Das Thema „Elternsein“ beschäftigt mich zurzeit wieder einmal sehr (seit einigen Tagen schreibe ich an einem Post, und dabei geht mir wie mit dem Konsum-Beitrag). Der innere Konflikt zwischen Mutter- und Arbeitstier schwelt: Bin ich trotz Karriere eine gute Mutter? Was ist eine gute Mutter? Bin ich eine „Rabenmutter“? Es sind diese Fragen, die mich zurzeit wieder einmal umtreiben. Und gestern Abend lese ich von einer aktuellen Studie des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschungs. Es ist eine von vielen Studien zur „Geburtenlage der Nation“, aber es ist die erste, die die emotionalen Hintergründe in den Blick nimmt.
Die Ergebnisse erschrecken, aber überraschen mich nicht – es sind genau die Dinge, die mich umtreiben: (1) mangelnde Anerkennung für elterliche Aufgaben, (2) strukturelle Hindernisse bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und vor allem (3) das kulturelle Leitbild der „guten Mutter“. Laut der Studie stimmen im Westen Deutschlands 63%, im Osten 36% der Aussage zu: „Ein Kleinkind wird wahrscheinlich darunter leiden, wenn die Mutter berufstätig ist.“ Es verwundert also nicht, wenn sich viele Frauen gegen eine Erwerbstätigkeit entscheiden. Nicht wegen fehlender Kinderbetreuungseinrichtungen – das auch. Aber vor allem auch, weil sie die Betreuung ihres Kindes nicht guten Gewissens delegieren können.
Mich stimmt dieses Ergebnis sehr nachdenklich. In anderen Ländern, allen voran Frankreich oder Belgien, scheint dies ganz anders. Man kennt das Bild der „Rabenmutter“ dort gar nicht. Warum haben die Bilder der „guten Mutter“ und ihr Gegenbild der „Rabenmutter“ hier noch so großen Einfluss? Warum löst es immer wieder Konflikte in mir aus? Geht es euch ähnlich? Und wie geht ihr damit um?
This is article deals with the motherhood. Why am I at odds with motherhood and profession again and again?
liebe indre,
auch ein bisschen verspätet, aber ich habe ihn noch gefunden, deinen zweiten großen denkanstoß 2012. bei diesem thema kann ich glücklicherweise im rückblick denken, denn bei meinen kindern habe ich das meiste "hinter mir", was aktive mutterzeit angeht.vielleicht kann ich euch damit ein wenig mut machen- den noch "jungen" müttern. meine kinder sind jetzt 24 und 15, ich war immer berufstätig, viele jahre auch voll und ich merke, dass am ende eine große demut und dankbarkeit steht, dass alles gutgegangen ist. nur für mich, ohne darüber zu grübeln, was mein umfeld denkt , bin ich glücklich, dass ohne unfehlbarkeit als mutter wunderbare menschen herangewachsen sind. das leben ist, glaube ich, nicht auf perfektion ausgerichtet. so kann es auch keine perfekte mutter geben. eher die vielschichtigkeit, unterschiedlichkeit und überraschung macht leben interessant und erst lebendig. für mich war das ein langer weg zu dieser erkenntis, der die ganzen jahre des großwerdens der kinder gedauert hat.im nachhinein glaube ich, dass es wichtig ist, bei sich zu bleiben und nichts auf umfragen, diskussionen,allgemeine meinungen u.s.w. zu geben, ein soziales netzwerk zu haben, seine partnerschaft zu hinterfragen (die väter und partner spielen in dieser denkrunde fast gar keine rolle), auf die eigene zufriedenheit zu achten und sich nicht zu überschätzen in seiner eigenen mutterrolle (als lehrerin habe ich auch tolle kinder, die gar keine mutter mehr haben, kennengelernt)
ich wünsche dir alles gute, liebe indre, auf deinem mutterweg.
liebe grüße von birgit
Liebe Indre, in so einem Konflikt stehe ich auch gerade. Nicht, weil ich mich als selbsständige Mutter deswegen schlecht fühle. Im Gegenteil. Ich finde genau das – Kinder und Arbeiten – als erfüllend. Der Konflikt kommt bei uns aus den ersten Reihen. Ich bin leider nicht mit einer Tagssmutter gesegnet, und so spielen die Kinder hier, während ich am arbeiten bin. Und mit Kommentaren "die Mama hat mal wieder IHRE Arbeit", machen mir meine eigenen Kinder ein schlechtes Gewissen. Kalr würden sie viel lieber mit mir spielen oder etwas unternehmen. Aber auch wenn ich versuche, mich dann mehr um meine Kinder zu kümmern, bleibt meine Arbeit liegen. So kann ich dann oft Aufträge erst gar nicht annehmen, weil ich sie alleine so nicht stemmen kann. Aber die Kinder werden ja auch mal größer. Und die Zeiten, in denen sie ihre Mama nur noch zum kochen, Wäsche Waschen und Taxifahrten brauchen, kommt ja unweigerlich. Also genieße ich noch die Zeit, die ich intensiv mit meinen Kindern verbringen darf, und so lange muss die Arbeit eben etwas kürzer kommen.
Liebe Grüße und eine Frohes Weihnachten.
Liebe Indre,
ich erzähle kurz unsere Lösung:
Vor genau jetzt 13 Jahren wurde ich Mutter. Ich war damals schon selbstständig, habe bis zum letzten Tag gearbeitet und habe mich überhaupt nicht auf die Geburt und das danach vorbereitet. Ich glaube, vor 13 Jahren war das alles auch noch nicht so Thema, oder vielleicht nur bei mir nicht.
