Ein Blick hinter: JenMuna

23. September 2013
Ich erinnere mich nicht mehr, wie und wo ich Sarahs wunderschönes Blog entdeckt habe. Aber seither folge ich ihr auf Schritt und Tritt auf ihrer ‚Reise durch Dunja‚, die so schön und irgendwie geheimnisvoll und sanft ist. Heute schenkt sie uns noch tiefere Einblicke in ihre Welt und erzählt von Wünschen und Sehnsüchten, von Wegen und Wagnissen, Entscheidungen und Entschlüssen. Hab vielen lieben Dank dafür, Sarah! Euch wünsche ich eine schöne Lektüre und einen guten Start in die neue Woche.

Wer steckt hinter JenMuna?
Ein 30jähriges eigenwilliges und manchmal auch stures Landei aus dem Münsterland, eine Ja-Sagerin mit einem Hang zum Reisen und weiterziehen. Ich glaub, ich war schon immer ein wenig wie ein Fisch, ich mag und brauche die ständige Veränderung. Glücklicherweise begleiten mich zwei wundervolle Kinder (3 und 5 Jahre) und ein ganz liebenswerter Mann.
Was bedeutet JenMuna?
Es ist eigentlich so eine kleine Spielerei, eine Mischung aus einem Phantasienamen und einer Ableitung aus einem arabischen Wort. Jenmun bedeutet im Arabischen in etwa „wir wachsen“, JenMuna klingt aber einfach schön finde ich und so wurde das Wörtchen ein wenig zurecht geschliffen. Es steht aber auch für ein Gefühl in meinem Leben und für einen Wunsch an mich selbst und uns. Ich habe nicht immer das Gefühl gehabt, dass ich weiß wo ich hingehöre, was ich möchte und wie.

Der Untertitel deines Blogs lautet „Eine Reise durch Dunja„. Dunja bedeutet Welt. Magst du deine Welt beschreiben? Was zeichnet sie aus? Was macht sie besonders?
Das ist gar nicht so einfach. Zuerst einmal meine ich im ganz allgemeinen Sinne diese Welt, ich habe schon früh das Gefühl gehabt, dass ich „immer weiter“ muss, irgendwo anders hin. Ein ewiges Gefühl von Reise. Etwas poetischer betrachtet sehe ich es als meine Reise durch dieses Leben. Schon in meiner Jugend wollte ich unbedingt nach Indien, zum Himalaya hinauf. Geklappt hat es nie, aber mit dem Fahrrad hab ich mal allein eine ziemlich bergige Insel umrundet und in den dortigen Klöstern übernachtet. Ich hätte einfach weiterfahren können, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass ich mich dann auf dem Inselchen irgendwann nur noch im Kreis gedreht hätte und auch nicht weiter gekommen wäre. Was diese, meine Welt ausmacht? Was sie besonders macht? Dass sie nicht perfekt ist und dass sie sicher nicht besonders ist. Eine Welt wie jede andere. Dass sie gezeichnet ist von Stolpersteinen, Hürden und krummen Wegen und vor allem dass es gut so ist, denn das regt zum Wachsen und Nachdenken an. Halt geben mir mein Glaube und meine Familie. Meine Liebe zur Kunst, zum Schönen.

Wo und wie lebst und wohnst du?
Bescheiden am Rande von Köln und viel, ja viel zu lange schon auf viel zu wenigen Quadratmetern, glücklicherweise mit einem großzügigen Balkon auf dem letztes Jahr schon eine kleine Tomatenplantage entstanden ist. Und leider nicht in einem Altbau, was ich mir immer sehr gewünscht habe. Aber nicht erfüllte Wünsche sind ja da, um sie sich noch zu erfüllen. Ich lebe also mit der Tatsache, auf kleinem Raum mit vier Leuten ein kleines Kunststück vollbringen zu müssen, um nicht gänzlich von der Enge erdrückt zu werden, was mich letztendlich aber auch immer wieder zu einem gewissen Minimalismus angeregt hat. Mein Wohnstil selbst hat gerade in den letzten Jahren einen ordentlichen Bruch erlebt, vielleicht wie ein Loslösen von Altbekanntem und dem Elternhaus. Ich mag es lebendig, warm und bunt, aber nicht zu bunt, meine Lieblingsfarbkombination ist Gelb und Grau, was sicher wechselt, allein um mir treu zu bleiben. Und immer schon und immer noch mag ich sehr die Mischung aus Alt und Neu. Ein Möbelstück mit Geschichte verträgt sich so wunderbar mit Neuem.
Du malst und druckst und stempelst und strickst und nähst und noch viel mehr. Was sind deine Energie- und Inspirationsquellen?
Meine Kinder und die Schönheit des Lebens. Es gibt so viel Schönes im Leben, ich möchte es meinen Kindern zeigen und ich möchte mir selbst etwas Gutes tun. Es wäre aber ein Fehler zu glauben und zu behaupten, dass das immer so ist. Es gibt Zeiten, da habe ich nicht einmal die Kraft auch nur den kleinen Finger zu heben, um etwas in die Hand zu nehmen, oft ist das einfach schubweise. Kreativ zu sein bedeutet für mich aber mehr als Stempeln, Drucken, Malen. Es ist eine Art, das Leben zu nehmen und zu sehen. Augen die das Besondere im Alltag sehen, wenn zum Beispiel beim Kochen in der Küche aus einem Stück Kürbis plötzlich ein kleines Zwergenhäuschen wird. Neben all dem mag ich es aber auch, ganz einfach nur hinaus zu gehen, durch Wald und Wiesen, hinaus in die große Welt. Ein Leben ohne kreatives, schaffendes Tun kann ich mir nicht vorstellen, meine eigene Kindheit war schon geprägt von Kreativität und Kunst und zwölf schönen und nicht immer schönen Jahren auf der Waldorfschule. Was ich mir für mich in all dem wünsche, ist ein wenig mehr Tiefe und Tiefergehen und ich fange an dieses Tiefergehen in der Aquarellmalerei zu finden.

