
Kind: „Was macht der Mann, Mama?“
Mutter: „Er sucht seine Zeichensachen zusammen?“
Kind: „Malt er hier?“
Mutter: „Ja.“
Kind: „Warum?“
Mutter: „Weil er Künstler ist.“
Kind: „Arbeitet er immer hier?“
Mutter: „Oft.“
Das Kind beobachtet ihn. Schaut zu, wie er Ding für Ding aus seinem Stoffbeutel nimmt, wie er nach und nach ein winziges Tischatelier schafft. Drei Bleistifte, Tinten, Tusche und winzige Kladden. Eine Pappe, nicht größer als ein Bierdeckel, dient als Klemmbrett.
Die Bedienung bringt Kaffee.

Er kramt in seinem Stoffbeutel, legt ein Papier zum Rest. Notizzettelgroß. Nimmt einen Schluck Kaffee. Klemmt das Papier auf die Pappe, zieht einen ersten Strich.
Kind: „Mama, darf ich zusehen, wie er malt?“
Mutter: „Bestimmt.“
Kind: „Fragst du ihn? Bitte, Bitte!“
Die Mutter geht und fragt.
„Oh, is it your daughter? She’s a princess! Do you agree, that I draw her?“
Die Mutter blickt zum Kind. Das Kind nickt.
Er setzt den Bleistift an. Wir bestellen entgegen unserem Plan eine zweite Runde Kaffee.
Später wird er uns das winzige Portrait mit den Worten schenken:
„It’s difficult to capture her. She grows up in every second.“
Edwin Dickmann
Der Maler

Edwin Dickman lebt seit 58 Jahren in Berlin. Immer wenn ich im P103 bin, ist er da und zeichnet. Die Zeichnung hat einen Ehrenplatz in Ma.’s Zimmer bekommen.
Eine überraschende Nachricht
Diese Nachricht erhielt ich vorgestern – zu meiner Überraschung und Freude – von Robert Whitfield King:
„If interested here is a link on a doc called Judgment On Paris staring Ed Dickman. It is about an artists relation with Germany and his loves.“
Robert Whitfield King
p.s. sorry, instagram name korrekt: michaelsen12
danke für ihren liebevollen bericht; wenn ich noch hinzufügen darf: edwin dickman hat lange in pollenca/mallorca gelebt, einige ölbilder aus dieser zeit (private sammlung) habe ich bei instagram gepostet,
michaelis12.
mit besten grüssen z.zt. noch aus pollenca, dann wieder aus berlin 🙂
maria reinecke
Sehr berührend. Danke!
"It's difficult to capture her. She grows up in every second." Ich bin verliebt. In diese Geschichte. Und in Edwin Dickmann.
Was für eine bezaubernde Geschichte <3
Wunderbar!Wunderbar!
eine bilderbuchgeschichte!
immer wieder schön, wenn man zeichnende menschen "in freier wildbahn" sieht 🙂
VG doro
Oh wie schön, liebe Indra, dass er hier einen Platz bekommt. Mich hat er auch schon einmal gezeichnet, als ich mit einer Freundin im Café neben ihm saß. Mir fehlte aber der Mut, ihn anzusprechen. Ich denke immer noch gern an diese Begegnung.
es gibt in graz einen kaffeehausmaler (walter felber, ich habe gerade nachgesehen, er ist auch ergooglebar) — einige ausgesuchte cafés, ganz viele kulturelle veranstaltungen, bei denen er anzutreffen ist, hereinspaziert kommt, seine zeichensachen auspackt und skizzierend die menschen um ihn herum porträtiert. eine ganz besondere poesie trägt dieses tun in sich.