Ich war so wenig vorbereitet auf das Kind, dass ich sogar Spielzeug mit ins Krankenhaus genommen habe…heute für mich unglaublich. Ich war erstaunt, dass dieser kleine Mensch völlig abhängig von anderen Menschen war, und ich nicht, wie geplant, nach 4 Wochen meiner geregelten Arbeit nachgehen konnte. Nach 5 Wochen saß ich heulend am Küchentisch, weil keine Aussicht auf eine Tagesmutter (das war der Plan) gegeben war. Glücklicherweise, in meinem ganzen Unglücklichsein, hatte dann jemand einen Vorschlag, und ich hatte noch am selben Tag eine Tagesmutter (Marlene – aus SLI bekannt).
Geplant war auch, dass ich weiter arbeite und mein Mann nur 3 Tage freiberuflich arbeitet. So bin ich nach 5 Wochen 10 Stunden am Tag , 5 Tage die Woche ohne jedes schlechte Gewissen arbeiten gegangen.
Da ich auch als Kind mit meiner stets selbstständig arbeitenden Mutter und als Schlüsselkind aufgewachsen bin, habe ich nie anders denken können. Auch das 2. Kind ist ganz früh, wirklich als Säugling, in die Hände von Marlene gekommen. Ich glaube, man kann bei mir sagen, dass ich genau so, wie meine Mutter es gelebt hat, es sich bei uns fortgesetzt hat. Ich habe nicht so viel nachgedacht, sondern bin teilweise naiv, aber auch sehr frei in den Gedanken an das Muttersein (gibt es für mich irgendwie nicht)mit allem umgegangen.
Ich habe eher immer ein schlechtes Gewissen bei solchen Diskussionen, dass ich dieses Muttersein nicht so empfinden kann….aber abschliessend kann ich sagen, dass unsere Kinder sich wunderbar entwickelt haben und Marlene ihre 2. Mutter ist…nach dem Motto…ein ganzes Dorf erzieht unsere Kinder…
Liebe Grüsse, und vor allem wünsche ich Dir und Deiner Familie ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr, Frida
Liebe Frida,
es wäre gut, wenn wir ein Stück zurück könnten und das Elternsein wieder leichter nehmen könnten. Heute unterliegt es dem gleichen Leistungsanspruch wie die Arbeitswelt an uns stellt. Jedenfalls empfinde ich es so. Dass du das "Muttersein" nicht so empfinden kannst, finde ich entspannend.
Herzlich
I.
PS: Eine Marlene hätte ich auch gerne.
Glücklich wer die Wahl (und damit auch die Qual) hat!
Frankreich hat die Lösung übrigens auch nicht gefunden… es gibt LANGE nicht so viele (bezahlbare) Kleinkinderbetreuungsplätze wie nötig und in Krisenzeiten wird natürlich an allen Ecken und Enden gespart.
Vielleicht haben arbeitende Frauen hier ein bisschen weniger Schuldgefühle (und das ist ja auch schon mal was), aber der Stress der Doppel- und Dreifachbelastung bleibt… schwierig und wahrsscheinlich nur individuell lösbar, jeder so, wie er kann…
herzliche Grüsse ins Nachbarland!
Das ist interessant. Hier stellt man sich die französischen Vereinbarkeitsbedingungen wunderbar vor… aber das ist wohl typisch. In Skandinavien ist ja auch alles besser 😉
Herzlich
I.
Ihr Lieben,
habt vielen, vielen Dank für eure Worte, die klugen und nachdenklichen Denkanstösse. Ich hoffe, der Austausch geht weiter. Es tut so gut und not.
Liebste Grüße
I.
Liebe Indre,
auch mich beschäftigt das Thema sehr – obwohl ich gerade erst in die Berufswelt/Karriere eingestiegen bin und noch keine Kinder habe. Ich denke, dass es wichtig ist mehr Vorbilder zu sehen, die ihre berufliche Entwicklung und Familie vereinen. Es ist klasse, dass ihr Euch die Erziehung und den Haushalt teilt. So eine Kombi kann ich mir später auch gut vorstellen! Was bis jetzt noch gar nicht erwähnt wurde ist die Unabhängigkeit, welche man durch seine eigene Berufstätigkeit behält/erlangt. Dies ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt. Dadurch, dass 'das Geld verdienen' auf 4 Schultern verteilt ist, entsteht bestimmt auch weniger Druck, wenn es z.B. einem Arbeitgeber nicht so gut geht.
Liebe Grüße, F.
Ps: Dieses Buch zum Thema hört sich SEHR gut an. My Way: Nur Karriere, nur Kinder oder beides? – so kann es klappen: Wie Frauen erreichen, was wirklich zu ihnen passt (Carola Kleinschmidt)..vllt hilft es Dir, Deine Gedanken zur Ruhe zu bringen.
Liebe F.,
vielen Dank! Ja, der Punkt der Unabhängigkeit – er ist bisher nicht aufgekommen. Dabei war und ist es gerade für mich ein wesentlicher Aspekt, warum ich arbeite. Ich habe erlebt, was es heißen kann, wenn Frau alles auf die Karte Familie setzt und dann bricht alles auseinander… und ich habe einige Jahre mehr oder weniger allein das Familieneinkommen gesichert und weiß daher auch, wie schön es ist, wenn diese Verantwortung auf 4 Schultern verteilt wird. Männer sind ja quasi seit Jahrhunderten darin geschult, diese Last allein zu tragen und nehme die Strapazen dessen vielleicht nicht (mehr/noch nicht) wahr. Ich fand es belastend.
Das Buch werde ich lesen. Danke für den Tipp.