Was hast du für einen „professionellen“ Hintergrund? Hat er mit Kreativität und Gestaltung zu tun?
Nein, ich komme ursprünglich von den Lehrämtlern, Germanistik war es und Pädagogik. Bis ich irgendwann wusste, dass es nicht der richtige Weg für mich ist. Was für mich wiederum nicht heißt, dass es ein falscher Weg war, den ich bis dahin gegangen bin. Richtig war für mich zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung für die Familie, denn daraus entstand etwas ganz Wertvolles und zuletzt auch die Idee und der Entschluss, beruflich in eine kreative Richtung zu gehen.
Was bedeutet dir das Bloggen und dein Blog?
Viel. Es war definitiv so etwas wie ein Grundstein für mein eigenes kreatives Tun oder auch für das Zurückfinden dahin. All die anderen Blogs haben dazu beigetragen, dass ich mich wieder intensiver mit kreativen Themen beschäftigt habe, das Stricken und Nähen wieder erlernt habe, denn es gab durchaus eine Zeit, in der ich all das ein wenig vergessen hatte. Das Schreiben und Lesen von Blogs lehrte mich aber auch, eine goldene Mitte für mich zu finden.

Was war das schönste Erlebnis in diesem Jahr für dich?
Meine Zeit in Marokko, dem Heimatland meines Mannes. Vier unglaublich schöne Monate intensives, langsames Leben. Der Besuch in einer Familie aus drei Generationen, einem wundervoll humorvollen alten Mann, der schon weit über hundert sein muss, dem Großvater meines Mannes. Das Einfühlen in ein sehr einfaches, aber überwältigend schönes Leben. Brotbacken im Lehmofen, Wäschewaschen mit den eigenen Händen. Glückliche Kinder, die irgendwo in Erdbeerbäumen herumklettern, sich zur Abwechslung die Füße im kühlen Bergbach erfrischen oder eine Runde auf dem Esel reiten. Die Freude der beiden alten runzeligen Tanten, wenn ich ihnen beim Korn verlesen helfe und der ungläubige, aber interessierte Blick, dass man Dinge im Internet kaufen kann. Das Reisen durch das Land, die Schönheit inmitten der Atlas-Gebirges ein vollkommen grünes Tal zu erblicken. Zu erleben, wie die Zeit beinahe still steht, wenn die Sonne über dem Meer untergeht. Und aus dieser Zeit eine Lebensvorstellung gewonnen zu haben.
Was wünscht du dir für den nahenden Herbst?
Golden wünsch ich ihn mir und dass sich eure und meine Wünsche erfüllen.

18 Comments

  • 11 Jahren ago

    Schön geschrieben und sehr interessante Antworten! Das mit der einsamen Fahrradtour auf der Insel klingt ja wie aus einem Traum.

  • 11 Jahren ago

    Total schön. Danke!

  • 11 Jahren ago

    Danke für den Blick auf die Person hinter einem Blog, den ich sehr sehr mag.

  • 11 Jahren ago

    ganz sanft und schön!

  • 11 Jahren ago

    ach, sarah, so schön.

  • 11 Jahren ago

    Ich bin ganz gerührt von den lieben Worten und danke liebe Indre für das nette Gespräch!
    Grüße (leider) aus dem Krankenbett
    sarah

  • 11 Jahren ago

    wie schön. mehr ist nicht zu sagen – und sagt alles 🙂

  • 11 Jahren ago

    Ein wunderbares Interview! Vielen Dank. Ich kannte JenMuna noch nicht, jetzt muss ich schnell mal rüberhüpfen.
    Liebe Grüße, Katja

  • 11 Jahren ago

    wie schön! mag ich auch so gerne!

  • 11 Jahren ago

    so ein schönes interview! ein feiner blick hinter ein blog, das ich so mag!
    liebe grüße euch beiden!
    dania

  • 11 Jahren ago

    ich mag ihren blog so gerne. und ihre ehrliche art. schönes interview!

  • 11 Jahren ago

    Diese Blogvorstellung ist mindestens so wunderbar und zauberhaft und herzerwärmend und liebevoll wie das Blog selbst. Vielen Dank dafür!

  • 11 Jahren ago

    ein liebevoller einblick mit wunderschönem schlussatz. das wünsche ich uns allen auch! schöne grüße, wiebke

  • 11 Jahren ago

    ja, jenmuna. hatte sarah's durch zufall entdeckt
    und war ebenso gleich entzückt von ihrer so liebevollen,
    weichen art. liebste grüße an Dich sarah!
    danke Dir indre!

  • 11 Jahren ago

    Wie HERZERGREIFEND…und SO UNENDLICH WEICH UND VERLETZLICH…
    Danke für diese wundervolle Blogvorstellung <3

  • 11 Jahren ago

    ein feiner Einblick in einen Blog, den ich sehr mag…habt dank, ihr beiden!
    liebst, anne

  • JenMuna, was für ein schönes Wort und die richtigen Worte zu einem schönen Wochenanfang! Jetzt gehe ich und besuche JenMuna selbst
    (den einfachen linkweg zu ihr habe ich noch nicht gefunden. schaue schnell noch mal) lg, éva

    • 11 Jahren ago

      Danke für den Hinweis. Habe den "einfachen Linkweg" gerade ergänzt.
      LG I.

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