersten Mal mit meinem Sohn Tom bei meinen Eltern übernachtet. Als Mutter erlebt man einen Perspektivwechsel, will verstehen, wie es die eigenen Eltern geschafft haben mit der Erziehung und geht automatisch auf Entdeckungsreise.
Ich habe im großen Holzschrank gestöbert und mir fielen die kleinformatigen, zarten Aquarelle in die Hand. Fein säuberlich von meinem Vater in einer selbstgemachten Papiermappe gesammelt. Als wir alle Zeichnungen auf dem Bett ausgelegt haben, entstand die Idee zu »Seeing Her Ghosts«.
Welchen Bezug habt ihr zu Schizophrenie?
Meine Mutter leidet seit vielen Jahren an Schizophrenie – als Tochter habe ich automatisch einen starken Bezug. Ich bin innerhalb einer medikamentenfreien Zeit im Ostseeurlaub entstanden und hatte Glück, diesen Zeitpunkt zu erwischen.
Meinen Eltern war es sehr wichtig, mich möglichst unbeschwert aufwachsen lassen. Meine Mutter hat gearbeitet und ich habe viel Zeit bei meinen Großeltern verbracht. Mein Vater hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert – er arbeitet seither als freier Künstler. Ich bin auf eine merkwürdige Weise dankbar, die Tragik des Lebens durch die Schizophrenie meiner Mutter kennenlernen zu dürfen. Mich bereichert es und ich habe eine ziemlich große Energie in mir. Trotzdem wünsche ich mir natürlich oft, sie ohne Medikamente zu sehen.
»Ich bin auf eine merkwürdige Weise dankbar, die Tragik des Lebens durch die Schizophrenie meiner Mutter kennenlernen zu dürfen.«
Kirsten Becken
Was ist Schizophrenie für dich? Wie hast du sie erlebt? Wie erlebst du sie?
Als Kind war mir Schizophrenie als Bezeichnung fremd. Wenn meine Mutter angestrengt war, hat sie schnell »Gesichter-Sehen« bekommen – das war der Begriff, den meine Eltern benutzt haben.
Schizophrenie ist eine klinische Definition und ein alter Ausdruck für einen spezifischen Gehirnaufbau, der durch eine genetische Vorbelastung und eine persönliche Krise sowie verschiedene zusätzliche Faktoren getriggert werden kann. Stimmen-hören oder Halluzinationen, Schübe und psychotische Episoden gehören dazu, es gibt aber auch Phasen ganz ohne Symptome.
Lange Zeit wurde Schizophrenie allein medikamentös behandelt. Erst seit einem Jahr ist auch die Psychotherapie bei den Kassen anerkannt. Das sagt viel über die Wahrnehmung und Umgang mit dieser Diagnose aus. Es gibt einen tollen Film, den ich jedem empfehlen kann: »Nicht alles schlucken«.
Im Grunde ist diese »Krankheit« Ausdruck einer erhöhten Sensibilität für die Welt. Einen Einblick in die Welt der Halluzinationen gibt das Hellblade – ein Video-Game von Ninja Theory und Professor Paul Fletcher. BASTA ist eine ehrenamtliche Organisation und klärt online über die Formen der Schizophrenie auf.
In meinen Augen ist Schizophrenie eine überbordende Innenwelt, die durch vermischte Botschaften ähnlich zu den Synästhetikern – Irritationen innerhalb der Wahrnehmung schafft und so ein Leben in unserer Gesellschaft ohne „Verbündete“ fast unmöglich macht. Das gilt umso mehr für Frauen. Wilde und animalische Phasen gehören nicht zu unserem Frauenbild. Hier ein weiteres Video, das ich auch empfehlen kann: »Der gewebte Schmerz«.
Wie genau läuft das Projekt ab und wie wird das Buch am Ende aussehen/was wird es beinhalten?
Unser Buchprojekt ist in der Anfangsphase, das heisst, wir sammeln Inhalte, Autoren, Künstler und Wissenschaftler. Ziel ist es, über die künstlerische Ebene eine großes Publikum zu erreichen und ein öffentlichkeitswirksames Kunstbuch zu schaffen. Wir sind momentan in der Kontaktphase und tauschen uns mit spannenden Fachleuten und Künstlern aus.
Welche Rolle hast du, welche deine Mutter in dem Projekt?
Es ist ein Familienprojekt: Meine Mutter stellt ihre Aquarelle zur Verfügung, berichtet über Erlebnisse und Ängste, filtert und übernimmt die kreative Aufsicht. Sie entwirft aber auch Kleider und bestimmt die Protagonisten für unsere Shootings. Mein Vater arbeitet an Objekten und Requisiten, hilft ihr bei der Erinnerung an Erlebnisse und gibt mir Antworten auf Fragen vor meiner Zeit. Wir starten autobiografisch und lassen Entwicklung und Dynamik zu.
Wie und wo und wann soll das Buch erscheinen?
Wir sind noch nicht auf der Suche nach einem Verlag und möchten uns nach privaten Förderern umsehen. Für dieses Buchprojekt ist es wichtig, dass keine Kompromisse gemacht werden. Es soll großzügig und stark sein. Nebenbei soll es Mut machen! Es gibt noch kein genaues Timing und ich möchte es organisch wachsen lassen.
Wie kann man euer Projekt unterstützen? Und warum sollte es man es unterstützen?
Wir sind offen für Beiträge – gerne an seeingherghosts@gmail.com – und freuen uns über Schriftsteller, Künstler, Psychologen, Psychiater, Illustratoren, Journalisten.
Es soll ein öffentlichkeitswirksames Buch zum Thema Schizophrenie entstehen, das die Angst nehmen soll über Krankheiten wie diese zu sprechen. Das ist absolut wichtig. Schizophrenie ist immer noch mit Vorurteilen behaftet und das Unwissen ist groß. Das fördert die Angst vor dem Unbekannten und die Tabuisierung des Themas.
Wir zeigen in unserem Buchprojekt bewusst nicht nur dunkle Seiten, sondern lassen die starke Innenwelt (selbst-)bewusst überborden. Gerade heute, da der Leistungsdruck und die emotionale Verrohung zunehmen, ist es uns wichtig allen Betroffenen und Angehörigen Mut zu machen, offen mit Schizophrenie umzugehen. Es wird Zeit, dass Fassadendenken zu beenden und ein bisschen Seelenstriptease zu betreiben. So viele Menschen haben Erfahrungen mit Schizophrenie in ihrem Umfeld gemacht und sich bisher nicht getraut, darüber zu sprechen.
»Es wird Zeit, dass Fassadendenken zu beenden und ein bisschen Seelenstriptease zu betreiben.«
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