Herzlichst,
I.
nur eine zufriedene frau kann eine gute mutter sein. und was man zur eigenen zufriedenheit braucht ist so unterschiedlich wir wir menschen es eben sind. da gibt es kein patentrezept, weder allgemein noch im einzelnen. es ist eine ständige suche und ein ewiger balanceakt und muss immer wieder neu infrage gestellt werden
Liebe Hanna,
du hast recht. Ich bin mir allerdings gar nicht immer so im Klaren darüber, was ich brauche zur eigenen Zufriedenheit. Aber vielleicht ist das genau die ständige Suche, der ewige Balanceakt und das Immer-wieder-Infragestellen, von dem du schreibst…
Herzlich
I.
genau das meine ich, zu jeder zeit macht einen etwas anderes glücklich. man darf sich nicht zusehr vor veränderungen fürchten, sondern sollte einfach mal ausprobieren (also ich mein das jetzt auf dieses thema bezogen). zurück gehts fast immer!
Liebe Indre,
vorweg: ich lese deinen blog sehr gerne gerade wegen dieser deiner Denkanstöße.
Mein Eindruck mit zwei Kindern (4 + 8): Es ist genau die Erwartungshaltung, das kulturelle Bild einer guten Mutter, die zumindest bei mir immer wieder die innere Zerrissenheit auslöst, wenn ich versuche, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Ich bin gerne Mutter aber ich bin auch gerne berufstätig. Glücklicherweise habe ich einen Partner, der sich die Familienaufgaben mit mir teilt, so dass ich auch mal lange arbeiten kann. Und ich habe kein schlechtes Gewissen dabei, denn ich schaue meine Kinder an und sehe, dass ihnen nichts fehlt.
Ich denke, jede Mutter merkt relativ schnell, womit sie glücklicher ist: zu Hause beim Kind zu bleiben, schnell wieder arbeiten zu gehen, halbtags zu arbeiten usw. Und auch ich finde, jeder soll das so handhaben, wie er es für das Beste für sich und sein Kind hält.
Aber da ist eben auch die Erwartung von außen. Beispiel Schule: Es wird erwartet, dass Eltern ihre Zeit einbringen – da wird hier Unterstützung beim Basteln für den Adventsbasar gesucht und da sollen Eltern die Lesestunden begleiten und ein anderes Mal kommen die Kinder von einem Ausflug und müssen früher abgeholt werden. Wohlgemerkt alles Vormittags-/Mittagstermine unter der Woche an einer "normalen" staatlichen Schule. Wo berufstätige Menschen i. d. R. arbeiten gehen. Natürlich kann ich mich dem komplett verweigern. Aber genau das ist der Punkt: Wir sind dann die, die gar nichts machen, die kein Interesse an ihrem Kind haben und außerdem ist auch mein Kind traurig, wenn wir die Einzigen sind, die nie da sind. So wird eine Erwartungshaltung aufgebaut, die berufstätige Eltern (und ja, v. a. Mütter) in diesen inneren Konflikt bringen. Als Angestellte kann ich nicht einfach immer mal später kommen, früher gehen etc. Möchte aber natürlich für mein Kind da sein. Ich kenne eine Schule, die genau aus dem Grund bis 16:00 Uhr die Betreuung garantiert und keine oben beschriebene "Elternhilfe" in Anspruch nimmt. Um keine "Zwei-Klassen-Elternschaft" entstehen zu lassen und um bspw. eine Verkäuferin nicht in Gewissenskonflikte zu bringen. Ich halte das für einen sehr guten Ansatz.
Ich finde nämlich auch, dass nicht entscheidend ist wie viel Zeit wir mit unseren Kindern verbringen, sondern in welcher Form. Und auch da finde ich übrigens, dass der dauernde Leitsatz der "Quality-Time" Eltern wieder unter Druck setzt. Es reicht nämlich meiner Meinung nach vollkommen, dass Mama/Papa anwesend und ansprechbar für die Kinder sind. Der "schnöde Alltag", wie ihn Ms Fisher so schön beschrieben hat.
Liebe Indre, wir sollten viel weniger darüber nachdenken, ob wir gute Mütter sind und mehr unserem Gefühl trauen. Und mehr Normalität zulassen. Wie oft habe ich mir das schon gesagt. Und trotzdem nagt dieses blöde Gefühlsbiest der eigenen Unzulänglichkeit dauernd an mir. Seufz.
Alles Liebe für Dich und dein kleines Mädchen! Katja
Liebe Katja,
danke für deine Worte! Ja, dieses blöde "Gefühlsbiest", das immer wieder aus dem Hinterhalt springt und mir in die Seele beißt. Ein gutes Bild. Wie es wohl ausschaut das Biest? Ich werde es mal beobachten… ich glaub, es ist fast klein und zart, aber sehr zäh und wendig.
Was Sindy (Fräulein Fisher) und du zum "schnöden Alltag" schreibt, ist ein so wohltuender und erleichternder Gedanke, der sich auch immer wieder in mein Gedankenknäuel gewickelt hat, aber etwas unsichtbar blieb. Diese "Quality Time" ist nämlich – wie du schreibst – der nächste Leistungsanspruch an Eltern. Mehr Normalität heißt heute vor allem wohl: Erwartungen (seien es kulturelle Leitbilder oder neue politisch motivierte Elternbilder) mit einem Augenzwinkern und ganz bewusst enttäuschen.
In diesem Sinne eine besinnliche und unbeschwerte Adventszeit 😉
Herzlichst,
I.
Danke, liebe Indre, für deine Worte.
Ich bin noch nicht soweit. In ein paar Jahren vielleicht.
Dennoch kenne ich schon jetzt solche Gedankengänge.
Gerade deshalb, lieben Dank dafür.
Ganz herzlich
Marie
Danke, liebe Marie, für dein Feedback. Es freut mich so, dass meine "schweren Gedanken" zum Denken anregen. LG I.
