KW 16 #unerhörterkinderkram

26. April 2016

„Sie sind zu früh wieder arbeiten gegangen.“ 

Wie ein Monolith stand der Satz im Raum. Ungläubig starrte ich ihn an, unfähig, seinen tieferen Sinn zu erfassen. Als ich es mir endlich gelang, setzte ein kleines Beben ein. Wäre es irgendwer gewesen, die diesen Satz gesagt hätte, er wäre an mir abgeprallt – ich war mir doch so sicher, dass ich (k)eine gute Mutter bin. Aber es war nicht irgendwer, sondern eine Frau, auf deren Meinung ich was gebe und die lautete in diesem Fall: Die frühe Krippenbetreuung ist für Kleinkinder Stress und birgt Risiken für ihre Entwicklung.

Nachdem ich die ersten Abwehrreflexe überwunden hatte und mich erst zag-, dann ernsthaft auf diese These einlassen konnte, muss ich sagen: Ja, da ist durchaus was dran. Nur: Was jetzt?

Für viele Eltern ist es kaum möglich, für Alleinerziehende überhaupt nicht, dass eine/r von beiden oder beide im Wechsel zwei oder drei Jahre beim Kind zuhause bleibt, was aus entwicklungspsychologischer Sicht das Beste wäre. Auch will oder vermag es nicht jede/r.

Als progressiv denkender Mensch halte ich „Rückwärtsrollen“ für Unsinn. Ich sehe vielmehr eine große Chance darin, den bisher unerhörten Kindern eine Stimme im politischen Betreuungsdiskurs zu geben.  

Es könnte einen Innovationsschub auslösen und ganz neue Betreuungsmodelle hervorbringen. Modelle, in denen zum Beispiel die räumliche Trennung von Arbeits- und Betreuungsplatz (zumindest zeitweilig) aufgehoben wird.

Also lasst uns doch mal mit Kindern durch die Decke denken für eine neue Kleinkindbetreuung.

6 Comments

  • Anonym
    9 Jahren ago

    Na und wenn man zwei Kinder im Abstand von ca. 3 Jahren bekommt, ist man schnell mal sechs Jahre zu Hause. Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich finde es wichtig, dass wir wirklich anfangen eine qualitativ gute Betreuung mit einem guten Personalschlüssel zu schaffen. Aber die Diskussion findet zu wenig statt und wird auch von Eltern zu wenig bedacht, erlebe ich zumindest im Umfeld so. Es entwickelt sich eine Selbstverständlichkeit Kinder 8 Stunden in Betreuung zu geben, und das finde ich wirklich viel. Schließlich ist man selbst nach so einem Arbeitstag k.o.
    Danke für den Link.
    Nadine

  • 9 Jahren ago

    mäh, beim großen bin ich nach 8 wochen wieder arbeiten gegangen -.- beim kleinen hab ich mir dann 4 monate gegönnt, auch nicht lang. der papa war zwar zu hause, aber MIR isses schwer gefallen. neue betreuungsmodelle wären echt mal angebracht! und dass nicht erwartet wird, dass man für den job durch halb deutschland zieht, dann aber keine omas als babysitter zur verfügung hat und dass dann auch wieder falsch ist wg fehlender bezugspersonen abseits von mama und papa. oder so.

    • 9 Jahren ago

      Wenn sich Arbeitgeber/innen, Eltern, Psycholog/innen, Pädagog/innen, Kinder, Unternehmer/innen, Wirtschaftler/innen, Künstler/innen, Therapeut/innen, Querdenker/innen, Politiker/innen etc. gemeinsam "durch die Decke" denken, käme sicher was Gutes bei raus. … stellt sich nur die Frage, wie wir sie zusammenkriegen?!

  • 9 Jahren ago

    ganz toller Mix von Gudrun Gut – danke für den link, wäre mir sonst echt was entgangen 🙂

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