Liebe Indre,
Danke für Deine weitreichenden Denkanstösse, schon über den Konsum habe ich mir unlängst meine Gedanken gemacht…
Jede Mutter ist wohl eine gute Mutter, wenn sie für sich den richtigen Weg gefunden hat. Mich hat die permanente Suche danach immer eher belastet. Und ich denke, sie hat mir auch die Zeit geraubt, die ich im Nachhinein lieber hätte mit meinem Kind verbringen wollen. Inzwischen lebe ich mehr im Moment und geniesse die Zeit, die ich mit meinem wachsenden Kind habe. Den angestrebten Karriereplan habe ich bisher nicht erfüllen können (vielleicht hätte es aber auch ohne Kind einfach nicht geklappt – im Moment bin ich 50% beschäftigt/ befristet) und doch bin ich sehr zufrieden in meinem Hier und Jetzt. Manchmal wünschte ich mir mehr Akzeptanz für dieses Hier und Jetzt. Von außen kommen zu mir eher Impulse und Nachfragen, wie es denn nun beruflich perspektivisch weiter geht. Mich belastet das. Denn ich möchte jetzt lieber Zeit mit meinem Kind und nicht an der Karriere basteln. Und doch verstehe und unterstütze ich auch jene Mütter, die eben eine gute Mutter sind, weil sie sich beruflich verwirklichen. Ich denke, wir sind eben genau dann die besten Mütter, wenn wir nach dem eigenen Bauch handeln und einen Weg beschreiten, der uns glücklich macht. Nicht in 10 oder 20 Jahren sondern jetzt. Bestimmt hat jede Mutter ein anderes Bauchgefühl, einen anderen Weg. Ist das nicht einfach gut so…? Herzliche Grüße, weiter denkend… Marja
Liebe Marja,
es freut mich sehr, dass du meine "schweren Themen" als Denkanstöße verstehst. So sind sie gemeint und es macht mich froh, wenn daraus so eine Dialog entsteht wie hier!
Von dem Druck, von dem du schreibst, erzählen mir auch immer wieder Freundinnen mit kleinen Kindern, die nicht arbeiten bzw. (vergebens) eine flexible Arbeit (siehe Suse) suchen. An sie werden genau dieselben Sätze herangetragen: Wie geht es weiter? Du musst doch… etc. Ich glaube, dass jede/r, die/der sich entscheidet, seinen Lebensschwerpunkt nicht auf Arbeit / Karriere zu setzen, mit diesen Fragen und auch Vorwürfen konfrontiert ist. In unserer protestantisch geprägten Welt ist Arbeit ein Muss und Musse verwerflich (dazu gibt es eine spannende Auseinandersetzung: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/faulheit-und-musse-die-entdeckung-der-langsamkeit-a-837573.html). Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass der Druck auf Mütter besonders hoch ist… liegt das daran, dass Wirtschaft und Politik ja mit viel Energie daran arbeiten, die "Frauenerwerbsquote zu erhöhen", um den sich abzeichnenden Fachkräftebedarf zu decken? … wenn das Ergebnis Druck und innere Zerrissenheit ist, ist das Vorgehen wohl nicht das richtige…
Danke für deine Denkanstöße!
Liebe Grüße
I.
Noch ergänzend: ich finde den Kommentar von Irina (11.24 Uhr) super treffend. Er unterstützt genau das, was ich denke. Sie hat es nur besser ausgedrückt und noch einen tollen Vergleich von ihren Kindern und denen ihrer Schwägerin gebracht.
(Ihr Kommentar war noch nicht freigeschalten, als ich meinen verfasst hatte.)
Ganz liebe Grüße
Katja
Dein Beitrag spricht mir aus der Seele!
Ich bin Mama von drei Mädels (6;4;1,5) und habe nach dem Studium relativ schnell während eines Praktikums (ja, Generation Praktikum) mein 1. Kind bekommen. Dann selbständig und mit einem befristeten Vertrag gearbeitet, wieder selbständig und dann Kind No.3.
Die BetreuungsInfrastruktur läßt mehr als ein paar Stunden Arbeit außer Haus nicht zu.
Ich fühle mich aber kräftemäßig in der Lage auch mehr zu arbeiten. Aber ich brauche etwas, was ich flexibel machen kann. Später, mit steigendem Alter der Kinder kann ich auch immer mehr arbeiten.
Für mich ist es schwierig meine Kinder fremdbetreuen zu lassen. Ich hatte bisher immer Glück mit Tagesmutter und Kindergarten, daß es meinen Kindern rundum gut ging/geht.
Nun ist die Tagesmutter ausgefallen und ich müßte die Jüngste in die Krippe geben (wenn ich einen Platz bekommen würde, das ist fraglich). Aber das macht mir Bauchschmerzen, weil ich eben darauf konditioniert bin, daß so kleine Kinder es bei der Mutter am besten haben.
Außerdem bräuchte ich einen Hortplatz für die Große und später dann auch für die Mittlere. Ich weiß jetzt schon, der Großen würde es nichts ausmachen, die Mittlere wäre total überfordert.
Nun muß ich sagen, daß wir nicht zwingend auf mein Gehalt angewiesen sind. Wäre schön, geht aber auch irgendwie anders.
Aber ich WILL arbeiten. Austausch mit Kollegen haben, Anerkennung bekommen…
Wir brauchen nicht mehr Krippenplätze sonder flexible Arbeitsplätze!!
Liebe Grüße
Suse
Liebe Suse,
danke für deine offenen Worte! Du hast recht: wir brauchen viel flexiblere Arbeitsbedingungen. Ich selbst habe das Glück in einem Unternehmen zu arbeiten, wo individuell flexible Lösungen gesucht und umgesetzt werden. Das macht vieles möglich. Es fordert aber alle, nicht nur die Köpfe auf Leitungsebene. Denn Teilzeit, Home-Office, Vertrauensarbeit etc. funktionieren nur, wenn alle – Kollegen und Kunden – mitmachen und z.B. Termine um Teilzeit herumlegen, füreinander einspringen etc.
Ich wünsche dir, dass du eine flexible Möglichkeit findest. Mein Mann war lange Zeit selbstständig. Das war zwar auch mühsam, weil unsicher, aber wunderbar flexibel.
LG I.
Liebe Indre,
Deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Welcher Mutter heutzutage geht es nicht so? Auch ich mache mir natürlich diese Gedanken. Zu einem endgültigen Schluss bin ich aber noch nicht gekommen.
Ich denke, es gibt auf jeder Seite gute Argumente. Für mich das Wichtigste ist allerdings das, das auch ChristinaInAustralien genannt hat: die Eltern müssen glücklich sein. Und da gibt es keine Pauschallösung. Lassen wir mal die Fälle weg, wo das zweite Einkommen der Mutter existenziell wichtig ist. Die eine Mutter ist glücklich, wenn sie drei Jahre lang zuhause ist und das Kind anschließend in einen Halbtageskindergarten kommt. Die andere Mutter ist glücklich, neben dem Mamasein tagsüber in der Arbeitswelt zusätzlich gefordert zu werden und ihr Kind darum schon mit einem Jahr in eine Ganztageseinrichtung gibt. Dass alle Mütter sich irgendwie ungern vom Kind lösen, wird sicherlich immer der Fall sein. Trotzdem steht für mich eben dieses Glück der Mutter/der Eltern sehr weit oben.
Ja darf man denn das eigene Glück über das Glück der Kinder stellen?? In gewisser Hinsicht schon. Ich glaube, dass ein Kind mit unglücklichen Eltern es sehr schwer haben wird, selbst glücklich zu sein. Eine arbeitende Mutter, die aber glücklich ist, wird sich in der kurzen Zeit, die sie mit ihrem Kind verbringt, vermutlich viel intensiver mit ihm beschäftigen (zumindest hoffe ich das), als vielleicht eine Mutter, die den ganzen Tag daheim, dabei aber unglücklich ist. Wie gesagt, viele daheimbleibende Mütter tun dies aus Überzeugung und sind damit auch glücklich und beschäftigen sich trotzdem intensiv mit ihrem Kind. Das ist super. Ich wollte nur aufzeigen, dass nicht die Menge an Zeit entscheidend ist, sondern die Qualität der Zeit, die man mit seinem Kind verbringt.
Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man auf die Signale achten muss, die ein Kind sendet. Ein Kind, das den ganzen Tag alleine mit Mama ist, kann auch unterfordert sein. Ein außer Haus betreutes Kind wiederum kann überfordert sein. Trotz allem Elternglück muss man diese Signale beachten und versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden. Wenn man nicht auf das Zweiteinkommen dringend angewiesen ist, vielleicht reicht dann auch schon eine Teilbeschäftigung der Mutter. Oder der Vater tritt ein wenig kürzer und kümmert sich mit um das Kind, dass die Mutter auch ein wenig arbeiten kann (das wäre eigentlich erstrebenswert, das sich beide kümmern).
Und vielleicht sollte man sich überhaupt nicht so viele Gedanken machen und ständig Studien lesen oder auf andere hören usw., sondern einfach nach seinem Gefühl gehen und schauen, ob das Kind mit der Situation glücklich ist. Wenn es glücklich ist, warum alles in Frage stellen?? Dann ist doch alles gut, egal ob arbeitend oder daheimbleibend.
So, das waren jetzt meine ersten Gedanken zu dem Thema. Ich könnte natürlich noch viel länger dazu schreiben ;-). Ich bin immer offen für neue Blickwinkel.
Liebe Grüße
Katja
Liebe Katja,
alle deine Punkte würde ich unterschreiben. Besonders bemerkenswert finde ich aber vor allem deine letzten Sätze: Ja, wir sollten uns vielleicht wirklich weniger Gedanken darüber machen, was alles falsch oder richtig ist und viel mehr "einfach machen". Früher haben sich die Eltern einen Bruchteil unserer heutigen Gedanken gemacht. Wenn überhaupt. Aber es ist gar nicht so einfach. All die Studien, die politischen Kampagnen (z.B. Elterngeld, Vätermonate, Vereinbarkeit etc.), die mediale Berichterstattung und nicht zuletzt wir Eltern/Mütter selbst … das Thema, die Gedanken drängen sich auf. Aber wenn wir Mütter und Väter entspannter und lockerer werden, könnte es was werden … aber das wird wohl noch etwas dauern …
LG I.
Hallo Mima!
Ich wohne auf dem Land mit ca. 2000 Einwohnern. Kitaplätze sind vorhanden. Ich war nie eine Karrierefrau, sondern bin in den letzten Jahren arbeiten gegangen, um unsere Kinderwunschbehandlungen zu finanzieren! Also eher Mittel zum Zweck!
Nach 7 Jahren habe ich dann endlich unsere Zwillinge gesund und lebend auf die Welt bekommen.
Ich bin jetzt das vierte Jahr zu Hause. Die beiden sind mit drei Jahren halbtags in den Kindergarten gekommen.
Für mich ist eine Fremdbetreuung vor dem 3. Lebensjahr und eine Ganztagsbetreuung im Kiga nie in Frage gekommen, einfach deshalb, weil ich als Hausfrau und Mutter meine Erfüllung gefunden habe!
Was ich mache, wenn die Kinder erwachsen und aus dem Haus sind, weiß ich nicht, und ich mache mir da auch noch gar keine Gedanken darüber 🙂 Ich bin glücklich, so wie es jetzt ist!
Meine Schwägerin wohnt in München und war schon vor ihrem Kind Karrierefrau. Im Beruf hat sie ihre Erfüllung gefunden!
Sie hat ihr Kind etwa zur gleichen Zeit wie ich bekommen und ist nach einem Jahr wieder arbeiten gegangen. Die kleine kam den ganzen Tag in eine Krippe, Sie hat ihre Arbeit vermisst, suchte die Anerkennung im Beruf! Und sie ist so gerne Mutter!
Und soll ich dir was sagen: Unsere drei Kinder unterscheiden sich nicht im geringsten!
Wenn wir uns treffen, sehe ich drei glücklich spielende Kinder! Sie sind alle aufgeweckt, offen, kontaktfreudig, zickig und bockig, streiten sich, vertragen sich! Alles so wie es sein soll!
Ich bin der Meinung, liebe Indre, dass eine gute Mutter einfach zufrieden und glücklich sollte indem was sie tut! Und genau das spürt ein Kind! Deine Arbeit erfüllt dich und du bist gerne Mutter! Und so ist es genau richtig!
Ich denke nicht dass einem Kind etwas fehlt oder es gar leidet, wenn die Mama berufstätig ist und kaum Zeit hat, sondern, dass man sich die noch vorhandene Zeit richtig einteilt, um dann intensiv mit einem Kind zu spielen oder sich mit ihm bewusst zu beschäftigen. Und genau das macht ein glückliches Kind aus! Wenn sich Mama und Papa Zeit für ein Kind nehmen, egal wie lange diese auch ist!
Alles Gute für Euch!
Irina
Liebe Irina,
die Wertschätzung gegenüber den verschiedenen Modellen des Mutter-/Elternseins, die du in deinen Worten ausdrückst, berührt mich und ist wunderbar. Wenn wir nur mehr davon leben würden, dann bräuchten wir das "Rabenmutter"-Modell und den Faulheitsvorwurf (siehe Kristinas Beitrag) einfach nicht mehr. Das wäre so befreiend!
Alles Liebe euch!
I.
Erstmal vorweg: Noch habe ich keine Kinder, das Thema ist aber sehr aktuell bei meinem Mann und mir.
Was mich irgendwie bei diesen ganzen Studien und Artikeln usw. stört, ist, dass es immer nur um die Mutter geht. Meiner Meinung nach muss sich nicht die Wahrnehmung, wie eine Mutter zu sein hat, ändern, sondern es muss sich die Wahrnehmung ändern, dass nur ein Elternteil für das Kind (die Kinder) zu sorgen hat, bzw. sie betreut.
Obwohl meine Mutter 9 Jahre lang bei mir und meinem Bruder zuhause war und sich leidenschaftlich und toll um uns gekümmert hat (sie war Lehrerin und konnte danach auch relativ problemlos wieder einsteigen), war mir IMMER klar, dass ich mal einen Partner haben möchte, mit dem ich alles TEILEN kann. Auch die Kindererziehung. Warum soll denn nur ich entscheiden müssen, ob ich Familie oder Job machen möchte, der Vater hat doch auch seinen Beitrag dazu geleistet, die Kinder zu zeugen, da kann er ruhig auch einen Beitrag zur Erziehung leisten (und nicht nur einen, bei dem es nicht weh tut).
Gottseidank möchte mein Mann genauso gerne wie ich, dass wir gleichberechtigt sind – d.h. gleichberechtigt unserem Job nachgehen, aber auch gleichberechtigt den Haushalt schmeißen und gleichberechtigt unsere zukünftigen Kinder erziehen. Und gottseidank (denn das ist auch nicht selbstverständlich) traue ich ihm auch zu, Haushalt und Kinder genauso gut zu managen wie ich.
Natürlich ist mir klar, dass sich unser Vorhaben erst einmal bewähren muss, denn noch sind wir ja kinderlos. Man muss sich das schon vornehmen. Aber ich bin mir sicher, dass es sich lohnen würde.
Mein Wunsch für die Zukunft ist also, dass man dieses Thema nicht immer nur an den Müttern festmachen sollte. Und wenn mehr Männer eine Halbtagsstelle bekleiden möchten, wird es Frauen hoffentlich auch nicht mehr so schwergemacht, wenn sie weniger arbeiten möchten/müssen.
Das stimmt. Es geht immer um die Mütter. Gibt es den "Rabenvater" eigentlich? 😉 Ich hoffe auch, dass sich da bald etwas ändert. Im Kleinen tut es das ja schon. Mein Mann und ich teilen uns auch alles – vom Haushalt bis zur Elternschaft. Und in meiner Firma gibt es viele Kollegen, die weit mehr als 2 "Vätermonate" nehmen. Aber von einer Selbstverständlichkeit sind wir eben doch noch weit entfernt …
LG I.
Liebe Indre, eines vornweg: ich mag Deine Denkanstöße und Gedanken sehr! Zum Thema "Konsum vs. Zeit" schreibe ich gerade meine Gedanken zusammen. Das ist so viel, weil ich auch gerade mittendrin stecke, dass ich meine Gedanken erst einmal strukturieren muss, bevor ich das jemanden unter die Nase halte 🙂
Das heutige Thema ist für mich nicht ganz so vielschichtig. Meiner Meinung nach, ist man so lange keine Rabenmutter, wie man es schafft, das Kind zu adäquaten Zeiten (zwischen 15 und 16 Uhr) vom Kindergarten abzuholen und dann in einen normalen Alltag einzubinden. Ich finde nicht, dass das Kind im Kindergarten leidet. Im Gegenteil, es lernt fürs Leben! Dazu gehört für mich auch ein Oma/Opa/Tante-Nachmittag alle zwei Wochen oder wenn es mal eng ist auch jede Woche. Aber der Nachmittag mit Mama und Papa sollte Normalität sein. Denn, wenn ich etwas in der heutigen Zeit vermisse, dann ist es Alltag. Ein schnöder Alltag. Mal Hausarbeit, mal Langeweile, mal ein Besuch in der Bibliothek, mal ein Besuch bei Freunden, ein Eis, Spielplatz .. Dazu das ein oder andere familiäre Ritual. Alles nichts besonderes und vor allem immateriell. "Nur" ZEIT für das Kind und die Familie.
Das ist natürlich schwer, wenn man einem anspruchsvollem Job nachgeht. Wenn ich könnte, würde ich meinen derzeitigen Job sofort gegen einen anspruchsvollen, arbeitsintensiven tauschen. Bei mir würde das bedeuten, mindestens 2 Abende die Woche nicht zu Hause zu sein. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Zumindest jetzt noch nicht. Wenn die Kinder ihre eigenen Wege gehen (vielleicht so zwischen 10 und 12 Jahren, je nach Kind!?) und auch mal froh sind, dass Mama und Papa nicht immer zu Hause sind, dann, ja dann, denke ich nochmals intensiv darüber nach, ob ich meine berufliche Situation nicht ändern möchte. Da bin ich dann 40 Jahre alt und finde, dass ich auch im Arbeitsleben noch nicht am Ende angekommen bin. Alles ist möglich. Und vielleicht sehe ich dann viele Dinge auch anders? Bis dahin gebe ich mich natürlich nicht auf. Auch ich habe Bedürfnisse, die gestillt werden müssen und nicht immer die Anwesenheit von Kindern zulassen. Und so wähle immer wieder einen Job, der mich fordert, bei dem ich aber ohne Probleme nach 8h nach Hause gehen kann. Oder auch früher, wenn im Kindergarten mal eine Aufführung ist oder ein Puppentheater statt findet.
Natürlich ist es auch ein Weg, einen Babysitter zu engagieren. Die Kinder erleben dann auch viele wunderbare Momente. Aber da finde ich es eben für uns (!) wichtig, dass sie das meistens mit uns, den Eltern, tun.
Ich habe so viele Menschen in dem Beratungsgeschäft kennengelernt, die schon große Kinder hatten und alles dafür tun würden, könnten sie die Zeit zurückdrehen und doch jeden Nachmittag/Abend mit der Familie verbringen (anstatt 16h und mehr zu arbeiten und dann an der Hotelbar hunderte Kilometer weit weg von zu Hause zu versacken) und ihre Kinder aufwachsen sehen. DAS hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und DAS möchte ich mir nie vorwerfen müssen.
Und sollte trotzdem jemand sagen, ich sei eine Rabenmutter, weil mein Kind täglich 8h im Kindergarten verbringt. Ja, dann ist das seine Meinung. Das nehme ich mir aber nicht an. Denn das wichtige ist, dass wir glücklich sind. Und das kann ich bestätigen. Hole ich nämlich das kleine Mädchen vor 15 Uhr ab, ist sie oft beleidigt, weil sie noch Spielpläne hatte. Das heißt nicht, dass sie nicht gern nach Hause geht. Ich möchte nur zeigen, dass sie auch sehr sehr gern im Kindergarten ist und dort so viele schöne Momente erlebt.
Liebe Indre, wenn Dir das Thema "Rabenmutter" so zu denken gibt, vielleicht gibt es bei Euch auch noch Änderungsbedarf? Ich merke oft, dass das der Fall ist, wenn mich ein Gedanke einfach nicht los lässt.
Alles Liebe, Sindy
Liebe Sindy,
vielen Dank, dass du deine Gedanken hier niedergeschrieben hast. Klug und treffend wie ich dich kenne 😉 Ja, dass ich immer wieder an diesen Konfliktpunkt komme, zeigt, dass da "etwas" ist. Was es ist, weiß ich noch nicht genau. Ob es Änderungsbedarf ist oder meine ganz eigene Geschichte mit dem Mutterbild. Es wird sich – da bin ich sicher – zeigen.
Was du zur 8-Stunden-Betreuung schreibst, kann ich nur unterschreiben. Auch für uns ist 8 Stunden das Maximum. Wir haben zwar keinerlei Familie hier (leider!), aber wir sind zu zweit und teilen auch die elterlichen Aufgaben paritätisch. So lässt es sich einrichten, dass ich meinem sehr intensiven, aber geliebten Job nachgehen kann – und mein Mann seinem. Ein Glücksfall eigentlich. Und doch lässt mich die Frage nach der "guten Mutter" nicht los…
Alles Liebe
I.
Unser Sohn ist gerada mal 10 Monate alt, d.h. ich bin noch Zuhause, rund um die Uhr bei ihm. Stellt sich natürlich die Frage, wie es in 2 Monaten weitergeht. Einerseits müßte ich eigentlich wieder arbeiten, aber andererseits: Will ich ihn wirklich allein lassen? Er wäre ja nicht allein, aber doch ohne mich! Es zerreißt mich. Es ist eigentlich nicht möglich, dass ich weiterhin bei ihm bleibe und nicht arbeiten gehe, denn wir brauchen doch das Geld. Ich hätte irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn ich so gar nicht am Geldverdienen beteiligt wäre. Und wir wollen dem Kleinen ja auch was bieten können. Aber wird er in der Kita glücklich sein, wird es ihm gut gehen? Ich weiß nicht, ob ich konzentriert arbeiten kann, wenn mein "Baby" in der Kita ist. Ich weiß auch nicht, wie andere das hinkriegen. Wenn ich Zuhause bleibe, bin ich die Faule, die nicht arbeiten will. Was nicht stimmt! Jede Mutter weiß, dass sich um ein Kind zu kümmern auch Arbeit ist, aber das zählt nicht!
Ich hoffe, ich habe nicht zu wirr geschrieben. Aber das Thema hat mich sehr angesprochen, da habe ich einfach drauflosgeschrieben!
Liebe Kristina,
ich kann deine Gedanken (die gar nicht wirr sind) gut nachvollziehen. Mascha ist mit knapp einem Jahr in die Kita gekommen und ich war anfangs immer wieder besorgt. Aber ich muss sagen, dass die Erzieher/innen wirklich herzallerliebst sind und so liebevoll mit den Kleinen umgehen. Mascha ist schon nach wenigen Wochen gerne in die Kita gegangen. Sie hat keinen Morgen geweint, sondern sich gefreut. Auf die Erzieher/innen und auf ihre kleinen Freunde. Das ist bis heute so und ein gutes Gefühl. Ich glaube, du musst keine Sorge haben, dass deinem Sohn nicht gut gehen könnte und deshalb nein zum Arbeiten sagen. Aber du hast auch alles Recht und alle Freiheit der Welt, dich zu entscheiden bei ihm zu bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wirklich irgendjemand meint, dass sei faul. Und wenn doch, wer sagt so etwas? Ich hoffe, es sind keine berufstätigen Mütter 😉
Liebe Grüße
I.
Na, Moment mal: die Gemuetslage scheint sich da zwischen Ost und West schon sehr zu unterscheiden, und ich wuerde auch mal annehmen, dass der ostdeutsche Wert in den spaeten 80ern und fruehen 90ern noch tiefer lag. Sicher nicht so tief, wie ihn die Genossen gern gesehen haetten, aber doch noch unter dem heutigen.
In Frankreich ist die Kinderbetreuung ja sehr straff organisiert. Ich habe das bei meiner Cousine gesehen, einer Schwaebin, die in Paris ihre Kinder grossgezogen hat, mit dem franzoeschischen Mann (und den Schwiegereltern, die auch ihre Vorstellung von Erziehung hatten). Da ging's relativ flugs in die maternelle, und als dem juengeren Kind das alles zuviel wurde, gab's zu Hause schon Konflikte um die Fragen der Erziehung, Vorwuerfe der Verhaetschelung, weil man die Probleme der Kleinen zu sehr psychologisiere, usw. Um die Geschichte auf Deine Frage zu beziehen: da gibt es auch ein Mutterbild, das nicht unproblematisch ist…
Ich habe zwar noch keine Kinder, denke aber (vielleicht etwas naiv), dass glueckliche Eltern wichtig sind: Eltern, die auch noch Zeit haben, ihren eigenen Plaenen und Traeumen nachzujagen…
Liebe Christina,
ein schöner und – für mich – richtiger Satz. Es ist wichtig, dass ich als Mutter auch träumen und eigene, durchaus auch egoistische Wünsche haben kann. Dann bin ich viel entspannter und auch eine bessere i.S.v. zufriedenere und offene Mutter.
LG I.
In unserem Freundeskreis, in dem das Kinderkriegen ja erst vor 2-3 Jahren so richtig begonnen hat, waren alle jungen Mütter relativ schnell wieder bei der Arbeit und die Kinder in der Kita.
Für mich ist das nichts Unnormales, meine Mutter ist auch berufstätig (und war es auch, als ich klein war, nur dass es damals keine Kita gab, sondern die Großeltern glücklicherweise vor Ort waren) und meine Schwester hat auch neben Vollzeitjob zwei Kinder groß gezogen (Sie sind jetzt 9 1/2 und fast 13, das zählt bei mir schon zu "groß"). In meinem Leben gab/gibt es fast nur berufstätige Mütter.
Es ist für mich ein wenig seltsam: Die Dichotomie "gute Mutter (daheim) – Rabenmutter (berufstätig)" gibt es in meinem Leben noch gar nicht lange, sondern sie wurde erst in den letzten Jahren, hauptsächlich über die Medien, an mich herangetragen. Vermutlich auch, weil ich mich vorher nicht mit dem Thema auseinandergesetzt habe, weil Kinder kriegen ja irgendwo in sehr, sehr, sehr weiter Ferne lag.
Ich hielt es für vollkommen normal, dass eine Mutter eine gewisse Zeit nach der Geburt eines Kindes wieder arbeiten geht. (Und ich komme aus dem tiefsten Südwestdeutschland, ländliche Region, wo es ja eigentlich mit am schlimmsten ist.)
Dass diese Rollenbilder so einen großen Einfluss haben und solch große Konflikte auslösen, irritiert mich sehr, weil diese Aufteilung nicht meiner Wahrnehmung entspricht und ich mich erst damit auseinandersetzen muss. Natürlich weniger stark als diejenigen, die bereits Kinder haben und diesen Konflikt selbst spüren, denn ich kann nur aus einer Beobachterperspektive sprechen, da ich kein Kind/keine Kinder habe. Das Thema beschäftigt mich dennoch, denn irgendwann in den nächsten 5 Jahren (plus/minus) werde ich mich auch direkt damit auseinandersetzen müssen. Vielleicht darf ich dann ein wenig von den Erfahrungen derjenigen, die jetzt schon Kinder haben, profitieren. Ich hoffe es.
Viele liebe Grüße!
Liebe Miri,
vielen Dank für deine Gedanken! Wahrscheinlich hast du recht: Wenn man es als Kind schon erlebt hat, dass die eigene Mutter berufstätig und das ganz selbstverständlich war, hat man diesen Konflikt vielleicht gar nicht so sehr. Ich hoffe und wünsche dir, dass du diese zwei Rollen (Berufstätige und Mutter) gut vereinbaren kannst – in jeder Hinsicht. Und vielleicht hat sich ja in 5 Jahren einiges getan, und das Bild der "Rabenmutter" ist verstaubt und vergilbt.
Herzlich
I.